systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

systeme 2023

Heft 1

N.N. (2023): Editorial. In: systeme  37 (1), S. 3-4.

Thomas Bachmann & Johannes Loermann (2023): Zur Wirksamkeit systemischer Interventionen im Kontext von Arbeit und Organisationen. In: systeme  37 (1), S. 5-30.

abstract:  Ziel der in diesem Beitrag vorgestellten Studie war es, den internationalen Stand der Forschung zu Einsatz und Wirksamkeit systemischer Interventionsformate im Kontext von Arbeit und Organisationen in Form eines systematic literature review (SLR) zu sichten und zu bewerten. Zunächst erfolgt ein umfassender Überblick über systemische Ansätze, Formate und Interventionen und die Probleme empirischer Wirksamkeitsforschung im systemischen Kontext. Auf Basis einer umfassenden Literaturrecherche werden dann 352 Studien zu systemischen Interventionen im Arbeits- und Organisationskontext hinsichtlich ihrer Qualität und Relevanz eingeordnet. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Studienlage umfangreich und heterogen sowie die Wirksamkeit systemischen Arbeitens in diesem Kontext umfassend beforscht ist. Auch wurden zahlreiche Wirkfaktoren identifiziert, die Qualität der­ Forschung entspricht jedoch nur teilweise den üblichen Standards bzw. liegt nur für einzelne Formate eine signifikante Anzahl von Studien vor. Für die weiterführende Forschung werden anschließend Empfehlungen gegeben.

Jana Demski (2023): Eltern zwischen Erwartungen, Problemlagen und Überforderung. Systemische Haltung der SPFH als eine Antwort auf die Intensivierung von Elternschaft. In: systeme  37 (1), S. 31-47.

abstract:  m neunten Familienbericht der deutschen Bundesregierung wurde gezeigt, dass Eltern zunehmend mehr Zeit für ihre Kinder aufbringen und damit von einer Intensivierung von Elternschaft gesprochen werden kann (BMFSFJ 2021). Durch die ­zunehmende Erwartungshaltung an Eltern und den sozialen Wandel benötigen Familien Unterstützung und Förderung durch die Kinder- und Jugendhilfe u. a. zur Stärkung elterlicher Erziehungskompetenz und Entlastung (Böllert 2014). Sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH) stellt eine Antwort auf die Intensivierung von Elternschaft dar. Sie ist gemäß § 31 SGB VIII eine lebenswelt- und alltagsorientierte Hilfeform (Richter 2013) und adressiert die gesamte Familie als System (Wolf 2015). Es geht nicht um eine Verantwortungsabnahme durch die Fachkräfte, SPFH soll den Familien „Hilfe zur Selbsthilfe“ ermöglichen. Ziel dabei ist die Aktivierung und Erschließung außer-familiärer Ressourcen (Macsenaere und Esser 2012). Systemisches Wissen und Denken gilt daher als eine Basiskompetenz in der SPFH (Helming, Blüml und Schattner 1999). In diesem Beitrag wird eine Interviewstudie dargestellt, die die systemische Haltung in der SPFH aus der Adressat*innenperspektive beleuchtet. Es kann aufgezeigt werden, welche Bedeutsamkeit ‚Haltung‘ aus Sicht der Adressat*innen hat.

Svenja Patzak (2023): Systemische Beratung und Therapie am Telefon. Eine erfahrungsbasierte Einführung. In: systeme  37 (1), S. 48-62.

abstract:  Dieser Beitrag stellt eine Einführung in die systemische Therapie- und Beratungsarbeit am Telefon dar. Aus praktischer Erfahrung und Perspektive werden wichtige Rahmenbedingungen beschrieben und Vor- und Nachteile der Telefonberatung beleuchtet, wie bspw. das manchmal mangelnde Commitment oder die Chance, „Nähe durch Distanz“ zu schaffen. Es wird darauf eingegangen, welche Unterschiede sich in verschiedenen Settings ergeben können und wann „Blended Counseling“ sinnvoll erscheint. Mit Blick darauf, wie sich die Beratungs- und Therapielandschaft in der Zukunft verändern könnte, erscheint es für Berater*innen und Therapeut*innen lohnenswert, ihre Kenntnisse im Bereich der Telefonberatung zu erweitern.

Peter Caspari ( 2023): Systemtheoretische Grundlagen einer institutionellen Gewaltprävention. In: systeme 37 (1), S. 63-81.

abstract:  Die öffentlichkeitswirksamen Aufdeckungen von (sexualisierter) Gewalt in pädagogischen Institutionen haben ab 2010 einen Präventionsdiskurs entfacht, der sich nach wie vor primär normativ artikuliert. Mit dem voraussetzungsreichen Begriff des „Schutzkonzepts“ wird der Praxis ein Methodenkanon auferlegt, der inhaltlich unterbestimmt und theoretisch unzureichend fundiert ist. Im Zuge einer eigenen empirischen Arbeit wurden Relevanzdimensionen identifiziert, die als für die Umsetzung institutioneller Gewaltprävention in pädagogischen Institutionen entscheidend erachtet werden: (1) Innen-Außen-Verhältnisse, (2) Entwicklung, (3) Identitäten und Unterschiede, (4) Ermächtigung – Entmachtung, (5) Anspruch und Wirklichkeit. In diesem Beitrag wird eine grundlagentheoretische Fundierung der erhobenen Befunde insbesondere durch Bezugnahmen auf zentrale Begrifflichkeiten und Konzepte aus Luhmanns „Soziale Systeme“ vorgelegt. Damit ist der Anspruch verbunden, Perspektiven für reflexiv-selbstevaluative Prozesse in der pädagogischen Praxis zu öffnen und den Diskurs über institutionelle Gewaltprävention von vereinfachenden Machbarkeitsvorstellungen zu entlasten.

Pia Nussbaum & Anna Leyner-Wolf ( 2023): Tagungsbericht – 11. EFTA-Kongress. Ein persönlicher Erfahrungsbericht. In: systeme 37 (1), S. 82-83.

Kurt Hahn ( 2023): Begegnungen mit Jochen Schweitzer – Ein Nachruf. In: systeme 37 (1), S. 84-87.

Markus W. Haun (2023): In Gedenken an Jochen Schweitzer-Rothers (23.01.1954 – 31.10.2022) – Ein Sprechchor der Nachrufe. In: systeme  37 (1), S. 88-89.

Wolfgang Loth (2023): Rezensionsessay – Jan Bleckwedel (2022): Menschliche Beziehungsgestaltung. Eine systemische Theorie des Zwischenmenschlichen. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: systeme  37 (1), S. 90-96.

Wolfgang Loth (2023): Rezension – Mariacarla Gadebusch Bondio, Ingo F. Herrmann & Maria Cristina Montani (2013): Innenansichten des Krankseins. Berlin (Logos Verlag). In: systeme  37 (1), S. 97-100.

Gerhard Walter (2023): Rezension – Peter Jakob (2022): Dem Trauma Widerstand leisten: Neue Autorität als familientherapeutischer und traumapädagogischer Ansatz. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: systeme  37 (1), S. 100-102.

Brigitte Ott (2023): Rezension – Renate Jegodtka, Peter Luitjens (2022): Stine verstummt – Mobbing ist kein Kinderspiel. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: systeme  37 (1), S. 103-104.

Carmen Eger (2023): Rezension – Ulrike Juchmann (2022): Selbstfürsorge in helfenden Berufen. Wie Achtsamkeit im Alltag gelingt. Stuttgart (Kohlhammer). In: systeme  37 (1), S. 105-106.

Astrid Hochbahn (2023): Rezension – Frederick Meseck (2022): Systemisch agil beraten. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: systeme  37 (1), S. 107-108.

Sabrina Courtial (2023): Rezension – Michael Raisch (2022): Emotionen in der systemischen Therapie. Grundlagen und Methoden für eine integrative Praxis. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: systeme  37 (1), S. 109-111.

Bertine de Jongh (2023): Rezension – Hans-Günter Schoppa (2022): Widerstand in der Paartherapie. Basiswissen und Aktionsmethoden für die Praxis. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: systeme  37 (1), S. 111-112.


Heft 2

N.N. (2023): Editorial. In: systeme  37 (2), S. 123-124.

Johanna Pretsch & Anke Gelhausen ( 2023): Psychoedukation systemisch: Impulse zum psychoedukativen Arbeiten in den ambulanten Hilfen zur Erziehung. In: systeme 37 ( 2), S. 125-145.

abstract:  In diesem Beitrag wollen wir anhand zweier Fallbeispiele darstellen, wie wir wissenschaftliche Informationen in unsere systemische Beratungspraxis im Rahmen der ambulanten Hilfen zur Erziehung integrieren. Zunächst stellen wir unsere Vorüberlegungen dar, in denen wir uns theoretisch und praktisch mit der Vereinbarkeit des Wahrheitsanspruchs wissenschaftlichen Wissens und der systemisch-konstruktivistischen Sichtweise auseinandersetzen. Im Anwendungsteil des Artikels präsentieren wir zunächst die wissenschaftlichen Befunde, die wir zu den Anliegen der Klient:innen recherchiert und aufbereitet haben. Diese beziehen sich zum einen auf eine konflikthafte Nachtrennungsbeziehung und zum anderen auf Gerechtigkeit beim Verhandeln kindbezogener Themen. Wir stellen dann die Integration dieser Befunde in den Beratungsprozess und deren längerfristige Nutzung dar. Im letzten Teil des Artikels diskutieren wir die erlebten Besonderheiten wissenschaftlicher Befunde in der systemischen Arbeit sowie Grenzen dieses Vorgehens.

Helga Fasching, Susanne Klingan, Theresia Kosicek, Johanna Schwetz-Würth et al. (2023): Partizipative Curriculumentwicklung. Fachspezifikum „Systemische Psychotherapie /Systemische Familientherapie“ an der Universität Wien in Kooperation mit ÖAS und la:sf. In: systeme  37 (2), S. 146-168.

abstract:  Im Jänner 2023 wurde am Postgraduate Center der Universität Wien vom Rektorat der Universitätslehrgang (ULG) „Systemische Psychotherapie/Systemische Familientherapie“ eingerichtet. Dieser wird in Kooperation mit den Ausbildungseinrichtungen „Österreichische Arbeitsgemeinschaft für systemische Therapie und systemische Studien“ (ÖAS) und „Lehranstalt für Systemische Familientherapie“ (la:sf) umgesetzt. Der vorliegende Beitrag beschreibt aus Perspektive der drei Kooperationspartnerinnen den eineinhalbjährigen, transdisziplinären und partizipativen Kooperationsprozess in der Entwicklung des postgradualen Master-Curriculums „Systemische Psychotherapie/Systemische Familientherapie“ am PGC der Universität Wien.­ Zuerst wird auf die gesetzlichen Rahmenbedingungen und die geplante Neuausrichtung der Psychotherapieausbildung eingegangen. Anschließend werden erste Einblicke in das auszugestaltende Curriculum gegeben. Abschließend erfolgt eine Reflexion zum Prozess und es werden offene Fragen für die Zukunft des ULGs­ „Systemische Psychotherapie/Systemische Familientherapie“ und zur Akademisierung der Psychotherapie formuliert.

Martina Masurek (2023): Die Idee der Gleichgültigkeit im systemischen Arbeiten. Eine machtkritische Perspektive auf das systemische Handeln und die Prinzipien der Neutralität und Allparteilichkeit. In: systeme  37 (2), S. 169-183.

abstract:  Erfahrungen und Verhaltensweisen, die sich außerhalb gesellschaftlicher Normvorstellungen befinden und daher mit Diskriminierungs- und Marginalisierungserfahrung einhergehen, wird im systemischen Diskurs zuweilen noch keine oder zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Außerdem gibt es noch wenig Ideen, wie eine machtkritische Perspektive in der systemischen Arbeit aussehen kann. Der Artikel beinhaltet ein Wortspiel mit der Begrifflichkeit der Gleichgültigkeit und stellt ihn als Alternative zu den systemischen Begrifflichkeiten Allparteilichkeit und Neutralität vor. Vor dem Hintergrund von gesellschaftlichen Machtverhältnissen und damit einhergehender Diskriminierungserfahrungen kann es nämlich gerade nicht darum­ gehen, dass wir unseren Klient:innen und ihren Themen neutral begegnen. Die Idee der Gleichgültigkeit sowie konkrete Praxisbeispiele der Autorin laden zum Weiterdenken, Diskutieren und Ausprobieren ein.

Ansgar Cordes (2023): „Mobbing“ im Arbeitsleben – Handlungsfähig werden im Konflikt. Ein systemisches Verständnis von Mobbing und Konflikt sowie institutionelle und beraterische Hilfsangebote. In: systeme  37 (2), S. 184-200.

abstract:  In diesem Text werden institutionelle Bedingungen beschrieben, die zu destruktivem Konflikthandeln am Arbeitsplatz führen, sowie dynamische Konflikt-Konstellationen im Team. Weiterhin werden mögliche Hilfsstrukturen aufgezeigt, die einerseits für Organisationen zur Prävention anwendbar, andererseits für beraterische oder supervisorische Arbeit zielführend sein sollten. Dabei werden Instrumente wie Betrieb­ liches Eingliederungsmanagement (BEM) an die Hand gegeben, die im­ Sinne der Betroffenen zur Konfliktregulation genutzt werden können. Hilfen können dabei ­ zunächst in der Beratungsarbeit für Einzelne entwickelt und in die Institution ein­ gebracht ­ werden. Schließlich können aber auch Methoden der Supervision und Team ­Entwicklung mit passender Expertise auf institutionelle Konflikte günstig einwirken.

Wolfgang Loth (2023): Rezensionsessay – Eva von Redecker (2023): Bleibefreiheit. Frankfurt/M (S. Fischer). In: systeme  37 (2), S. 201-205.

Michaele Buscher (2023): Rezension – Susanne Bourgeois &Anne Valler-Lichtenberg (2022): 36 Bildkarten – Beziehungen gestalten. Weinheim/Basel (Beltz Verlag). In: systeme  37 (2), S. 206-208.

Martina Nassenstein (2023): Rezension – Christiane Jendrich (2022): Funkstille – Systemisch arbeiten in Familien mit Kontaktabbrüchen. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: systeme  37 (2), S. 208-210.