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systemagazin-Adventskalender: Kompetenz ist eben auch Beziehungssache

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Bernd Schmid, Wiesloch:

11adventIch war ca. 15 Jahre alt und ein begeisterter Nachwuchs-Reiter in einem Provinz-Reit-Verein. Die Mietpferde, auf denen wir lernten, waren drittklassig. Nun sollte ich neben Dressur auch Springen lernen. Mein Reitlehrer war ein sympathischer, recht raubeiniger und ehrgeiziger Ex-Kavallerist. An einem regnerischen Tag stellte er ein Cavaletti (ca. 40 cm hohes Balkenhindernis) quer über den Pfützen nassen Kies-Platz und hieß mich, darauf zu zu galoppieren. Zur Vorbereitung auf  den Sprung sollte ich mich nach vorne beugen.

Springen über Hindernisse gehört nicht zu den natürlichen Verhaltensweisen von Pferden, wie ich dann erfuhr, und  mein Pferd ‚ Abruzze’ konnte Springen so wenig wie ich. Es galoppierte  auf das Hindernis los und ich beugte mich, den Sprung erwartend, nach vorne. Direkt vor dem Hindernis stemmte Abruzze die Vorderbeine in den Kies, stoppte  abrupt und senkte den Kopf. Ich selbst überwand in einem hohen Bogen  das Hindernis, nur halt ohne Pferd und landete im Matsch. Beim nächsten mal stemmt ich mich nach hinten, um gegen das Stoppen gewappnet zu sein. Abruzze stoppte auch

Bernd Schmid

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wieder kurz, sprang dann aber doch und das in einem ungestümen Bocksprung. Und schleuderte mich in einem noch höheren Bogen in den Matsch. Immerhin wir waren beide drüben. Mindestens ein Duzend Abstiege dieser Art, immer in neuen überraschenden Varianten erlebte ich in dieser Reitstunde. Doch es gelang schließlich, dass Pferd und Reiter über das Hindernis kamen und langsam ein richtiges Maß, einen richtigen Rhythmus und einen Zusammenklang fanden.

Dann durfte ich auf ein im Springen geschultes Pferd eines Privatmannes. Ich musste nur richtig sitzen und etwas lenken. Das Pferd konnte den Rest. Erstaunlich, um wieviel kompetenter ich mich sofort fühlte und wie schnell ich nun springen lernte. Zurück auf Abruzze, verfiel das meiste meines gerade noch beindruckenden Könnens. Ein ungeschultes Pferd für Springen zuzureiten war dann doch noch etwas anderes.

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