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systemagazin Adventskalender: Jeder weiß …

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10adventRudolf Klein, Merzig: Jeder weiß …

Das diesjährige Motto des Adventskalenders „Open Doors“ hat mir echtes Kopfzerbrechen bereitet. Viele Themen, über ich hätte schreiben können, gingen mir durch den Kopf. Und doch habe ich sie wieder verworfen.

Bis mir einfiel, dass es Menschen gibt, die Gedanken durchdenken, durchfühlen und sie auf unnachahmliche Weise beschreiben können, sodass jeglicher Schreibversuch meinerseits demgegenüber lächerlich wirken würde.

Ich habe meinen diesjährigen Beitrag für den Adventskalender daher nicht selber geschrieben. Ich habe ihn ausgeliehen. Und zwar von einem der größten noch lebenden Schriftsteller unserer Zeit: Philip Roth. Warum ich gerade dieses Zitat gewählt habe, weiß ich auch nicht so genau. Aber was sich hinter den Türen eines

Rudolf Klein

Rudolf Klein

Adventskalenders befindet, kann man ja auch nicht wissen.

Philip Roth schreibt in seinem Roman „Der menschliche Makel“: „Jeder weiß… Wie es kommt, dass etwas so geschieht, wie es geschieht? Welchen Mechanismen die Anarchie gehorcht, denen die Beziehungen zwischen Menschen unterworfen sind. Die Anarchie der Ereignisketten, der Ungewißheiten und unglücklichen Zufälle, der Disparitäten und erschreckenden Unregelmäßigkeiten? (…) Mit „Jeder weiß“ ruft man das Klischee an und beginnt mit der Banalisierung der Erfahrung, und das eigentlich Unerträgliche sind die Feierlichkeit und das Gefühl der Autorität, mit der die Leute das Klischee aussprechen. Wir wissen nur, dass auf individuelle Weise niemand irgend etwas weiß. Man kann gar nichts wissen. Die Dinge, von denen man weiß, dass man sie nicht weiß. Absicht? Motiv? Folge? Bedeutung? Was wir nicht wissen, ist erstaunlich. Noch erstaunlicher ist, was wir als Wissen betrachten.“ (S. 235)

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