Auch Kurt Ludewig hat irgendwann mal angefangen. Genau genommen war er 28 und absolvierte während seines Psychologie-Studiums in Hamburg eine gesprächstherapeutische Ausbildung. Eindrücklich, als wäre es heute, schildert er seine erste Begegnung mit einem Klienten:„Erbarmen! Da sitzt einer, ein relativ junger Mann, blass, dunkelblond, in hellbeigem Anzug. Anfang 30 wird er sein, sieht nett, ungefährlich aus. Ob er meiner ist, oder wartet er vielleicht auf jemand anderes. Ich gehe mit bewussten, Sicherheit vortäuschenden Schritten auf ihn zu: Warten Sie auf mich… eh… sind Sie Herr X?. Er schaut mich freundlich, mit traurig-ängstlichen Augen an und nickt mir zu. Ich reiche ihm die Hand und bin erstaunt, seine ist noch kälter und nasser als meine. Hat er Angst? Etwa vor mir? Ich lade ihn in den Therapieraum, biete ihm einen Stuhl an und frage irgend etwas, was das Gespräch in Gang bringen soll, jetzt aber nicht mehr rekonstruieren kann. Heute hätte ich vermutlich gefragt, wobei ich ihm helfen könnte. Ob es damals für Studenten, die GT lernen wollten, andere Formeln gab, kann ich beim besten Willen nicht mehr erinnern. Über irgend welche Wege, die ich ebenso wenig rekonstruieren kann, erfahre ich, dass sein Problem das Stottern sei. An dieser Stelle erinnere ich mich, dass ich das Tonbandgerät einschalten soll. Er ist einverstanden, obwohl ich ihm sicher alle möglichen Gründe angeboten habe, das abzulehnen. Er ist ohnehin bereit, alles, was ich ihm vorschlage, mitzumachen“
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systemagazin adventskalender: das erste mal
20. Dezember 2006 | Keine Kommentare