
Ein kleiner Beitrag zur Beobachtung zweiter Ordnung zum Advent
Es gibt in diesen Zeiten vieles, was zu Besorgnis Anlass gibt. Ich möchte aus den vielen Ereignissen, zu denen man etwas sagen (vielleicht auch schreien) müsste, zwei herausgreifen: die Feiern vom 3.10. zum diesjährigen Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung und zu einem Zeitungsartikel der vergangenen Wochen, zu dem hier der Titel genügen soll: „Brüssel stellt Fahrplan zur Aufrüstung vor“.
Beide sind für mich Anlass, zu fragen, wie eigentlich jenseits von „Kriegstüchtigkeit“ eine Kommunikationsstrategie aussehen müsste, die von dem Bewusstsein ausgeht, dass Kriege Formen von Kommunikation und Ergebnis von Kommunikation sind. Wer das nicht im Blick hat, macht sich blind dafür, wie er (oder leider auch sie) mit seiner Art zu kommunizieren die Gefahr mit heraufbeschwört, vor der gewarnt wird. Seit dem Angriff auf die Ukraine scheint die westliche Welt einer kollektiven Kriegslogik zu folgen, wie sie etwa Luc Ciompi oder Fritz Glasl beschreiben (s. die von Tom Levold und mir herausgegebene Familiendynamik 4/2024). Einseitig wird die Notwendigkeit eigener Rüstung betont, ohne diese Schritte gleichzeitig durch intensive Kommunikation zu begleiten, die das Risiko von Missverständnissen und damit der Kriegsgefahr begrenzt. Schon vorsichtige Zeichen von Verständigungsbereitschaft werden als Schwäche ausgelegt. Europa wird als Festung verstanden, die sich nun eng gegen Russland zusammenschließen müsse – dabei gehört auch dieses Land zu Europa. Was hätte es geschadet, wenn bei den Feiern zum 3. Oktober von verantwortlicher Stelle deutlich gesagt worden wäre, wie dankbar wir Deutschen dem russischen Volk sind (oder meinetwegen sein sollten), dass uns vor 35 Jahren auch von dieser Seite aus die Wiedervereinigung ermöglicht wurde, wie groß unser Interesse ist, in eine gute Beziehung zu den Menschen in Russland zurückzukommen, und dass wir bereit sind, alles dafür zu tun, dies langfristig wieder zu ermöglichen? Stattdessen wird ein Europa beschworen, das sich gegen Russland zusammenschließen müsse und das damit alle Menschen dieses Landes explizit ausschließt, auch die nachdenklichen, kritischen und so die Feinde mit erzeugt, gegen man sich abgrenzt. Eine Friedenslogik würde neben vielleicht notwendigen Aufrüstungsschritten immer wieder unmissverständliche kommunikative Signale senden, die es der anderen Seite erschweren, diese Schritte als Bedrohung wahrzunehmen. Von Haim Omer habe ich gelernt, dass dies eine wesentliche Qualität von Konfliktkommunikation ist: auf eine Weise zu sprechen, die die Vielstimmigkeit auf „der anderen Seite“ vergrößert.
Es gilt zu erkennen, dass der eigentliche „Feind“ die Eskalation ist – und diese beginnt in der Kommunikation und setzt sich langsam aber stetig, schrittweise fort. Ohne eine klare Kommunikationsstrategie folgen wir wie die Schlafwandler der Logik des Krieges.
Schließen möchte ich mit einem meiner liebsten Zitate, es ist von Max Frisch:
„In gewissem Grad sind wir wirklich das Wesen, das die anderen in uns hineinsehen, Freund wie Feinde. Und umgekehrt. Auch wir sind die Verfasser der anderen; wir sind auf eine heimliche und unentrinnbare Weise verantwortlich für das Gesicht, das sie uns zeigen…. Wir sind es, die dem Freunde, dessen Erstarrtsein uns bemüht, im Wege stehen, und zwar dadurch, dass unsere Meinung, er sei erstarrt, ein weiteres Glied in jener Kette ist, die fesselt und langsam erwürgt. Wir wünschen ihm so, dass er sich wandle, o ja, wir wünschen es ganzen Völkern! Aber darum sind wir noch lange nicht bereit, unsere Vorstellung von ihnen aufzugeben. Wir selber sind die letzten, die sie verwandeln. Wir halten uns für den Spiegel und ahnen nur selten, wie sehr der andere seinerseits eben Spiegel unseres erstarrten Menschenbildes ist, unser Erzeugnis, unser Opfer.“ (Max Frisch (1964). Tagebuch 1946-1949. Frankfurt: Suhrkamp, pp. 33f; Kursivsetzung: AvS)
Lieber Frist von Schlippe,
Dein Beitrag zeigt mir wieder einmal, wie unterschiedlich die Welten sein können, in denen wir leben.
Du schreibst: „Seit dem Angriff auf die Ukraine scheint die westliche Welt einer kollektiven Kriegslogik zu folgen“: Ich würde eher sagen: Seitdem die Ukraine, ein souveränes Land, völkerrechtswidrig und gegen alle Verträge, die es mit Russland geschlossen hatte, heimtückisch (wie soll man die bis zum letzten Moment geheim gehaltene „Spezialoperation“ sonst nennen?) überfallen und mit einem grausamen und brutalen Krieg überzogen wurde, der nun ins vierte Jahr geht und viele 100.000 Tote und Millionen Flüchtlinge zur Folge hatte und hat – ein Krieg der zu jeder Stunde von Vladimir Putin, dem neuen diktatorischen Zaren im Kreml, beendet werden könnte – denkt Europa darüber nach, wie es sich gegen den neuen-alten Imperialismus dieses Regimes schützen kann, auch militärisch.
Daraus ergibt sich für die europäischen Staaten eine Dilemmasituation zwischen: (A) der ursprünglichen, auf (a) universellen Werten basierenden und (b) im Vertrauen auf die Einhaltung von Verträgen geschlossenen Friedensordnung in Europa und andererseits (B) das Vorbereitet sein auf einen imperialistischen Angriff und eine Kriegslogik-und Taktik (begleitet von einer entsprechenden Kriegsrhetorik), die mit allen Mitteln arbeitet, auch mit dem Mittel der Arglist und Täuschung, vor allem aber mit dem Mittel der Drohung (Androhung atomarer Gewalt!) unter Berufung auf das Recht des Stärkeren. Wie lösen wir dieses Dilemma auf? Wie schützen wir unsere Freiheit, unsere Werte und Rechte, notfalls auch mit militärischen Mitteln, wie es gerade das ukrainische Volk versucht – und verfallen nicht gleichzeitig dem Militarismus?
Du schreibst: „Einseitig wird die Notwendigkeit eigener Rüstung betont, ohne diese Schritte gleichzeitig durch intensive Kommunikation zu begleiten, die das Risiko von Missverständnissen und damit der Kriegsgefahr begrenzt. Schon vorsichtige Zeichen von Verständigungsbereitschaft werden als Schwäche ausgelegt“. Ich frage: Wie ist es möglich einen solchen Satz zu schreiben, in diesen dramatischen Tagen, in denen das ukrainische Volk, gezwungen durch den amerikanischen Präsidenten, dem russischen Regime ein Friedensangebot unterbreitet, dass einer Kapitulation gleich kommt (und böse Erinnerungen an München 1938 weckt), ein Angebot, dass vom Putin Regime zynisch abgelehnt und mit Bomben beantwortet wird, um die ukrainische Bevölkerung auch zu Weihnachten zu demütigen und zurück in die Steinzeit zu bomben?
Du schreibst: „Europa wird als Festung verstanden, die sich nun eng gegen Russland zusammenschließen müsse – dabei gehört auch dieses Land zu Europa“. Ich frage: Gehört die Ukraine nicht zu Europa? Und historisch gesehen: Deutschland ist ein Land in der Mitte Europas, es gehört und gehörte zu Europa und doch schlossen sich die Alliierten zusammen, um den Faschismus zu besiegen? In den Krieg gezwungen durch Adolf Hitler. Schon vergessen? Russland ist nicht nur aber auch ein europäisches Land, ja, gerade deshalb muss sich Europa gegen einen neuen totalitären Imperialismus ala Putin mit allen Mitteln wehren. Oder etwa nicht?
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Du schreibst: „…dass uns vor 35 Jahren auch von dieser Seite aus die Wiedervereinigung ermöglicht wurde, wie groß unser Interesse ist, in eine gute Beziehung zu den Menschen in Russland zurückzukommen, und dass wir bereit sind, alles dafür zu tun, dies langfristig wieder zu ermöglichen?“ Dazu sage ich: Die Wiedervereinigung wurde ermöglicht durch die damalige Sowjetunion (deren Teil damals noch die Ukraine war!), und zwar unter Gorbatschow und unter dem Vorzeichen einer Abkehr vom Sowjet Imperialismus unter Stalin (deren Restauration sich das Putin Regime auf die Fahnen geschrieben hat). Gebührt dann nicht der Dank auch dem ukrainischen Volk? Kann man darüber einfach so hinweg gehen? Wir haben nicht nur jedes Interesse daran, zu allen Völkern der ehemaligen Sowjetunion ein gutes Verhältnis zu pflegen, und, ja, auch wieder herzustellen, wenn dies möglich ist, sondern geradezu eine Verpflichtung. Wir, die Deutschen profitierten wie kein anderes Volk von den ausgestreckten Händen anderer Nationen und Völker. Wir wurden, nachdem Deutschland die halbe Welt überfallen hatte und in Schutt und Asche legte, trotz alledem wieder in den Kreis der Nationen und Völker aufgenommen.
Dies kann und soll auch mit Russland geschehen, nachdem das verbrecherische Regime besiegt ist oder in sich zusammenfällt. Wer heute schon Freundschaft schließen will mit den russischen Menschen, der könnte den 100 tausenden von Journalisten, Künstlern und Intellektuellen zuhören (!), die vor diesem mörderischen Regime fliehen mussten, fliehen wie vormals die deutschen Emigranten, die Deutschland verlassen mussten, weil sie mit Folter, Tod und der Verbrennung ihrer Bücher rechnen mussten.
Du schreibst: „Stattdessen wird ein Europa beschworen, das sich gegen Russland zusammenschließen müsse und das damit alle Menschen dieses Landes explizit ausschließt, auch die nachdenklichen, kritischen und so die Feinde mit erzeugt, gegen die man sich abgrenzt“. Was für eine seltsame Konstruktion? Wenn man Interviews mit russischen Schriftsteller wie Boris Akunin, Maxim Ossipow, Viktor Jerofejew hört oder deren Bücher liest, dann wird schnell klar: Sie wünschen sich nichts weniger als Schönfärberei und Beschwichtigung und nichts mehr, als dass sich das freier Europa gegen dieses blutrünstige Regime, dieses Russland mutig zusammenschließt. Wenn man schon in historischer Vergessenheit nicht auf die Stimme Thomas Manns hören will, dann könnte man zumindest auf die Stimmen geflohener russischer Schriftsteller hören und zur Kenntnis nehmen was sie heute und jetzt zu sagen haben.
Und dann dieser Satz: „..der eigentliche „Feind“ (ist) die Eskalation – und diese beginnt in der Kommunikation und setzt sich langsam aber stetig, schrittweise fort“.
Als Therapeut kann man vielleicht einen solchen Satz formulieren, aber was bedeutet dieser Satz im KONTEXT des Überfalls auf die Ukraine? Dass die Ukraine, das ukrainische Volk also selbst, oder zumindest mit Schuld ist am Überfall des Putin Regimes? An der eskalierenden Kommunikation? Im Vergleich: Wie war es dann beim Überfall Deutschlands auf Polen? Waren dann die Polen nicht doch auch irgendwie mit Schuld an der Eskalation (weil, es wurde ja „zurückgeschossen“)? Waren die Juden, nimmt man den obigen Satz als feststehenden Satz ohne Kontext ernst, vielleicht doch auch irgendwie mit Schuld daran, dass die Deutschen versuchten sie im industriellen Massenmord zu vernichten? Oder die Sklaven, oder die Missbrauchten, oder…?
Lieber Aris, ich bin mir sicher, dass du all dies nicht meinst. Dein Freund und Mitautor Haim Omer hat ein wunderbares und bemerkenswertes Buch über Feindbilder geschrieben, in dem ich immer wieder blättere. Was aber, wenn ein anderer Dich zu einem Feind erklärt, der ausgelöscht werden muss? Meinem Vater ist dies in Deutschland passiert, und es passiert heute wieder überall auf der Welt. Hätten die Badenden am Strand von Sydney die zu ihrer Tötung entschlossenen Todesschützen mit deeskalierender Kommunikation aufhalten können (Oder waren sie vielleicht doch an der Eskalation der Situation irgendwie kommunikativ beteiligt, weil sie der jüdischen Gemeinde angehörten und Jom Kippur feiern wollten…?).
Es gibt schmerzliche Fragen, auf die es keine einfachen Antworten gibt, und auf die wir, die Humanisten, bisher keine guten Antworten gefunden haben. Ich nehme an, Hannah Arendt wollte auf diese Fragen hinweisen als sie schrieb: „Der europäische Humanismus, weit davon entfernt, die Wurzel des Nazitums zu sein, war auf diesen oder auf irgendeine andere Form totaler Herrschaft so wenig vorbereitet, dass wir uns beim Verständnis dieses Phänomens und bei seiner Einordnung weder auf die begriffliche Sprache noch auf die traditionellen Metaphern dieses Humanismus verlassen können. Darin liegt jedoch eine Bedrohung für alle Formen des Humanismus: Ihm droht die Gefahr, irrelevant zu werden“ (Arendt, Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft).
Herzliche Grüße, Jan Bleckwedel
Einen Zusatz möchte ich gerne anfügen, Auszüge aus der Dankesrede Karl Schlögels zum diesjährigen Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2025:
„…in einem Augenblick, da einem mit Blick auf die neue Weltunordnung die Grenzen der eigenen Urteilskraft auf schmerzlichste Weise zu Bewusstsein kommen. Es geschieht das Ungeheuerlichste: Unter unseren Augen werden ukrainische Städte Tag für Tag, Nacht für Nacht von russischen Raketen beschossen, und Europa scheint nicht in der Lage oder nicht willens, sie zu schützen. Fassungslos waren wir Zeugen des mörderischen Pogroms der Hamas am 7. Oktober 2023 und der Verwandlung Gazas in ein Schlachtfeld mit Abertausenden von Opfern unter der Zivilbevölkerung. Von den apokalyptischen Szenarien des Bürgerkriegs im Sudan nimmt die Welt kaum Notiz.
…Die Erforschung der Ursprünge von Kriegen und der komplizierten Wege zum Frieden – die Waffen zum Schweigen zu bringen, das Töten zu beenden, den Aggressor zu entmachten, vielleicht zu einem Friedensvertrag zu kommen, dem dann auch eine Aussöhnung folgen kann – bietet ein unendlich reiches Anschauungsmaterial für das, was Diplomatie vermag und was nicht, aber sie liefert keine für alle Zeit anwendbaren Rezepte, da Geschichte sich eben nicht wiederholt. Und dann stellt man fest, dass man, trotz all des Wissens, trotz all der Erfahrung vorangegangener Generationen, doch noch einmal wieder ganz von vorne beginnen muss, und dass einem in tiefer Ratlosigkeit die Worte fehlen, mit denen man beschreiben kann, was unter unseren Augen vor sich geht. Die Begriffe, mit denen man die neuen Verhältnisse erfassen möchte, sind diesen nicht angemessen. Es verschlägt einem die Sprache für das, was geschieht. Das ist mehr als nur ein Mangel an Begriffen oder schriftstellerischem Talent, sondern das Wegbrechen eines Erfahrungshorizonts, in dem man groß geworden ist und wo alles, was man im Laufe eines Lebens zusammengetragen hat, in Frage gestellt, entwertet scheint, ja in Trümmern liegt.
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Russland noch einmal zurückfallen würde in Zeiten, die in Vielem den Praktiken des Stalinismus gleichen, dessen Erforschung ich Jahre meines Lebens gewidmet hatte; ich konnte mir nicht ein Amerika, das ich als Student kennengelernt hatte, vorstellen, in dem sich einmal Angst vor einem autoritären Regime würde ausbreiten können. Ganz fremd war mir der Gedanke, dass auch in der Bundesrepublik etwas ins Rutschen kommen könnte. Vor allem aber: dass der Krieg, der für mich etwas war, das ich nur vom Fernsehen oder aus Dokumentarfilmen kannte, etwas Reales in der nächsten Nachbarschaft werden könnte. Das aber ist geschehen. Und es kommt mir so vor, als wären nun wir – wenn ich einmal im Kollektivsingular sprechen darf –, die an eine scheinbare Friedenszeit gewohnte und friedensverwöhnte Generation, an der Reihe, noch einmal alles von Anfang an zu durchdenken, eine Art Bilanz und Prüfung einer Generation, die unwahrscheinliches Glück gehabt hat, und die nun sich unerhört schwertut, Abschied zu nehmen und sich auf den Krieg in Europa und alles, was damit zusammenhängt, einzustellen.“
Karl Schlögel ist ein deutscher Historiker, Hochschullehrer und Publizist, der sich wie kaum ein anderer mit der Geschichte Osteuropas beschäftigt hat, und zwar nicht vom grünen Tisch aus, sondern in der Beschäftigung und im Dialog mit den dortigen Menschen. Seine Forschungsschwerpunkte sind russische und ukrainische Moderne und Stalinismus, russische Diaspora- und Dissidentenbewegung, sowie die Kulturgeschichte ostmitteleuropäischer und osteuropäischer Orte und Städte, die er immer wieder besucht bzw. besuchte.
J.B.
Lieber Herr Bleckwedel, als ich Ihren Kommentar gelesen habe, habe ich mich gefragt, ob Sie das tatsächlich ernst meinen mit Ihrer Absicht (Wunsch, Sehnsucht), Putin besiegen zu wollen? Sie stellen eine Menge Bezüge zur deutschen Geschichte her. Von daher ist Ihnen ja sicherlich der letzte deutsche Russlandfeldzug vor 80 Jahren und auch sein Ende bekannt? Deutsche Russlandfeldzüge enden in Stalingrad. Das nächste Stalingrad läge mit Sicherheit in Mitteleuropa, möglicherweise in Ihrer Nähe. Wollen Sie das?
Und gerade mit der deutschen Geschichte im Hintergrund verbietet sich jede Kriegsrhetorik, die Sie in meinen Augen bzw. Ohren betreiben. Wir sollten ein Volk von Friedenstaubenzüchtern sein statt „kriegstüchtig“ zu werden. Ein Naziwort. Verwendet z.B. in einer Depesche Görings an Hitler 1940. Und jetzt schon wieder. Im Ernst?
Mein Weihnachtswunsch: dass wir Deutsche innerlich abrüsten und uns nicht schon wieder einspannen lassen für Interessen, die nicht im Sinne der Frauen, Männer und Kinder dieses Landes sind.
Von daher mein Dank an Arist: danke lieber Arist für deine Vernunft und Deine Worte.
Erinnert sei an das Wort von John Lennon: Fighting for peace is like fucking für virginity.
Danke lieber Arist,
vor 55 Jahren musste ich mich der Kommission zur Überprüfung meiner Gewissensentscheidung stellen. Wer heute die allseits geforderte Erhöhung der Verteidigungsbereitschaft kritisiert, wird belächelt und als Verleugner der Wirklichkeit diffamiert.
Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland Artikel (Art. 4 Abs. 3 GG):
„Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden. Das Nähere regelt ein Bundesgesetz.“
Vielen Dank für diese leider viel zu selten geäußerte Sicht. Ich bin erschüttert darüber, dass „wir“ so stark dazu neigen, uns einseitig festzulegen, eine Seite der Polarität als alternativlose einzige Option zu propagieren – und zwar sowohl die „Kriegsfreunde“ als auch die „Pazifisten“. Wie wenig Bewusstsein dafür ist, dass auch in einem Krieg zivile Arbeit geleistet werden muss, dass auch ein Frieden möglicherweise mit Verteidigungsbereitschaft durch Waffen ermöglicht wird. Dass es Okay ist, kein Soldat werden zu wollen, aber eben auch Okay als Soldat zu dienen. Dass eine allgemeine Dienstpflicht viel mehr Bewusstsein für einen Dienst an der Gemeinschaft ermöglicht als eine Festlegung auf Wehrdienst. Dass nicht nur Veteranen mit einem Gedenktag aufgewertet werden, sondern jeglicher Einsatz für die Gesellschaft. Ich könnte noch viel mehr Beispiele nennen, das soll aber erstmal reichen.
So klar wie in Ihrem Beitrag, Herr von Schlippe, habe ich diesen Gedanken noch nirgendwo gelesen oder gehört, auch nicht bei den eigentlich dafür zuständigen Philosophen, Friedensforschern und dergleichen. Vielen dank!
Danke, Arist, für das schöne Max Frisch Zitat – das wunderbar veranschaulicht, was mit epistemologischem sozialen Konstruktionismus gemeint ist… Herzlich, Matthias