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Online-Journal für systemische Entwicklungen

systemagazin Adventskalender 2024 – 1. Dennis Gildehaus

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„Ein letztes Leuchtfeuer“

Dennis Gildehaus, Systemischer Berater und Familientherapeut, hat im jährlichen Adventskalender des systemagazin schon viele Türchen gefüllt. Schwer erkrankt, hat er als erster auf die Einladung zum diesjährigen Kalender reagiert – mit einem selbstgemalten Bild. Er hat mir erlaubt, auch seine Zeilen an mich dazu zu veröffentlichen.

Hallo lieber Tom,
ich grüße dich ganz herzlich von meinem Bett in der Charité, wo ich bereits seit 9 Wochen liege. Voller Erwartung habe ich die Ankündigung des diesjährigen Kalenders gelesen. Es könnte mein letzter Beitrag sein, da mir langsam die Power ausgeht. Aber: „Ich bin ein absoluter systemisch-humorvoll und gleichzeitig sehr optimistisch denkender Mensch und gebe nie auf!“ 🙂
So habe ich mir innerhalb der gesamten Charité-Zeit überlegt, was ich beitragen kann zum Kalender… Entstanden ist ein Bild voller Punkte, das für meine Haltung als Systemiker steht – Auch wenn Vieles „draußen als auch drinnen“ negativ erscheint, ist doch immer auch ein Pünktchen Hoffnung dabei – wenn wir hinschauen…
Das war´s auch schon – diesmal kurz und knapp aber mit einer Entstehungszeit von 6 Wochen.
Lieber Tom, bisher habe ich dir immer schöne Grüße aus dem Ammerland aus Bad Zwischenahn gesendet. Mittlerweile wohne ich im Betreuten Wohnen in Rastede (immer noch im Ammerland :-)) für Menschen mit schwerwiegenden Erkrankungen und meinen Platz im Hospiz habe ich mir auch schon anschauen dürfen. Das klingt vielleicht komisch aber so gehe ich mit meiner Erkrankung um – immer mit einem Lächeln – das steckt andere richtig an. Und: Vielleicht passiert ja noch ein Wunder…
Ich hoffe, dass es dir gut geht und das du gut durch die Zeit kommst.
Ganz herzliche Grüße
Dennis

Dennis Gildehaus, Rastede

8 Kommentare

  1. Lieber Dennis

    als ich diese Zeilen von dir im systemagazin gelesen habe, bin ich innerlich in den Widerstand gegangen, weil du diese Endlichkeit wieder ausgesprochen hast, die immer präsent ist, aber auch gerne von mir ignoriert wird.

    Ein letztes Leuchtfeuer mag aus deiner Sicht so sein. Für mich wird es, so lange ich auf diesem Planeten bin, niemals enden, wenn ich an dich denke.

    Du bist ein Held, von dem sich manch einer eine Scheibe abschneiden könnte.
    Du hast in deinem Leben irgendwann vermutlich eine „innere, unbewusste Entscheidung“ getroffen, alles was du tust auf der Profi-Ebene zu erledigen.

    Du warst Profi-Skater bis zur Knieverletzung.
    Du warst Profi-Golfer- bis zur Beckenverletzung.
    Du warst Profi- Psychotherapeut bis zur Krebsdiagnose.
    Du warst Profi-Zauberer- wegen des Krebses konntest du keine Zauberschule eröffnen und auch nicht mehr aktiv sein.

    Wir wissen beide, dass du sehr viel kompensiert hast, als Psychotherapeut aber deswegen wohl auch so gut warst und immer noch bist. Nicht mehr aktiv, mich aber in deinen Möglichkeiten heute unterstützt und förderst.

    2014 durfte ich dich kennen- und erleben lernen und meine erste Ausbildung bei dir als Systemische Beraterin absolvieren.
    Das war einmalig, mit welcher Leidenschaft und Begeisterung du dein Wissen in die Welt getragen hast.
    Daraufhin habe ich natürlich alle deine Ausbildungen absolviert.

    Als ich von deiner Krankheit erfahren habe und mit dir in Kontakt getreten bin, ist zwischen uns etwas entstanden, was ich im Leben niemals für möglich gehalten hätte.

    Wir sind allerbeste Freunde geworden, die durch dick und dünn gehen und so lange es sein darf, immer füreinander da sein werden. Das ist wirklich ein Geschenk.

    Du siehst in mir etwas, was ich wohl selbst nicht so gesehen habe und bist seit 2020 zu meinem Mentor und Supervisor geworden. Du hast mir dein Praxisinventar geschenkt , mit mir 2x in der Woche gelernt, damit ich die Prüfung zur Heilpraktikerin für Psychotherapie bestehe, um dein Wissen weiter in die Welt zu tragen und natürlich weiter in eigener Praxis tätig zu sein.
    An deiner Seite durfte und darf ich den ICD 10 Kapitel V in einigen Bereichen erleben und bin unendlich froh darüber, dass ich dich auf deinem Weg begleiten, aber auch viel lernen darf.

    Oft schüttelst du den Kopf, weil ich ganz anders arbeite als du. Viel mehr auf Kontakt und Nähe. Nicht immer nach Lehrbuch, sondern viel mehr im Gefühl bin. Da hast du schon so manches Mal die Augen verdreht, aber letztendlich fandest du es mega, weil der Klient entspannter gegangen, als gekommen ist und neue Termine vereinbart hat:)

    Ich weiß nicht, wie viel Zeit wir noch zusammen verbringen dürfen, ich weiß aber wohl, dass du ein unglaublicher Kämpfer bist.

    Deine Geschichte ist so traurig und macht so hilflos, aber um jetzt mal auf‘s Systemische zurück zu bringen:
    „Unter jedem Misthaufen ist ein Geschenk. Manchmal sogar mehr, in unserem Fall sogar viele!“

    Deine allerbeste Freundin
    Claudia Schrage

    claudia-schrage.de

  2. Lieber Dennis,
    jeden Tag des Kalenders denke ich nun auch an Sie und wünsche Ihnen einen guten Tag – Danke sehr für die vielen Pünktchen Hoffnung
    Herzliche verbundene Grüße aus Köln
    Eevlyn Schwirkus

  3. Katrin Bärhold sagt:

    Lieber Dennis, das nenne ich mal gut vorgemacht. Das ist einzigartig , mutig und menschlich. Ich werde mir später ein Beispiel nehmen. Das macht nicht froh aber Hoffnung. Ich wünsche ihnen herrliche Tage mit breitem Grinsen bis zum Schluss. Danke fürs Teilen und Grüsse vom Meer
    Katrin Bärhold

  4. Bernd Schmid sagt:

    Hallo Dennis!
    Auch ich kenne Dich nicht pesönlich. Wir füllten nur parallel manches Türchen hier. Danke für das Anteilgeben und dafür, dass Du uns vorlebst, wie man seinen Weg annehmen kann, auch wenn er steinig ist. Ein Beisiel dafür, wie sehr es mit zunehmendem Altern und dem damit verbundenen Verfall auf Haltung ankommt. Vielleicht war es ja auch davor schon entscheidend, aber man hat es nicht so klar erkennen können.
    Dir noch Tage voller Leben wünscht Dir Bernd Schmid

  5. Noah Artner sagt:

    Lieber Herr Gildehaus, es berührt und beeindruckt mich sehr, wie sie trotz der Umstände vorangehen und sich nicht unterkriegen lassen. Ich danke Ihnen vielmals und finde, da können wir uns alle ein Beispiel an Ihnen nehmen.

    Ich werde jedenfalls des öfteren an Sie denken! 🙂

  6. Sabine Klar sagt:

    Danke lieber Dennis Gildehaus für Ihren wunderbaren Beitrag. Selbst wenn es gar nichts mehr an Hoffnung geben sollte – dieses Lächeln ist wichtig. Es wirkt ins eigene Innere hinein und strahlt anderen Wärme entgegen, gibt ihnen Kraft, selbst zu lächeln, trotz allem
    Ich wünsch Ihnen von Herzen dass es Ihnen bleibt
    Alles Liebe
    Sabine

  7. […] Der Adventskalender vom SystemMagazin ist wieder mit dem Thema “Open Doors” am Start. (Türchen 1) […]

  8. Lieber Dennis
    Ich kenne Sie/Dich nicht. Aber Ihr/Dein Beitrag hat mich berührt und er hat mir gefallen. Ich habe nun ein Kerzchen angezündet
    Alles Gute
    Ihr/dein Clemens, Kollege

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