„Unterschiede, die Unterschiede machen…“: Was meinte Bateson eigentlich mit seiner berühmten Chiffre, die – auch wenn oftmals zitiert – sich heute wohl noch ähnlich sperrig liest wie vor fünfzig Jahren?
Nun, auch wenn wir uns heute als in einer „Informationsgesellschaft“ lebend verstehen, uns über zig Medien vielfach „informieren“ und routiniert im Internet nach „Informationen“ suchen, für Bateson wäre all dies haarscharf vorbei an seinem Verständnis von Information und der damit verbundenen Botschaft.
Denn Information liegt nicht einfach nur irgendwo herum oder ist in Büchern und anderen Medien verborgen: Wir sind es, die die Unterscheidungen vornehmen, die etwas als relevant wahrnehmen, auswählen sowie kontextualisieren und demnach Bedeutung zusprechen. Wir sind es, die die Unterschiede ausmachen.
Meine adventliche Botschaft wäre demnach, hinein zu spüren, ob wir nicht selbst ein paar Unterschiede machen und vielleicht auch teilen wollen, um uns vielleicht mit etwas mehr an Mut, Freude, Gelassenheit und Freundlichkeit den Wirrungen des sozialen und ökologischen Alltags zu stellen, anstelle uns von Angst, Verzagen, Verzweiflung oder gar Hass in mentale oder auch politische Ecken drängen zu lassen. Bateson selbst gab übrigens in einem Brief an einen Freund eines Suizidierten einen für mich nach wie vor sehr berührenden Rat:
„Was ein Mensch für einen anderen tun kann, ist nicht viel, aber wahrscheinlich hilft es manchmal dem Geholfenen, wenn sich der Helfer im klaren ist, wie wenig Hilfe gegeben werden kann. Etwas zeitweiliger Schutz vor den kalten Winden einer kranken Zivilisation, einige geteilte Tränen und Lachen, das ist alles.“ (Bateson, Counsel for a Suicide’s Friend)
Lieber Wolfram,
danke für diesen schönen Beitrag! Mich berührt das Zitat von Bateson auch, obgleich ich es aus „Gregory Bateson: geteilte Tränen“ schon kannte.
Toll, wie du das Verständnis von Information hier beschreibst. Es lässt mich daran denken, dass ich immer mal wieder etwas zur Kybernetik höre, bei dem ich denke „Das ist ja ein ganz anderes Verständnis, eine ganz andere Kybernetik, das ist ja gar nicht ,meine‘ Kybernetik!“ Ich fand das bisher schwer zu greifen, aber sehe grad eine Parallele zu dem Unterschied, den du hier aufgemacht hast und der mich auch an Foersters Teil der Welt/Gucklochmensch-Unterscheidung denken lässt: Geht es um die Welt da draußen oder um uns.
Liebe Grüße
Lina
Lieber Wolfram Lutterer, und heute beginnt auch die Zeit der Rauhnächte, die Zeit des Besinnens. Wir machen diesen Unterschied aus. Vielen Dank
Herzlichen Dank, Herr Lutterer, für das Bateson Zitat, das mich, als manchmal auch hilfloser Helfer, in meiner Arbeit lange begleitet hat, mir dann aber irgendwann abhanden kam…Wer nicht mehr sucht, der findet..