Im Oktober 2000 hat eine Arbeitsgruppe des Lehrstuhls für Empirische Pädagogik und Pädagogische Psychologie an der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität im Rahmen einer Projektskizze kurz und bündig einen informativen Überblick über Konzept und Methodik des Story-Telling geliefert [G. Reinmann-Rothmeier, C. Erlach & A. Neubauer (2000): Erfahrungsgeschichten durch Story Telling – eine multifunktionale Wissensmanagement-Methode (= Forschungsbericht Nr. 127)].
Es scheine, so die AutorInnen,„als seien die meisten Organisationen blind für die„Lehren der Vergangenheit“ – vor allem für Fehler und Fehlentscheidungen. Insbesondere in wirtschaftlichen Organisationen wollen Führungskräfte wie Mitarbeiter oft nicht wissen, was passiert ist, sondern sie wollen wissen, was sie als Nächstes tun sollen; hier passt das Bild vom Manager als„Macher“. Die Forderung nach Reflexion oder gar der Hinweis auf eine historisch gefärbte Herangehensweise an zentrale Vorkommnisse gelten entsprechend als suspekt“ (S. 8 ). Im Rahmen einer interdisziplinären Hochschul-Industrie-Kooperation mit dem Studienabschluss„Knowledge Master“ ging es im vorliegenden Fall um Möglichkeiten und Formen des Story-Telling, zum einen im Hinblick auf nützliche Effekte für betroffene Unternehmen, zum anderen für eine Stärkung kontextsensitiven Wissensmanagements.
Als„Kernidee hinter dem Story Telling“ steht der Gedanke, dass„die gemeinsame Reflexion über gemachte Erfahrungen“ eine unbedingte Voraussetzung dafür sei, dass„eine Organisation Lehren aus der Vergangenheit ziehen und für erfolgreiches Handeln auch nutzen kann“ (S. 9). Die AutorInnen stellen eingangs fest, dass zwar nach wie vor„Technische Plattformen und Werkzeuge (….) eine tragende Rolle beim Wissensmanagement [spielen], insbesondere in größeren Organisationen; aber selbst dort ist der ungetrübte Optimismus im Rückzug, insbesondere was den erwarteten universellen Nutzen technologischer Wissensmanagement-Lösungen angeht. Motivations-, Akzeptanz- und Nutzungsprobleme sowie schleppende oder gar fehlende tatsächliche Veränderungen in Organisationen infolge des Technikeinsatzes erhöhen derzeit die Bereitschaft, sich auch nichttechnischen Wissensmanagement-Methoden zu öffnen. Das Story Telling ist eine solche nicht-technische Wissensmanagement-Methode – eine Methode, der es mehr um nachhaltige Veränderungsprozesse und weniger um prestigeträchtige ‚Schnellschüsse‘ geht, die nicht eine bestimmte Wirkung, sondern Effekte in mehrere Richtungen erzielt und von daher auch als ‚multifunktional‘ bezeichnet werden kann“ (S. 2).
In ihrem Beitrag skizzieren die AutorInnen sechs Stufen des Story Telling (Planen, Interviewen, Extrahieren, Schreiben, Validieren und Verbreiten). Das praktische Vorgehen wird im einzelnen geschildert. Das Ganze hat generativen Charakter:„Das Erfahrungsdokument selbst kann im Laufe der Zeit auch revidiert werden – es ist damit ein„lebendiges Dokument“ und weniger ein Ergebnis als vielmehr ein Prozess“ (S. 11). Als Kennzeichen dieses Prozesses erweist sich die konstruktive Dynamik zwischen„Sensibilität und offenem Zugang“,„Validität und schonungslose Analyse“, sowie„Gefühle und gemeinsam Erzähltes“ (S. 14). Im Hinblick auf Wissensmanagement wird Storytelling als geeignetes Mittel beschrieben, die Faktoren des„Wissens“ (-kommunikation, -generierung, -transparenz und Handlungsfähigkeit) zu stärken und in ihrer Wechselwirkung zu optimieren.
Den Beitrag gibt es im Volltext hier
Story-Telling und Wissensmanagement
11. März 2014 | Keine Kommentare