„Wissenschaft ist in ihren verschiedenen Ausprägungen ein sich selbst organisierendes System: Sowohl die Entwicklung zu Einzelwissenschaften als auch der Wissenschaftsbetrieb als solcher beruhen auf Selbstorganisationsprozessen und entwickeln Eigendynamiken. Diese sind in entsprechenden Musterbildungsprozessen erkennbar. Sie sollen auf der Tagung aus dem Blickwinkel einzelner Akteure des Wissenschaftsbetriebs und aus der Perspektive verschiedener Wissenschaftstraditionen historisch und systematisch betrachtet und analysiert werden“. Unter dieser Programmatik stand die 16. Herbstakademie, die im Oktober 2010 von Ewald Johannes Brunner, Karsten Kenklies und Wolfgang Tschacher an der Universität Jena ausgerichtet wurde und in der mittlerweile eindrucksvollen Tradition vieler Herbstakademien steht, die sich mit dem Thema der Selbstorganisation befassen. Claudia Bergomi, Psychologin und wissenschaftliche Assistentin an der Abteilung für Psychotherapie der Universität Bern, hat den von den Veranstaltern bei IKS Garamond herausgegebenen Tagungsband für systemagazin ausführlich rezensiert. Ihr Resüme:„Den Herausgebern gelingt es, in dem Buch interessante und vielfältige Beiträge zu der Frage zu vereinen, wie die Selbstorganisationstheorie und die Strukturwissenschaften (Mathematik, Systemtheorie, Kybernetik) bei der Beschreibung des Phänomens Wissenschaft angewandt werden können: Wie können Dynamiken in den Geistes- und den Naturwissenschaften beschrieben werden? Lässt sich, so die Hoffnung vieler der Autoren, eine Brücke zwischen diesen beiden Hauptströmungen in den Wissenschaften schlagen? Einerseits wird die Möglichkeit einer solchen Brücke zwischen Geistes- und Naturwissenschaften durch die Buchbeiträge deutlich spürbar, andererseits lassen diese zwei grundsätzlich unterschiedliche Haupttendenzen erkennen, die den zwei Hauptdisziplinen entsprechen: Manche Autoren stützen ihre Arbeit hauptsächlich auf die Luhmannsche Systemtheorie, andere hingegen auf die Synergetik. Insgesamt bietet das Buch durch Beiträge national und international renommierter Wissenschaftler eine spannende Auseinandersetzung mit dem Thema, wie systemtheoretische Ansätze für die Beschreibung und Erläuterung des Systems Wissenschaft von Nutzen sein können“
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Selbstorganisation von Wissenschaft
16. Januar 2012 | Keine Kommentare