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Reflexive Kooperation in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie

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„Vom reflektierenden Team zum reflexiven Prozeß“, so betitelt das Autorentrio Eugene Epstein (Foto), seine Frau Margit K. Epstein und Manfred Wiesner ihren Beitrag über„Reflexive Kooperation in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie“, der 1998 in einem von Jürgen Hargens und Arist von Schlippe heraugegebenen Band„Das Spiel der Ideen. Reflektierendes Team und systemische Praxis“ bei Borgmann erschienen ist. Er enthält nicht nur eine Darstellung der praktischen Vorgehensweise in der Wilhelmshavener Klinik für Kinder- und Jugendlichenpsychiatrie, in der die AutorInnen tätig sind, sondern ist auch ein sozialkonstruktionistisch fundiertes Plädoyer für eine politische Perspektive auf Therapie, die leider heutzutage eher Seltenheitswert hat:„In Anlehnung an Ulrich Beck (…) sind politische Konstrukte wie bspw. Demokratie und Freiheit immer auch im Mikrobereich der Gesellschaft zu analysieren. Politische Einstellungen werden im sozialen Nahbereich aus- und eingeübt. Auch der therapeutische Kontext kann in dieser Hinsicht als politischer Lebensraum begriffen werden, in dem u.a. in der therapeutischen Beziehung bestimmte politische Verhältnisse kultiviert werden. Sprache sieht er dabei als Ort und Medium der Herstellung und Pflege des Sozialen. „Wir wohnen in der Sprache“ (Beck 1997a: 30). So ließe sich auch das Lebendigwerden gesellschaftspolitischer Konstrukte wie Demokratie und Freiheit im therapeutischen Raum untersuchen. Anders gesagt, auch in der therapeutischen Beziehung werden übergeordnete politische Diskurse (absichtlich oder unabsichtlich) auf die Mikroebene übertragen. Gesellschaftliche Konstrukte wie Kleinfamilie, Elternschaft, Ehe oder Partnerschaft, Alleinerziehung, Frauenarbeit etc. sind weitere Beispiele aus dem sozialpolitischen Diskurs, die mit ihren aktuellen gesellschaftlichen und kulturellen Akzentsetzungen in unserem therapeutischen Kontext besprochen, befragt oder zementiert werden. In Verbindung mit dem sozialen Konstruktionismus sind wir herausgefordert, solche Konstrukte zu hinterfragen und auf ihre Konsequenzen für die soziale Praxis hin zu untersuchen. Dies geht einher mit Offenheit für Neues und Toleranz für Differenz“
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