Was leistet der Begriff qualitative Forschung für die Entwicklung junger Psychotherapie-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern noch, fragt Gastherausgeberin Kathrin Mörtl in ihrem Editorial für die letzte Ausgabe von Psychotherapie & Sozialwissenschaft (2/2012) und bezieht sich damit auf den alten Streit zwischen qualitativer und quantitativer Forschung.Eine wichtige Perspektive dabei ist die Frage nach dem Zugang, den gerade junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zum Feld der qualitativen Forschung in einem System bekommen können, in welchem quantitative Ansätze vorherrschen. Es geht hier also um die„Beobachtung der Beobachter“, um die Einbeziehung der Person des Forschers, ihrer akademischen Sozialisation, ihrer Interessen und Karrierewünsche ebenso wie ihrer emotionalen Involvierung in den Forschungsprozess in die Betrachtung ihrer Forschungsvorhaben. Kathrin Mörtl (Foto: SFU Wien), die in der Einleitung auch von ihren eigenen Ambivalenzen und Erfahrungen berichtet, ist es gelungen, ein außerordentlich interessantes Heft zusammenzustellen, dessen Beiträge das Spannungsfeld von professioneller und persönlicher Perspektive ausloten uns sowohl den wissenschaftspolitischen und grundlagentheoretischen Kontext thematisieren als auch z.B. der Frage nachgehen, was es mit Verleugnungen und Löschungen im Prozess qualitativer Forschung auf sich hat: was bleibt„off the record“ (Gedanken, die zwar im Prozess auftauchen, aber den Weg in die Forschungsberichte nicht schaffen), was bleibt„off the books“, wird also niemals veröffentlicht und was bleibt„off the charts“, also unbewusste oder auch einfach nicht erwünschte persönliche Aspekte der Forschung. Ein tolles Heft, das Forschungsinteressierte zur Kenntnis nehmen sollten!
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Qualitative Forscher/innen an der Universität
15. Mai 2013 | Keine Kommentare