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Online-Journal für systemische Entwicklungen

Psychotherapie als Förderung von Selbstorganisationsprozessen

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Im Hogrefe-Verlag wird derzeit eine neue Buchreihe mit dem Titel „Systemische Praxis“ aufgelegt, deren erster Band mittlerweile vorliegt. Herausgeber der Reihe sind Günter Schiepek, Wolfgang Eberling, Heiko Eckert, Matthias Ochs, Christiane Schiersmann, Rainer Schwing und Peter A. Tass. Die Programmatik der Reihe liegt in der Vermittlung von Modellen zur Funktionsweise komplexer, nichtlinearer Systeme für die psychotherapeutische Praxis. In einem Einführungsband entwickeln Günter Schiepek, Heiko Eckert und Brigitte Kravanja „Grundlagen systemischer Therapie und Beratung“ und konzipieren Psychotherapie als „Förderung von Selbstorganisationsprozessen“ im Sinne der Synergetik. Wolfgang Loth hat sich intensiv mit dem Buch auseinandergesetzt, das er zur Lektüre empfiehlt, gleichwohl er hinsichtlich der Praxis der Modellierung des therapeutischen Prozesses vermittels digital erfasster Daten ambivalent bleibt: „Nach wie vor fasziniert mich die ,Möglichkeit, einer systemwis­senschaftlichen Erklärung für systemische Reorganisationsprozesse (…), welche sehr spezifisch (durch Prozessmonitoring und Prozessfeedback) unterstützt werden können‘ (S. 91). Das hat nicht nur mit pragmatischen (und womöglich pragmatisch-naiven oder pragmatisch-furchtsamen) Wünschen zu tun, ,wirksam/wirklich‘ helfen zu können, sondern auch mit existenziell-sinnhaften: das vorgestellte Modell verknüpft einen hocheffizienten Umgang mit Komplexität mit einem ebenso hochsensiblen Respekt vor individuell erlebtem Leben (und Leiden). Das hat schon was … und es bleibt – und daher mein Zögern – angewiesen auf die Vertrauenswürdigkeit derjenigen, die das anbieten. So hoffe ich, dass mit der zunehmenden Erfahrung mit SNS und SNS-basierten Gesprächen auch die Sensibilität dafür bleibt, wie ausgeklügelte ,Behandlungskonzepte‘, insbesondere technisch hochgerüstete, ihren ,Grund‘ in Emanzipation und Teilhabe sehen anstelle in Macht und Sicherung von Ordnung. Mit anderen Worten: Ich verstehe das vorgestellte Konzept als ein differenziertes ,Hilfsmittel‘ dabei, sich in der Komplexität des eigenen Lebens, seiner physischen, psychischen und sozialen Bezüge, klarer zu werden und darin eine eigene Lebens-Form zu finden. Der immer wieder explizit betonte Respekt vor der individuellen Auseinandersetzung mit ,den Umständen‘ ist mir hier ein Wort, auf das ich mich verlasse. Dieses Vertrauen und eine ebenso ausgeprägte Vorsicht lassen mich neugierig darauf sein, wie es weitergeht. Um das nicht zu vergessen: Ich empfehle die Lektüre dieses Buches sehr, bin gespannt auf die Fortsetzung der Reihe und wünsche ihm und ihr nicht nur viele LeserInnen, sondern mehr noch viele, die sich ernsthaft damit auseinandersetzen. Dann wäre diese Reihe viel­ leicht nicht nur eine weitere, die einen eigenen Akzent setzt (das tut sie), sondern auch eine, die einen dann tatsächlich umgreifenderen Unterschied macht. Ernsthafte Empfehlung!“
Zur vollständigen Rezension…

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