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Prävention von Stress und Burnout in Pflegeberufen

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Pflegen als Beruf ist so wenig ein Pappenstiel wie die Erkenntnis, selber einmal auf Pflege angewiesen zu sein. Die Zeitungen sind von Zeit zu Zeit voll von beunruhigenden Nachrichten dazu. Und wer es in seinem Umfeld schon einmal erlebt hat, weiß, dass es neben viel Kompetenz und nicht zuletzt materiellen Ressourcen auch noch Glück braucht, wenn ein Pflegetag ein guter Tag sein soll. Kurzum, Pflegen kostet wohl mehr als über Geld zu machen ist. Wenn es bei Altenpflegekräften eine um fast die Hälfte erhöhte Wahrscheinlichkeit für psychosomatische Beschwerden im Vergleich zum Durchschnitt der arbeitenden Bevölkerung gibt, liegt das sicher nicht nur an einer kleinzügigen Entlohnung. Pflegenotstand also auf beiden Seiten der Medaille. Was könnte helfen? Im Jahr 2007 legte Christoph Abel an der Universität Mannheim (Foto: Universität Mannheim) eine Dissertation zum Thema „Systemisch-lösungsorientierte Beratung zur Prävention von Stress und Burnout in Pflegeberufen“ vor.  Ziel war „die Konzeption und Evaluation eines ressourcenorientierten Trainingsprogramms, basierend auf der Stärkung spezifischer interner Ressourcen gegen Stress und Burnout“ (S.3). Das Trainingsprogramm firmierte als ein Einführungskurs in systemisch-lösungsorientierte Beratung: „Der Kurs sollte systemisch-lösungsorientierte Beratungskompetenz als interne Ressource vermitteln. Daneben sollten kognitive Ressourcen wie Wissen oder allgemeine Selbstwirksamkeit gefördert werden. Außerdem sollten sich die sozialen Beziehungen der Teilnehmer verbessern bzw. die interpersonellen Probleme abnehmen“ (S.183). Als zusammenfassendes Ergebnis teilt der Autor mit: „Die vorliegende Evaluationsstudie konnte zeigen, dass es in nur zehn Kursstunden möglich ist, wesentliche interne Ressourcen zu mobilisieren und zu fördern, welche für die Prävention von Stress und Burnout wesentlich sind. Das Trainingsmanual ist geeignet, diese Ressourcen zu stärken. Hierbei wurde der Ansatz einer Stressprävention durch Förderung interner Ressourcen verfolgt. Die Zielsetzung der Arbeit, nämlich eindeutige Effektivitätsnachweise des Kurses auf die entsprechenden Ressourcen, wurde im Wesentlichen erfüllt“ (S.195). Es gab im Detail dabei auch Hinweise darauf, dass trotz der pragmatischen Konzentration des Kurses nicht nur Techniken und Wissen gelernt wurden, sondern sich auch Veränderungen in der Haltung zeigten. Abel weist z.B. darauf hin, dass hinsichtlich der Fähigkeit eine kooperative Beziehung mit Gesprächspartnern zu gestalten, „die Effektstärken ebenso groß [waren] wie bei den verhaltensnahen Items. Diese eher „weichen“ Faktoren sind im Hinblick auf die alltägliche Anwendung vielleicht ein noch wichtigerer Hinweis auf die Effektivität des Kurses als die Beherrschung der Fragen und Standard-Interventionen, die relativ leicht einstudiert werden können“ (S.185). Trotz der für Dissertationen mit statistischer Ausrichtung kennzeichnenden Lesemühen könnte diese Arbeit auch für PraktikerInnen in diesem Bereich eine Hilfe sein. Auch die in dieser Arbeit vorgestellten Mittel und Wege garantieren alleine keine „Lösung“, sind im Gegenteil nach wie vor eingebunden in mehr oder weniger hilfreiche Kontexte. Doch können sie offenbar wirksam dabei helfen, mit einem Bein im Möglichkeitenland verankert zu sein, während man das andere not-falls in jemandes Hölle einen Stand finden lässt (gemäß Bill O’Hanlons wunderbarem Motto).
Abels Dissertation findet man im Volltext hier…

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