Der Aktienkurs der Katholischen Kirche wird offenbar weiterhin durch Papiere, Positionen und Personen belastet, durch die die letzten Reste ihres symbolischen Kapitals entwertet werden. Um eine Abschreibungswelle zu vermeiden, fordern interne Kreise des Vatikan nun die Gründung eines kirchlichen Institutes, das die Giftanlagen übernehmen soll. Die interne Gruppe warnt vor möglichen Milliarden-Abschreibungen an Gläubigen, die der Weltkirche drohen, heißt es in mehreren Presseberichten. Deswegen wurde der Vorschlag erarbeitet, eine sogenannte Bad Church zu gründen, die der Kirche diejenigen Personen abnehmen soll, deren Aktivitäten ihren Wert in der gegenwärtigen Krise stark gedrückt haben, berichten die„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“) und die„Financial Times Deutschland“ („FTD“). Die Arbeitsgruppe im Vatikan wollte sich mit Verweis auf die Vertraulichkeit ihrer Gespräche nicht äußern. Das Prinzip hinter ihrem Vorschlag: Die Kirche gibt ausfallgefährdete Problempositionen und -personen, die schwer auf den Bilanzen lasten und potentielle Gläubige abschrecken, in eine eigene Unterkirche – die„Bad Church“. Dazu könnten z.B. die Leugner des Holocaust, Anti-Semiten, Päderasten und alle diejenigen kirchlichen Würdenträger gehören, die öffentlich gegen Schwule und Lesben hetzen oder die die Abtreibung mit dem Holocaust vergleichen. Eine solche Gründung hat keinen anderen Zweck, als dafür zu sorgen, dass die auch als Gift-Assets bezeichneten Anlagen noch so viel wie möglich am Glaubensmarkt abwerfen, ohne aber die Legitimität der Mutterkirche in Frage zu stellen. Bereits in den vergangenen Wochen hatte es Diskussionen um ein solches Verwertungsinstituts gegeben, angeschoben von den angeschlagenen Landeskirchen. Der Vorschlag einer Bad Church stieß internen Informationen zufolge beim Papst allerdings auf wenig Gegenliebe. Von seinen Beratern sei argumentiert worden, durch die immerhin unfehlbaren päpstlichen Garantien für die zweifelhaften Positionen sei der Glaubenshandel bereits hinreichend abgesichert. Die Ausgliederung entwerteter Positionen und Personen in eine Bad Church sei deshalb unnötig. Auch bestehe eigentlich kein Risiko, weil der Papst mit dem Rettungsschirm bei Ausfällen immer einspringe. Doch das Misstrauen im Kirchenensektor ist geblieben. Es wird befürchtet, dass viele Bistümer noch„Giftpapiere“ in ihren Bilanzen verstecken und längst nicht alle Risiken offengelegt haben.
Mit Spannung blicken Beobachter der katholischen Kirche in diesen Tagen nach Rom. Der Papst wird den credo-Leitzins für Glaubenskapital nach Einschätzung von Experten erneut deutlich senken müssen. Lediglich der Umfang des Zinsschritts gilt als unsicher. Als möglich werden Zinssenkungen von 0,5 Punkten bis hin zu einem ganzen Prozentpunkt erachtet. Viele Fachleute sind überzeugt, dass in nächster Zukunft die Kirche nicht mehr in der Lage sein wird, Einnahmen von Gläubigen zu beziehen, sondern für Glaubensbekenntnisse jeder Art Bonus-Auszahlungen ausschütten muss. Auch das wäre zu verkraften, wenn nur nicht zuviele Gläubige gleichzeitig ihre angesparten Glaubenswerte auf einmal bei der Kirche auslösen wollen.
Papst: Gründung einer „Bad Church“ nicht nötig – wir sind schon eine!
10. Februar 2009 | Keine Kommentare