9. September 2014
von Tom Levold
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Th. Friedrich-Hett, N. Artner, R.A. Ernst (Hrsg.)
Systemisches Arbeiten mit älteren Menschen
Frisch aus der Druckerpresse ist ein Buch über „Systemisches Arbeiten mit älteren Menschen“ gekommen, das von Thomas Friedrich-Hett, Noah Artner und Rosita A. Ernst im Carl-Auer-Verlag herausgegeben wurde. Der Band bietet eine Fülle von praxisbezogenen Beiträgen, aber auch theoretische Erörterungen eines Themas, das im systemischen Feld bislang eher ein Schattendasein führt, obwohl Psychotherapieklienten immer älter werden bzw. Menschen – anders als früher – heute auch in höherem Alter Psychotherapie durchaus als „Beratungsformat“ in Betracht ziehen. Von den HerausgeberInnen bin ich zu einem Vorwort eingeladen worden, das ich an dieser Stelle, verbunden mit einer Empfehlung für das Buch, veröffentliche. Zudem ist an dieser Stelle noch eine Rezension von Gerda Mehta aus Wien zu lesen.
Tom Levold: Vorwort
Unsere Bevölkerung wird zusehends älter. Die Gruppe der über 65-jährigen Bürger umfasste im Jahre 2010 16,8 Mio. Personen, 2050 wird sie mit 22,9 Mio. (bei einem vermuteten Rückgang der Bevölkerung auf unter 70 Mio.) die größte Bevölkerungsgruppe sein. Für 2060 wird prognostiziert, dass 14 % der Bevölkerung (gegenüber derzeit 7 %) über 80 Jahre alt sein werden. Das ist ein vieldiskutiertes Problem der Ökonomie und des Gesundheitswesens, zeigt aber auch, dass ältere und alte Menschen in unseren Lebenswelten einen immer größeren Platz einnehmen.
Zudem haben sich die Bilder des Alters in den vergangenen Jahrzehnten rasant verändert. Lag die mittlere Lebenserwartung in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts noch bei 65 (Männer) bzw. 70 Jahren (Frauen), können die heute Geborenen damit rechnen, im Durchschnitt 78 (Männer) bzw. 83 Jahre (Frauen) alt zu werden, Tendenz steigend. Die Vorstellung von Alter ist also nicht mehr an das Ende der Berufstätigkeit gekoppelt, mit 65 oder 67 ist es mit dem aktiven Leben nicht mehr vorbei, stattdessen schließt sich eine neue aktive Lebensphase an, bevor die Kräfte nachlassen und das Ende der eigenen Biografie in den Blick rückt. Die Möglichkeiten der Teilhabe am öffentlichen Leben, sei es durch Reisen, Freizeitunternehmungen, soziales Engagement und politische Betätigung, durch Sport- und Fitnessaktivitäten sowie Nutzung der modernen Medien bieten vielen älteren Menschen bessere Chancen der Integration in die Gesellschaft als jemals zuvor – wenngleich die Gefahr besteht, dass eine zunehmende Altersarmut diese Möglichkeiten wieder einschränken wird. Weiterlesen →