systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

15. September 2014
von Tom Levold
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Psychiatriebezogene Sozialpädagogik

Marc Schmid et al. (Hrsg.) Handbuch psychiatriebezogene Sozialpädagogik

Marc Schmid et al. (Hrsg.)
Handbuch psychiatriebezogene Sozialpädagogik

Bei Vandenhoeck & Ruprecht ist 2012 ein umfangreiches Handbuch Psychiatriebezogene Sozialpädagogik (von 581 Seiten) erschienen, herausgegeben von Marc Schmid, Michael Tetzer, Katharina Rensch und Susanne Schlüter-Müller. Es handelt sich um einen breitgefächerten Band, der zahlreiche Problemkonstellationen und klinische Bilder aus der Kinder- und Jugend-, wie auch der Erwachsenenpsychiatrie informativ zusammenstellt. Bemerkenswert ist allerdings, dass von 62 AutorInnen nicht einmal 15 SozialpädagogInnen sind. ÄrztInnen und PsychologInnen überwiegen. Das ist bei vielen Beiträgen zu spüren, die ohne Probleme auch in anderen psychiatrischen Handbüchern hätten erscheinen können. Eine spezifische berufsbezogene sozialpädagogische Perspektive ist hier also nicht immer zu erkennen. Diesen Aspekt kritisiert auch Jürgen Beushausen, der das Buch rezensiert hat.

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14. September 2014
von Tom Levold
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Rudolf Welter: Großwuchs

Rudolf Welter (Foto: T. Levold)

Rudolf Welter
(Foto: T. Levold)

Zum heutigen Sonntag gibt es den vierten Text der Serie von literarischen Texten von Rudolf Welter (siehe hier) im systemagazin-Salon:

Rudolf Welter: Großwuchs

Mit einer Größe von 2,39 Metern schaffte ich es locker, in das Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen zu werden. Diese Größe ist für einen weiblichen Großwuchs doch ungewöhnlich.
Schon in der Kindheit begann ich beängstigend schnell zu wachsen. Meine Eltern versuchten alles in ihrer Phantasie und Macht liegende zu nutzen, um herauszufinden, ob mein rasches Wachsen gestoppt werden könnte. Alle Anstrengungen blieben erfolglos, ich wuchs und wuchs. Und meine Nachforschungen bestätigten die Tatsache, dass das Phänomen Großwuchs ein sehr seltenes ist, was mich auch nicht gerade tröstete.
Im Erwachsenenalter trat ich einer Selbsthilfegruppe bei, die sich Gruppe Riesenerfolg nannte. Der Name begeisterte mich auf Anhieb, sagt er doch aus, dass wir Riesen im Leben auch Vorteile haben. In der Gruppe tauschten wir Erfahrungen aus, die wir im Alltag in unserem Umfeld erlebten. Das war für mich besonders wichtig, weil ich in meinem engeren Umfeld keine andere Großwüchsige kannte. Bald wurde ich in den Vorstand gewählt, in dem ich über zehn Jahre tätig war. Weiterlesen →

13. September 2014
von Tom Levold
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Kinderschutz: Systemische Beiträge und kritische Perspektiven

Kontext Heft 45(3)

Kontext
Heft 45(3)

Kinderschutz ist ein ewig aktuelles Thema und findet auch immer wieder im systemagazin seinen Platz, zuletzt mit diesem Überblicksartikel von Reinhart Wolff. Nachdem die Kinderschutz-Bewegung in den 80er Jahren großen Erfolg und großen Einfluss auf die staatliche Kinderschutzpolitik erringen konnte, stellt sich heute die Frage, was aus den ursprünglichen Ideen eines beziehungsorientierten, Hilfe in den Vordergrund rückenden Kinderschutzes angesichts einer zunehmenden Kontrollorientierung einerseits, des rapiden Abbaus von Ressourcen und Verschlechterung der Arbeitsbedingungen im Feld andererseits, ganz abgesehen von der nach wie vor skandalisierenden Medienöffentlichkeit, eigentlich geworden ist. Dieser Frage u.a. widmet sich die soeben erschienene aktuelle Ausgabe des Kontext, die von Petra Bauer und Wolf Ritscher unter dem Motto „Kinderschutz: Systemische Beiträge und kritische Perspektiven“ gestaltet wurde. Das Heft ist nicht nur aufgrund der Qualität der Beiträge außerordentlich gelungen, sondern auch, weil es die Praxis wie die Ideologie des Kinderschutzes auf eine Weise kontextualisiert, wie es einer systemischen Perspektive angemessen ist – eine große Verbreitung wäre ihm daher nur zu wünschen. Einen guten Überblick über den Inhalt bietet das Editorial der Herausgeber, sie schreiben folgendes: Weiterlesen →

12. September 2014
von Tom Levold
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Dazu fällt mit eine Geschichte ein

Bernhard Trenkle: Dazu fällt mir eine Geschichte ein

Bernhard Trenkle:
Dazu fällt mir eine Geschichte ein

Der Titel „Dazu fällt mir eine Geschichte ein“ ist ein Slogan, der bestens zum Hypnotherapeuten und Geschichten- (und Witze-)sammler Bernhard Trenkle passt. Sein gleichnamiges Buch mit dem Untertitel „Direkt-indirekte Botschaften für Therapie, Beratung und über den Gartenzaun“ (!) ist 2012 im Carl-Auer-Verlag erschienen und erscheint nun in einer zweiten Auflage, mit einem Vorwort von Manfred Lütz versehen. Er schreibt: „Das Besondere an diesen Geschichten ist, dass sie nicht nur bewusst verarbeitet werden, sondern dass der Zuhörer daneben unbewusst diejenigen Informationen herausfiltert, die für ihn im Augenblick relevant sind. Schon kleine, kurze, unscheinbare Anekdoten können auf diese Weise durch die Fokussierung der Aufmerksamkeit in der bedeutsamen therapeutischen oder beraterischen Situation für die Problemlösung wichtige Suchprozesse auslösen. Gute Geschichten können die Perspektive verändern, Klienten sehen ihre Situation aus einem neuen, manchmal humorvollen Blickwinkel. Wenn sie vielleicht sogar erstmals über sich selber schmunzeln oder gar lachen können, kann das neue Ideen zur Veränderung freisetzen.“ Peter Stimpfle hat das Buch für systemagazin gelesen und rezensiert: Weiterlesen →

11. September 2014
von Tom Levold
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10,4 % der 18- bis 24-Jährigen haben Bildungs­system ohne Abitur oder Berufs­aus­bildung verlassen

WIESBADEN – Der Anteil der sogenannten frühen Schulabgänger lag in Deutschland im Jahr 2012 bei 10,4 %. Als frühe Schulabgänger werden in der EU Personen im Alter von 18 bis 24 Jahren bezeichnet, die weder über eine Hochschulzugangsberechtigung noch über eine Berufsausbildung verfügen und derzeit nicht an Aus- oder Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, liegt Deutschland damit nur knapp oberhalb des Zielwerts der Europäischen Union (EU): Bis 2020 soll der Anteil der frühen Schulabgänger in der EU auf unter 10 % gesenkt werden. Die EU-Mitgliedstaaten kamen 2012 durchschnittlich auf 13,5 %.

Zwischen den Bundesländern gab es beachtliche Unterschiede in den Anteilen der frühen Schulabgänger. Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Sachsen und Thüringen erfüllten mit Anteilen unter 10 % schon 2012 den angestrebten Zielwert. Davon waren Bremen, Berlin, das Saarland und Nordrhein-Westfalen mit Anteilen früher Schulabgänger zwischen 12,8 % und 13,3 % noch weit entfernt.

Diese Ergebnisse zu ausgewählten EU-Indikatoren enthält die am 10. September 2014 veröffentlichte Publikation „Internationale Bildungsindikatoren im Ländervergleich“. Darüber hinaus werden in der Veröffentlichung Indikatoren der OECD zu den Themen Bildungszugang, Bildungsbeteiligung, Bildungsverlauf und Bildungsausgaben sowie zum Bildungsstand der Erwachsenen dargestellt. Die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder bieten damit eine Ergänzung zur am 9. September 2014 erschienenen OECD-Veröffentlichung „Bildung auf einen Blick“ an. Ausgewählte OECD-Indikatoren für Deutschland werden hier in einer Gliederung nach Bundesländern dargestellt. (Quelle: Statistisches Bundesamt, 10.9.214)

11. September 2014
von Tom Levold
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Entdecke die Möglichkeiten: „re-source“ vom 7.-15. Februar 2014 in Zagora/Marokko – ein Tagungsbericht

Barbara Schmidt-Keller ist Lehrtherapeutin und Lehrende Supervisorin der Saarländischen Gesellschaft für Systemische Therapie und steuert immer wieder auch einmal etwas zum systemagazin bei. Im Februar hat sie an der ersten Trialogie-Tagung in Zagora/Marokko teilgenommen und für die aktuelle Ausgabe des Kontext einen Tagungsbericht verfasst, der die Atmosphäre dieser Woche am Rande der Wüste schön wiedergibt:

Barbara Schmidt-Keller, Merzig: Entdecke die Möglichkeiten

Riad Lamane

Riad Lamane

Im Februar 2014 fand in Zagora, Marokko, eine besondere Tagung statt. Die erste re-source-Tagung, organisiert von der „Trialogie“ Liane Stephan, Mohammed El Hachimi und Tom Levold, hatte sich zum Ziel gesetzt,  Professionellen aus unterschiedlichen Praxis-Kontexten (Beratung und Therapie, Supervision, Coaching, Personalentwicklung) einen Rahmen zu bieten, in dem ein Zugang zu den eigenen bekannten oder noch unentdeckten Kraftquellen und Ressourcen begünstigt und ermöglicht werden sollte.

Die Idee und Philosophie der Organisatoren: die Qualität und Tragfähigkeit der Beziehung zwischen Professionellen und Kunden gilt als wichtiger Wirkfaktor für einen gelingenden Veränderungsprozess. Neben der methodischen Kompetenz des Profis stellen dabei seine Persönlichkeit und sein intuitives und implizites Wissen die wesentliche Ressource dar, um komplexe Zusammenhänge zu erfassen und für das Initiieren von Veränderungsprozessen einen begünstigenden affektiven Rahmen zu schaffen. Entsprechend wurde als Fokus kein Lehrprogramm angeboten, es erfolgte keine Vermittlung von Theorien oder Tools. Stattdessen entstand Raum für die Begegnung mit sich selbst und das Teilhaben, Austauschen und Vernetzen mit anderen. Weiterlesen →

10. September 2014
von Tom Levold
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Wissenschaftlicher Förderpreis der Systemischen Gesellschaft

logo_sgDie Systemische Gesellschaft (SG) vergibt seit 1996 einen Förderpreis an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für Arbeiten, die sich durch praxisrelevante Systemische Forschungsansätze auszeichnen. Ziel des Förderpreises ist es, die Relevanz Systemischen Denkens für die therapeutische und beraterische Praxis deutlich zu machen und die wissenschaftliche Forschung in diesem Bereich anzuregen. In den letzten Jahren wechselte sich die Systemische Gesellschaft mit der Ausschreibung eines wissenschaftlichen Förderpreises mit der DGSF ab.

Der Förderpreis ist mit 3.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre vergeben; die nächste Vergabe findet 2015 statt.

Die Kriterien für den Wissenschaftlichen Förderpreis sind:

  • Entwicklung empirischer Forschungsdesigns
  • Nachweis kompatibler und innovativer Methoden mit Systemischen Modellen
  • Untersuchung praxisrelevanter Bereiche aus der Therapie, Gesundheitsversorgung, Supervision, Beratung und institutioneller Innovationsprozesse

Der Preis ist bewusst als Förderpreis konzipiert. Vor allem jüngere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind angesprochen, die sich mit Diplomarbeiten, Dissertationen, Habilitationen oder anderen (auch außeruniversitären) Projekten qualifizieren.

Begutachtet werden die Arbeiten von folgendem Gremium: Prof. Dr. Hans-Jürgen Balz, Evangelische Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe, Prof. Dr. Ewald Brunner, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Prof. Dr. Matthias Ochs, Hochschule Fulda, Prof. Dr. Karin Rausch, Fachhochschule Osnabrück und Prof. Dr. Arist von Schlippe, Private Universität Witten-Herdecke.

Wenn Sie interessiert sind und mit Ihrer Arbeit die Kriterien erfüllen, reichen Sie Ihre Arbeit bis zum 15.11.2014 in dreifacher Ausführung ein an:

Systemische Gesellschaft e.V.
„Wissenschaftlicher Förderpreis“
Brandenburgische Straße 22
D-10707 Berlin

Zum Ausschreibungtext

10. September 2014
von Tom Levold
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Lynn Hoffman (10.9.1924)

Heute wird Lynn Hoffman 90 Jahre alt, ein Anlass, diese wichtige Pionierin und Wegbereiterin der Systemischen Therapie im systemagazin zu würdigen. Sie kam am 10. September in Paris als Tochter der Malerin und Textildesignerin Ruth Reeves zur Welt. Nachdem sie 1946 ein Studium der Englischen Literatur mit summa cum laude abgeschlossen hatte, kam sie über die redaktionelle Bearbeitung psychiatrischer Arbeiten mit dem therapeutischen Bereich in Berührung. 1963 redigierte sie Virginia Satirs Buch „Conjoint Family Therapy“ und hatte dabei auch die Gelegenheit, hinter der Einwegscheibe Satir bei ihrer Arbeit zuzuschauen, was ihr Interesse an Familientherapie weckte. Im Anschluss daran arbeitete sie eine Weile als Redakteurin für Don J. Jackson – schon in den 60er Jahren sind Texte von ihr in Family Process zu lesen. Da sie (wie manch andere Pioniere der Familientherapie und Systemischen Therapie) keine formale Qualifikation für die therapeutische Tätigkeit besaß, belegte sie ab 1969 in New York Sozialarbeit und schloss ihr Studium mit einem Master Degree ab. In den Folgejahren arbeitete sie mit allen TherapeutInnen von Rang und Namen aus dem Familientherapie-Feld, so mit Jay Haley, Harry Aponte, Peggy Papp, Olga Silverstein, Mara Selvini, Luigi Boscolo, Gianfranco Cecchin, Giuliana Prata, Peggy Penn, Bradford Keeney, Harry Goolishian, Tom Andersen, Michael White und David Epston. Weiterlesen →

9. September 2014
von Tom Levold
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4,9 % weniger Schwangerschafts­abbrüche im 2. Quartal 2014

WIESBADEN – Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche nahm im zweiten Vierteljahr 2014 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 4,9 % ab. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, wurden im zweiten Quartal 2014 rund 24 500 Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland gemeldet.

Knapp drei Viertel (73 %) der Frauen, die im zweiten Quartal 2014 einen Schwangerschaftsabbruch durchführen ließen, waren zwischen 18 und 34 Jahre alt, 16 % zwischen 35 und 39 Jahre. Rund 8 % der Frauen waren 40 Jahre und älter. Die unter 18-Jährigen hatten einen Anteil von gut 3 %. Rund 39 % der Frauen hatten vor dem Schwangerschaftsabbruch noch keine Lebendgeburt.

97 % der gemeldeten Schwangerschaftsabbrüche wurden nach der Beratungsregelung vorgenommen. Medizinische und kriminologische Indikationen waren in 3 % der Fälle die Begründung für den Abbruch. Die meisten Schwangerschaftsabbrüche (69 %) wurden mit der Absaugmethode (Vakuumaspiration) durchgeführt, bei 18 % wurde das Mittel Mifegyne® verwendet. Die Eingriffe erfolgten überwiegend ambulant – rund 79 % in gynäkologischen Praxen und 18 % ambulant im Krankenhaus. 7 % der Frauen ließen den Eingriff in einem Bundesland vornehmen, in dem sie nicht wohnten. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

 

9. September 2014
von Tom Levold
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Systemisches Arbeiten mit älteren Menschen

Th. Friedrich-Hett, N. Artner, R.A. Ernst (Hrsg.) Systemisches Arbeiten mit älteren Menschen

Th. Friedrich-Hett, N. Artner, R.A. Ernst (Hrsg.)
Systemisches Arbeiten mit älteren Menschen

Frisch aus der Druckerpresse ist ein Buch über „Systemisches Arbeiten mit älteren Menschen“ gekommen, das von Thomas Friedrich-Hett, Noah Artner und Rosita A. Ernst im Carl-Auer-Verlag herausgegeben wurde. Der Band bietet eine Fülle von praxisbezogenen Beiträgen, aber auch theoretische Erörterungen eines Themas, das im systemischen Feld bislang eher ein Schattendasein führt, obwohl Psychotherapieklienten immer älter werden bzw. Menschen – anders als früher – heute auch in höherem Alter Psychotherapie durchaus als „Beratungsformat“ in Betracht ziehen. Von den HerausgeberInnen bin ich zu einem Vorwort eingeladen worden, das ich an dieser Stelle, verbunden mit einer Empfehlung für das Buch, veröffentliche. Zudem ist an dieser Stelle noch eine Rezension von Gerda Mehta aus Wien zu lesen.

Tom Levold: Vorwort

Unsere Bevölkerung wird zusehends älter. Die Gruppe der über 65-jährigen Bürger umfasste im Jahre 2010 16,8 Mio. Personen, 2050 wird sie mit 22,9 Mio. (bei einem vermuteten Rückgang der Bevölkerung auf unter 70 Mio.) die größte Bevölkerungsgruppe sein. Für 2060 wird prognostiziert, dass 14 % der Bevölkerung (gegenüber derzeit 7 %) über 80 Jahre alt sein werden. Das ist ein vieldiskutiertes Problem der Ökonomie und des Gesundheitswesens, zeigt aber auch, dass ältere und alte Menschen in unseren Lebenswelten einen immer größeren Platz einnehmen.

Zudem haben sich die Bilder des Alters in den vergangenen Jahrzehnten rasant verändert. Lag die mittlere Lebenserwartung in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts noch bei 65 (Männer) bzw. 70 Jahren (Frauen), können die heute Geborenen damit rechnen, im Durchschnitt 78 (Männer) bzw. 83 Jahre (Frauen) alt zu werden, Tendenz steigend. Die Vorstellung von Alter ist also nicht mehr an das Ende der Berufstätigkeit gekoppelt, mit 65 oder 67 ist es mit dem aktiven Leben nicht mehr vorbei, stattdessen schließt sich eine neue aktive Lebensphase an, bevor die Kräfte nachlassen und das Ende der eigenen Biografie in den Blick rückt. Die Möglichkeiten der Teilhabe am öffentlichen Leben, sei es durch Reisen, Freizeitunternehmungen, soziales Engagement und politische Betätigung, durch Sport- und Fitnessaktivitäten sowie Nutzung der modernen Medien bieten vielen älteren Menschen bessere Chancen der Integration in die Gesellschaft als jemals zuvor – wenngleich die Gefahr besteht, dass eine zunehmende Altersarmut diese Möglichkeiten wieder einschränken wird. Weiterlesen →

7. September 2014
von Tom Levold
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Grundlagen des Systemparadigmas

Rainer E. Zimmermann Foto: bitrumagora.wordpress.com

Zu einem interessant klingenden Vortrag lädt der philosophische Arbeitskreis MoMo Berlin ein. Am 21.9. wird der Philosoph Rainer E. Zimmermann im Café Lupus in der Pannierstr. 40, 12047 Berlin, einen Vortrag über die Grundlagen des Systemparadigmas halten.

In der Einladung heißt es: „In einem noch nicht veröffentlichen Text zur Metaphysik der Emergenz setzt sich Rainer E. Zimmermann ausführlich mit den ideengeschichtlichen, metaphysischen und begrifflichen Grundlagen dessen auseinander, was wir unter ‚System‘ verstehen. Die Grundbegriffe seiner Analyse sind dabei der Agent, die Interaktion, das Netzwerk, die Räume, Grenzen und die Offenheit bzw. Geschlossenheit eines Systems. Dabei verortet er die Fundierung des modernen Systembegriffs bei Spinoza. Weiterlesen →

7. September 2014
von Tom Levold
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Rudolf Welter: Knecht

Rudolf Welter (Foto: T. Levold)

Rudolf Welter
(Foto: T. Levold)

Zum heutigen Sonntag gibt es den dritten Text der Serie von literarischen Texten von Rudolf Welter (siehe hier) im systemagazin-Salon:

Rudolf Welter: Knecht

Meine Kammer war recht bescheiden eingerichtet, mit einem Tisch, einem Stuhl, einem Bett, einem Schrank und einem Waschbecken. Die Wände waren getäfelt, das Holz, nach Jahrzehnten der Luft und dem Licht ausgesetzt, hatte eine dunkle Färbung angenommen. Von der Täfelung war allerdings nicht sehr viel zu sehen, denn ein größerer Teil davon war mit Fotografien abgedeckt. Diese machte ich während meiner Freizeit, die sich weitgehend auf die Winterszeit beschränkte, wenn die Felder nicht bestellt werden mussten und Arbeit in den Wäldern anfiel. Der Blick durchs Fenster fiel im Sommer auf einen üppigen Garten, auf weiter entfernte Felder und auf schneebedeckte Berge in weiter Ferne.
Meine fotografische Ausrüstung war einfach. Ich kannte keine elektronischen Apparate. Ich besaß eine normale Kamera und eine billige Sofortbildkamera. Ich hatte diese selber so bezeichnet, weil ich mit dieser Kamera Bilder aufnehmen konnte, die ich sofort an die Wände in meiner Kammer heften konnte. Für eine teurere Ausrüstung hätte mein Lohn als Knecht nicht gereicht.
Meine Mutter arbeitete ebenfalls auf dem Hof mit, vor allem in der Küche, im Garten oder auf dem Feld, wenn dort zusätzliche Hände gebraucht wurden.
Die Meisterleute beachteten mich kaum. Es schien mir, als ob sie mich als etwas zurück geblieben wahrnahmen, was mein Denken und meine Eigenständigkeit anbelangte. Auch meine Mutter schätzte diese nicht gerade hoch ein. Meistens erledigte sie alles für mich, traute mir kaum etwas zu. Dafür wurde ich körperlich sehr gefordert auf dem Hof. Weiterlesen →