Heute feiert Reinhart Wolff seinen 75. Geburtstag. Der Erziehungswissenschaftler und Soziologe kann mit Fug und Recht als der Begründer des modernen Kinderschutzes in Deutschland bezeichnet werden. Schon während seines Engagements in der 68er Bewegung, die ihm auch – gemeinsam mit seinen Brüdern KD und Frank Wolff – eine Episode als Vorstandsmitglieder des SDS bescherte, wurde er zum bekannten Vertreter der antiautoritären Kinderladenbewegung.
In den siebziger Jahren gründete er in Berlin mit Teilnehmern eines von ihm abgehaltenen Seminars über Kinderschutz an der soziologischen Fakultät der Freien Universität das erste deutsche Kinderschutz-Zentrum als privater Verein. Es gelang ihm, Fördermittel des Bundes für ein Modellprojekt zu akquirieren, das die Gründung eines weiteren Kinderschutz-Zentrums in Gütersloh (als Vergleichsprojekt im ländlichen Raum) ermöglichte und einen Transfer der Erfahrungen in andere Regionen der Republik beinhaltete. Er selbst führte die wissenschaftliche Begleitung durch.
Aus dieser Konstellation entwickelten sich in vielen Städten eine Reihe von Kinderschutz-Zentren, die in den achtziger Jahren ganz wesentlich zur Ablösung des bestehenden repressiven, noch ganz in den autoritären Strukturen der Nachkriegszeit verhafteten Kinderschutzes beitrugen. Das moderne, familienorientierte Konzept „Hilfe statt Strafe“, das anstatt auf Verfolgung auf die Nutzung vorhandener Ressourcen setzt, wurde zum Wegbereiter einer neuen Kinder- und Jugendhilfe, deren Prinzipien auch in die Überarbeitung des KJHG einflossen. Weiterlesen →