Jörg Bergmann ist emeritierter Professor für Qualitative Methoden der empirischen Sozialforschung an der Universität Bielefeld, wo er von 2001 bis 2012 gearbeitet hat. Vorher arbeitete er schon über 10 Jahre als Professor für Mikrosoziologie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen. Nach seinem Studium der Psychologie, Soziologie, Philosophie und Sprachwissenschaft war er von 1978-1986 wiss. Mitarbeiter und Hochschulassistent an der Universität Konstanz am Lehrstuhl von Thomas Luckmann (der übrigens vergangene Woche – am 10.5. – im Alter von 88 Jahren verstorben ist). Sein Forschungsinteresse galt und gilt der Ethnomethodologie und der Konversationsanalyse, er trug mit zahlreichen empirischen Analysen (z.B. über „Klatsch“, Moral, Feuerwehrnotrufen, Psychotherapiesitzungen usw.) zu ihrer Bekanntheit im deutschsprachigen Raum maßgeblich bei. 2012 hielt er seine Abschiedsvorlesung in Bielefeld mit dem Thema „Irritationen, Brüche, Katastrophen. Über soziale Praktiken des Umgangs mit ‚Störungen‘ in der Interaktion“, der auch online zu lesen ist und sich mit dem Thema beschäftigt, wann und wie eine Irritation in sozialen Interaktionen überhaupt zur „Störung“ wird. Seine Frage lautet: „Irgendetwas kann die Handelnden irritieren und den weiteren Gang der Interaktion in eine andere Richtung lenken. Kontingente Ereignisse dieser Art bilden zwar Störungen der Interaktion, doch nicht alles, was eine Störung ist bzw. von den Handelnden selbst als Störung wahrgenommen wird, führt von selbst dazu, dass die Interaktion ins Stocken gerät. Es liegt an den Interaktionsteilnehmern zu entscheiden, ob es infolge einer Störung zu einer Unterbrechung kommt und so aus einer Störung eine Interaktionsstörung wird. Aber wonach entscheidet sich, ob aus einer potentiellen eine reale Störung, aus einer Irri-tation eine ,Inter-ruption’ wird?“
Der vollständige Text kann hier gelesen werden…


Die Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF) und die Systemische Gesellschaft (SG) vergeben erstmals gemeinsam einen systemischen Forschungspreis. Der mit 3000 Euro dotierte Preis wird auf einer internationalen systemischen Forschungstagung im März 2017 verliehen. Bewerbungen sind ab sofort möglich.
Der Preis ist als Förderpreis konzipiert. Angenommen werden Masterarbeiten, Dissertationen, Habilitationen oder Forschungsarbeiten aus einem Projekt, das in oder auch außerhalb der Hochschule durchgeführt wurde. Erwünscht sind aktuelle Forschungsarbeiten, die nicht oder bei Einreichung nicht länger als ein Jahr veröffentlicht sind.


Erika Gollor, erfahrene Lehrerin an einer Montessori-Grundschule, und NLP-Practitioner mit einer Ausbildung in Systemischer Pädagogik, hat 2015 im Carl-Auer-Verlag ein Buch über Systemische Pädagogik in der Grundschule mit dem Titel „Hier fühle ich mich wohl“ veröffentlicht. Susanne Steinebrunner aus Köln hat es gelesen und empfiehlt es als „ein Buch aus der Praxis für die Praxis!“. Aber lesen Sie selbst…
Im systemischen Feld gehört Klaus Deissler (Foto: deissler.org) seit langem zu den Vertretern des sozialkonstruktionistischen Ansatzes, über den er auch schon viel veröffentlicht hat. In seinem Text „Wandel durch Dialogische Zusammenarbeit“ aus dem Jahre 2016 resümiert er noch einmal die wichtigsten Aspekte einer dialogisch orientierten, sozialkonstruktionistischen Therapie, die sich weniger an den „großen Erzählungen“ der Psychopathologie, Psychoanalyse oder Systemtheorie orientiert, sondern – Francois Lyotard folgend, eher an den „«kleinen Erzählungen» (…), die innerhalb lokalgebundener Gespräche (Diskurse) stattfinden und die der Bewältigung von Alltagsproblemen und der Erschaffung neuer Bedeutungen und Handlungsmöglichkeiten dienen. Den kleinen Erzählungen bringt Lyotard eine hohe Wertschätzung entgegen: sie überflügeln in der Gesamtheit ihrer Vielfalt und Unterschiedlichkeit die Bedeutung einzelner monolithischer Theorien oder Kosmologien. Es liegt nahe, therapeutische und beraterische Formen der Zusammenarbeit eher in dem Bereich zu lokalisieren, den Lyotard die kleinen Erzählungen nennt.“