systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

1. Juni 2006
von Tom Levold
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Psychodrama

Psychodrama im systemagazin? In einer Besprechung von des Buches von Falko von Ameln, Ruth Gerstmann und Josef Kramer:„Psychodrama“ schreibt Jürgen Beushausen:„Für Familientherapeuten ist das Kapitel über die Bausteine einer integrativen Arbeit besonders lesenswert. Hier stellen die Autoren Konvergenzen, Divergenzen und mögliche Synergien zwischen dem Psychodrama und anderen wichtigen therapeutischen Ansätzen vor. Mit Recht weisen sie den Begründer des Psychodramas, J. L. Moreno, als einen frühen Vertreter des systemischen Denkens und des „ökologischen Denkens“ aus, für den die kleinste sinnvoll zu betrachtende Einheit nicht das Individuum, sondern das soziale Atom war. Im Psychodrama wie in der Systemtheorie werden Menschen als aktive Gestalter einer konstruierten Wirklichkeit verstanden. Dabei sind sie Teil eines sozialen Systems, welches wiederum in größere soziale System eingebunden ist. „Probleme“ werden so nicht nur als individuelle Defekte, sondern auch als Auswirkungen von Kommunikationsstörungen in sozialen Systemen verstanden“ Zur vollständigen Rezension…

31. Mai 2006
von Tom Levold
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Hallo Ferkel! Schön, dass Du wieder da bist!

Als im Dezember 2005 Heinz Kersting starb, der unermüdliche spiritus rector nicht nur zahlreicher weiterbildungsbezogener, verbandspolitischer und verlegerischer Initiativen, sondern auch Gründer und Herausgeber des ersten systemischen Online-Journals für systemisches Denken und Handeln, des„gepfefferten Ferkels“, war lange Zeit ungewiss, was aus diesem Internet-Projekt werden würde.
Seit gestern ist die 20. Online-Ausgabe im Internet – und systemagazin gratuliert an dieser Stelle herzlich zum Fortbestehen des Ferkels: mit neugestaltetem, übersichtlicherem Layout und unter der Leitung des neuen verantwortlichen Redakteurs Heiko Kleve, der in der systemischen Szene nicht mehr extra vorgestellt werden muss. Heinz Kersting hätte seine Freude daran. Kleve wird unterstützt von den Redaktionsmitgliedern Andreas Hampe-Grosser, Sabine Krönchen und Matthias Müller.
Die aktuelle Einstellung des gepfefferten Ferkels steht noch im Zeichen der Arbeiten seines Gründers. Kurz vor seinem Tode hat Heinz Kersting wesentlich Teile dieser Einstellung vorbereitet, mit der er insbesondere den 1. Masterstudiengang für Supervision, den das IBS in Kooperation mit der Evangelischen Fachhochschule Freiburg durchführt, thematisiert.
Zukünftig sind zwei Einstellungen pro Jahr geplant. systemagazin wünscht viel Erfolg und noch mehr Leser.
Zum Ferkel…

31. Mai 2006
von Tom Levold
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Verantwortungsübernahme als ethische Maxime im Zwangskontext

In der Systemischen Bibliothek erscheint ein wichtiger Aufsatz von Wilhelm Rotthaus aus dem Jahre 2001, der sich mit den Möglichkeiten Systemischer Therapie im Zwangskontext mit jugendlichen (Sexual-)Straftätern befasst. Dieser Aufsatz fordert die Übernahme von Verantwortung durch Dritte als ethische Maxime gerade in solchen Fällen, in denen von den Beteiligten selbst keine therapierelevanten Anliegen oder Aufträge zu erhalten sind:„Die Trennung von Verantwortungsbereichen und die Klärung von Anlaß, Anliegen und Auftrag sind basale Elemente Systemischer Therapie. Ihre Anwendung kann aber dazu führen, daß große Personengruppen, die von sich aus nicht um therapeutische Hilfe ersuchen, von Therapie ausgeschlossen werden. Dieser Konflikt ist nur dadurch zu überwinden, daß variable, klientenorientierte Therapiekonzepte entwickelt werden, die die Besonderheiten bestimmter Klientengruppen berücksichtigen, ohne systemische Grundsätze aufzugeben. Dafür Verantwortung zu übernehmen, erscheint als eine ethische Forderung an systemische Therapeutinnen und Therapeuten. Wie dies geschehen kann, wird beispielhaft an dem Viersener Therapiekonzept für die Behandlung jugendlicher Sexualstraftäter dargestellt“
Zum Beitrag in der Systemischen Bibliothek…

30. Mai 2006
von Tom Levold
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Kauder will arbeitslose Politiker zur Feldarbeit einsetzen

Neuer Zwist ist vorprogrammiert: Statt„sinnlos herumgammeln“, sollten alle Politiker eine Gegenleistung erbringen, fordert Unionsfraktionschef Kauder. Selbst Fraktionschefs könnten einfachste Jobs erledigen. Spargelstechen zum Beispiel.

Hamburg – Während sich Union und SPD heute angesichts der ausufernden Wichtigtuereien von Politikern grundsätzlich auf eine Regelung geeinigt haben, gehen die Meinungen über eine inhaltliche Ausgestaltung der Politikerbeschäftigung auseinander. Während die Union eine„Generalrevision“ der Gesetze fordert, lehnt die SPD das ab und sieht eher Korrekturbedarf bei der Umsetzung der Gesetze.
Unionsfraktionschef Volker Kauder sagte heute der„Süddeutschen Zeitung“ in einem Interview, die SPD sei durchaus zu Änderungen bereit.„Wir haben im Koalitionsausschuss vereinbart, offene Fragen zu prüfen. Die SPD hat mit uns ein Fortentwicklungsgesetz zur Abgeordnetenförderung gemacht, das Fehler korrigiert. Aber die Überprüfung der Reform ist damit nicht am Ende“ Ob man nun davon rede, dass die Reform„auf den Prüfstand“ müsse oder dass eine„Revision“ erforderlich sei, sieht Kauder nur als eine Frage der Wortwahl.
Inhaltlich stellte er indes mehrere Anforderungen an die Arbeitsmarktreform. So müsse überprüft werden, ob es genug Anreize gebe,„damit Politiker wieder Arbeit annehmen“.
Denkbar seien auch Diätenkürzungen, wenn jemand eine zumutbare Arbeit ablehne. Auch ob Ein-Euro-Jobs das richtige Instrument seien, stellte Kauder in Frage.„Die Notwendigkeit, den einen Euro zu zahlen, sehe ich nicht in jedem Fall. Wer Diäten bekommt, muss dafür etwas als Gegenleistung erbringen. Und wenn er nur drei, vier Stunden etwas tut“, sagte er dem Blatt.
Kauder forderte, bei der Reformdebatte„in weniger engen Bahnen“ zu denken und mehr von den Leuten zu verlangen.„Also von mir zum Beispiel könnte man erwarten, dass ich abends in der Kneipe bediene“, sagte er. Unabhängig von seiner Qualifikation – also auch als Top-Manager – müsse ein Politiker einfache Arbeiten erledigen oder gemeinnützige Arbeit leisten,„wenn er Diäten erhält“. Dass das in der Praxis häufig nicht funktioniere wisse er, daher müssten Sanktionen konsequenter angewendet werden. (Quelle: Spiegel online)

30. Mai 2006
von Tom Levold
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Multi-Familien-Therapie

Hede Andresen-Kühn (Foto) war am 5. und 6.5.2006 als Teilnehmerin auf dem Forum des Heidelberger Helm-Stierlin-Institutes zum Thema„Praxis der Multi-Familien-Therapie. Familien als Experten, mit Therapeuten auf dem Rücksitz“, auf dem Eia Asen aus London sein Konzept der Arbeit mit Multi-Problem-Familien vorstellte. Ihr Tagungsbericht klingt begeistert: „Eia Asen verstand es, mit seinen komprimierten humorvollen Referaten und vielen Videoausschnitten (viele davon – wie anders – von den Klienten aufgenommen!) aus der Arbeit des MFS die ca. 80 Tagungsteilnehmer zu „Fans“ der Multi-Familien-Therapie zu machen“ zum Tagungsbericht…

29. Mai 2006
von Tom Levold
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Lieber Herr Schäuble,

Dass – wie Spiegel online gestern berichtete – die Besitzer von 300.000 verkauften VIP-Karten für die Fußball-WM 2006 angeblich aufgrund einer„Organisationspanne“ nicht registriert worden sind, ist natürlich ärgerlich.
Dass Sie aber dennoch darauf bestehen, dass alle Karten-Inhaber bei Ihnen mit Name, Adresse und Personalausweisnummer erfasst sein müssen, kann nur skandalös genannt werden. So geht man nicht mit besonders wichtigen Personen um.
systemagazin fordert daher Ihr umgehendes Abrücken von dieser Vorgehensweise, zumindest aber die sofortige diplomatische Anerkennung der VIP-Karten von drei bekannten Persönlichkeiten, die ansonsten die Spiele nicht verfolgen könnten:

  • Karl-Heinz Schreiber (Personalausweis verschenkt)
  • Otto Schily (braucht keinen Personalausweis)
  • Mahmud Ahmadinedschad (hat noch keinen Personalausweis)

Übrigens: Ist Ihr Personalausweis noch gültig?

Herzliche Grüße

Ihr systemagazin

(hier zur Antwort von Wolfgang Schäuble in der TAZ)

29. Mai 2006
von Tom Levold
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Hymne eines Reisenden an seinen Koffer

Ein bisschen heruntergekommen
von all den Abschieden
kennt er doch keine Bitterkeit
Nach wie vor bestaunt er die Ähnlichkeit
der Ähnlichkeit der Orte
und auch das Gepäck verändert sich nicht
wesentlich
so bleibt er
diskreter Zeuge all der Wiederholungen
nur manchmal
vielleicht
erinnert er sich
zwischen irgendwann und irgendwo
an die schlaflose Nacht
vor der ersten Reise

(Mario Wirz, aus: Sieben Leben hat die Woche, Aufbau Taschenbuch Verlag Berlin 2003)

28. Mai 2006
von Tom Levold
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Paarprobleme?

Unter der Rubrik„kurz vorgestellt“ schreibt Wolfgang Loth über das Buch„Zu einem Paar gehören mehr als zwei… oder: So’n paar Probleme“ von Jürgen Hargens:„In lockerer Form entwickelt er seine Gedanken, spinnt die Leser in unmittelbarer Ansprache mit ein, und am Ende konstatiert er selbst, dass das durchaus wie eine Art Predigt anmuten könne. Aber das wäre sicher daneben, ein Prediger ist er nicht, will keinen überzeugen, sondern eher verlocken“ zur Rezension…

27. Mai 2006
von Tom Levold
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Liebesaffären zwischen Problem und Lösung

Längst überfällig, werden die aktuellen Bücher von Gunther Schmidt im systemagazin besprochen,„Einführung in die hypnosystemische Therapie und Beratung“ und„Liebesaffären zwischen Problem und Lösung“. Tom Levold zum letzteren Buch:„Wer Gunther Schmidt noch nicht persönlich erlebt hat, sollte sich mit Neugier auf diesen Band stürzen – er wird feststellen, dass die Lektüre nicht nur die eigene therapeutische Arbeit befruchten, sondern auch ihm selbst gut tun wird. Wer ihn schon kennt, wird in diesem Buch all das wiederfinden, was Schmidts emotionale, intellektuelle und körperliche Präsenz ausmacht, und immer wieder darauf zurückgreifen können – und wollen“
Zur Rezension bitte hier lang…

26. Mai 2006
von Tom Levold
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Expressive Vernunft

Walter Zitterbarth (s. Foto) rezensiert das epochale Werk Robert B. Brandoms„Expressive Vernunft“, das 2000 ins Deutsche übersetzt wurde und weithin als ein Meilenstein der Sprachphilosophie gewürdigt wird.„Vielversprechend erscheint Brandom an (seiner) Betrachtung der Sprache vor allem, dass er mit ihrer Hilfe zeigen kann, wie wir die ansonsten mysteriösen„intentionalen“ Phänomene des Glaubens, Meinens, Beabsichtigens, Verstehens usw., die für die Sprache charakteristisch sind, als aus profanen Tatsachen menschlichen Verhaltens erwachsend verstehen können und wie sich auch die Rede von Wahrheit und Referenz zurückführen lässt auf Phänomene menschlichen Verhaltens. Um Brandoms umfassendes Projekt angemessen würdigen zu können, gilt es auch festzuhalten, was es nicht ist: es ist keine Enthüllung der„wahren Natur der Sprache“, sondern die Ausarbeitung einer bestimmten, philosophisch fruchtbaren Sichtweise auf die Sprache, die andere Sichtweisen nicht ausschließt. Es genügt ihm zu zeigen, dass eine inferentialistische, gebrauchstheoretische Bedeutungstheorie durchführbar ist; das sei, so meint er, mehr als für die repräsentationalistische Version je geleistet wurde“
Zur Rezension…

25. Mai 2006
von Tom Levold
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Vorsicht: Alte Väter unterwegs

Neue Väter braucht das Land. Fordert unsere Familienministerin von der Leyen. Zu Recht. Aber leider sind die nicht immer da. Zumindest nicht heute. Denn heute ist Vatertag. Und da sind die Väter gar nicht zuhause, sondern mit anderen Vätern unterwegs. Und löschen ihren Durst.
Wie das Statistische Bundesamt mitteilt,„steigt die Zahl der alkoholbedingten Unfälle an Christi Himmelfahrt auf das Dreifache des Durchschnitts der sonstigen Tage. An diesem Tag wird in Deutschland Vatertag gefeiert. Wurden im Jahr 2004 durchschnittlich 152 Straßenverkehrsunfälle täglich gezählt, bei denen mindestens ein Beteiligter alkoholisiert war, ereigneten sich am Vatertag 458 Unfälle durch Trunkenheit“
Elke Buhr schreibt in der Frankfurter Rundschau zum Vatertag:„Es ist nicht leicht, die alljährliche Ehrung der Elternschaft mit Würde und Verstand zu absolvieren. Der Muttertag, den wir gerade hinter uns haben, ist eine blumenumkränzte Aufforderung, die Zumutung der Familienarbeit auch weiterhin klaglos zu ertragen: Danke, liebes Muttchen, für die gestopften Socken und das Frühstücksbrot. Der so genannte Vatertag … ist dagegen schon von der Konzeption her ein Witz: als wäre es gar nicht denkbar, die Rolle des Vaters in der Familie genauso zu feiern wie die der Mutter. Denn die real existierenden Vatertagstraditionen inszenieren nicht die Präsenz, sondern die Flucht des Mannes aus der Familie. Sie werden ausgeführt mit dem verschmitzten Augenzwinkern des kleinen Jungen, der mal kurz ausbüchst, um Cowboy zu spielen. Der Vatertagsvater ist gar kein Vater, sondern ein Kind auf der Flucht vor der Mama“ Na denn prost.

24. Mai 2006
von Tom Levold
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Zeitmanagement

Die Systemische Bibliothek wird um einen Text von Kurt Buchinger über Zeitmanagement erweitert. Aus dem Text:
„Zeitmanagement bedeutet für jeden in dieser Gesellschaft integrierten Menschen –
und im besonderen für Manager:
a) das was üblicherweise darunter verstanden wird: eine Beherrschung von Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten der zeitlichen Koordination verschiedener interdependenter Tätigkeitsketten im Sinne der effizienzsteigernden Beschleunigung linearer Zeit.
b) eine differenzierte Kenntnis der Eigenzeit beanspruchenden, nichtlinear beschleunigbaren Prozesse auf den verschiedenen Ebenen sozialen menschlichen Lebens. Das verlangt die Entwicklung einer Diagnosefähigkeit für deren Störung im doppelten Sinn – für Störungen der Eigenzeit und dafür, wie weit diese Störungen als Störungen des linearen Prozesse auftreten. In der Folge bedeutet Zeitmanagement die Fähigkeit, solche Störungen zu beheben, besser noch zu vermeiden.
c) Zeitmanagement bedeutet auch die Fähigkeit, die beiden zueinander immer in einem gewissen Widerspruch stehenden Ansprüche der linearen und der nichtlinearen oder Eigenzeit miteinander zu koordinieren, aufeinander abzustimmen: a) und b) sind genau besehen nur die notwendige Voraussetzung für diese Aufgabe“
Hier geht es zur systemischen Bibliothek…

23. Mai 2006
von Tom Levold
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Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners

Wann ist ein Buch ein Klassiker? Über diese nicht ganz einfache Frage wurde schon einiges geschrieben, die Antwort ist nicht ganz leicht. Wenn das nachfolgende Buch hier in der
Klassiker-Rubrik vorgestellt wird, dann nicht, weil es sich um ein wissenschaftliches Werk oder gar das Hauptwerk von Heinz von Foerster handelte, sondern weil es sicherlich das Buch ist, das
den meisten Menschen in der systemischen Szene hierzulande und darüber hinaus die Sichtweise von Foersters nahegebracht hat. Es ist 1998 erschienen und 2004 in der 6. Auflage erschienen. Die einzigartige Ausstrahlung von Foersters erschloss sich voll und ganz nicht nur in seinen begeisternden Vorträgen, sondern vor allem in Gesprächen – und wer das Glück hatte, ihn persönlich zu kennen, erlebt bei der Lektüre dieses Bandes unvermeidlich so etwas wie eine spontane„Wiederauferstehung“ Heinz von Foersters.
Zur Besprechung von Dagmar Wiegel hier entlang