systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

17. Oktober 2006
von Tom Levold
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Systemprobleme und das Warten auf (Er-)Lösung

Nach einem Update auf die neueste Version meines content management systems am vergangenen Sonntag kann ich nunmehr wie Sie, liebe Leserinnen und Leser, mein systemagazin nur mehr betrachten, aber keine neuen Inhalte einstellen. Ich hoffe, dass das Problem gemeinsam mit der Softwareschmiede schnellstmöglich behoben werden kann. Da dieser Blog technisch unabhängig vom Rest des systemagazin funktioniert (er ist sozusagen„embedded“) kann ich mich aber zumindest bemerkbar machen und auf anderen Lesestoff verweisen. Ich bitte um Nachsicht und Geduld.

15. Oktober 2006
von Tom Levold
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Polemik, Politik und Problematisierung: Michel Foucault wäre heute 80 geworden

Heute vor 80 Jahren wurde Michel Foucault in Poitiers geboren, er starb am 25. Juni 1984 im Alter von 57 Jahren in Paris an AIDS, das damals noch relativ wenig bekannt war (Foto: Stein des Künstlers Tom Fecht zur Erinnerung an Michel Foucault, aus: Wikipedia.de) . Als Philosoph und Historiker der Macht, des Wissens, des Wahnsinns, der Sexualität und anderer Schlüsselthemen der 60er und 70er Jahre trug er maßgeblich dazu bei, zu erkennen, dass diese (und andere Phänomene) sich nicht aus der menschlichen Natur ergeben, sondern durch soziale Diskurse erschaffen werden, ohne dass es andererseits der Intention einzelner sozialer Akteure bedard. Nicht zuletzt durch die Veröffentlichungen von Michael White haben ist auch die Rezeption der Werke Foucaults in der systemischen Bewegung angeregt worden.
In der Online-Enzyklopädie Wikipedia sind ausführliche Hinweise auf seine Biografie und sein Werk zu finden. systemagazin weist auf ein Interview mit Foucault durch Paul Rabinow hin, das dieser im Mai 1984, also kurz vor Foucault’s Tod, geführt hat und in dem Foucault eine schöne Begründung liefert, warum er sich nicht an Polemiken beteiligen möchte:„In the serious play of questions and answers, in the work of reciprocal elucidation, the rights of each person are in some sense immanent in the discussion. They depend only on the dialogue situation. The person asking the questions is merely exercising the right that has been given him: to remain unconvinced, to perceive a contradiction, to require more information, to emphasize different postulates, to point out faulty reasoning, and so on. As for the person answering the questions, he too exercises a right that does not go beyond the discussion itself; by the logic of his own discourse, he is tied to what he has said earlier, and by the acceptance of dialogue he is tied to the questioning of other. Questions and answers depend on a game—a game that is at once pleasant and difficult—in which each of the two partners takes pains to use only the rights given him by the other and by the accepted form of dialogue“
Zum vollständigen Interview…

15. Oktober 2006
von Tom Levold
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Systemische Denkwerkzeuge

Unter diesem Titel erscheint die aktuelle Ausgabe der Familiendynamik (Heft 4/2006). Eröffnet wird das Heft mit einem Beitrag von Paolo Betrando und Teresa Arcelloni, die den Prozess der Hypothesenbildung nicht mehr – wie im klassischen Mailänder Ansatz – im Therapeutenteam lokalisieren, sondern in den therapeutischen Diskurs mit den Klienten integrieren wollen. Hans Rudi Fischer zeigt, wie das Mittel der Verfremdung genutzt werden kann, um die „Landkarte des Denkens“ von Klienten zu Kreation von Neuem anzuregen. Alain Schmitt stellt seine Arbeit mit Familienbrett und Fingerpuppen vor, die methodisch als Mittel nichtsprachlicher Externalisierung eingesetzt werden kann. Jürg Liechti aus Bern skizziert den gegenwärtigen Stand der Epidemiologie und Klinik der Magersucht vor (ein zweiter Teil wird im kommenden Heft zu finden sein). Das Heft wird mit einem Beitrag der Herausgeber zu der Frage abgeschlossen, ob und wie die Dokumentation von Therapie als Medium für die Therapie und den Therapeuten genutzt werden kann und soll.
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14. Oktober 2006
von Tom Levold
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Geld oder Liebe?

In ihrer Besprechung schreibt Marie-Luise Conen:„In ,Geld oder Liebe? Verheißungen und Enttäuschungen der Ressourcenorientierung in der Sozialen Arbeit‘ setzt sich Peter Bünder mit der derzeit grassierenden Verwendung des Begriffs ,Ressourcen‘ auseinander und versucht die vorherrschende Beliebigkeit kritisch zu durchleuchten. Der Begriff ,Ressourcen-Orientierung‘ wäre letztendlich in der gesamten sozialen Arbeit sehr nutzbringend, wenn sich ein breiter Konsens in der Reichweite und in Dimension des Begriffs entwickeln würde. Die Auseinandersetzung mit den (gesellschaftlichen/politischen) Entwicklungen materieller Ressourcen schließt nicht nur mit ein, eine Diskussion der Auswirkungen der Modernisierung und auch der Globalisierung, sondern auch eine gelungene Beschreibung von Armut und Reichtum sowohl der öffentlichen als auch der privaten Haushalte heute. Das Zitat von Brecht ,Erst kommt das Fressen, dann die Moral‘ findet in diesem Buch in der Auseinandersetzung zum Begriff ,Ressourcen‘ eine theoretische Entsprechung“
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13. Oktober 2006
von Tom Levold
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Journal of Family Therapy

systemagazin freut sich, die Zusammenarbeit mit dem„Journal of Family Therapy“ bekannt geben zu können. Das JoFT wurde 1979 als Zeitschrift der britischen Association for Family Therapy and Systemic Practice begründet und erscheint bei Blackwell. Herausgeber ist Ivan Eisler, Associate Editors sind Paolo Bertrando, Alan Carr, Alfred Lange und Howard Liddle, zum Editorial Board gehören Jane Akister, David Cottrell, Janet Reibstein, Mark Rivett, und Jeremy
Woodcock. Das umfangreiche Board of Assessors ist auf der website der Zeitschrift aufgeführt.

Ab sofort sind alle bibliografischen Daten inklusive der Abstracts der aktuellen Ausgaben von JoFT im systemagazin zu finden. Den Anfang macht der aktuelle Jahrgang mit den ersten drei Hefte dieses Jahrgangs. Einen besonderen Hinweis verdient die Tatsache, dass Heft 2/06 von JoFT kostenlos im Volltext auf der Blackwell-Website heruntergeladen werden kann.
Zur Zeitschriftenübersicht von JoFT…

12. Oktober 2006
von Tom Levold
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Self-Actualization

Jürgen Kriz hat mit dem Band„Self-Actualization“ eine Sammlung von Aufsätzen in englischer Sprache veröffentlicht, die sich mit dem Thema der„Selbst-Aktualisierung“ beschäftigen. Dieser Begriff wird von ihm alternativ zum Begriff der Selbstorganisation benutzt, um den Einfluss von Carl Rogers auf seinen person-zentrierten Ansatz systemischer Therapie zu akzentuieren und deutlich zu machen, dass es in diesem Buch nicht primär um physikalische und biologische Phänomene geht. Dieser Band (in Englisch) macht mit grundlegenden Konzepten im Zusammenhang mit Selbst-Aktualisierung vertraut. Er enthält einige auszugsweise Übersetzungen früherer Veröffentlichungen und Vorträge.
Die Texte sind für Leser, die englische Lektüre nicht scheuen, durchweg leicht verständlich verfasst. Für die Leser, die bereits mit einigen Arbeiten von Kriz vertraut sind, bietet sich eine Chance, durch die Lektüre einer englischsprachigen Fassung noch einmal
einen neuen Blick auf bestimmte Themen und Konzepte zu werfen, die das Werk von Jürgen Kriz durchziehen und wahrzunehmen, dass schon ein Sprachwechsel zu neuen Denkfiguren anregen kann.
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11. Oktober 2006
von Tom Levold
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Ferkel Nr. 21

Das vom verstorbenen Heinz Kersting begründete und von Heiko Kleve fortgeführte Online-Journal„Das gepfefferte Ferkel“ steht mit seiner 21. Einstellung ganz im Zeichen systemischer Aufstellungen. Heiko Kleve schreibt im Editorial:„Wie kaum ein anderes systemisches Verfahren sind Aufstellungen in den letzten Jahren – ausgehend von der umstrittenen Arbeit Bert Hellingers – in unterschiedlichen Arbeitsfeldern (z.B. in der Familientherapie und -beratung, der Supervision, der Organisationsentwicklung und -beratung) populär geworden. Äußerst beeindruckend ist die Wirksamkeit dieser sehr körper- und erfahrungsorientierten Art, soziale Systeme in ihrer strukturellen Kopplung mit biologischen und psychischen Systemen zu reflektieren“ Folgende Beiträge sind zu lesen:
Dirk Baecker: „Therapie für Erwachsene: Zur Dramaturgie der Strukturaufstellung“, Wilfried Nelles: „Familien- und Systemaufstellungen. Methode, soziale Ordnungen und philosophische Grundhaltung“, Gabriele Ulsamer: „Der Ansatz von Bert Hellinger in der praktischen Sozialarbeit“, Franz Ruppert: „Die fundamentale Bedeutung der Mutter-Kind-Bindung für die seelische Gesundheit und für seelische Erkrankungen“ und Hans Scherner: „Leben in Aufstellungen“.
Außerdem gibt es noch zwei Beiträge zur Sozialen Arbeit, nämlich „Soziale Arbeit als polyglotte Kommunikation: Zur historischen Genese und aktuellen Relevanz“ von Matthias Müller und „Systemische Arbeit in einer Kriseneinrichtung“ von Ingo Bullermann. Ein weiterer Beitrag von Heide Cardinal, Cornelie Junghans, Elke Löffler und Hartmut Zückner mit dem Titel „Von der Triade zur Quadriga oder Vier Professionelle suchen neue Wege“ gibt Einblicke in die innovative Praxis systemischer Supervision der Autoren.
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10. Oktober 2006
von Tom Levold
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Systemische Grenzgänge

Zum 20jährigen Jubiläum der Österreichische Arbeitsgemeinschaft für systemische Therapie und Systemische Studien (ÖAS) haben Gerda Mehta und Erik Zita einen Sammelband mit einer originellen thematischen Bandbreite zum aktuellen Stand systemischer Theorie und Praxis herausgegeben. Andrea Brandl-Nebehay schreibt in ihrer Rezension:„Grenzüberschreitungen, Gratwanderungen mit Sichtung der vielfältigen systemischen Territorien ,diesseits und jenseits‘ sind die Leitmetaphern dieses Sammelbandes, der anlässlich des 20jährigen Bestehens der ÖAS (Österreichische Arbeitsgemeinschaft für systemische Therapie und Systemische Studien) erschien. Überschritten wird auch die übliche Trennlinie zwischen Schreibenden und KonsumentInnen der Fachliteratur. … Es ist kein Band, den ich systematisch von der ersten bis zur letzten Seite lesen würde. Der Reiz liegt für mich darin, mich von den poetischen Titeln der einzelnen Beiträge verführen zu lassen, zu blättern, zu schmökern, mich über das zu freuen was ich zu kennen und verstehen meine, um dann wieder auf ganz neue, unvertraute Erweiterungsmöglichkeiten des systemischen Denken und Handelns zu stoßen“
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9. Oktober 2006
von Tom Levold
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Coaching Undercover

Die aktuelle Ausgabe von„Organisationsberatung, Supervision, Coaching (OSC, Abb. leicht veraltet) beschäftigt sich mit der Tatsache, dass„sich die Bereitschaft, eine neue Beratungsform auszuprobieren, immer dann zu erhöhen (scheint), wenn das Neue mit Vertrautem kombiniert wird“, wie die Herausgeberin Astrid Schreyögg in ihrem Editorial formuliert. Es geht also darum, wie Supervision oder Coaching in die jeweils feldspezifischen Erwartungssemantiken von Kunden- und Klientensystemen„hineingeschmuggelt“ werden können, um ihre Aktzeptanz zu erhöhen und Widerstände zu minimieren. Dieser Fragestellung sind die Hauptbeiträge von Sandra Harbert, Almut Irion, Elke Schwertfeger und Thomas Meyer gewidmet. Darüberhinaus berichten Julia Hillmann und Hermann Bayer in der Rubrik„Praxisberichte“ über ihre Erfahrung in der Outplacement-Beratung bzw. mit dem„Opporttunity Coaching“. Annette Höpfner schließt mit einem optimistischen Beitrag über die rosige Zukunft des Coaching, die sich aus den„Megatrends unserer Zeit“ ergebe: Globalisierung, technologische Entwicklung, Strukturwandel und demographische Entwicklung.
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8. Oktober 2006
von Tom Levold
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Trennung und Herkunftsfamilien

Franz-Josef Hehl und Gabriele Priester befassen sich in einem Beitrag für die„System Familie“ von 1998 mit dem Thema„Trennt sich eine Frau vom Mann wegen ihrer früheren Beziehungen in der Herkunftsfamilie“, der jetzt in der Systemischen Bibliothek zu lesen ist, und schreiben in ihrer Zusammenfassung: „Wir wollten untersuchen, inwieweit die Beziehungen, die ein Mädchen zwischen 10 und 15 Jahren in seiner Familie direkt oder indirekt erfährt, einen Einfluss darauf haben, dass sich dieses Mädchen später als Frau leichter oder schwerer von ihren männlichen Partnern trennt. Wir benutzten dazu einen von uns konstruierten Fragebogen, der vier Merkmal einer Beziehungsstruktur von Herkunftsfamilien erfasst und ein projektives Verfahren, das a) die Stärke des Einflusses eines jeden Familienmitgliedes, b) die Intensität der Beziehungen zwischen je zwei Familienmitgliedern und c) die emotionale Zuneigung jedes Familienmitgliedes zu jedem anderen zu erfassen versucht. Die wichtigsten Ergebnisse: Frauen, die sich von ihrem Ehepartner trennen, lebten als Mädchen zwischen 10 und 15 Jahren auffallend häufig in einer Familie, in der die emotionale Zuneigung der Mutter zum Vater gering war, der Vater mit der Tochter koalierte und die Tochter viel Einfluss und Verantwortung in der Familie übernommen hatte“
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7. Oktober 2006
von Tom Levold
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Psychotherapie. Grundlagen und Methoden

Tom Levold:„Ein Einführungsbuch über Psychotherapie zu schreiben, ist ein schwieriges Unterfangen, führt man sich die mittlerweile doch schon recht lange Geschichte der Psychotherapie und ihre zahlreichen theoretischen und praktischen Verzweigungen vor Augen. Diese Aufgabe wird nicht leichter, wenn man ein Buch schreiben möchte, das auch für (womöglich psychotherapiebedürftige) Laien verständlich ist. … In der von vornherein auf 128 Druckseiten beschränkten Reihe „C.H.Beck Wissen“ hat sich Michael Wirsching, seit langem Ordinarius für Psychosomatische Medizin an der Universität in Freiburg und vorher Mitarbeiter sowohl von Helm
Stierlin in Heidelberg als auch von Horst-Eberhard Richter in Gießen, an genau diese Aufgabe gemacht und – wie ich finde – gut gelöst. … Ein dichtes, informatives, gut geschriebenes und sehr erschwingliches Buch, das sowohl für potentielle Klienten als auch für Angehörige benachbarter Professionen eine gewinnbringende Einführung in die Psychotherapie bietet. Empfehlenswert“
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5. Oktober 2006
von Tom Levold
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Systemische Psychiatrie

In einer ausführlichen Besprechung von Gerhard Dieter Rufs Buch„Systemische Psychiatrie. Ein ressourcenorientiertes Lehrbuch“ schreibt Wolf Ritscher:„Für systemisch denkende Praktiker ist Rufs Buch vor allem wegen der Praxisnähe, den Handlungsvorschlägen, Handlungsbeispielen und gerade wegen seiner Bezugnahme auf die internationale Klassifikation eine wertvolle, ja sogar unerlässliche Hilfe im professionellen Alltag. Für systemische Forscherinnen zeigt es vor allem, wie viele Felder und Fragen noch auf den innovativen systemischen Blick warten. Besonders hat mir gefallen, dass Ruf sich dem Versuch eines systemischen Anschlusses an die nicht-systemische Psychiatrie gestellt hat und den dadurch entstehenden, hier schon benannten Problemen nicht ausgewichen ist. Ein wichtiges Ergebnis dabei ist die im 2. Kapitel entfaltete und aus meiner Sicht für Forschung, Lehre und Praxis äußerst hilfreiche Unterscheidung von ’normativem Kontext‘, ‚Krankheitskontext‘ und ‚Problemlösekontext‘. Einerseits lässt sich damit der Konflikt zwischen dem klassisch-medizinischen Krankheitskonzept der Psychiatrie und seiner systemischen Kritik entschärfen; andererseits lässt sich auch der Widerspruch von Freiwilligkeit und Zwang in einem anderen Licht sehen“
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