systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

23. November 2006
von Tom Levold
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Textueller Missbrauch

Unter diesem Titel schreibt der österreichische Medienwissenschaftler Stefan Weber einen flammenden Artikel im Online-Magazin Telepolis über die zunehmende Vergoogelisierung der Wissenschaft und den Vormarsch des Copy&Paste-Paradigmas bei der Erstellung wissenschaftlicher Arbeiten. Als Beleg präsentiert er eine Dissertation, die an der Universität Klagenfurt mit besten Noten bewertet wurde – und die plagiierten Stellen gleich mit, eine lohnenswerte Lektüre. Als Alternative zu seinem Vorschlag, einfach weniger zu schreiben und dafür jeden Satz selbst zu formulieren, schlägt Weber die Rückkehr „zu den klassischen Kulturtechniken (vor): … Volle Kraft zurück. Schreibwerkstätten, kreatives Schreiben, rationales Argumentieren, Rhetorik ohne Powerpoint, beinharte Zitierkunde am Beginn jedes kulturwissenschaftlichen Studiums – anstelle von noch mehr E-Learning-„Assignments“, noch mehr Ergoogelung, noch mehr Wikipedia, noch mehr Ghostwriting, noch mehr vermeintliche Software-Lösungen. ‚Plagiatsprävention‘ gehört in alle Leitbilder und Lehrpläne“
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23. November 2006
von Tom Levold
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Helfen wir unseren KlientInnen auch beim Widerstand?

Der Jubiläumskongress des Instituts für Ehe- und Familientherapie (30 Jahre) und der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Systemische Therapie und Systemische Studien (ÖAS, 20 Jahre) am 22. und 23. September 2006 in Wien zum Thema„Blinde Flecken oder Ich sehe nichts, wo Du was siehst“ (Clemens und Danielle Stieger berichteten darüber im systemagazin) bot nicht nur einen interessanten Rückblick auf die vergangenen Jahrzehnte (mit den Vorträgen von Corina Ahlers, Joachim Hinsch und Rosmarie Welter-Enderlin), sondern stellte auch die Frage, inwiefern sich systemische PsychotherapeutInnen in aktuelle gesellschaftspolitische Diskurse einmischen sollen, die nicht selten im blinden Fleck des Nicht-Beobachteten bzw. des Nicht-Beobachten-Wollens verschwindet. Diese Debatte wurde von Sabine Klar, Lehrtherapeutin der ÖAS, angeregt und durch einen durchaus provokativ gedachten Vortrag angestoßen, der auf dem Kongress von Kurt Ludewig, Marie Luise Conen und Tom Levold kommentiert und beantwortet wurde. In der anschließenden Podiumsdiskussion ergab sich eine angeregte Diskussion mit dem Publikum. Mit freundlicher Genehmigung der ÖAS veröffentlicht systemagazin heute den Text von Sabine Klar mit dem Titel:„Helfen wir unseren KlientInnen auch beim Widerstand? Zum Spannungsfeld zwischen modernen Mythen und menschlichen Bedürfnissen“.

Morgen, am 24.11. können Sie an dieser Stelle die Antworten von Kurt Ludewig lesen, am 25.11. den Text von Tom Levold (Der Text von Marie-Luise Conen folgt zu einem späteren Zeitpunkt), verbunden mit der ausdrücklichen Einladung an Sie, liebe Leserinnen und Leser, die Debatte mit eigenen Beiträgen und Kommentaren fortzuführen, die das systemagazin gerne dokumentieren wird.

21. November 2006
von Tom Levold
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Family Business Consultation

Florence Kaslow ist eine bekannte Persönlichkeit in der US-amerikanischen familientherapeutischen Szene. Der von ihr herausgegebene Sammelband„Handbook of Family Business and FamilyBusiness Consultation“ hat sich zur Aufgabe gestellt, die kulturellen und interkulturellen Besonderheiten der Beratung von Familienunternehmen in den unterschiedlichsten Teilen der Welt zu reflektieren. Diese Thematik ist angesichts der Notwendigkeit auch für Familienunternehmen, sich auf den globalisierten Märkten zu positionieren und u.U. neuen
Anforderungen zu stellen, bislang nicht systematisch aufgegriffen worden. Auch die Beratung selbst wie auch die verschiedenen Beratungsstrategien müssen sich mit den Herausforderungen beschäftigen, die die Globalisierung für die Beratungskunden, aber auch für die Berater selbst mit sich bringt. Dass sich diese Fragen in unterschiedlichen Kulturen unterschiedlich stellen, liegt auf der Hand.
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20. November 2006
von Tom Levold
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Wie Ritalin & Co. im Gehirn und in der hyperaktiven Gesellschaft wirken

Am 3.11. wies systemagazin auf eine Artikelreihe hin, die Jörg auf dem Hövel für das Online-Magazin Telepolis über Ritalin und ADHS verfasst hat. Heute ist der abschließende dritte Teil erschienen, der sich mit dem gesellschaftlichen Umgang mit der Droge Ritalin beschäftigt. auf dem Hövel schreibt unter anderem:„Drogen können helfen. Nur ist es bisher der unheiligen Allianz aus Wissenschaftlern und Pharma-Lobbyisten gelungen darüber zu bestimmen, welche Substanz als gutes Medikament und welche als schädliche Droge zu gelten hat. Der Mensch ist aus deren Sicht ohnehin nur eine Maschine, die auf Pilleneinwurf mit dem immergleichen Verhalten zu reagieren hat. Die Folgen zeigen sich einer potentiell überdosierten Gesellschaft, die alle Jahre auf neue Medikamente eingestellt wird, um weiter glücklich und gesund leben zu können. An der erhitzten Diskussion um Medikamentenvergabe an Kinder und ADHS bei Erwachsenen, die auch im Telepolis-Forum zu dieser Artikelserie entbrannt ist, zeigt sich die Sensibilität gegenüber einem Thema, das in Zukunft an Relevanz eher gewinnen wird. Der Einsatz von chemisch Substanzen in geringer Dosis hält bei ADHS nicht an: Das synthetisch hergestellte Desmopressin beispielsweise ist dem körpereigenen Hormon Vasopressin nachempfunden und wird bei Kindern eingesetzt, die im Schlaf die Blase entleeren, also unter Ein- bzw. Bettnässen (med.: Enuresis) leiden. Auf Dauer trockengelegt werden Kinder durch Desmopressin nicht, der Effekt ist temporär. Aber im Rahmen einer Gesamttherapie hilft das Medikament kurzzeitig weiter. Auch in diesem Bereich treffen die Eltern, Ärzte und Pharma-Interessen aufeinander, die Aufklärungsindustrie läuft auf Hochtouren. Unter www.initiative-trockene-nacht.de/ wird über Therapiemöglichkeiten des Bettnässen aufgeklärt, die Webseite gibt sich neutral, schon im Impressum steht allerdings die Medical Consulting Group (MCG) als Ansprechpartner, eine bekannte Düsseldorfer Marketingagentur für Medizinprodukte. Forscht man bei der Denic nach, so ist der Domaininhaber aber nicht die MCG, sondern die Ferring Arzneimittel GmbH, ein Hersteller von desmopressinhaltigen Medikamenten (z.B. Minirin). Hier liegt, neben der hirnphysiologischen und kulturellen Ebene, die dritte Wahrheit: (Kinder-) Medikamente sind ein wirtschaftliches Gut und gehorchen daher auch des Gesetzen des Marktes. Und dieser Markt will sich ausweiten. Im US-Fernsehen läuft seit Jahren Werbung für Medikamente gegen„Adult-ADHD“; es geht um die Sensibilisierung für, andere würden sagen„Etablierung“ der Krankheit in der Welt der Erwachsenen“
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20. November 2006
von Tom Levold
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Guten Appetit

Helga Brüggemann, Kristina Ehret-Ivankovic und Christopher Klütmann versuchen unter Hinzuziehung einer gastronomischen Metapher Systemische Beratung als Menü in fünf Gängen zu kredenzen. Rezensent Dennis Bohlken hat es gemundet:„In hervorragender Weise ist es dem Trio gelungen, systemische Beratung im Profit- und Non-Profit-Bereich kreativ zu gestalten. Sie gehen davon aus, dass die Zutaten (Ressourcen) schon zur Verfügung stehen, um zu entscheiden, was schlussendlich aufgetischt wird bzw. im Vorratsraum bleiben sollte. … Dieses kleine, kompakte und alltagstaugliche Buch empfehle ich besonders denjenigen, die kurz vor oder während einer Beratung anhand eines ,Schlagwortes‘ noch einmal nachschauen wollen. Es ist ein geeignetes Lernbuch. Nicht geeignet ist dieses Buch für diejenigen, die ein Fachbuch oder Lehrbuch zur Systemischen Beratung suchen“
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19. November 2006
von Tom Levold
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Innovationen – Wie Neues entsteht


Die Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften wird von einem Historikerkreis aus den Instituten für Wirtschafts- und Sozialgeschichte sowie Zeitgeschichte der Universität Wien um den auch in der Familientherapie-Szene bekannten renommierten Historiker, Familienforscher und Kulturwissenschaftler Reinhard Sieder herausgegeben und erscheint seit 1990 mit vier Ausgaben pro Jahr. Sie bringt Artikel über aktuelle Forschungen zu allen Epochen, besonders der Disziplinen Sozialgeschichte, Wirtschaftsgeschichte, Kulturgeschichte (historische Kulturwissenschaft), Geistesgeschichte und Wissenschaftsgeschichte. Besondere Berücksichtigung finden Debatten um die Wissenschaftskonzepte dieser Disziplinen, ihre Forschungsmethoden und ihre Theorien. Als kulturwissenschaftliches Organ ist ihre inhaltliche Reichweite erheblich und auch weit über Historikerkreise von Interesse. Nachdem sie lange im Verlag Turia & Kant erschien, wird sie nun im Studienverlag Innsbruck verlegt.
Erfreulich ist, dass die Herausgeber bereits vergriffene Hefte zum Download zur Verfügung stellen. Die Originale sind natürlich vorzuziehen, da sie nicht nur über ein ausgezeichnetes Layout verfügen, sondern auch durch eine sorgfältige Verarbeitung glänzen: die Hefte sind echte Handschmeichler. Zum Download empfehle ich das Heft über„Innovationen – Wie Neues entsteht“, das der Frage nachgeht, unter welchen historischen und wissenschaftskulturellen Bedingungen Innovationen entstehen und, vor allem: überleben können. Andererseits gibt es auch einen Beitrag, der rekonstruiert, wie eine geplante Innovationsschmiede in Österreich in ihrem Auftrag scheitern musste. Das 200 Seiten starke Heft enthält einen sehr schönen Beitrag des Gastherausgebers Albert Müller über die Geschichte des Biological Computer Laboratorys unter der Leitung von Heinz von Foerster in den 50er bis 70er Jahren, das als paradigmatisches Beispiel für die Entstehung von Innovationen verstanden werden kann.
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18. November 2006
von Tom Levold
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Qualitative Forschung in der systemischen Therapie

Betrachtet man die gegenwärtigen (und sicherlich gerechtfertigten) Bemühungen der systemischen Verbände um die sogenannte wissenschaftliche Anerkennung (durch den sogenannten wissenschaftlichen Beirat), die offenbar nicht anders als durch Zusammenstellungen von quantitativen outcome-Studien zu bekommen ist, muss man feststellen, dass die qualitative Forschung in der systemischen Therapie leider immer mehr ins Hintertreffen gerät. Nun ist gegen outcome-Studien nicht viel zu sagen, allerdings zeigt ein genauerer Blick doch auch, wie sehr die dem Design dieser Studien, ihren Fragestellungen und andere dieser Art der Psychotherapieforschung zugrundeliegenden Wirklichkeitskonstruktionen mehr oder weniger unhinterfragt übernommen, jedenfalls nicht mehr systematisch beobachtet werden. Damit geht aber ein zentrales Qualitätsmerkmal systemischer Theorie und Praxis verloren. In der Systemischen Bibliothek finden Sie einen Beitrag von Bruno Hildenbrand aus dem Jahre 1998 (System Familie), der deutlich macht, dass Forschung auch anders gehen kann, ohne des Etiketts„wissenschaftlich“ verlustig zu gehen. Im abstract heißt es:„Die systemische Therapieforschung leidet daran, dass die hier vorherrschende Methodologie weder der systemischen Therapietheorie noch deren Gegenstand, der therapeutischen Situation, gerecht wird. Vorgeschlagen wird die Bevorzugung qualitativer Forschungsverfahren, darunter insbesondere der fallrekonstruktive Ansatz. Dieser bietet eine Anschlussmöglichkeit an die Erfahrungen von Praktikerinnen und Praktikern und leistet so auch einen Beitrag zur Überwindung der Kluft zwischen Forschung und Praxis“
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17. November 2006
von Tom Levold
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Personenlexikon und Wörterbuch der Psychotherapie

Im Wiener Springer-Verlag sind 2000 und 2005 zwei wuchtige Lexika zur Psychotherapie erschienen, zuerst im Jahre 2000 das Wörterbuch der Psychotherapie (854 S.) und 2005 das Personenlexikon der Psychotherapie (547 S.), beide von prominenten Vertretern der verschiedensten Psychotherapieschulen verfasst. Wie die Herausgeber in ihren Vorworten festhalten, ist die Erstellung von Lexika nicht nur eine immense Fleißarbeit, sondern immer auch der Kritik ausgesetzt, da die Auswahl der Beiträge immer hochselektiv ist und sich den jeweiligen persönlichen Präferenzen, den verfügbaren Informationen und der sich wandelnden Einschätzung historischer Bedeutung verdankt. Insofern handelt es sich um eine Auswahl, die grundsätzlich auch hätte anders ausfallen können. Das mindert allerdings in keiner Weise das Vergnügen am Lesen und Schmökern. Johannes Herwig-Lempp schreibt dementsprechend in seiner Rezension:„Lexika nur als ,Nachschlagewerke‘ zu verstehen, greift zu kurz: sie sind anregend und können, nimmt man sie erst einmal zur Hand und sich dabei nur ein wenig Zeit für sie, Appetit machen auf noch viel mehr. Dies gilt in besonderem Maße für diese beiden Bände. Sollten sie Ihnen zu ,preisintensiv‘ sein, empfehlen Sie sie doch ihrer Bibliothek zur Anschaffung – und gehen dann hin und wieder zum Schmökern in den Lesesaal“
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16. November 2006
von Tom Levold
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Wie reich sind Sie?

Wenn Sie es wirklich mal wissen wollen, wie Ihr Einkommen im Weltmaßstab einzuschätzen ist, sollten Sie mal diese Seite besuchen (einfach auf das Bild klicken).

16. November 2006
von Tom Levold
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Über Terrorismus

Dirk Baecker analysiert in einem kürzlich auf seiner website veröffentlichten Beitrag den Terrorismus als Kommunikation und damit als„Geschehen inmitten der Gesellschaft“:„Die Gewalt, die er ausübt, kommt nicht von außen, sondern ist Teil des Umgangs der Gesellschaft mit sich selbst. Vermutlich wird man sogar sagen müssen, dass die Gewalt des Terrorismus wie jede Gewalt, die nicht nur physisch ausgeübt, sondern die auch kommuniziert wird, zu einem guten Teil so symbolisch wie real ist. Denn erschreckend ist die Gewalt, die der Terrorismus ausübt, nicht zuletzt deswegen, weil die ausgeübte Gewalt über die möglicherweise noch folgende Gewalt informiert und vor ihr warnt. Auch die tatsächlich angewandte Gewalt enthält als Teil einer Kommunikationsstrategie einen symbolischen Anteil, der darüber informiert, wie es um die Verhältnisse stünde, wenn noch mehr Gewalt ausgeübt würde, und damit droht, die Gewalt eskalieren zu lassen, wenn den Forderungen der Terroristen nicht nachgegeben wird. Noch im Moment der Ausübung von Gewalt, so unwahrscheinlich dies den Beobachter anmutet, wird die Gewalt dosiert und moderiert, kann sie abgeschwächt, aber auch gesteigert werden, und ist sie insofern nicht schlicht Einbruch der Physis in eine ansonsten befriedete Gesellschaft, sondern längst Gegenstand und Inhalt einer Kommunikation, die Täter, Opfer und Dritte gleichermaßen erfasst. Insofern ist der Gewaltakt Teil eines gesellschaftlichen Rituals der Gewalt, das auf die Gewalt zurückgreift, um die Gewalt zu kontrollieren“
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15. November 2006
von Tom Levold
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Wolf Biermann wird heute 70

Und als wir ans Ufer kamen

Und als wir ans Ufer kamen
Und saßen noch lang im Kahn
Da war es, daß wir den Himmel
Am schönsten im Wasser sahn
Und durch den Birnbaum flogen
Paar Fischlein. Das Flugzeug schwamm
Quer durch den See und zerschellte
Sachte am Weidenstamm
– am Weidenstamm

Was wird bloß aus unseren Träumen
In diesem zerissnen Land
Die Wunden wollen nicht zugehn
Unter dem Dreckverband
Und was wird mit unsern Freunden
Und was noch aus dir, aus mir –
Ich möchte am liebsten weg sein
Und bleibe am liebsten hier
– am liebsten hier

Wolf Biermann

15. November 2006
von Tom Levold
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Systemische Therapie bei Schulverweigerung

Jochen Schweitzer (Foto) und Matthias Ochs befassen sich in einem Beitrag, der heute in der Systemischen Bibliothek erscheint und in leicht veränderter Form in der Prax Kinderpsychol Kinderpsychiatr 2003 erschienen ist, mit dem Phänomen der Schulverweigerung:„Die differentialdiagnostischen Unterscheidung dreier Formen der Schulverweigerung: Schulangst, Schulphobie und Schulschwänzen … verdeutlicht, dass es sich bei unerlaubtem Fernbleiben von der Schule stets um Beziehungskonflikte handelt, die aber unterschiedlich geartet sind. Bei der Schulangst stehen starke Ängste vor schulischen Leistungsanforderungen, Lehrern oder Mitschülern im Vordergrund. Bei der Schulphobie handelt es sich in erster Linie um eine Angst vor der Trennung vom Elternhaus. Schulschwänzen bezeichnet das, was auch umgangssprachlich darunter verstanden wird: ,Null Bock auf Schule‘. Schulverweigerndes Verhalten stellt ein für Familientherapeuten höchst interessantes Phänomen dar, da es oft in eine Gemengelage von dämpfenden und verstärkenden Prozessen auf mehreren Systemebenen eingebettet ist. Auf diesen Systemebenen muss je nach Fall unterschiedlich intensiv gearbeitet werden“
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14. November 2006
von Tom Levold
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Was mich bewegt

Man muss den Dingen
Die eigene, stille,
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt,
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann;
alles ist austragen –
und dann
Gebären…

Reifen wie der Baum, der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen
des Frühlings steht,
ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer
kommen könnte.
Er kommt doch!

Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind,
als ob die Ewigkeit vor ihnen läge,
so sorglos still und weit …

Man muss Geduld haben,
gegen das Ungelöste im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache
geschrieben sind.

Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt,
lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages in die Antwort hinein.

Rainer Maria Rilke