systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

21. Januar 2007
von Tom Levold
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Familiendynamik 1/2007

Die aktuelle Ausgabe der Familiendynamik befasst sich mit unterschiedlichen Themen. Richard Müller-Schlotmann beschreibt„Hilfen für Kindern psychisch kranker Eltern“. Günter Reich und Ursula Rutz untersuchen„Paarbeziehung und Sexualität bei Anorexie und Bulimie“ und fordern, die Paarsituation stärker in die Behandlung essgestörter KlientInnen einzubeziehen. In einem sehr persönlichen Beitrag„Ressourcenorientierung als therapeutische Grundhaltung“ gratuliert Marie-Luise Conen Salvador Michuchin zum Geburtstag, der am 21.10.2006 85 Jahre alt wurde. Jürg Liechti veröffentlicht den umfangreichen zweiten Teil seiner Arbeit über Anorexia nervosa, diesmal geht es um Erklärungs- und Therapiemodelle. In der Feldpost fragen sich Ulrich Clement, Hans Rudi Fischer und Arnold Retzer:„Wie eine Therapie anfangen?“ und haben gottseidank auch ein paar Antworten.
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21. Januar 2007
von Tom Levold
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Orientierung in Systemen

Wolfgang Loth rezensiert ein Buch von Erhard Wedekind mit dem Titel„Orientierung in Systemen. Ein psychoanalytisch-systemischer Wegweiser für professionelle Beziehungsarbeit“:„Mir macht es Freude, beim Lesen den Eindruck zu gewinnen, dass da keiner wohlfeil herumklingelt, sondern dass da einer ein Feld auseinandernimmt ohne es zu zerfleddern, es orientierend gliedert ohne es zu kolonialisieren und dabei in einer klaren Sprache den richtigen Ton trifft. Das findet man nicht wirklich so oft“
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20. Januar 2007
von Tom Levold
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So tritt denn schließlich alles ein…

So tritt denn schließlich alles ein
und es ergibt sich Folgerichtigkeit.
Wie merkwürdig wäre, träten zwei Ereignisse
auf einmal gleichzeitig ein.
Rätselfrage: Und wenn statt zweier Ereignisse
acht Seifenblasen einträten?
Antwort: Dann würden wir uns natürlich hinlegen.

Diese Antwort war klar und kurz.
Ein Mensch wurde in Papier eingewickelt.
Es gibt kein Papier. Der Winter ist da.

Daniil Charms (1905-1942)

20. Januar 2007
von Tom Levold
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Funktion von Lächerlichkeit im Erziehungssystem

Am Rande der epochalen Umstellung der Gesellschaft von der Schichtordnung auf den Typus der funktionalen Differenzierung tritt ein seltsames Phänomen auf, nämlich daß die Systeme (mitunter auch nur: die sozialen Kontexte), die sich auf Personenbewirtschaftung eingestellt haben, Schwierigkeiten haben, ernstgenommen zu werden. Ob es nun um Erziehung, Soziale Arbeit oder um Psychotherapie im weitesten Sinne geht – die jeweiligen Primärrollen sind allesamt längst ironisierbar geworden. Das gilt insbesondere für das Erziehungspersonal der Schulen, das nach einer langen Karriere eher liebenswert feuerzangenbowlenartiger ‚Originalisierung’ nun angekommen ist nicht nur in der heiteren und klaren Welt des Humors oder der Ironie, sondern auch und entschieden in einer der Schmähung, der Herabwürdigung, der sozialen Ächtung, kurz, in der Welt einer Statusdegeneration, die wohl ihresgleichen sucht“ So beginnt ein Text des Systemtheoretikers Peter Fuchs mit dem Titel „,El Caballero de la Triste Figura‘ – Zur Funktion von Lächerlichkeit im System der Erziehung“. Im weiteren Verlauf heißt es:„Die These ist, daß das System der Erziehung eine fungierende Anthropo-Ontologie pflegt, die das, was in der funktionalen Differenzierung als soziale Adresse zustande kommt, nicht deckt. Das Adressenformular des Systems sieht zwar Einträge vor wie Individualität, Autonomie, Selbstreferenz, die im Zuge funktionaler Differenzierung bis an den heutigen Tag sozial plausibel sind (es geht also nicht: um eine antiquierte Tradition, nicht darum, der Erziehung ihre Nicht-Modernität nachzuweisen). Aber dieses Formular ist, wie wir sagen wollen, eine scharfe Reduktion der Komplexität, eine Spitzenleistung der Simplifikation, wenn man es in die polykontexturale Differenzierungstypik der Gesellschaft einbaut“ In der Folge führt das, so Fuchs, zu einer gewissen Unüberzeugtheit des Erziehungspersonals, verbunden mit Larmoyanz und einer Appellkultur:„dann bleibt nur noch das Beschwören via Appell an Affekte, an die Vernunft und an die mögliche Enttäuschung der Erzieher mit der Hoffnung auf korrespondierende Scham beim Edukanden. Kurz: Das System gönnt sich zunehmend Sentimentalität, und wenn dies wahrgenommen wird durch die weitaus weniger sentimentale Öffentlichkeit, stellt sich der Eindruck des Närrischen ein. Der Erzieher wird zum Caballero de la triste figura“
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19. Januar 2007
von Tom Levold
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Die Minna-Frage

Sexualtheoretiker müssen sich irgendwann, spätestens nach ihrem Ableben, die Frage gefallen lassen, wie es denn um ihre eigene Sexualpraxis bestellt gewesen ist. Das gilt in ganz besonderem Maße für die Person Sigmund Freuds, dessen Libido seit Jahrzehnten alle möglichen Biografen auf der Spur sind. Nun ist mal wieder jemand fündig geworden, nämlich der Heidelberger Soziologe, Psychoanalytiker und Freud-Forscher Franz Maciejewski, dem es gelang, im vergilbten Fremdenbuch eines kleinen Schweizer Hotels eine Eintragung ausfindig zu machen, aus der hervorgeht, dass Freud hier am 13.8.1898 mit seiner Schwägerin Minna in einem Doppelzimmer mit Doppelbett abgestiegen ist. Das erregt den Freud-Forscher, weil diese Tatsache aus irgendeinem Grunde bedeute, dass„die Psychoanalyse … nicht länger durch die Einheit der Person (Freud) zusammengehalten werden“ könne, als ob – wie Ludger Lütkehaus in der NZZ treffend bemerkt,„sie jemals dadurch zusammengehalten worden wäre“. Wir sind gespannt auf die zukünftigen Enthüllungen über das Sexualleben der Freud-Biografen.
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19. Januar 2007
von Tom Levold
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Geschichten vom Wandel, der nicht auf Mausklick funktioniert

Markus Weigl aus Wien besitzt viel Erfahrung in der IT-,
Unternehmens- und systemischen Organisationsberatung sowie als Manager im Bereich IT
und Beratung. Sein Beitrag für die Systemische Bibliothek basiert auf seiner beruflichen Beschäftigung mit der der intensiven Reflexion der Schnittstellen zwischen IT, Betriebswirtschaft und Change Management. Die vorliegende Arbeit beleuchtet, wie sich die aktuellen Vorgehensweisen im Bereich IT (Informationstechnologie) als einem Fachberatungsansatz (unabhängig davon, ob diese Fachberatung durch externe Berater oder durch interne Dienstleister der IT-Abteilung eines Unternehmens geleistet wird) vor allem in Bezug auf Veränderungsprozesse und Prozessberatung darstellen und welche Problembereiche bzw. Optimierungspotentiale sich aus der aktuell im „Mainstream“ vertretenen Vorgangsweise in Zusammenhang mit IT-Vorhaben ergeben können.
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19. Januar 2007
von Tom Levold
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ZSTB Heft 1/07

Die erste Ausgabe der Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung im neuen Jahr enthält äußerst unterschiedliche Beiträge, die sich nicht unter einem speziellen Gesichtspunkt zusammenfassen lassen. Während Klaus Deissler im Editorial über Strategien und„therapeutische Interventionen“ schimpft („So feiern wir Kinder der strategischen Therapeuten, die im Kalten Krieg ihr Handwerk erlernten und ihre theoretischen Grundlagen erschufen, die Saat der Kampfmetaphern unserer Eltern und Großeltern“), finden sich im Heft zwei Beiträge, die eben„Interventionen“ in den Vordergrund stellen. Gunda Busley berichtet von ihrer Arbeit als Begleiterin von Referendaren„auf der Suche nach einer stimmigen Lehrerrolle“, Klaus Mücke schreibt gewohnt wortreich auf, was ihm so alles zum Thema Suizid einfällt und weiß zu überraschen:„Wenn Suizidabsichten vor einem Selbstmord nicht kommuniziert wurden, lässt sich folgern, dass eine relativ eindeutige Entscheidung vorlag; denn nur im Zustand einer mehr oder weniger vollständigen Ambivalenzfreiheit kann dieser gewalttätige Akt gegen sich selbst vollzogen werden“. Da kann man sich über die mehr oder weniger vollständige Ambivalenzfreiheit dieser Aussage nur wundern. Vielleicht fehlte es ja auch an Adressaten für die Kommunikation. Oder die Ambivalenz wurde von Angst, Panik oder anderen starken Affekten übersteuert. Wer will das wissen, wenn Absichten nicht kommuniziert wurden?
Der Berliner Sozialarbeiter Andreas Hampe-Grosser hat sich von der Arbeit des theoretischen Biologen Stuart Kauffman inspirieren lassen, der sich mit der Entwicklung komplexer Systeme beschäftigt, und stellt einige Thesen zur Anwendung von dessen Ideen im Kontext der Familientherapie auf. Bodo Pisarsky, der – ebenfalls in Berlin – gemeinsam mit seiner Frau eine kinder- und jugendpsychiatrische Praxis führt, beschreibt diese als„Familienunternehmen“. Eingeleitet wird das Heft durch einen kurzen Beitrag von Josef Bogacz und Andrzej Cechnicki, die über ihre Krakauer therapeutischen Erfahrungen mit Konzept des sozialen Konstruktionismus berichten.
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18. Januar 2007
von Tom Levold
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Experten für Stoiber

Nun hat Herr Stoiber doch noch gemerkt, dass für ihn in der CSU nichts mehr zu bestellen ist. Immerhin hat er es geschafft, noch vor dem Orkan in die Schlagzeilen zu kommen, völlig unerwartet für die Medienvertreter. Nun besteht plötzlich ein riesiger Bedarf an Experten, um dem Top-Ereignis mit Kommentaren und sachdienlichen Hinweisen beizukommen. Was tun? Journalisten aus Presse, Funk und Fernsehen strömen aus, um Rat zu suchen. Doch keine Sorge, Hilfe ist nicht fern und kommt – woher wohl: aus der Wissenschaft! Die Freie Universität Berlin macht deutlich, was ein Leuchtturm der Wissenschaft im Rahmen der Exzellenzinitiative wirklich zu leisten vermag, und hat flugs einen„Expertendienst der Freien Universität Berlin zum Thema ,CSU/Edmund Stoiber‘“ gegründet. Das war auch nötig. Es hätte ja sein können, dass in den Medien die völlig falschen Experten zu Wort kommen. Womöglich von anderen Universitäten. Nur weil keiner weiß, dass die FU einen Expertendienst hat, der – sogar kostenfrei – den Expertenkontakt herstellt. Wie übrigens zu vielen anderen Themen, die wissenschaftlicher Expertise bedürfen. Aber jetzt kann keiner mehr sagen, er habe nichts gewusst. So ist die CSU auf der Expertendienstseite der FU gut eingebettet zwischen China-Japan-Konflikt und D-Day und Edmund Stoiber zwischen Sternschnuppen und Stürme, Regen, Hochwasser (wenn das nicht passt). Für Systemtheorie gibt es übrigens noch keinen Expertendienst. Aber da ist weder einer zurückgetreten noch hat es über die Maßen gestürmt.

18. Januar 2007
von Tom Levold
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Schwangerschaftskonfliktberatung aus systemischer Perspektive

Die Systemische Bibliothek wartet heute mit einem Beitrag von Tom Levold aus dem Jahre 1998 über Schwangerschaftskonfliktberatung auf. Der Artikel erschien erstmals in System Familie:„Ausgehend von einer systemisch-konstruktivistischen Perspektive werden gesellschaftliche, intersubjektive und individuelle Konstruktionen von Schwangerschaft und Abtreibung dargestellt, die im Schwangerschaftskonflikt aufeinander treffen können. Besonderer Stellenwert kommt der Tatsache der Zwangsberatung zu, die für Beraterinnen wie Klientinnen nur geringen Handlungsspielraum zu eröffnen scheint. Neben Überlegungen zum Problem der Entscheidung in Konfliktsituationen werden abschließend Möglichkeiten eines autonomie- und ressourcenfördernden Vorgehens in der Beratungssituation umrissen“
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17. Januar 2007
von Tom Levold
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Neuromythologien


Thomas Fuchs, Professor für Psychiatrie und Psychotherapie und Leiter der Sektion »Phänomenologische Psychopathologie und Psychotherapie« an der psychiatrischen Universitäts-Klinik in Universität Heidelberg schreibt in der neuen Ausgabe von„Gehirn und Geist“ unter dem Titel„Neuromythologien“ über„einige teils deutlich zutage liegende, teils eher verborgene Motive …, die in der Avantgarde gegenwärtiger Hirnforschung wirksam sind (Abb.: Wikipedia):
– die von anti-idealistischen Affekten getragene Entthronung des sich souverän dünkenden Subjekts, verbunden mit der Reduzierung von Seele und Geist auf materielle Prozesse („Was die Seele wirklich ist“, „Geist im Netz“);
– der Anspruch auf die Deutungsmacht im Bereich der Humanwissenschaften („Neuro-Philosophie“, „Neuro-Ethik“, „Neuro-Pädagogik“ etc.);
– die Hoffnung auf medizinisch-technische Eingriffsmöglichkeiten („Die Technik auf dem Weg zur Seele“, „Das Gehirn – eine Gebrauchsanleitung“);
– die Ausleuchtung des Dunkels der Subjektivität und der Intersubjektivität, bis hin zur Utopie des Gedankenlesens („Wie das Gehirn die Seele macht“);
– die Selbstverdinglichung des Menschen als Flucht vor der Freiheit („Verschaltungen legen uns fest“);
– schließlich, im Gegenzug, die Erhebung des Gehirns zum neuen Meta-Subjekt, zum transzendenten Schöpferorgan, das die Welt und uns selbst in einer creatio continua hervorbringt („Aus Sicht des Gehirns“, „Kosmos im Kopf“, „Das Gehirn und sein Geist“)“
Der komplette Text dieses lesenswerten Artikels ist bei wissenschaft-online.de unter diesem Link zu finden…

17. Januar 2007
von Tom Levold
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Konstruierte Wirklichkeiten

Nachdem gestern an dieser Stelle auf einen Beitrag von Sheila McNamee verwiesen wurde, präsentiert Peter Steinkellner aus Wien heute in seiner Rezension ein Buch von Kenneth Gergen, des wohl bekanntesten Vertreters des sozialen Konstruktionismus,„Konstruierte Wirklichkeiten. Eine Hinführung zum sozialen Konstruktionismus“, und er ist begeistert:„Dieses Buch ist ein Highlight für jeden, der sich mit konstruktivistischen Ideen beschäftigt. Gergen liefert nicht nur eine gelungene Darstellung des Sozialen Konstruktionismus als die Erkenntnistheorie der Postmoderne, sondern auch einen neuen Blick auf die Dinge des Alltags. Die Ideen dieses Buches sind eine enorme Bereicherung, das Buch ist wissenschaftlich auf hohem Niveau und kann dennoch mitreißen. Fazit: eine Pflichtlektüre nicht nur für alle, die an Konstruktivismus und Konstruktionismus interessiert sein, sondern auch wichtig für Wissenschaftler, um ihr Wissenschaftsverständnis zu reflektieren. Meine Empfehlung: kaufen, öfters lesen und vor allem: erfüllen Sie die Worte Gergens mit Leben!“
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16. Januar 2007
von Tom Levold
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Eheliche Kommunikation

Auf der Videoplattform youtube ist viel Schrott zu finden, aber auch manche Perle. Immer wieder schön sind die kommunikationstheoretisch gesättigten Beobachtungen von Loriot u.a. über das Leben zu zweit: schönen Feierabend!

16. Januar 2007
von Tom Levold
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Therapie als Soziale Konstruktion

Sheila McNamee vom Department of Communication an der University of Hampshire ist eine führende Vertreterin des Sozialen Konstruktionismus und in Deutschland vor allem durch ihre Kooperation mit Klaus G. Deissler bekannt. Zum Buch„Furthering Talk. Advances in the discursive therapies“ (New York 2004), das von Thomas Strong und David Pare herausgegeben wurde, steuerte sie einen Beitrag„THERAPY AS SOCIAL CONSTRUCTION. Back to Basics and Forward toward Challenging Issues“ bei, der auch auf ihrer Website heruntergeladen werden kann. In der Einleitung des 28seitigen Papers schreibt sie:„Perhaps the most useful way to enter into the conversation about discursive therapies is to address what I see as a central issue that we must confront as spokespersons of therapy as social construction: What does it mean to approach therapeutic practice from a constructionist stance? What do we do, as therapists, once we propose that meaning emerges in the on-going flow of persons in situated activity? This concern gives rise to a related issue which I will touch upon as an exciting and vitally important direction in which we must now move: how do we assess or evaluate our therapeutic practice if meaning is understood as a local achievement? This question emerges as we confront both the continuing conversation around therapeutic practice and its relation to a constructionist orientation1 (e.g., this volume stands as one illustration). Our discussions might be well focused on appreciating conversations that challenge us to articulate what we mean when we talk of therapeutic practice as social construction“
Zum vollständigen Beitrag (PDF)