systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

17. Februar 2007
von Tom Levold
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Trauma & Gewalt

Mit„Trauma & Gewalt. Forschung und Praxisfelder“ hat eine neue Fachzeitschrift aus dem Verlag Klett-Cotta in dieser Woche das Licht der Publikationsöffentlichkeit erblickt, herausgegeben von Günther H. Seidler, Harald J. Freyberger und Andreas Maercker. In ihrem programmatischen Editorial schreiben sie in Heft 1:„Im Umfeld psychischer Traumatisierung werden Zusammenhänge zerrissen. Das betrifft Zusammenhänge im Erleben der betroffenen Personen, Erinnerungsfetzen geistern durch die Seele des Opfers, sind nicht raum-zeitlich verortet und drängen sich immer und überall auf. Es betrifft auch Lebenszusammenhänge des Opfers: Die berufliche Tätigkeit ist häufig gefährdet oder geht verloren, das gleiche gilt für Partnerschaften, die Beziehungen zu anderen Menschen sind nicht mehr so wie früher, und Opfer von Gewalt erleben sich häufig aus dem Gesamt ihrer bisherigen Bezüge zu sich, zu anderen Menschen und zur »Welt« als herausgefallen, als nicht mehr zugehörig.
Eine vergleichbare Unterbrechung von Zusammenhängen ist aber auch in der Beschäftigung mit dem Opfer zu erkennen. Das betrifft zum einen dessen Versorgung: Welche therapeutische Disziplin ist zuständig, welcher Kostenträger, welche Hilfseinrichtung? Zum andern betrifft es aber auch den wissenschaftlichen Diskurs. Ein Gewaltopfer wird zum Patienten oder Klienten und wird zum »Gegenstand« der Heilberufe. Das, was zu seiner Not führte, die Gewalt, wird in diesem Rahmen nicht mehr Gegenstand wissenschaftlicher Reflexion.
Eine solche Dissoziation, ein solches Auseinanderreißen von Ereignis und Ereignisfolge, macht diese Zeitschrift nicht mit. Diese Schein-Alternative von Innen und Außen, von Subjektivem und Objektivem, verkennt, dass es sich bei dieser Alternative um einen in die Welt hineingetragenen Dualismus handelt, der bei genauer, sorgfältiger Betrachtung und Beschreibung in sich zusammenfällt. So trägt diese Zeitschrift ihr Programm im Titel: Gewalt verursacht Wunden, die ihrerseits wieder Ursache von Gewalt sein können. Auf diesem Hintergrund verstehen wir Psychotraumatologie als klinisches Anwendungsfeld der über greifenden Thematik von Gewalt und Gewaltbereitschaft und ihrer Folgen und Bedingungen, wobei »Gewalt« in der Natur ebenso zu finden ist (als »Naturgewalt«) wie im sozialen und psychischen Raum. Die so verstandene »Gewalt« ist aber wiederum nur als interdisziplinäres Gegenstandsfeld einigermaßen angemessen begrifflich zu fassen und forschungsmäßig zugänglich zu machen“
Das Inhaltsverzeichnis des ersten Heftes finden Sie hier. Es enthält u.a. ein ausführliches Interview von Michaela Huber mit dem niederländischen Trauma-Forscher Onno van der Hart, in dem dieser Auskunft über seine Theorie der strukturellen Dissoziation der Persönlichkeit und ihre klinische Umsetzung gibt. Dieses Interview ist auch online im Volltext zu lesen.

16. Februar 2007
von Tom Levold
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Synergie und Qualität in Organisationen

In den 90er Jahren hatte Günter Schiepek zeitweise eine Vertretungsprofessur für Psychologie an der Universität Münster inne. In dieser Zeit gelang es ihm, eine Reihe sehr fähiger Studentinnen und Studenten für seine Arbeitsweise der Systemmodellierung zu begeistern, einige von ihnen haben sich mittlerweile in der systemischen Szene als Forscher, Lehrer und Praktiker einen Namen gemacht, u.a. auch als Preisträger der Systemischen Gesellschaft. Drei Studenten führten an unterschiedlichen Kliniken systemische Organisationsanalysen von Stationen durch, das Ergebnis dieser Untersuchungen im Kontext einer Einführung in grundlegende Konzepte der Systemmodellierung liegt in Form dieses Gemeinschaftswerkes vor, das die ungewöhnlich Form eines großformatigen Fensterbilderbuches (in Anlehnung an die kybernetischen Darstellungen in Frederick Vesters Arbeiten) angenommen hat. Johannes Herwig-Lempp schrieb in seiner Rezension:
„Mir erscheint die Form des allmählichen Entwickelns immer komplexerer Vernetzungen mittels eines Fensterbilderbuchs gelungen, um die vielfältigen Wirkungszusammenhänge innerhalb einer Station zu verdeutlichen. Dies kann durchaus auch Modell sein für die Darstellung anderer Systeme. Weniger modellhaft allerdings sind für mich die nur unzureichend berücksichtigten Einflüsse der Autoren auf das, was sie in diesem Band entwickeln und vorführen, gewissermaßen also ihre eigene schöpferische Leistung: Systeme (einschließlich all ihrer Bestandteile und deren Beziehungen untereinander) existieren nicht, sondern werden von den Beobachtern erst durch ihre Analyse und Beobachtung erfunden, die Zusammenhänge existieren nicht, sondern werden konstruiert. Gerade bei der Diskussion um Qualitätssicherung im Gesundheitswesen hätte diese Perspektive der Kybernetik 2. Ordnung, das Bewußtsein um den eigenen kreativen Anteil, hilfreich sein können. Denn auch Qualität ist keine Eigenschaft und kein Merkmal von Dingen oder Einrichtungen, sondern das Ergebnis eines Bewertungsprozesses durch ein Individuum“
Zur vollständigen Besprechung…

15. Februar 2007
von Tom Levold
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Kardinal Meisner nimmt Kritik an Seehofer zurück

Der Kölner Kardinal Meisner hat heute morgen, an Weiberfast­nacht, in einem Bußgottesdienst im Kölner Dom seine Anfang der Woche öffentlich gewordenen Äußerungen gegen den Bundesagrarminister Horst Seeholfer bedauert und zurückgenommen. Meisner war u.a. mit folgenden Worten von Spiegel-Online zitiert worden: „Wer außereheliche Beziehung unterhält, gehöre zum Arzt, aber nicht auf den Ministersessel oder den eines Parteichefs“.
Nun teilte er den Kölschen Jecken mit, dass diese Äußerungen überhaupt nicht für die Öffentlichkeit gedacht gewesen seien. Vielmehr habe es sich um einen Entwurf für eine Büttenrede zu Weiberfastnacht gehandelt, die er nur im engsten Mitarbeiterkreis zum Vortrag habe bringen wollen. Dennoch gebe er zu, dass er sich in der Wortwahl vergriffen habe. Er begründete dies damit, dass er eben noch nicht lange genug in Köln lebe: „Ich wollte auch mal etwas zum Karneval beitragen. Dabei habe ich ja weder Ahnung von Weibern noch von Fastnacht“, gestand er selbstkritisch ein. Er bedauere zutiefst seine unchristlichen Äußerungen über einen Mitmenschen, fügte der Kardinal hinzu, aber schließlich seien alle Sünder,„die meisten jedenfalls, ich auch“. Dafür habe die katholische Kirche gottlob die Beichte, die er sich bereits abgenommen habe.„Wenn wir über Wertevermittlung reden, muss man an das private Leben öffentlicher Personen besondere Ansprüche stellen dürfen“, betonte Meisner.„Was soll denn ein Kardinal, der sein Leben lang nur mit sich selbst sexuelle Beziehungen gehabt haben, über eheliche Treue sagen? Da lachen doch alle“ Das taten denn die Weiber im Kölner Dom auch herzlich, bevor sich sich im Rathaus die Stadt-Schlüssel für die tollen Tage aushändigen ließen und dem Kardinal die Absolution erteilten.

15. Februar 2007
von Tom Levold
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Scheidung und ihre Folgen

Die erste Ausgabe von Family Process im neuen Jahr beschäftigt sich mit dem Thema Scheidung und Scheidungsfolgen. Nachdem in den 70er Jahren das Prinzip der schuldhaften Scheidung aufgegeben wurde und zunehmend das Prinzip der gemeinsamen Sorge für gemeinsame Kinder nicht nur rechtlich möglich geworden ist, sondern auch praktiziert wird, hat sich die Lebens- und Beziehungssituation von Post-Scheidungsfamilien stark verändert. Noch in den 70er Jahren erschienen familiendynamische Arbeiten zum Thema, die einen fortdauernden Kontakt von geschiedenen Eheleuten als pathogene Konstellation einschätzen. Mittlerweile gibt es Langzeituntersuchungen über die Folgen von Scheidung für die Entwicklung der Kinder und für die Dynamik der unterschiedlichen „Folgefamilien“ – z.T. mit widersprüchlichen und kontroversen Ergebnissen. Das Themenheft hat den Anspruch, (1) zu zeigen, wie der gesellschaftliche Kontext, in dem Scheidungen stattfinden, unsere Sichtweisen, Forschung und professionelle Praxis beeinflusst, (2) was die gegenwärtige Forschung über Elternschaft und Familienbeziehungen nach einer Scheidung zu sagen hat und (3) welche Möglichkeiten in der therapeutischen Praxis und im erweiterten Hilfesystem entwickelt wurden, um Familien dabei zu helfen, Scheidungsfolgen besser zu bewältigen.
Zu den vollständigen abstracts…

14. Februar 2007
von Tom Levold
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Situation der Kinder in Deutschland: Nur Mittelmass

UNICEF stellte heute eine Studie in der Öffentlichkeit vor, mit der die Lebenssituation von Kindern in Industrienationen vergleichend untersucht worden ist:„Die erste internationale Vergleichsstudie zur Situation der Kinder in Industriestaaten zeichnet für Deutschland ein ernüchterndes Bild. Deutschland ist nur Mittelmaß, wenn es darum geht, verlässliche Lebensumwelten für die junge Generation zu schaffen. Bei dem UNICEF-Vergleich der zentralen Aspekte kindlicher Entwicklung in 21 Industrieländern kommt Deutschland nur auf Rang 11. Die Niederlande führen die UNICEF-Tabelle als kinderfreundlichstes Land an, gefolgt von Schweden, Dänemark und Finnland. Besonders schlecht schneiden Großbritannien und die USA ab. UNICEF hat die Lage der Kinder erstmals anhand von sechs Dimensionen umfassend verglichen: materielle Situation, Gesundheit, Bildung, Beziehungen zu Eltern und Gleichaltrigen, Lebensweise und Risiken sowie eigene Einschätzung der Kinder und Jugendlichen. Für den Bericht wurden Daten aus internationalen Studien und Untersuchungen auf Länderebene ausgewertet. Deutschland erreicht in allen Dimensionen nur durchschnittliche Werte“
Genauere Informationen auf der UNICEF-Website…

14. Februar 2007
von Tom Levold
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Alexander Kluge 75!

Heute hat einer meiner Lieblingsautoren Geburtstag. Alexander Kluge, Jurist, Medientheoretiker, Erzähler, Filmregisseur, Fernsehmacher, Einflussnehmer, Interviewer, um nur einige Bezeichnungen zu verwenden, wird 75 Jahre alt. Hier zwei Interviews mit ihm aus kürzerer Zeit: eines mit der Literaturzeitschrift volltext über seine Beziehung zum Film und eines mit der Neuen Zürcher Zeitung zum Thema Suhrkamp-Kultur, Bücher und Internet. Gratulation.

13. Februar 2007
von Tom Levold
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Ivan Boszormenyi-Nagy ist gestorben



Am 28. Januar ist Ivan Boszormenyi-Nagy (Foto: EFTA-Kongress Berlin 2004) in Glenside, Pennsylvania, im Alter von 86 Jahren gestorben. Er war der Begründer der „kontextuellen Therapie“ und spielte eine wichtige Rolle bei der Entwicklung und Ausdifferenzierung des familientherapeutischen Feldes. Sein Ansatz war vor allem auch in Deutschland einflussreich, wo er viele Anhänger hatte und im Laufe der Jahre zahllose Workshops und Seminare abhielt.
Boszormenyi-Nagy wurde am 19.5.1920 in Budapest geboren. Der Vater war – wie viele andere in der Herkunftsfamilie – von Beruf Richter. Der herausragende Stellenwert von Recht und Gerechtigkeit, Schuld und Verdienst im Kontextuellen Ansatz von Boszormenyi-Nagy dürfte hier seine Wurzeln haben. Er kämpfte aktiv gegen die nationalsozialistische, später stalinistische Unterdrückung in seinem Heimatland. Nachdem er 1944 zum Dr. med. an der Universität Budapest promovierte, wurde er 1948 Assistenzprofessor für Psychiatrie und 1949-1950 Konsulent der Internationalen Flüchtlingsorganisation in Salzburg, wo er vielen politisch Verfolgten mit Gutachten half, zu überleben. Aufgrund eigener Verfolgung emigrierte er 1950 in die USA, wo er eine Forschungsassistenz an der Chikagoer Universität annahm. Nach einem Zwischenspiel in New York gründete er dann gemeinsam mit Geraldine Spark 1957 das Department of Family Psychiatry am Eastern Pennsylvania Psychiatric Institute (EPPI) in Philadelphia, was sich später zum größten Ausbildungszentrum für Familientherapie in den USA entwickelte.

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13. Februar 2007
von Tom Levold
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systemisches Coaching

In einem kurzen Beitrag macht Jürgen Hargens ein paar persönliche Bemerkungen zur Definition von Coaching:„Wir sollten … nicht vergessen, dass es auf dem Markt (dem vielzitierten „freien Spiel der Kräfte“) erhebliche Bedeutung und Auswirkungen hat, wer denn eine solche verbindliche Definition abgeben darf. Denn wer die Definitionsmacht besitzt, verfügt über eine herausragende (Macht-) Position, hat er doch großen Einfluss auf die Spielregeln und deren Ausgestaltung (z.B. die Anerkennung und inhaltliche Formung von Ausbildungen und die Anerkennung von Ausbildungsinstituten)“ Hargens wendet sich dabei vor allem gegen die Vorstellung, dass für ein gelingendes Coaching betriebswirtschaftliche Kenntnisse und Kompetenzen unbedingt notwendig seien:„Ein (betriebs-) wirtschaftlicher Ansatz wäre für mich ein Ansatz, der sich (stärker) auf den Produktions- bzw. Arbeitsbereich bezieht, um dort zu „optimalen“ Abläufen zu kommen. Hier ist selbstverständlich auch psychologisches Wissen gefordert, allerdings hat die wirtschaftliche Seite (absoluten) Vorrang. Für mich geht es nun nicht darum, herauszustellen oder herauszufinden, welche dieser beiden Möglichkeiten „die richtige“ ist, das „wahre Coaching“ darstellt – im Gegenteil! Ich halte beide für angemessen, stellen sie doch unterschiedliche Möglichkeiten bereit, unter denen der Coachee wählen kann“
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12. Februar 2007
von Tom Levold
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systemische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie

Bereits in der dritten Auflage ist 2005 im Carl-Auer-Verlag der von Wilhelm Rotthaus herausgegebene Sammelband zur systemtherapeutischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen erschienen. Arist von Schlippe hält in seiner Rezension fest:„Die Experimentierfreude, die sich durch das Buch zieht, hat mich begeistert, skeptisch hatte ich es in die Hand genommen, überzeugt habe ich es wieder weggelegt – mit einem Stoßseufzer: Hätte ich dieses Buch doch schon eher lesen können! In meiner ersten Stelle in den 70er Jahren in der Kinderpsychiatrie wäre es sicher – neben den Werken zur Familientherapie – ein häufig genutztes Lieblingsbuch geworden“
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11. Februar 2007
von Tom Levold
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Systemkompetenz in der forensischen Psychiatrie

Elisabeth Wagner, Lehrtherapeutin an der Wiener Lehranstalt für systemische Familientherapie und langjährig erfahrene Psychologin in der Forensik, hat einen schönen Aufsatz über Systemkompetenz in der forensischen Psychiatrie geschrieben, der 2004 in den„systemischen notizen“ erschienen ist, der Zeitschrift der Lehranstalt:„Nach einer einführenden Darstellung des Arbeitskontextes Maßnahmenvollzug soll in diesem Beitrag aufgezeigt werden, wie eine unkritische Anwendung zentraler systemischer Konzepte wie Auftragsfokussierung, Lösungs- und Ressourcenorientierung den Erfordernissen einer verantwortungsvollen therapeutischen Arbeit in der Forensischen Psychiatrie zuwiderläuft, während die kritische Reflexion dieser Konzepte unter Einbeziehung der Systemtheorie als Theorie sozialer Systeme und als Metatheorie des Beobachtens und Unterscheidens eine besondere Kompetenz des systemischen Therapeuten darstellen kann. … „Systemkompetenz“ in der Forensischen Psychiatrie besteht neben einer angemessenen Konzeptualisierung des institutionellen Kontextes also auf theoretischer Ebene darin, die Kontextabhängigkeit von Verhalten und die Beobachterabhängigkeit von Beschreibungen im Bewußtsein zu halten und für die Leitdifferenzen und damit auch für die blinden Flecken anderer klinischer Konzepte zu sensibilisieren. Auf einer praktischen Ebene ermöglicht Systemkompetenz eine therapeutische Haltung, die das explizite Thematisieren von Rollenverquickungen nahelegt und in der damit verbundenen Offenheit und Transparenz (nicht in der unkritischen Akzeptanz jeder Selbstbeschreibung) auch Respekt gegenüber dem zur Therapie Gezwungenen ausdrückt.
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10. Februar 2007
von Tom Levold
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kostenloser zugang zu allen sage-online-journals

Der wissenschaftliche Verlag SAGE-Publications bietet einen bis Ende Februar begrenzten kostenfreien Zugang zu allen seinen Online-Zeitschriften:„SAGE knows that a journal’s archive is just as valuable to today’s research as the latest up-to-the minute findings. We are therefore pleased to announce that SAGE has scanned and digitized over 300,000 articles from our print journal backfiles* and uploaded them to the SAGE Journals Online platform. This means over 3.5 million additional pages are now online across the fields of Business, Humanities, Social Sciences, and Science, Technology and Medicine, and even more are on the way soon. To celebrate, throughout February all content on SAGE Journals Online is accessible for free!“ Benutzer müssen sich (kostenfrei) einloggen und können dann alle Beiträge als PDF herunterladen.
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10. Februar 2007
von Tom Levold
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Jean-Claude Kaufmann: Schmutzige Wäsche. Ein ungewöhnlicher Blick auf gewöhnliche Paarbeziehungen

Unter diesem Titel hat der Universitätsverlag Konstanz Jean-Claude Kaufmanns erstes in Deutschland erschienene Buch in zweiter Auflage 2005 herausgebracht. Die erste Auflage hatte noch den (besseren) Untertitel„Zur ehelichen Konstruktion von Alltag“. Es geht nämlich in seiner mikrosoziologischen Untersuchung darum, zu beschreiben, wie sich das Leben als Paar ungeachtet aller gegenwärtigen Gleichheitsansprüche oder -ideale auf der Ebene inkorporierter Gewohnheiten, d.h. nur bedingt bewusster und reflektierter Praxis konstelliert – eben am Beispiel des Umgangs mit der häuslichen Wäsche. Oliver König schreibt in seiner Rezension (von 1997):„Diese … Argumentation Kaufmanns, die mit einer Fülle von Details, scharfen Beobachtungen und theoretischen Reflexionen aufwartet, ist für den therapeutischen Kontext gerade deswegen von besonderer Wichtigkeit, weil er als soziales Phänomen sichtbar macht, was nur allzu gerne als psychologische Konstellation gedeutet wird. Zugleich gelingt es ihm ungleich besser, das Beharrungsvermögen traditionaler Geschlechterverhältnisse herauszuarbeiten als diejenigen Ansätze, die sich mit der rhetorischen Rede vom „Patriarchat“ eben jener „Gleichheitsmoral“ bedienen, die der so wirksamen Kluft zwischen Idee und Geste zugrunde liegt. D.h. auch traditionelle Rollen und Konstellationen werden von den Beteiligten selbst interaktiv hervorgebracht und treten ihnen nicht als etwas Drittes entgegen. Wichtig ist die Arbeit aber auch, weil sie in den Paarbeziehungen die Funktion der Reflexion und ihre Möglichkeiten und Grenzen untersucht, woraus sich zugleich Möglichkeiten und Grenzen der therapeutischen Arbeit ableiten lassen“
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9. Februar 2007
von Tom Levold
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Mediation bei Flughafenkonflikten?

Die Zeitschrift„perspektive mediation“, ein Gemeinschaftsprojekt des„Verlag Österreich“ und des Psychosozial-Verlages“, hat in seinem Heft 3/2006 spannende – und kontroverse – Beiträge zur Bedeutung von Mediation bei Flughafenprojekten versammelt. Während z.B. Hans-Peter Meister und Christopher Ghol herausstellen, dass die Mediation am Flughafen Frankfurt derzeit das„größte Mediationsverfahren Deutschlands“ ist und die Besonderheiten des Regionalen Dialogforums schildern, ist Hans-Jürgen Rojahn der Auffassung, dass hierfür„aus fachlicher Sicht … die Bezeichnung als Mediation unangemessen“ ist. Sehr groß sind die Interessenkonflikte und sehr unterschiedlich die Machtpotentiale der beteiligten Parteien, so dass Mediatoren von vorneherein keinen leichten Stand haben. Das Heft bietet Einblicke in die Mediationsprozesse an den Flughäfen Wien, Zürich und Frankfurt und macht die Chancen für Mediation deutlich, ohne das Scheitern konkreter Prozesse zu verschweigen. Empfehlenswert!
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