Köln, 1.4.2007: In scharfer Form hat sich Joachim Kardinal Meisner gegen ein allgemeines Rauchverbot im Kölner Dom ausgesprochen, von dem auch die jahrhundertealte Praxis des Weihrauchens betroffen wäre. In seiner Predigt zum Palmsonntag gab der 73jährige Kardinal zu, dass er um die Gefahren des Passivweihrauchens wisse, er bestritt aber nachdrücklich, dass die rückläufigen Mitgliederzahlen der katholischen Kirche eine Folge dieser Gesundheitsschädigung sei. Wenn nun erwogen werde, durch eine Änderung des Arbeitsschutzrechts Kirchen zur weihrauchfreien Zone zu machen, sei dies ein Schlag ins Gesicht aller Gläubigen. Auch die Einführung von abgeschlossenen Weihraucherzimmern könne keine Lösung sein, da das Passivweihrauchen in der Gemeinschaft aller Gläubigen fest in der christlichen Kultur verankert sei. Das Weihrauchen ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Liturgie und gehört zur freien Religionsausübung dazu wie das Vater-Unser und meine Predigten, sagte Meisner. Vor diesem Hintergrund seien auch Vorschläge, Raucherkirchen zukünftig mit einem R zu kennzeichnen, abwegig, da es keine Aufteilung zwischen Raucher- und Nichtraucherkirchen geben dürfe.
Meisner griff erneut Verbraucherminister Seehofer wegen dessen kompromissloser Haltung in der Raucherfrage an. Wer außereheliche Beziehung unterhält, fügt der Volksgesundheit schon so viel Schaden zu, dass er nicht auch noch das Recht in Anspruch nehmen darf, sich in der Frage des Weihrauchens zu äußern. Argumente zum Jugendschutz ließ der Kardinal ebenfalls nicht gelten. Die Kirche täte weit mehr als andere gesellschaftliche Institutionen für den Schutz der Jugend. Meisner erinnerte daran, dass der Messwein im Unterschied zur Praxis in der evangelischen Kirche ausschließlich von Priestern getrunken werde. Damit werde den gegenwärtig zu beobachtenden Tendenzen zum exzessiven Alkoholkonsum ein klarer Riegel vorgeschoben. Auch das Bestehen auf der vorehelichen Enthaltsamkeit gegen jeden Zeitgeist mache deutlich, dass die Kirche den Jugendschutz mehr als Ernst nehme und mit großer Zivilcourage betreibe. In diesem Zusammenhang sei das Weihrauchen in der Kirche geradezu als Lappalie anzusehen. Auch wenn es immer wieder einmal im Zusammenhang mit Weihrauchen zu kurzzeitigen Ohnmachten käme, sei doch in der Regel qualifiziertes Personal vorhanden, dass über ausreichende Erfahrung in der Betreuung von Personen mit übermäßigem Weihrauchkonsum verfüge.
1. April 2007
von Tom Levold
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