systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

8. Mai 2007
von Tom Levold
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Ethik in der Beratung

In der Systemischen Bibliothek finden Sie heute einen Beitrag von Kurt Buchinger über„Dimensionen der Ethik in der Beratung“, dessen Endfassung 2005 in einem von Peter Heintel, Larissa Krainer und Martina Ukowitz herausgegebenen Bandes„Beratung und Ethik“ erschienen ist. Er verneint darin die Möglichkeit einer professionellen Ethik, da Ethik niemals eine Spezialdisziplin sein könne, sondern immer auf das Gute als Ganzes abziele:„Beratung (stellt) einen hervorragenden Ort dar, an dem ethische Fragen abgehandelt werden können, seien sie nun explizit als solche gestellt oder nicht. Mehr noch, sie ist ein Ort, an dem ein zeitgemäßes differenziertes Bewusstsein für ethische Entscheidungen entwickelt werden kann. Denn wenn Ethik keinen eigenen Handlungsbereich darstellt, sondern in allen Handlungsbereichen in der besonderen Art des Handelns präsent ist, dann wird es kaum möglich sein, dort, wo es um die Handlungsfähigkeit geht, um ethische Fragen herumzukommen. Somit geht es der Beratung immer auch um die Möglichkeit ethischen Handelns. Und zwar ganz besonders zeitgemäß und elegant.
Elegant deshalb, weil man nicht darüber zu reden braucht, also der Scheu vor der Bezeichnung einer Handlungsmöglichkeit als ethisch gerecht werden kann, ohne diesen zentralen Aspekt menschlichen Tuns verleugnen zu müssen. Im Gegenteil, man kann um so unbefangener und professionell mit ihm umgehen, ohne sich mit den tief sitzenden Widerständen dagegen herumschlagen zu müssen. Man entfaltet wie gesagt, die Handlungszusammenhänge, sieht sich die relevanten Umwelten an – und arbeitet die Widersprüche zwischen ihnen heraus, denn diese waren es, derentwegen die Handlungsfähigkeit des Klienten(systems) bedrängt war – und man ist mitten im Bereich der Ethik.
Zeitgemäß ist diese Form der Bearbeitung ethischer Fragestellungen deshalb, weil in der Beratung kein Katalog ethischer Werte oder Tugenden ausgebreitet wird, sondern die Möglichkeit ethisch zu handeln situativ entfaltet wird – und unter ausreichender Berücksichtigung der Komplexität, die ja gerade dazu geführt hat, dass Tugendkataloge derart unbrauchbar geworden sind“
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7. Mai 2007
von Tom Levold
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Glück und Unglück

Glück und Unglück,
die rasch uns und überwältigend treffen,
sind sich im Anfang,
wie Hitze und Frost bei jäher Berührung,
kaum unterscheidbar nah.

Wie Meteore
aus überirdischer Ferne geschleudert,
ziehen sie leuchtend und drohend die Bahn
über unseren Häuptern.
Heimgesuchte stehen betroffen
vor den Trümmern
ihres alltäglichen, glanzlosen Daseins.

Groß und erhaben,
zerstörend, bezwingend,
hält Glück und Unglück,
erbeten und unerbeten,
festlichen Einzug
bei den erschütterten Menschen,
schmückt und umkleidet
die Heimgesuchten
mit Ernst und mit Weihe.

Glück ist voll Schauer,
Unglück voll Süße.
Ungeschieden scheint aus dem Ewigen
eins und das andre zu kommen.
Groß und schrecklich ist beides.
Menschen, ferne und nahe,
laufen herbei und schauen
und gaffen
halb neidisch, halb schaudernd,
ins Ungeheure,
wo das Überirdische,
segnend zugleich und vernichtend,
zum verwirrenden, unentrinnbaren,
irdischen Schauspiel sich stellt.
Was ist Glück? Was ist Unglück?

Erst die Zeit teilt beide.
Wenn das unfaßbar erregende, jähe Ereignis
sich zu ermüdend quälender Dauer wandelt,
wenn die langsam schleichende Stunde des Tages
erst des Unglücks wahre Gestalt uns enthüllt,
dann wenden die Meisten,
überdrüssig der Eintönigkeit
des altgewordenen Unglücks,
enttäuscht und gelangweilt sich ab.

Das ist die Stunde der Treue,
die Stunde der Mutter und der Geliebten,
die Stunde des Freundes und Bruders.
Treue verklärt alles Unglück
und hüllt es leise
in milden,
überirdischen Glanz.

Dietrich Bonhoeffer

(geschrieben im KZ Buchenwald, Juni 1944)

6. Mai 2007
von Tom Levold
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Persönlichkeitsstörungen verstehen

Rainer Sachse ist Leiter des Institutes für Psychologische Psychotherapie in Bochum und hat ein Buch über den„Umgang mit schwierigen Klienten“ geschrieben. Andreas Manteufel war nach der Lektüre sehr angetan:„Dieses handliche Buch von Rainer Sachse kann Praktikern, die mit persönlichkeitsgestörten Klienten arbeiten, nur wärmstens empfohlen werden. Ohne theoretischen Ballast beschreibt Sachse zentrale Aspekte der so genannten gestörten Persönlichkeitsstörung und gibt hilfreiche Leitlinien für die therapeutische Beziehungsgestaltung. … „Persönlichkeitsstörungen verstehen“ ist ein echtes Praxisbuch, das sich auch hervorragend für die Arbeit mit dem Team oder die strukturierte Falbesprechung in der Supervision eignet“
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5. Mai 2007
von Tom Levold
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Mobbing-Prävention

In der aktuellen Ausgabe des Schweizerischen„Suchtmagazins“ ist ein interessanter Artikel von Martin Hafen über die Prävention von Mobbing aus systemischer Perspektive erschienen. Hafen ist Sozialarbeiter und Soziologe und arbeitet als Dozent an der Hochschule für Soziale Arbeit in Luzern. In seinem Beitrag entwickelt er ein Verständnis von Mobbing als„kommunikative Gewalt“, die in ihren Auswirkungen letzlich die Adressabilität des Opfers beschädigt und ihre Inklusion in die entsprechenden soziale Systeme behindert oder verunmöglicht. Unter Präventionsgesichtspunkten (im Unterschied zur Früherkennung und Frühintervention) werden alle Bemühungen um das grundsätzliche Gelingen sozialer Beziehungen als hilfreich angesehen, auch wenn der Nachweis einer direkten Wirkung in vielen nicht möglich ist.
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4. Mai 2007
von Tom Levold
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Ich schaff’s

Auch wenn Ben Furman’s Problemlösungsprogramm für Kinder„Ich schaff’s“ bereits im vergangenen Juni vorgestellt wurde: hier ist eine neue Rezension von Nadine Reiband für das systemagazin zu lesen. Sie schreibt:„Das Programm Furmans ist untermauert von lerntheoretischen, systemischen und hypnotherapeutischen Erkenntnissen. Gut fundiert durch wissenschaftliche Erkenntnisse stellt Furman aber einfach und klar dar, so dass jeder das Programm anwenden kann. Das Buch liest sich einfach. Der Inhalt hat es dennoch in sich. Wichtig und wertvoll ist neben dem Buch die Internetseite www.ichschaffs.com. Darauf findet man viele Materialien, die man kostenlos herunterladen kann. Es gibt den Sorry-Letter, mit dem Kinder ihren Entschuldigungsbrief im Netz zusammenstellen können. Es gibt die Mission Possible, die man auch als Erwachsener gerne liest, weil sie die auf Jugendliche und Junggebliebene Version des Ich-schaff´s-Programms darstellt“
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3. Mai 2007
von Tom Levold
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Lieber Nicolas Sarkozy

im gestrigen TV-Duell hat Ihre Konkurrentin um das französische Präsidentenamt Sie, den Kampfstern Galactica der französischen Nation (nachdem Sie dafür plädiert haben, jedem behinderten Kind einen Platz in einer öffentlichen Schule anzubieten) offen angegriffen, nur weil Ihre Regierung in den vergangenen Jahren die Mittel für die pädagogischen und therapeutischen Fachkräfte für die Integration behinderter Kinder gestrichen hat. Das nannte sie den„Gipfel der politischen Immoralität“. Diese Entgleisung hat uns sehr sehr erschüttert. Erleichtert waren wir, als Sie daraufhin die nachdenkenswerte Frage gestellt haben:„Darf ein Präsident aggressiv sein?“. Die Antwort versteht sich wohl von selbst. Dennoch lässt uns diese Frage seitdem nicht mehr los. Nach einer durchgrübelten Nacht möchten wir noch etwas präziser nachfragen. Meinten Sie vielleicht: darf eine Frau, die Präsident werden möchte, aggressiv sein? Oder vielleicht noch präziser: sollte überhaupt eine Frau Präsident werden dürfen? Wir hoffen, dass alle Franzosen und Französinnen über diese Fragen intensiv nachdenken werden. Sie haben dafür ja noch ein paar Tage Zeit. Zumal eine Frage – mit Verlaub – schon längst keiner Antwort mehr bedarf: immerhin dürfen Arschlöcher Präsident werden – wenn sie denn gewählt werden.
Noch viel Spaß beim Wahlkampf wünscht

Ihr systemagazin

3. Mai 2007
von Tom Levold
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Journal of Family Therapy 2/2007

Das aktuelle Heft des Journal of Family Therapy beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Rolle der Psychotherapeuten in der Therapie. Nach einem Nachruf von Carlos Sluzki auf den im Februar verstorbenen Jay Haley eröffnet der Band mit einer Diskussion eines Aufsatzes von George M. Simon über die Rolle des Therapeuten als Brücke zwischen allgemeinen und schulenspezifischen Wirkfaktoren, an der sich Thomas L. Sexton, Douglas Sprenkle und Adrian Blow beteiligen. Astri Johnsen plädiert dafür, sich bei die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen nicht auf das systemische Handwerkszeug alleine zu verlassen, sondern andere Wissensperspektiven wie Entwicklungspsychologie, Affekttheorie, Verhaltensgenetik, Hirnforschung u.a. stärker in die eigene Modellbildung einzubeziehen. Matthew Klaushofer untersucht verschiedene rhetorische Stile von systemischen TherapeutInnen (z.B. Anderson, Minuchin und Boscolo) und lädt dazu ein, die rhetorische Macht therapeutischer Praxis auch dann zu reflektieren, wenn sie scheinbar„machtlos“ daher kommt. Stacey L. Sinclair knüpft an diskurstheoretische und genderbezogene Überlegungen von Hare-Mustin aus den 90er Jahren an und betont, dass auch heute ohne eine diskursanalytische Reflexion die Einbettung therapeutischer Vorgehensweisen in kulturelle Praktiken zu wenig berücksichtigt wird. Das Heft wird durch einen Forschungsartikel über den Zusammenhang der subjektiven Wahrnehmung gegenwärtigen Familienlebens von 50jährigen und deren Erinnerungen an den elterlichen Stil in den eigenen Ursprungsfamilien.
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2. Mai 2007
von Tom Levold
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Wunderfrage und „Wunderantworten“

Für Freunde des lösungsorientierten Ansatzes gibt es in der Schweiz seit einiger Zeit ein kleines Magazin mit Namen„Wunderantwort“, das viermal jährlich in einer Auflage von 4000 Exemplaren erscheint, aber auch online unter www.wunderantwort.ch zu lesen ist. In der aktuellen Ausgabe sind Auszüge aus einem Gespräch mit der verstorbenen Insoo Kim Berg zu finden sowie ein Text von Gunther Schmidt. Viel Spaß beim Lesen!

2. Mai 2007
von Tom Levold
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Geschlecht als Konstruktion

Sybille Moser, in Tirol lebende Kunsthistorikerin, Philosophin und Malerin nähert sich in einem ausführlichen Text der Genderfrage aus der Sicht des Radikalen Konstruktivismus und der Soziologischen Systemtheorie. In ihrem abstract schreibt sie:„Der Text stellt Judith Butlers Dekonstruktivismus den Konstruktionsbegriff des Radikalen Konstruktivismus und der soziologischen Systemtheorie gegenüber und markiert in beiden Diskursen erste Anschlussstellen für die Genderforschung. Die kognitiven Dimensionen des Konstruktionsbegriffs werden anhand zentraler Argumente des Radikalen Konstruktivismus eingeführt und mit Schlüsselkonzepten wie Autopoiesis, Selbstreferenz, Selbstorganisation und Schema erläutert. Die Konstruktion von Geschlecht erscheint als spezifische Wissensorganisation auf leiblicher, psychischer und sozialer Ebene. Zwei kontroverse Positionen der soziologischen Systemtheorie illustrieren die Fortführung der kognitionstheoretischen Argumentation auf soziokultureller Ebene und schließen die Mikro-Makro-Problematik des Konstruktionsbegriffs mit dem Emergenzbegriff kurz. Am Beispiel der konstruktivistischen Medienkulturtheorie wird skizziert, wie die internen Differenzen zwischen Radikalem Konstruktivismus und Luhmanns Systemtheorie konstruktiv vermittelt werden könnten. Die Geschlechterdifferenz erscheint als soziales Wissen über kulturelle Ausdrucksformen, das je nach Beobachtungsebene als Mechanismus gesellschaftlicher Differenzierung bzw. Entdifferenzierung realisiert wird“
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1. Mai 2007
von Tom Levold
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Einführung in die Praxis der systemischen Therapie und Beratung

Rudolf Klein und Andreas Kannicht, beide erfahrene Lehrtherapeuten und Mitbegründer der Saarländischen Gesellschaft für Systemische Therapie, seit kurzem auch Teilhaber des Wieslocher Instituts für systemische Lösungen, haben für den Carl-Auer-Verlag eine Einführung in die Praxis systemischer Therapie und Beratung geschrieben. Tom Levold:„Einführungsbücher machen es oft nicht nur dem Leser ein bisschen leicht, sondern auch sich selbst. Im Unterschied dazu legen Rudolf Klein und Andreas Kannicht einen ebenso theoretisch fundierten wie erfahrungsgesättigten Führer durch die Grundzüge der Praxis systemischer Therapie und Beratung vor, der auf wohltuende Weise auf Komplexität beharrt, ohne sich in Metatheorien zu verzetteln. … Den Autoren ist es angesichts des durch das Konzept der Buchreihe vorgegebenen begrenzten Rahmens gelungen, nicht nur eine informative Einführung in systemische Therapie und Beratung zu schreiben, sondern dabei auch eigene Akzente zu setzen, die zur weiteren Lektüre oder Selbstreflexion anregen – mehr kann man von einer Einführung nicht verlangen“

30. April 2007
von Tom Levold
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Liebe Bildzeitung

wir vom systemagazin finden es wirklich total toll, dass Du Dir vorgenommen hast, endlich mit den vielen Geschmacklosigkeiten in unserer modernen Welt aufzuräumen. Z.B. am letzten Samstag mit den widerlichen Geschmacklosigkeiten von Herrn Raab (Foto aus: Bildblog.de). Niemand hat schöner formuliert, was wir unter einer Geschmacklosigkeit verstehen müssen, als das Grimmsche Wörterbuch, nämlich einen Mangel„an gefühl für das schöne und schickliche, an feinsinn und urtheilskraft“. Und wo wäre dieses Gefühl besser aufgehoben als in Deinen Redaktionsstuben? Verbunden mit dem Mut, die Wahrheiten auch auszusprechen? Wer könnte besser die Massen wieder an das Schöne und Schickliche heranführen als Du? Wir haben natürlich Verständnis, dass das nicht von heute auf morgen geht. Immerhin muss man die Massen ja dort abholen, wo sie stehen (wer immer sie dahin gebracht hat). Oder hat es einen anderen Grund, dass das Ausrufungszeichen in der Schlagzeile irgendwie begeistert wirkt? Aber nichts für ungut, wahrscheinlich sind nur wieder feinsinn und urtheilskraft mit uns durchgegangen.
Beste Grüße

Dein systemagazin

30. April 2007
von Tom Levold
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Alter als Lösung, nicht als Problem

Irmhild Saake, Akademische Rätin am Münchener Lehrstuhl für Soziologie (Armin Nassehi), hat sich intensiv mit der Konstruktion des Alters befasst. In einem Vortrag, den sie auf der Tagung der Sektion ‚Alter(n) und Gesellschaft‘ der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im Jahre 2001 gehalten hat, geht es ihr um einen„systemtheoretischen Ausweg aus gerontologischen Denkschleifen“:
„Womit beschäftigen wir uns, wenn wir das Alter erforschen? Mit dem Alter? Mit alten Menschen? Mit alten Körpern? Oder gar nur mit Alternsforschern und ihren Theorien? Seit Hans-Peter Tews’ demographischen Studien sprechen wir statt vom Alter besser von Altersbildern. Und auch Hans Joachim von Kondratowitz weist immer wieder darauf hin, dass wir es mit„kulturellen Repräsentationen“ zu tun haben. Ich möchte im folgenden diesen Hinweisen folgen und diesen Ansatz noch ein wenig radikalisieren. Wenn wir von Altersbildern reden, beobachten wir Semantiken, die eine Inklusion von Personen qua Alter nachzeichnen. Und was wir dann sehen können, sind alte Menschen. Genau das will ja die Gerontologie und man sollte meinen, damit wäre der Rahmen einer entsprechenden Erforschung des Alters abgesteckt. Meine These lautet nun aber: Solange die Alternsforschung sich damit zufrieden gibt, nach Alter zu fragen, verfängt sie sich in gerontologischen Denkschleifen, die immer wieder neue Altersbilder produzieren. Was bleibt, ist dann nur noch der Streit über richtige oder falsche Bilder. Statt dessen möchte ich vorschlagen, den Entstehungsweg dieser Altersbilder zurückzuverfolgen und sie auf ihre Plausibilität hin zu untersuchen. Das Alter erscheint dann nicht als Problem, sondern als Lösung eines Problems. Mit der Verwendung der Kategorie Alter entstehen Strukturen, die uns die Kommunikation erleichtern und – so kann man nun auch sehen – die vielleicht auch anders aussehen könnten. Statt über Alter könnte man auch über anderes reden. Die Kategorie Alter wird so ihrer ontologischen Würde entkleidet und wird nun befragbar im Hinblick auf Konstanzen und Varianzen, die sich mit diesem Thema verbinden lassen. Ich möchte Sie zunächst mit ein paar konstruktivistischen Gedanken für diesen Perspektivenwechsel begeistern (1), werde dann auf systemtheoretischer Basis Inklusionen qua Alter untersuchen (2), um dann die Konsequenzen für die Alternsforschung zu beleuchten (3)“
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29. April 2007
von Tom Levold
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Die Soziale Arbeit der Sozialen Arbeit? – Ein kurzer Blick auf die (Selbst-)Beobachtung eines Funktionssystems

Thomas Wagner befasst sich mit dem systemtheoretisch formulierten Spannungsfeld zwischen Hilfe und Nichthilfe in der Sozialarbeit und warnt davor Hilfe mit sozialer Inklusion und Nichthilfe mit Exklusion gleichzusetzen:
„Nicht zuletzt deshalb kann die Differenz von Exklusion und Inklusion (…) auch nicht als eine Differenz von Problem und Lösung missverstanden werden. Soziale Arbeit scheint hier auf die vermeintliche Attraktivität des Begriffes der Exklusion zur Beschreibung sozialer Missstände hereinzufallen und demgegenüber in Inklusion die Lösung dieser zu sehen.9 Doch gerade auch die Formen der Inklusion in soziale Systeme sollte genauer beobachtet und auf keinen Fall … mit Gleichheit verwechselt werden. Letztlich sind es die Funktionssysteme die Ungleichheiten und, abweichend zu Nassehis Haltung, auch Exklusionen hervorbringen. Soziale Arbeit wäre an dieser Stelle gut darum beraten das vermeintliche Ziel ihrer Tätigkeit daraufhin zu beobachten, ob es selbst nicht Teil des eigentlichen Problems ist, gegenüber dem in manchen Fällen sogar vielmehr Exklusion als Lösung erscheint (…). Bei der Beobachtung Sozialer Arbeit muss somit auch immer ihre gesellschaftliche Umwelt mit in den Blick genommen werden. Wenn Soziale Arbeit als eine auf Inklusionsprobleme bezogene Form sozialer Hilfe angesehen werden soll, dann sollte dies auch eine Reflexion der Art und Weise nach sich ziehen in der Individuen durch Gesellschaft Berücksichtigung finden, was letztlich auch einen kritischen Blick auf gesellschaftliche Strukturen impliziert. Die Beobachtung und Thematisierung kommunikativer Strukturen sollte sich demnach nicht nur auf Personen erstrecken sondern auch auf die dahinter stehenden sozialen Systeme, die diese gemäß ihrer eigenen Systemrationalität konstituieren, gebrauchen und missbrauchen – oder eben auch vergessen“
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