systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

12. Juli 2007
von Tom Levold
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In Metaphern leben

George Lakoff, Linguist, und Mark Johnson, Philosoph, haben mit ihren Buch„Metaphors we live by“ Anfang der 80er Jahre einen Klassiker geschrieben, der sehr lange brauchte, um auch in Deutschland angemessen wahrgenommen zu werden. Der Carl-Auer-Verlag hat sich um die Veröffentlichung hierzulande unter dem Titel„In Metaphern leben. Konstruktion und Gebrauch von Sprachbildern“ verdient gemacht, Astrid Hildenbrand hat eine hervorragende Übersetzung verfasst. systemagazin stellt den erfolgreichen Band, der in diesem Jahr in der 5. Auflage erscheint, in der Klassiker-Rubrik vor. Rudolf Schmitt, Psychologe, Germanist und Metaphernexperte an der Fachhochschule Zittau/Görlitz, hat für das „Forum Qualitative Sozialforschung“ anlässlich der dritten Auflage einen ausführlichen Review-Aufsatz über das Buch verfasst, den er systemagazin freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Er schreibt:„Vor 24 Jahren ist ein Buch in der Linguistik erschienen, das in seiner Disziplin viele und in den Sozialwissenschaften einige Anstöße gegeben hat, das nach langen 19 Jahren endlich ins Deutsche übersetzt wurde und dessen in kurzer Frist erschienene dritte Auflage hier Anlass zu einer Rezension und einer Bestandsaufnahme gibt. Was erbrachte die kognitive Metapherntheorie von LAKOFF und JOHNSON für die qualitative Forschung, welche Probleme und Grenzen wurden offenbar? In diesem Sinn ist der folgende Text eine etwas ungewöhnliche ,rückblickende‘ Rezension eines Buchs im Lichte seiner Rezeption, aber auch der späteren (und noch nicht übersetzten) Publikationen der beiden Autoren. Gleichzeitig soll dieser Text qualitativ forschende Studierende und Interessierte in die Gedanken von LAKOFF und JOHNSON einführen, nicht nur auf das bereits informierte Publikum zielen. LAKOFF und JOHNSON begreifen als Metapher nicht rhetorisch auffällige Sprachbilder, sondern alltägliche, deren metaphorischer Gehalt in der Regel nicht wahrgenommen wird. Sie legen nahe, dass unser Denken, Handeln und Sprechen im Alltag wie in der Wissenschaft nach metaphorischen Mustern funktioniert“
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11. Juli 2007
von Tom Levold
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Familiendynamik 3/2007

Auch die aktuelle Ausgabe der Familiendynamik zollt den Pionieren der Familientherapie mit Nachrufen Tribut. Manfred Vogt und Heinrich Dreesen würdigen ihre Mentorin Insoo Kim Berg, Helm Stierlin nimmt Abschied von seinem Freund Lyman Wynne und Marie-Luise Conen schreibt über Ivan Boszormenyi-Nagy. Darüberhinaus übernimmt die Familiendynamik einen Nachruf von Rosmarie Welter-Enderlin über Jay Haley aus systemagazin. Schwerpunktthema des Heftes ist„Genogramm und Herkunft“, das aus zwei Perspektiven ausgeleuchtet wird. Bruno Hildenbrand befasst sich in seinem Beitrag mit der„Bedeutung von signifikanten Anderen innerhalb und außerhalb der sozialisatorischen Triade“ und Brigitte Gemeinhardt untersucht die mehrgenerationalen Einflüsse auf die Partnerschaftsdynamik bei Patienten mit einer Alkoholabhängigkeit mit Hilfe eines qualitativen Forschungsansatzes, der Grounded Theory. Julia Zwack und Jochen Schweitzer stellen Ergebnisse einer Nachbefragung von systemisch weitergebildeten psychiatrischen Stationsmitarbeitern unter der Fragestellung vor:„Was bewährt sich?“ Wolfgang Hantel-Quitmann führt seine Betrachtungen über den„Zeitgeist in der Paartherapie“ fort und die Herausgeber reflektieren in ihrer„Feldpost“ über die Frage„Was tun, wenn der Klient schweigt“?
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9. Juli 2007
von Tom Levold
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X-Organisationen. 2 Berliner Biennale

Die zweite Berliner Biennale für Beratung und Management im System vom 15. bis 17. November 2007 verschiebt den Fokus von Organisation, dem Thema der 1. Berliner Biennale, auf Management. Dirk Baecker, Mitveranstalter, zum Tagungskonzept:„Die klassische Erwartung der Betriebswirtschaftslehre lautet, dass die Funktion des Managements im Betrieb darauf hinausläuft, technische Effizienz und wirtschaftliche Effektivität sicherzustellen. Ursachenkontrolle und Kostenkontrolle vor dem Hintergrund geschickt gewählter Wirkungen und einer motivierenden Aussicht auf Gewinne sind, so die Annahme der Betriebswirtschaftslehre, hinreichende Bedingungen eines guten Managements. Unsere Konferenz will dem nicht widersprechen, aber sie will den Blick auf einen blinden Fleck dieses Modells richten…

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8. Juli 2007
von Tom Levold
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Allgemeine Beschilderungspflicht für Anschläge

Mit einer ab sofort gültigen Notverordnung hat Bundesinnenminister Schäuble ein allgemeines Beschilderungsgebot für terroristische Anschläge aller Art erlassen, nachdem eine ausführliche Testphase im Sauerland positive Ergebnisse erbracht hat.„Wir tun wirklich alles, um die Bevölkerung vor Anschlägen zu schützen“ sagte der Minister auf einer Pressekonferenz.„Allerdings erwarten wir auch von den Bürgern, dass sie das ihre zu ihrem Schutz beitragen und alle Anschläge möglichst weiträumig umgehen“, fügte er hinzu. Wer sich zukünftig unerlaubt in der Nähe von Anschlägen aufhalte, müsse mit einer Geldbuße von 40,00 € rechnen, außerdem mit der Verweigerung der Behandlungskosten durch die gesetzlichen Krankenkassen im Schadensfalle. Terroristen müssen künftig alle Anschläge mindestens 10 Tage im Voraus direkt an das Innenministerium oder an eine örtliche Polizeidienststelle melden, damit ausreichend Zeit für die Beschilderung bleibt. Von dieser kostenpflichten Meldung können sich Terroristen aber auch befreien lassen, wenn sie bereit sind, ihre Computer und Handys einer Online-Überwachung zu unterziehen. Nähere Auskünfte erteilt das Ministerium des Inneren.

7. Juli 2007
von Tom Levold
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Changing Perspective – Changing Solutions

systemagazin berichtete kürzlich von der Verleihung des diesjährigen Forschungspreises der Systemischen Gesellschaft (SG) an die Berlinerin Ilka Hoffmann für ihre Arbeit „Changing Perspective – Changing Solutions. An Approach for Explicit Analogue Activation of Internal Client Resources in Systemic Brief Therapy“. Diese Arbeit ist mittlerweile im Carl-Auer-System-Verlag veröffentlicht worden. In der Systemischen Bibliothek finden Sie eine Zusammenfassung des Vortrages von Ilka Hoffmann bei der Preisverleihung, in dem die Preisträgerin ihren Forschungsansatz darstellt: „Meine Idee war: Wenn Klienten therapeutische Interventionen zur Unterbrechung ihrer versuchten Lösung nicht akzeptieren, wären eventuell eigene Ideen der Klienten hilfreicher. Das hieße, eine Veränderung zweiter Ordnung müsste durch explizite anstatt durch implizite Ressourcenaktivierung angeregt werden. Während einer Diskussion mit Richard Fisch bezüglich meiner Idee entgegnete dieser: „Wenn Klienten eigene versuchte Lösungen unterbrechen könnten, hätten sie es getan und wären nicht in Therapie“. Meine Vermutung war, dass die Klienten eine Musterunterbrechung deshalb bisher nicht erreicht hatten, weil sie auf der rational-logischen Ebene über ihr Problem nachgedacht haben und ihnen somit ihr „common sense“ im Weg war. Durch einen Perspektivwechsel auf die analoge Ebene könnten sie ihre „Ratio“ umgehen und das Muster ihrer versuchten Lösung mit Hilfe ihrer inneren Ressourcen unterbrechen. Aus dieser Vermutung entstand mein Konzept der Veränderung zweiter Ordnung durch explizite Ressourcenaktivierung auf der analogen Ebene: Explizit analoge Interventionen in der Systemischen Kurzzeittherapie“
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5. Juli 2007
von Tom Levold
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Verhaltenstherapie, Systemtheorie und die Kontrolle menschlichen Verhaltens

Einen„Beitrag zur Paradigmadiskussion in der Psychotherapie“ nennt Hans Lieb seine Arbeit über Kontrollannahmen in der Verhaltenstherapie und der systemischen Therapie:, die heute in der Systemischen Bibliothek erscheint:„Die wissenschaftlichen Grundlagen und die Menschenbildannahmen der Verhaltenstherapie auf der einen und der Systemtheorie auf der anderen Seite werden im Hinblick auf die Frage einander gegenübergestellt, wie sie sich die Möglichkeit der Kontrolle menschlichen Verhaltens vorstellen. Es wird behauptet, technologische Kontrolle von Verhalten war eines der Hauptziele für die Entwicklung der Verhaltenstherapie. Die Systemtheorie, insbesondere in ihrer Form der Kybernetik II. Ordnung, kommt demgegenüber zum Schluss, die Vorstellung einer Kontrolle menschlichen Verhaltens sei ein epistemologischer Irrtum. Anschließend werden Überlegungen angestellt, wie beide Sichtweisen (Kontrollparadigma – kybernetisches Paradigma) gleichzeitig ihren Platz in psychotherapeutischen Prozessen haben können“
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4. Juli 2007
von Tom Levold
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Gehirn & Organisation

Vom 21.-22. Juni fand in Wiesloch eine Tagung des u.a. von Bernd Schmid und Gerald Hüther begründeten forum humanum mit dem Titel „Gehirn & Organisation – Betrachtungsweisen im Dialog“ (Foto von links nach rechts: Gerald Hüther, Franz Inderst, Bernd Schmid, Harald Welzer) statt. Markus Schwemmle aus München hat einen Tagungsbericht verfasst:„Nun ist die Tagung schon einige Tage vorüber und trotzdem ist sie ganz gegenwärtig. Vielleicht hat dies mit den Referenten der gut organisierten Auftaktveranstaltung und dem vorab gestarteten Dialog im Internet zu tun? Das forum humanum wurde als ein nicht kommerziell motiviertes Bündnis zur Neubelebung von Kreativität und Gestaltungskraft in menschengerechten Organisationen im Januar 2004 gegründet. Mitwirkende sind erfahrene Wissenschaftler und Praktiker, die sich nun das erste Mal im Dialog der Betrachtungsweisen von Gehirn und Organisation mit wesentlichen Themen öffentlich auseinander setzten“
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3. Juli 2007
von Tom Levold
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Evaluitis


Bruno Frey hat den Lehrstuhl für„Theorie der Wirtschaftspolitik und Außermarktliche Ökonomik“ an der Universität Zürich. Auf seiner Website sind über 300 Online-Texte zu lesen, die meisten allerdings in englischer Sprache. Ein ausgezeichneter Beitrag über die verborgenen und gewöhnlich vernachlässigten Kosten fortdauernder Evaluationen in Wirtschaft und Wissenschaft und anderen gesellschaftlichen Bereichen ist auch dabei. Diese Art der Evaluation bezeichnet Frey als Krankheit„Evaluitis“:„In soweit diese Kosten nicht berücksichtigt werden, wenn darüber entschieden wird, ob eine Evaluation durchgeführt werden sollte (falls darüber überhaupt noch entschieden wird), wird der Nettonutzen dieses Instrumentes systematisch überschätzt. In diesem Falle werden zu viele und zu intensive Evaluationen durchgeführt als gesellschaftlich sinnvoll wäre. Insofern lässt sich „Evaluitis“ als eine Krankheit bezeichnen. Ich möchte jedoch deutlich machen, dass dies kein Argument gegen Evaluationen an sich ist; in manchen Fällen sind sie notwendig und sinnvoll. Allerdings wird nicht die Auffassung geteilt, die heutigen Evaluationen seien zwar mangelhaft, sollten aber einfach verbessert werden. Die hier vorgebrachten Einwände sind grundsätzlich und lassen sich nicht einfach beseitigen, indem die Evaluationen differenzierter werden. Verbesserte, und damit intensivere Evaluationen können möglicherweise die hier aufgeführten fundamentalen Probleme sogar noch verschlimmern. … Das Instrument der Evaluation verändert das Verhalten der davon betroffenen Personen in systematischer und auch unbeabsichtigter Weise. Es darf somit nicht davon ausgegangen werden, dass sich Individuen (und entsprechend auch Institutionen) infolge einer Evaluation ihr Verhalten in der von den Evaluierten
gewünschten Weise verändern, vor allem zielorientierter und effizienter arbeiten. Vielmehr werden auch unerwünschte Verzerrungen im Verhalten ausgelöst: (A) Eine Konzentration auf das, was gemessen wird; (B) Eine Verdrängung intrinsischer Arbeitsanreize, wodurch vor allem die Originalität betroffen wird; und (C) Eine Manipulation der Kennziffern“
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2. Juli 2007
von Tom Levold
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systeme 1/2007

Schlägt man das neue Heft der systeme auf, wird einem noch einmal angesichts der sechs Nachrufe (auf Insoo Kim Berg, Lyman Wynne, Ivan Boszormenyi-Nagy, Jay Haley, Paul Watzlawick und Tom Andersen) der Verlust deutlich, den die systemische Szene im ersten Halbjahr 2007 erlitten hat. Im Vordergrund des Heftes stehen aber zwei Beiträge über therapeutische Perspektiven im Umgang mit Paargewalt. Arlene Vetere und Jan Cooper fokussieren in ihrem Ansatz auf„Risiken, Verantwortung und Zusammenarbeit“. Haim Omer schreibt in einem gemeinsamen Artikel mit Shlomo Belfer & Lital Mellinger über„Gewaltlosen Widerstand bei der Behandlung geschlagener Frauen“. Peter Kaimer steuert „Überlegungen zur Supervision aus sozialkonstruktivistischer und lösungsfokussierter Sicht“ bei. Die Diskussion über das Lehrbuch von Schweitzer und Schlippe wird auch hier mit einer ausführlichen Kritik von Wolfgang Loth („Anerkannte Störungen. Einige Überlegungen zur Selbstvergewisserung Systemischer Therapie“) geführt.
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1. Juli 2007
von Tom Levold
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Fritz Simon über das Lehrbuch II

Die„Systemische Kehrwoche“ gibt es in der bisherigen Form, in der jeweils ein Autor für eine Woche seine persönlichen Gedanken dem Blog-Publikum mitgeteilt hat, nicht mehr. Stattdessen sind nun alle Autoren des Carl-Auer-Verlages eingeladen, den Blog für Meinungen, Ideen, Diskussionsbeiträge usw. zu nutzen. Fritz B. Simon macht mal wieder den Anfang und nimmt zur Diskussion um das Lehrbuch II von Schweitzer und Schlippe Stellung:„In meiner therapeutischen Arbeit verwende ich Diagnosen in der Regel nicht und brauche sie auch nicht für die Arbeit mit Familien, Patienten oder Kunden. Wo Diagnosen mir aber unverzichtbar erscheinen, ist die Kommunikation mit Kollegen. Erst sie sorgen für die Anschlußfähigkeit im wissenschaftlichen und berufspolitischen Feld. Das Problem besteht darin, dass es einfach nicht wahrgenommen wird, wenn jemand erfolgreich systemisch mit “schweren Fällen” arbeitet, ohne eine entsprechende Diagnose zu verwenden“
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1. Juli 2007
von Tom Levold
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Liebe im Fokus der Paartherapie

systemagazin bringt heute zwei Rezensionen von Wolfgang Traumüller, Pfarrer und systemischer Therapeut aus Worms zum Thema Paartherapie. Er stellt Astrid Riehl-Emdes Buch„Liebe im Fokus der Paartherapie“ vor, das 2003 bei Klett-Cotta erschienen ist:„Die Verfasserin führt mit ihren Buch die seit längerem begonnene, erfreuliche Linie Jürg Willis u.a. fort, Beziehungen nicht mehr ausschließlich pathologie- und defizit-, sondern ressourcenorientiert zu sehen und den Fokus wesentlich auf das zu richten, was sie zustande bringt und zusammenhält. Dafür ist ihr zu danken. Komplexe Forschungslagen sind kenntnisreich und auf die wesentlichen Züge beschränkt dargestellt. Neue Einsichten sind daher nicht zu vermeiden und gute Lesbarkeit ist garantiert“
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Die zweite Rezension gilt Arnold Retzers Buch über„Systemische Paartherapie“, welches bereits 2005 von Rudolf Klein fürs systemagazin besprochen wurde:„Ein außergewöhnliches Buch, zweifellos von einem der ersten und besten Köpfe unter den Vertretern der systemischen Zunft, das kurz nach seinem Erscheinen bereits die 2. Auflage erlebt! Der Leser sei gleich gewarnt. Denn womit auch zu rechnen ist, ist Sex, sind Affären und Konflikte. Und wer aus der spritzigen und witzigen Lektüre dieses neuen Wurfes des Heidelberger Altmeisters der Systemischen Therapie unverändert hervor zu gehen meint, der wird mit sich viel Arbeit haben! Besser und bequemer wäre es allemal, er ließe das Buch genüsslich an und in sich arbeiten“
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30. Juni 2007
von Tom Levold
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Matthias Ochs zur Lehrbuch II-Diskussion

Die kontroverse Diskussion um das Lehrbuch II von Schweitzer und von Schlippe hält an. Matthias Ochs aus Heidelberg, der auch an der Erstellung dieses Buches beteiligt war, verteidigt die Konzeption des Bandes. Erfreulich, dass es endlich eine öffentliche Debatte über die unterschiedlichen Positionen im Hinblick auf die Zukunft der systemischen Therapie gibt. systemagazin freut sich, dafür ein Forum zur Verfügung zu stellen. Matthias Ochs über die Gründe für das Einlassen auf das„störungsspezifische Spiel“ (Antworten werden gerne entgegengenommen):„Auch wenn hinlänglich bekannt ist, dass jenseits des Kontextes der kontrollierten experimentellen Psychotherapieforschung störungsspezifische monosymptomatische Patienten nicht in allzu großer Schar anzutreffen sind, sprechen m.E. mindestens zwei Gründe für einen teilweisen Einstieg von SystemikerInnen ins „störungsspezifische Spiel“: Zum einen profan monetäre und zum anderen inhaltliche Gründe – die aber auch beide irgendwie wieder zirkulär zusammenhängen. Der erste Grund: Da man als SystemikerInnen auch sein Geld verdienen muss, sollten sie sich nicht konzeptionell von der ambulanten und stationären kassenfinanzierten Patientenversorgung abkoppeln: Nicht alle systemischen TherapeutInnen können sich in Führungskräftecoachs und Organisationentwickler verwandeln, in den immer weniger werdenden Beratungsstellen unterkommen oder sich freiberuflich in finanzieller Hinsicht hinreichend etablieren – und auch die Jugendhilfe ist kein systemisches Stellenfass ohne Boden. Der andere Grund: Wie soll sich systemische Psychotherapie weiterentwickeln, wenn SystemikerInnen es gar nicht mehr mit etwa der großen Population an ganz normalen Wald-und-Wiesen-Kassenpatienten mit Angsterkrankungen, Depressionen und psychosomatischen Problemen, die erst gar nicht in der schicken krankheits- und störungsfreien systemischen Privatpraxis auftauchen, zu tun haben?“
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29. Juni 2007
von Tom Levold
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Management: das A und O des Handwerks

Fredmund Malik ist Mitbegründer und Leiter des Management Zentrum St. Gallen, das sich einer systemischen Perspektive verpflichtet fühlt. Winfried Weber rezensiert sein neuestes Managementbuch, das in diesem Frühjahr bei Campus erschienen ist:„Die Komplexität moderner Unternehmen in den Griff zu bekommen, ist die zentrale Frage des Managements des 21. Jahrhunderts. Malik beweist in seinem Buch, dass es Sinn macht, mit dem abendländischen Wissen über Komplexität im Hintergrund, sich auf die Paradoxie des Vereinfachens und Verkomplizierens einzulassen. Malik nimmt den Satz Drop your tools von Karl E. Weick ernst und wendet ihn auch für das kybernetische und systemische Management an. Malik schöpft dabei auch aus einer fruchtbaren Quelle, aus dem Denken von Peter F. Drucker, dem er sein Buch widmet. Druckers Mut bestand darin, jedes Managementmodell einzig und allein an der Wirksamkeit in der Praxis zu messen. Management ist Handwerk und Praxis, eher Kunst als Wissenschaft, reine Konstruktion und keinesfalls mehr im Ursache-Wirkungs-Modus anwendbar. Lassen wir uns überraschen, wie Maliks Injunktionen, seine To-Do-Listen, was wann zu tun ist, wie Maliks systemisch reflektiertes Managementmodell in der Paradoxie ganz klarer sozialer (und nicht ökonomischer) Regeln die Praxis des Managens verändert“
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