systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

27. September 2007
von Tom Levold
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Führungsherausforderungen und Organisationsarchitekturen

Die systemischen Organisationsberater Reinhart Nagel, Bernhard Krusche, Thomas Schumacher (osb International) und Torsten Groth vom Management-Zentrum Witten haben sich in einem Aufsatz für die Zeitschrift„Organisationsentwicklung“ (2/06) mit„Führungsherausforderungen in unterschiedlichen Organisationsarchitekturen“ beschäftigt:„Jede Veränderung des Organisationsdesigns verfolgt das Ziel, die Leistungsfähigkeit des Unternehmens zu steigern. Daher wurde in den letzten beiden Jahrzehnten das gezielte Umbauen der Organisationsarchitekturen zu einem zentralen Stellhebel der Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens. Diese zunehmende Bedeutung der Organisationsarchitektur für die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens macht es für das Management nötig, sich mit den Herausforderungen der jeweiligen Organisationsarchitektur für die Unternehmensführung auseinanderzusetzen“ Dabei stellen die Autoren die Grundzüge des„funktionalen OrganisationsdesignS“, der Geschäftsfeldorganisation, der Projektorganisation und der Prozessorganisation dar und zeigen auf, welche spezifischen unterschiedlichen Anforderungen diese Organisationskonzepte an die jeweiligen Führungskräfte stellen. Sie betonen dabei die Notwendigkeit, bei einem Wechsel des Organisationsdesigns auf auf die Mitentwicklung der Führungsstruktur zu achten, was fast immer unterschätzt werde:„Nur wenn beide Dimensionen stimmig zueinander entwickelt werden, ist die erhoffte Leistungssteigerung tatsächlich zu realisieren“.

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26. September 2007
von Tom Levold
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Kontext 3/2007

Der systemischen Praxis ist das neue Heft von Kontext gewidmet. Drei Beiträge befassen sich mit„Vätern zwischen Diwan und Sofa“, nämlich besonderen Konstellationen bei türkischen Familien in Deutschland, mit dem therapeutischen Prozess eines Paares, das nach erfolgter stationärer Alkoholentwöhnungsbehandlung der Frau gemeinsame Gespräche in einer Suchtberatungsstelle zur weiteren Stabilisierung wünschte und der„Skalierungsscheibe“, das der Autor Frank Natho entwickelt hat und in unterschiedlichen Kontexten einsetzt, hier: Erziehungsberatung, Schuldnerberatung und Paarberatung. In der Rubrik Kontextuelles ist die Textfassung eines Vortrages von Friedebert Kröger über das Beharrungsvermögen der Sozialform Familie zu lesen („Familien-Bande“). Und wieder gibt es Nachrufe. Günter Reich nimmt Abschied von Eckhard Sperling, Eugene Epstein & Manfred Wiesner von Tom Andersen. Den Abschluss macht die Reihe„Klassiker wiedergelesen“, diesmal schreiben Irmtraud Schmitz und Bernd Roedel über„Die Sprache der Familientherapie“ von Fritz B. Simon, Ulrich Clement & Helm Stierlin.
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24. September 2007
von Tom Levold
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Zur Lage der Psychotherapie in Deutschland

Die Gewerkschaft ver.di hat am 29.11.2006 eine Fachtagung zum Thema„Stand und Perspektiven der psychotherapeutischen Versorgung“ durchgeführt, deren Beiträge nun auf 142 Seiten auch nachzulesen sind. Prof. Jürgen Kriz nimmt in seinem Beitrag Stellung„Zur Lage der Psychotherapie in Deutschland“ und setzt sich eingehend mit der aktuellen Entscheidung des G-BA bezüglich der Gesprächspsychotherapie auseinander. Prof. Manfred Zielke von der Universität Mannheim betont, dass die symptomatische Belastung von Patienten in stationärer psychotherapeutischer oder psychosomatischer Behandlung stark zugenommen habe. In diesem Zusammenhang habe auch die Häufigkeit des Medikamentenabusus zugenommen. Prof. Harald Rau von den Zieglerschen Anstalten Wilhelmsdorf setzt sich am Beispiel der Behandlung von Depressionen mit Fragen der Effektivität von einseitiger Psychopharmakotherapie, von Kombinationsbehandlungen und von ausschließlicher Psychotherapie auseinander. Prof. Dr. med. Arno Deister, Chefarzt der Klinik in Itzehoe stellt ein Klinikleitungsmodell vor, in dem der dortige leitende Psychologe/Psychotherapeut als Funktionsoberarzt der Führungsebene angehört. Prof. Dr. phil. Rainer Richter, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer, verweist in seinem Beitrag auf die Notwendigkeit der Vermittlung von Organisationswissen über die Strukturen von Krankenhäusern und das spezielle Setting der Behandlung auf einer Station in einem multiprofessionellen Team bereits in der Psychotherapeutenausbildung. Auf der ver.di-website heißt es zusammenfassend:„Insbesondere verdeutlichte die Tagung, dass ein Ausbau der psychotherapeutischen Versorgung auch unter ökonomischen Gesichtspunkten sinnvoll ist, Psychotherapie bereits heute einen bedeutenden Beitrag zur Gesundheitsversorgung leistet und unter verbesserten Rahmenbedingungen noch wesentlich mehr für die Gesundheit und Lebensqualität der Bevölkerung zu leisten in der Lage wäre. Da ein solch sinnvolles und methodisch längst hochqualifiziertes Behandlungsmodell im Vergleich zum traditionellen medizinischen Modell immer noch relativ wenig Wertschätzung erfährt bzw. in der Berufs-, Gesundheits- und Sozialgesetzgebung bis heute mit einer Reihe von diskriminierenden Restriktionen belegt wird, ist aus Sicht der in ver.di organisierten PsychotherapeutInnen auch in dieser Hinsicht eine gesundheitspolitische Reformbewegung überfällig“
Zur website, auf der die Dokumentation in zwei Teilen (PDF) heruntergeladen werden kann…

23. September 2007
von Tom Levold
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Stress und Stressregulation

Diana Drexler ist Psychotherapeutin in eigener Praxis und hat vor kurzem die Leitung des Wieslocher Instituts für Systemische Lösungen von Gunthart Weber übernommen, an dem sie auch als Lehrtherapeutin wirkt. Bei Klett-Cotta hat sie zwei Bücher über Stressbewältigung veröffentlicht, von denen sich das eine an Professionelle richtet, die Kurse und Workshops zum Thema Stressbewältigung anbieten, das andere an Stress-Betroffene selbst. Nadine Reiband hat beide Bücher für systemagazin besprochen:„Das integrierte Stress-Bewältigungs-Programm richtet sich an Psychologen, Therapeuten und Coaches – an die ,Profis‘. Sei der Einsatzort nun stationäre Therapie, Managerseminar oder VHS-Areal, das Programm kann vielseitig genutzt werden. (…) Ein rundum gelungenes Buch zum Thema Stress. Der Anwender des ISP wird gut und fundiert durch das Programm geführt und findet allerlei Anregungen und Tipps und wahrscheinlich wenig persönlichen Stress. (…) Das zweite Buch zum Thema Stress ,Gelassen im Stress‘ ist für den Selbstgebrauch geschrieben. Einfach zu lesen und dennoch fundiert bringt die Autorin dem Laien das Thema ,Stress‘ nahe, wissenschaftliche Theorien werden angerissen und erläutert. Das Buch ist ein Arbeitsbuch. Viele Übungen können konkret im Buch notiert werden“
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22. September 2007
von Tom Levold
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Systemische Forschung

Zum vierten Mal (nach 1996, 2004 und 2006) findet vom 5.-7. März in Heidelberg die Tagung„Systemische Forschung in Therapie, Pädagogik und Organisationsberatung“ statt. Diese Tagung hat bereits mehrfach nicht nur forschungspolitische Akzente gesetzt – so in der Entstehung der Expertise zur„Wirksamkeit der systemischen Therapie / Familientherapie (v.Sydow et al. 2007) oder in der Rezeption der Kostenstudien zur Familientherapie von Russell Crane -, sondern auch zahlreiche neue Kooperationen und Arbeitskontakte gestiftet.
Diesmal werden an den drei Tagen im Mittelpunkt stehen:

  • Mittwoch 5. März: Forschung zu Multi-System-Therapie (Chuck Borduin) und Multi-Familien-Therapie (Eia Asen) sowie zu Systemische Therapie in anderen Kulturkreisen (Haim Omer, Israel & Joyce Ma, China)
  • Donnerstag 6. März: Strategieworkshop Systemische Forschung an deutschsprachigen Hochschulen sowie„Was ist systemisch, was wissenschaftlich? (Jürgen Kriz)
  • Freitag, 8. März: Schulentwicklungsforschung in Östereich (Michael Schratz, Wilfried Schely) und qualitative Organisationsforschung (Arist v. Schlippe und Gäste)

„Zwischendrin“ kann man neue Forschungsergebnisse hören, in Methodenworkshops Know How tanken – und in den Pausen und den zwei Abendveranstaltungen laufen ja bekanntlich die wichtigsten Kommunikationen von Konferenzen.
Mittlerweile ist das vollständige Tagungsprogramm fertig und kann hier eingesehen werden.

21. September 2007
von Tom Levold
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Leitlinien im Spannungsfeld von Wissenschaft, Ökonomie und therapeutischer Praxis

Mark Helle, Professor für klinische Psychologie an der Fachhochschule Magdeburg/Stendal, hat 2006 in einem von J. Hardt im Psychosozial-Verlag herausgegebenen Sammelband mit dem Titel„Gesellschaftliche Verantwortung und Psychotherapie“ einen kritischen Aufsatz zur„Leitlinienkultur“ in der Psychotherapie verfasst, die sich langsam und allmählich als Behandlungsstandard zu etablieren versucht. Diese Arbeit ist online auf der website der Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie zu lesen. Ihr Anliegen ist es:„zum einen, auf die Gefahren aufmerksam zu machen, die drohen, wenn Leitlinien – wie sie gegenwärtig erstellt werden – kritiklos und auf direktem Wege in die Praxis übernommen werden. Zum anderen soll deutlich werden, dass in der derzeitigen Konzeption und Umsetzung von Leitlinien systematisch gegen die wissenschaftlichen Prinzipien verstoßen wird, für deren Hüter sich viele der Autoren von Leitlinien verstehen. Die wissenschaftlich anspruchsvollen und hoch kontrollierten Studien, welche die Basis der Erstellung von Leitlinien bilden, weichen in so vielen Punkten von der psychotherapeutischen Versorgungswirklichkeit ab, dass eine Generalisierung der so gewonnenen Erkenntnisse auf die psychotherapeutische Praxis unzulässig und unwissenschaftlich ist“
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20. September 2007
von Tom Levold
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Sozialarbeit als Sozialtechnologie

Bei diesem Gedanken sträuben sich wohl den meisten SozialarbeiterInnen und -pädagoginnen die Haare. Ernst-Wilhelm Luthe, neuer systemagazin-Autor (herzlich willkommen), Professor für öffentliches Recht und Sozialrecht an der Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel und der Universität Oldenburg und Geschäftsführender Direktor des Instituts für angewandte Rechts- und Sozialforschung versucht jedoch der Sozialarbeit in einer streng systemtheoretischen Analyse deutlich zu machen, dass genau dies die Perspektive einer sozialarbeiterischen Praxis sein sollte. Seine so ausführliche wie bisweilen provokative Argumentation, die das Selbstverständnis vieler Professioneller auf eine Probe stellen dürfte und nun in der Systemischen Bibliothek nachzulesen ist, wurde erstmals 2003 im„Archiv für Wissenschaft und Praxis der sozialen Arbeit“ veröffentlicht und sei zur gründlichen Lektüre empfohlen:„Soziale Arbeit hat eine Veränderungsabsicht. Sie will aus problembehafteten Menschen teilhabefähige Personen machen, das gedeihliche Zusammenleben und den inneren Zusammenhalt sozialer Gruppen fördern (etwa Familien), angeschlagene Organisationen wieder arbeitsfähig machen (etwa Betriebssozialarbeit) und überhaupt die Welt, in der wir leben, in bessere Zeiten führen. Selbst vor einer Strategie der Selbständerung von Menschen, Gruppen, Organisationen und Gesellschaft (Hilfe zur Selbsthilfe) schreckt sie nicht zurück. Hierfür ist ihr jedes Mittel recht, auch wenn es nicht ihr eigenes ist: Die Aktivierung von Rechtsansprüchen, das Anzapfen von Geldquellen, der Einsatz von Erziehungsmethoden, die Herstellung und Steigerung des körperlichen und psychischen Wohlbefindens bis hin zur Kommunikation von Sinnfragen, – Prävention und Nachsorge inbegriffen. Soziale Arbeit ist mithin durch und durch technologisch ausgerichtet. Und wenn nicht alles täuscht, liegt hierin überdies ihre einzige Existenzberechtigung“
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19. September 2007
von Tom Levold
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Das Elend der Welt

Im Jahre 1993 erschien das letzte große Werk des im Jahre 2002 verstorbenen französischen Soziologen Pierre Bourdieu„La misère du monde“, das er gemeinsam mit einer Gruppe von KollegInnen veröffentlichte und das in der Fachöffentlichkeit sicher das Umstrittenste seiner Arbeiten war, dem von seinen Gegnern eine feuilletonistische bzw. journalistische Vorgehensweise vorgeworfen und damit die Wissenschaftlichkeit bestritten wurde. 1997 wurde das umfangreiche Buch (fast 1000 Seiten im Original), etwa um 20 Prozent gekürzt, im Universitätsverlag Konstanz in deutscher Übersetzung veröffentlicht. Seit 2005 ist nun eine wesentlich preiswertere, aber nochmals gekürzte Studienausgabe erschienen, die es dennoch möglich macht, sich mit diesem lohnenswerten Projekt intensiver zu beschäftigen. Genauere Angaben zu dieser Ausgabe sind dem Vorwort von Franz Schultheis zu entnehmen, der die beiden deutschen Versionen auch besorgt hat. systemagazin bringt die ausführliche Rezension der ersten deutschen Übersetzung von Oliver König aus dem Jahre 1997, in der er festhält:„Was macht nun dieses Buch bzw. den darin zum Ausdruck kommenden Denkstil für TherapeutInnen wichtig? Es bietet auch für den soziologischen Laien eine gut lesbare und mit wenig theoretischem Ballast befrachtete erste Begegnung mit einer der zentralen soziologischen Denkschulen der Gegenwart. Es bietet ein Kaleidoskop gesellschaftlicher Positionen und Perspektiven zum Wandel in Familie und Generationenbeziehungen, zu Wohnort, Schule, Beruf, Arbeit und Arbeitslosigkeit, und den Verwerfungen einer multikulturellen Gesellschaft, alles Problemlagen, die für die Bundesrepublik in gleicher oder vergleichbarer Art bestehen. Es bietet Reflexionen über eine am Gegenstand entlang entwickelte Methode des Interviews und Methodologie der Analyse und des Verstehens. Und in Übertragung auf das Feld der Psychotherapie verweist es auf auch hier mögliche Wege zwischen einer naiv subjektivistischen, auf die Macht des Erlebens und die Evidenz des Wahrgenommenen pochenden alltagspraktischen „Theorie“ und einer sich in modelltheoretische Spekulationen zurückziehenden Theorie mit geringer oder fehlender empirischer und alltagspraktischer Anbindung“
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17. September 2007
von Tom Levold
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Hochverehrter Kardinal Meisner,

Jede Wahrheit braucht einen Mutigen, der sie ausspricht! Als Organ für systemischen Kultus möchte systemagazin Ihnen seine Bewunderung für Ihre klaren Aussagen über entartete Kultur aussprechen. Auch wir gehen davon aus, dass jede wahre Kultur ihre Existenz nur einer intensiven Gottesverehrung verdankt. Diese Erkenntnis kann aber nur einen ersten Schritt darstellen. Nun geht es darum, dass entartete, also gottlose Pseudo-Kunst, auch benannt werden muss. Wir schlagen daher als ersten Schritt vor, einige Medienerzeugnisse und -events, die eindeutig entartet sind, auch so zu nennen. Diese Maßnahme sind wir dem aufgeklärten (und aufklärungsbedürftigen) Publikum schuldig. So sollte der Schund- und Schmutzsender ARTE zukünftig nur noch EntARTE heißen, das angebliche Kunstmagazin ART sich nur noch
EntART nennen dürfen, und die sogenannte Kunstmesse ART-Cologne nur noch unter EntART-Cologne firmieren können. Dies würde sicher manchen unbedarften Konsumenten die Augen öffnen.

Aber warum nur kritisieren. Was halten Sie davon, mit uns einen Kultus-TV-Sender als Gemeinschaftsproduktion zu gründen und den sogenannten öffentlich-rechtlichen

Kultursendern und der damit verbundenen Entartung der Kunst entschieden eine starke Hand entgegen zu setzen? Sie bringen die Kohle ein, wir den Content. systemagazin hat bereits für diesen Fall schon folgende Sendungen vorproduziert, die wir gerne zur Verfügung stellen möchten: „Pater Leppich: Meine Lieblingslieder“,„Bedeutende Schauspieler des 20. Jahrhunderts: Karel Woityla“,„Für unsere Kleinen: Ikonenmalerei leicht gemacht“ und„So war es früher: Ästhetik der Inquisition“. Interessiert?
Mit artigen Wünschen
Ihr systemagazin

16. September 2007
von Tom Levold
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Die Warenfront

Im Heft 4 der„Familiendynamik“ erschien 2004 ein Beitrag der amerikanischen Soziologin Arlie Russell Hochschild, die sich einen Namen durch ihre Untersuchungen zur„Gefühlsarbeit“ in Dienstleistungsberufen gemacht hat, die heutzutage eine immer größere Rolle in der Berufswelt spielt. Diese lesenswerte Arbeit ist im englischen Original auf ihrer website bei der Universität Berkeley zu finden unter dem Titel„The Commodity Frontier“, unter dem der Text auch erstmals veröffentlicht wurde, nämlich im Band „Self, Social Structure and Beliefs:Essays in Sociology“, der von Jeffery Alexander, Gary Marx and Christine Williams ebenfalls in 2004 herausgegeben worden ist. Im deutschen abstract heißt es:„In diesem Aufsatz untersuche ich die Reaktionen von Studierenden auf eine Anzeige, in der im Internet eine Stelle angeboten wurde, bei der eine weibliche Bewerberin viele Aufgaben übernehmen sollte, die normalerweise von einer Ehefrau übernommen werden – sie sollte beispielsweise Rechnungen bezahlen, als Gastgeberin fungieren, Reisebegleiterin spielen, »sinnliche Massagen« geben und vertrauliche Mitteilungen für sich behalten. Ich fragte die Studierenden, inwiefern und warum sie diese Anzeige irritierte. Meines Erachtens liegt die Antwort nicht darin, dass die Kommerzialisierung des Privatlebens ein neues Phänomen wäre, sondern darin, dass wir a) von der Existenz einer kulturellen Sphäre ausgehen, die vom Markt getrennt ist, b) im Hinblick auf die Form und Kontinuität unserer Familie und des Lebens in der Gemeinschaft immer unsicherer sind, c) die Rolle der Ehefrau und Mutter als »unerschütterlicher Fels« des Familienlebens zunehmend fetischisieren und d) es eine neue »Mami-Industrie« gibt, die diese Rolle in Frage stellt“
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15. September 2007
von Tom Levold
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Intervention für Paartherapeuten

Die beiden Esel

Ein finstrer Esel sprach einmal
zu seinem ehlichen Gemahl:

„Ich bin so dumm, du bist so dumm,
wir wollen sterben gehen, kumm!“

Doch wie es kommt so öfter eben:
Die beiden blieben fröhlich leben.

Christian Morgenstern, Galgenlieder

14. September 2007
von Tom Levold
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Beobachtung Gottes. Luhmanns Systemtheorie zwischen Gott und Teufel

Der Philosoph und Germanist Markus Hardtmann hat 2001 im Online-Magazin„paraplui“ einen bemerkenswerten Aufsatz über die Paradoxie des Beobachtens in der Systemtheorie verfasst, der so elegant wie vergnüglich und so gründlich wie komplex ist, mithin zur aufmerksamen, womöglich auch mehrmaligen Lektüre empfohlen werden soll. Ausgangspunkt seiner Überlegungen ist folgender:„Niklas Luhmanns Systemtheorie weist sich selbst als ,Supertheorie‘ aus — als eine Theorie also, die von allem handelt: von Gott und der Welt. Beobachten besteht für Luhmann in nichts als der steten Verschiebung des blinden Flecks von einem Beobachter zum nächsten. Um dies zu behaupten, braucht es den Allschluss vom Dorn im Auge eines bestimmten Beobachters auf den Pfahl im Auge sämtlicher Beobachter. Wenn aber Luhmann den Fehler des Teufels vermeiden will, sich beim Beobachten des Ganzen selbst zu vergessen, muss er dann nicht — wie Gott — neben dem Beobachteten zugleich auch sich selbst beim Beobachten beobachten?“ Teufel auch, eine nachdenkenswerte Frage.
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13. September 2007
von Tom Levold
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Gute und Schlechte Arbeit

Der DGB hat in Kooperation mit einem sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitut über 6.000 abhängig Beschäftigte nach ihren Arbeitsbedingungen befragt und erstmals einen Index„Gute Arbeit“ erstellt, der zukünftig jährlich aktualisiert werden soll. Auf der eingerichteten website besteht die Möglichkeit, den eigenen Index durch Ausfüllen eines Online-Fragebogens festzustellen. Bei der Befragung ergab sich, dass nur 12 % ihre Arbeitsqualität als gut bewerteten, 54 % als Mittelmäßig und 34 % als schlecht.
12% Gute Arbeit:„Unter acht Beschäftigten ist einer, der seine Arbeitssituation positiv bewertet – ein Indexwert von 80 und darüber ist das Ergebnis. Ein hohes Maß an Einfluss- und Entwicklungsmöglichkeiten, eine sinnhaltige Arbeit, wenige körperliche und emotionale Belastungen, ein angemessenes Einkommen samt einem hohen Grad beruflicher Zukunftssicherheit, ein unterstützendes, entwicklungs- und lernförderliches Arbeitsorganisations-Umfeld – unter solchen Bedingungen sind in den meisten Fällen Beschäftigte tätig, die Gute Arbeit haben. („In den meisten Fällen“ bedeutet: Hier und da gibt ein Befragter seiner Arbeitssituation in dieser oder jener der erwähnten Dimensionen eine schlechte Note, erreicht aber dennoch einen Gesamt-Indexwert von mindestens 80.) Der Durchschnitt der Teilindizes in den Wertungen dieser Gruppe: Ressourcen 83, Belastungen 92, Einkommen & Sicherheit 85, ergibt einen Gesamtwert von 87 Punkten.
54 Prozent Mittelmäßige Arbeit. Gut die Hälfte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer arbeitet unter Bedingungen, die mit Werten zwischen 50 und 80 zu quantifizieren sind. Mittelmäßige Arbeit weist im Vergleich zu den beiden anderen Qualitätsstufen weniger Einschlägiges auf. Häufig sind den Einflussmöglichkeiten der Beschäftigten enge Grenzen gezogen, dafür sind sie etlichen belastenden körperlichen und emotionalen Anforderungen ausgesetzt. Die Arbeitsbedingungen bergen wenig Entwicklungs- und Lernförderliches, es fehlt an einem unterstützenden Führungsstil, die Einkommensbedingungen sind unzureichend, auch die Ungewissheit über ihre berufliche Zukunft belastet die Beschäftigten. Für die Teilindizes lautet das Ergebnis: Ressourcen 70 Punkte, Belastungen 72, Einkommen & Sicherheit 50. Der Durchschnitt beträgt 64 Punkte.
34 Prozent Schlechte Arbeit. Jeder dritte Beschäftigte bewertet seine Arbeitssituation negativ – Indexwert 50 und weniger. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die dieser Gruppe angehören, haben in der Regel hohe Belastungen (wie Mangel an Respekt, körperliche Schwerarbeit, einseitige
Belastungen oder emotionale Überforderung) auszuhalten, dabei aber kaum Entwicklungsmöglichkeiten in ihrer Arbeit. Sie erhalten ein Einkommen, das weder ihren Leistungen angemessen ist noch ihren Bedürfnissen gerecht wird, und leben häufig in großer Unsicherheit über ihre berufliche Zukunft. Nahezu alle Faktoren fehlen, durch die Arbeit zu einer Quelle des Wohlbefindens der Arbeitenden selbst werden kann. Die Wertung nach Teilindizes: Ressourcen
48 Punkte, Belastungen 44, Einkommen & Sicherheit 20. Der Gesamt-Index beträgt 38 Punkte“
Zur„Gute-Arbeit“-website