systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

2. November 2007
von Tom Levold
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Das Tun des Einen ist Das Tun des Anderen

Helm Stierlin, der im vergangenen Jahr 80 geworden ist, veröffentlichte kurz nach seiner Rückkehr aus den USA 1976 bei Suhrkamp einen Band mit diesem Titel, der auch heute noch in der Reihe der Suhrkamp-Taschenbücher erhältlich ist. Auch wenn wir es hier ohne Zweifel schon aus ideengeschichtlichen Gründen mit einem Klassiker zu tun haben, lässt sich dieses Buch doch nicht ohne Weiteres als ein Klassiker der Familientherapie oder gar der Systemischen Therapie bezeichnen. Allerdings markiert es rückblickend betrachtet einen wichtigen Perspektivenwechsel: Psychotherapie wird hier in erster Linie als wechselseitiges Beziehungsgeschehen und nicht mehr als einseitige„Behandlung“ gedacht. Dieser vor allem philosophisch und nicht medizinisch-psychologisch begründete Perspektivenwechsel des Autors hatte Folgen: das spätere Wirken Stierlins als Begründer des so genannten Heidelberger Modells der Familientherapie spielte eine außerordentlich bedeutsame Rolle für die Entwicklung des systemischen Feldes hierzulande. Die ist allerdings in diesem Buch noch längst nicht abzusehen.
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1. November 2007
von Tom Levold
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Amtshilfe: Desparately seeking Steve (and Gianfranco)

Der Carl-Auer-Verlag ist in Nöten. Für die deutsche Übersetzung eines der letzten Bücher von Steve de Shazer, das im Frühjahr 2008 erscheinen wird, benötigt der Verlag dringend ein brauchbares Foto von Steve aus den letzten Jahren, das über eine ausreichende Auflösung für den Druck verfügt. Wer Steve bei einem Workshop oder Vortrag fotografiert hat und bereit ist, dem Verlag das Bild zur Verfügung zu stellen, kann sich direkt mit Beate Ulrich vom Verlag in Verbindung setzen oder an das systemagazin schreiben.
Nachtrag um 20:10 h: Ein ordentliches Bild von Gianfranco Cecchin für gleichen Zweck an die gleiche Adresse wäre ebenfalls erwünscht 🙂

31. Oktober 2007
von Tom Levold
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Learning and Teaching Systemic Therapy

Mit diesem Schwerpunkt erscheint das letzte Heft des aktuellen Jahrgangs des englischen Journal of Family Therapy. Nachdem bereits das Augustheft 2005 diesem Thema gewidmet war, finden sich hier eine ganze Reihe neuer Arbeiten zum Thema, wobei vor allem neue Ideen für die Vermittlung systemtherapeutischer Theorie und Praxis gefragt waren. Der Gastherausgeber David Cottrell schreibt in seinem Editorial:„We are publishing a range of short papers describing ways to engage with new groups of trainees, brief introductions of other disciplines to systemic ideas or the use of systemic ideas to te ach students from other disciplines about other topics; far example, government policies or theories of change. We see more writing and teaching about the use of self these days and this is reflected in aseries of articles about exercises that encourage trainees to explore different aspects of their selves. There are articles about the use of new technologies, about training in diversity and about assessment. What many of these articles seem to have in common is adesire to create links between systemic theory and practice and the theary and practice of learning and teaching. Ideas about the importance of the learning context, the co-construction of knowledge and the centrality of reflection will be as familiar to teachers as to systemic practitioners. A central cancern is to develop teaching techniques that are congruent with the cantent of what is being taught“ Darüberhinaus sind im Zeitschriftenarchiv des systemagazins ab sofort die bibliografischen Angaben des kompletten Jahrgangs 2003 des Journal zu finden.
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30. Oktober 2007
von Tom Levold
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Danach

Es wird nach einem happy end
im Film jewöhnlich abjeblendt.
Man sieht bloß noch in ihre Lippen
den Helden seinen Schnurrbart stippen-
da hat sie nun den Schentelmen.
Na,und denn-?

Denn jehn die beeden brav ins Bett
Naja…..diß is ja auch janz nett.
A manchmal möchte man doch jern wissen:
Wat tun se, wenn se sich nich kissen?
Die könn ja doch nich immer penn…..!
Na, und denn-?

Denn säuselt im Kamin der Wind.
Denn kricht det junge Paar ’n Kind.
Denn kocht se Milch. Die Milch looft üba.
Denn macht er Krach.Denn weent sie drüba.
Denn wolln sich beede jänzlich trenn…..
Na, und denn-?

Denn is det Kind nich uffn Damm.
Denn bleihm die beeden doch zesamm.
Denn quäln se sich noch manche Jahre.
Er will noch wat mit blonde Haare:
vorn doof und hinten minorenn….
Na, und denn-?

Denn sind se alt.
Der Sohn haut ab.
Der Olle macht nu ooch bald schlapp.
Vajessen Kuß und Schnurrbartzeit-
Ach, Menschenskind,wie liecht det weit!
Wie der noch scharf uff Muttern war,
det is schon beinah nich mehr wahr!
Der olle Mann denkt so zurück:
wat hat er nu von seinen Jlück?
Die Ehe war zum jrößten Teile
vabrühte Milch und Langeweile.
Und darum wird beim happy end
im Film jewöhnlich abjeblendt.

Kurt Tucholsky alias Theobald Tiger 1930

29. Oktober 2007
von Tom Levold
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Paartherapeutische Interventionen

Mohammend El Hachimi und Liane Stephan haben einen alphabetisch geordneten Katalog paartherapeutischer Interventionen zusammengestellt, der als Tool-Sammlung für Therapeuten und Berater im Carl-Auer-Verlag erschienen ist. Dennis Bohlken hat das Buch rezensiert und fasst zusammen: Das vorliegende Buch ist für diejenigen geeignet, die auf der Suche nach verschiedenen praktischen und ,bewegenden‘ Methoden der Paartherapie sind und ihr Methodenrepertoire erweitern wollen. Mohammed El Hachimi und Liane Stephan bieten in ihrem Buch eine wahre Fülle an Techniken und Übungen auf, die für die Umsetzung in der Praxis gedacht sind. LeserInnen, die einen konzeptuellen Zugang zur Theorie und Praxis der Paartherapie suchen, werden hier nicht bedient. Um die Übungen effektiv einsetzen zu können, bedarf es aber sicherlich einiger Erfahrung auf Seiten der Nutzer. Ohne in einen guten paartherapeutischen Prozess eingebunden zu sein, könnte die eine oder andere Übung auch einen entgegengesetzten Effekt erzielen“
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27. Oktober 2007
von Tom Levold
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Lernen als Konstruktion von Wirklichkeiten

Wenn der Prozess des Lernens als Prozess der Konstruktion gesellschaftlicher Wirklichkeiten verstanden wird, ist er natürlich ein interessanter Gegenstand von konstruktivistischer Erziehung und Erwachsenenbildung. Horst Siebert, Literaturwissenschaftler, Altphilologe und Philosoph, Professor für Erziehungswissenschaften und seit 2002 auch als Professor in Rumänien tätig, hat 2004 für das überwiegend englischsprachige Journal of Social Science Education JSSE einen (deutschsprachigen) Beitrag zu diesem Thema geschrieben und resümiert folgendes:„Eine konstruktivistisch inspirierte Didaktik der sozialwissenschaftlichen und politischen Bildung ist – insbesondere in der Erwachsenenbildung – anschlussfähig an Konzepte des erfahrungsorientierten, lebensweltlichen Lernens, des biografischen Lernens und an den Deutungsmusteransatz. Eine konstruktivistische Didaktik vernachlässigt die Wissensaneignung nicht – wie gelegentlich vermutet wird – , aber Wissen ist eine kognitive, konstruktive Aneignung von Wirklichkeit und wird mit Begriffen wie ,Gewissheit‘, ,Bewusstsein‘ und ,Gewissen‘ verknüpft. Die konstruktivistische Didaktik distanziert sich von einer normativen Pädagogik, die gleichsam stellvertretend für die Lernenden verbindliche Norm- und Wertentscheidungen trifft. Allerdings sind normative Fragen einer zukunftsfähigen, sinnvollen, sozial- und umweltverträglichen Wirklichkeit durchaus zentrale Themen einer konstruktivistischen Pädagogik. Das konstruktivistische Konzept setzt den argumentativen Diskurs, die rationale Konsensfindung, die empirisch gesicherten Erkenntnisse keineswegs außer Kraft und leistet keiner moralischen oder politischen Beliebigkeit Vorschub, es akzeptiert jedoch die Vielfalt der Wirklichkeitsdeutungen und Beobachtungsperspektiven und betont die ,Differenzerfahrungen’“.
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26. Oktober 2007
von Tom Levold
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Arbeitskampf eskaliert – Autos werden teurer

Der Arbeitskampf zwischen der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat neue Dimensionen erreicht. Nachdem der Antritt einer Kur durch den Lokomotivführerführer Manfred Schnell in der vergangenen Woche seitens der Medien fälschlicherweise als privatistischer Eskapismus attackiert wurde, zeigt sich jetzt, dass es sich in Wirklichkeit um die Einleitung eines folgenreichen strategischen Schachzuges der GDL gehandelt hat. Gestern abend traten nämlich auch alle anderen Mitglieder der GDL eine Kur an und stehen für die kommenden Wochen nicht mehr für den regulären Einsatz im Fahrplan der Bahn zur Verfügung, ohne dabei die Streikkasse der Gewerkschaft zu belasten. Nachdem diese Nachricht in der Öffentlichkeit durchsickerte, schnellten die Preise für Gebrauchtwagen sprungartig in die Höhe. So wurde in Köln schon gestern nachmittag auf dem Schwarzmarkt für einen fast zehn Jahre alten Gebrauchtwagen fast das Doppelte des Anschaffungspreises gezahlt (s. Foto, klicken für Großansicht). Gerüchte, dass es sich beim Käufer um Hartmut Mehdorn gehandelt habe, wurden vom Vorstand der Deutschen Bahn AG umgehend dementiert. Der Kölner Kardinal Meisner kritisierte die Aktion der Lokomotivführer scharf:„Dort, wo die Zugführung von der Gottesverehrung abgekoppelt wird, erstarrt der Fahrplan im Ritualismus und die Reisekultur entartet. Sie verliert ihre Anhänger“.

24. Oktober 2007
von Tom Levold
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Die Wirksamkeit des Unsichtbaren. Konstruktion von Geschlecht in systemischen Paartherapien

Sabine Kirschenhofer und Verena Kuttenreiter, Sozialwissenschaftlerinnen und Therapeutinnen am Institut für Ehe- und Familientherapie in der Praterstraße in Wien und im Dozentenstab der ÖAS, sind zwei systemisch wie feministisch überaus versierte und belesene Kolleginnen. Im Eigenverlag hat das IEF nun ihre empirische Untersuchung über die Frage herausgebracht, in welcher Weise das soziale Geschlecht im paartherapeutischen Gespräch nicht nur sich bemerkbar macht, sondern im Zusammenspiel von (geschlechtsgemischten) Therapeutenpaaren und Klientenpaaren auf je individuelle und doch typische Weise geradezu erst hervorgebracht wird. Den Autorinnen gelingt es auf eindrucksvolle Weise, anhand weniger – für diese Veröffentlichung ausgewählter – Passagen erkennbar zu machen, wie produktiv eine mikroanalytische Studie von geschlechtsspezifischen Verhaltens- und Kommunikationsmustern für PaartherapeutInnen sein kann. Immerhin lässt sich erwarten, dass „doing gender“ in Paartherapien ein hochrelevantes Thema darstellt. Es geht dabei aber nicht um Therapeutenschelte, vielmehr wird deutlich, dass das „doing gender“ eine Gemeinschaftsleistung aller am Gespräch Beteiligten darstellt und keineswegs durch eine normative Orientierung („do not gender!“) aufgehoben werden kann. Da die Autorinnen selbst Therapeutinnen sind, berücksichtigen sie ebenfalls, dass viele Interventionen therapeutisch durchaus effektiv und daher legitim sein können, obwohl sie gleichzeitig Geschlechtskonstruktionen verfestigen, an deren Auflösung man womöglich interessiert ist. Die Emanzipation von solchen Konstrukten ist also für sich allein noch längst nicht therapeutisch, der Geschlechterdiskurs und der therapeutische Diskurs gehen nicht ineinander auf, es gibt aber relevante Schnittmengen. Das Buch bietet vor diesem Hintergrund eine hervorragende Einladung an alle TherapeutInnen, sich mit ihren eigenen Beiträgen zur Aufrechterhaltung von Geschlechterkonstruktionen auseinanderzusetzen, gerade auch da, wo sie sich durchaus selbst als effektiv, allparteilich und empathisch erleben und die entsprechende positive Rückmeldung seitens ihrer Klienten erhalten.
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23. Oktober 2007
von Tom Levold
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Mit dem Familienbrett bei den Mapuches

Ende der 80er Jahre reiste Kurt Ludewig nach 24jähriger Abwesenheit erstmals wieder in sein Geburtsland Chile – unter dem Arm das von ihm mitentwickelte Familienbrett. Damit besuchte er Familien der Mapuche, ursprünglich halbnomadische„natives“ in Chile, die zuerst Opfer des Inka-, später des spanischen Imperialismus wurden. Ludewig hat darüber einen spannenden Bericht angefertigt, der 1989 in der Familiendynamik erschien und auch heute noch absolut lesenswert ist. Er ist jetzt in der Systemischen Bibliothek des systemagazin zu finden. In seinem Resümee schreibt er:„Dieser kleine Bericht eines Amateur-Anthropologen beansprucht gewiss nicht, weitragende Erkenntnisse über die familiäre Struktur eines der unbekanntesten Völker Amerikas herbeizuführen. Mich hat jedoch meine Exkursion in eine so andersartige Welt in vielerlei Hinsicht nachdenklich gestimmt. Zum einen führte sie mich persönlich in eine sehr gegenwärtige Vergangenheit, in der die Dinge noch so sind, wie sie sind, in der die Bedeutung z.B. der Familie sich nicht aus wie auch immer verankerten soziologischen Erklärungen wie Funktion, Sinn oder Zweck speist. Bei den Mapuche beinhaltet Familie offenbar den nicht hinterfragten Mittelpunkt des Lebens als Teil der Natur und so auch einer natürlich erlebten Kosmovision. Zum anderen lernte ich von diesen Menschen, dass ‚ökologische Bescheidenheit‘, d.h. das Eins-Sein mit den Seinen und der Welt, in der Tat an eine Einfachheit des Seins gebunden ist, welche uns anderen nach dem Biss in die Frucht vom ‚Baum der Erkenntnis‘ wohl unwiederbringlich abhanden gekommen ist. Ich war gewissermaßen zu Besuch im Paradies, durfte den Duft der Einfachheit spüren und musste im Anschluss in den stinkenden Jeep einsteigen, der mich in meine Welt zurucksperrte. Und ich hatte dazu keine echte Alternative“
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22. Oktober 2007
von Tom Levold
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Familiendynamik 4/2007: Paare und anderes

„Therapeutische Konzepte reagieren immer auch auf Einflüsterungen des Zeitgeists. Das gilt besonders für Paartherapien. Und für unsere Haltungen demgegenüber, was die Klientenpaare uns anbieten. Auch wenn wir uns mit methodischer Neutralität aus Partnerkonflikten heraushalten, sind wir inhaltlich parteiisch und alles andere als neutral. Stets auf der Seite der Aufklärung, treten wir Therapeuten meist für Veränderung und gegen Stagnation, für Autonomie und gegen das Anklammern, für Geschlechtergleichwertigkeit und gegen patriarchale Werte, für guten Sex und gegen die erotische Langeweile ein. Und wie steht es mit den Einstellungen zu außerpartnerschaftlichen Beziehungen? Affären haben Konjunktur. Die hatten sie eigentlich immer schon. Aber ob sie immer noch den zwingenden Charakter des Betrugs zugeschrieben bekommen, ist nicht mehr so klar“, schreibt Herausgeber Ulrich Clement in seinem letzten Editorial für die„Familiendynamik“. Er gibt seine Herausgeberschaft 2008 an Ulrike Borst und Arist von Schlippe weiter. Im Mittelpunkt des aktuellen Heftes steht ein Aufsatz von Michele Scheinkman, der im englischen Original 2005 in„Family Process“ erschien, und einen„neuen Blick auf Affären in der Paartherapie“ wirft. Eine zweite Arbeit zum Paartherapiethema steuert Halko Weiss bei. Eine Gemeinschaftsarbeit von Björn Grebe, Elisabeth Nicolai, Arist von Schlippe und Jochen Schweitzer zeigt nüchtern auf, wie schwer es ist, systemisches Know-how in psychiatrischen Kliniken trotz Trainings nachhaltig zu verankern. Und schließlich fordert Kurt Buchinger in einem Text über Systemische Supervision die Schulenunabhängigkeit von Supervision, wenngleich er beim Systemischen Ansatz viele Essentials ausmacht, die für Supervision maßgeblich sein sollten. Abgeschlossen wird das Heft von einem Nachruf von Fritz B. Simon auf Paul Watzlawick.

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21. Oktober 2007
von Tom Levold
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Wilhelm Rotthaus übergibt DGSF-Vorsitz an Jochen Schweitzer auf der Jahrestagung 2007

Die diesjährige Jahrestagung der DGSF in Neu-Ulm stand im Zeichen von Neuwahlen des Vorstandes, nachdem die langjährigen Vorstandsmitglieder Friedebert Kröger und Wilhelm Rotthaus, der als Vorsitzender den Verbandes souverän und stilvoll sieben Jahre führte und präsentierte, ihre Vorstandsstätigkeit beendet hatten. Neuer Vorsitzender wurde Jochen Schweitzer aus Heidelberg, der als Lehrtherapeut des Helm-Stierlin-Institutes auch der Systemischen Gesellschaft angehört, Susanne Altmeyer aus Aachen wurde neue Schatzmeisterin. Man darf gespannt sein, wie sich die breite Kooperation der beiden Verbände zukünftig entwickeln wird.
systemagazin präsentiert einen Tagungsbericht von Björn Enno Hermans, der einen Eindruck von der inhaltlichen Vielfalt der Veranstaltung bietet. Sozialer Höhepunkt der Tagung war zweifellos die Verabschiedung von Wilhelm Rotthaus und Friedebert Kröger, denen die Ausrichter der Tagung im Rahmen des Tagungsfestes ein wunderbares Feuerwerk organisiert hatten (s. Foto und Bericht).
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19. Oktober 2007
von Tom Levold
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Systemische Praxis in der Schule

„Die Erfahrung zeigt, dass eine neue und gute Idee von ihrer Entwicklung und ihrer Anwendung in der klinischen und der Organisationspsychologie bis zu ihrer Berücksichtigung in der (Schul-)Pädagogik immer cirka 30 Jahre braucht. So war es beim nicht-direktiven Ansatz von Carl Rogers und so war es auch bei der lerntheoretisch begründeten Verhaltensmodifikation. Wenn wir die Veröffentlichung von ‚Paradoxon und Gegenparadoxon‘ als systemischen Startschuss akzeptieren, dann ist diese Wartezeit für den systemischen Ansatz jetzt vorbei und es kann endlich losgehen“, formuliert Gastherausgeber Winfried Palmowski optimistisch in der neuen Ausgabe der Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung und versammelt einige interessante theoretische und praktische Beiträge zur Implementation systemischer Konzepte in den Alltag von Schule und Lehrerausbildung, die den Startschuss dokumentieren sollen.
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18. Oktober 2007
von Tom Levold
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Meisner: Issschwein statt Isslamm

Zum Abschluss der Internationalen Ernährungsmesse ANUGA in Kön, die von Joachim Kardinal Meisner (Foto: Arbeiterfotografie) gestern als festliches Hochamt zelebriert wurde, rief das Oberhaupt der Diözese Köln alle Gläubigen auf, ab sofort auf den Verzehr von Lammfleisch zu verzichten. Das Lamm stelle zwar seit ältester Zeit ein Symbol für Jesus Christus dar, der sich für die Sünden der Menschen Gott geopfert habe und insofern habe der rituelle Verzehr von Lammfleisch immer auch eine besondere Nähe zu diesem Opfer bedeutet. Diese Bedeutung werde jedoch durch den Isslamm als einzige Religion, die ihren Namen einer bloßen Speisevorschrift verdanke, pervertiert:„Dort, wo die Esskultur von der Gottesverehrung abgekoppelt wird, erstarrt der Kultus im kulinarischen Ritualismus und die Esskultur entartet. Sie verliert ihre Mitte und muss ausgeschwitzt werden“, betonte der Kardinal. Dem Isslammismus in allen seinen Erscheinungsformen müsse nun endlich die Stirn geboten werden. Darum sei es eine Pflicht aller gläubigen Christen, auf den Verzehr von Schweinefleisch umzustellen. Zwar könne er verstehen, dass einigen fehlgeleiteten Menschen immer noch bei„gefüllter Lammschulter an Zitronen-Kapern-Jus“ oder„Lamm-Madaillons auf Bärlauch-Schaum“ das Wasser im Munde zusammenliefe, aber wahres Christentum bedeute eben auch Opferbereitschaft, da müsse man auch mal mit Leberkäse oder Weißwurst Vorlieb nehmen. Er wies darauf hin, dass Papst Benedikt immerhin mit dieser Ernährung zu dem werden konnte, was er nun sei. Im Domradio verteidigte der Kardinal später seine Wortwahl: Er habe mit der Aussage lediglich deutlich machen wollen:„Wenn man Kochkunst und Kultur auseinanderbringt, dann leidet beides Schaden. Das war die schlichte Aussage dieser Passage“ Und sein Sprecher Stephan Schmidt interpretierte die Äußerung am Abend wie folgt: Meisner lasse keineswegs alte Ideologien zu neuer Ehre kommen. Das Wort„entartet“ habe er als rhetorisches Mittel verwendet, um die Ideologen des 20. Jahrhunderts mit ihren eigenen Begriffen zu schlagen. Der Erzbischof habe in seiner Predigt bewusst Bezug auf die grausamen kulinarischen Verbrechen des vergangenen Jahrhunderts genommen, betonte der Sprecher. Damit habe er verdeutlichen wollen, was in einer Gesellschaft passiere, die Gott vergesse.„Der Erzbischof will gerade nicht den Ideologen des 20. Jahrhunderts die Deutungshoheit über das, was Esskultur ist, überlassen“, sagte Schmidt.