systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

21. November 2007
von Tom Levold
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systhema 3/2007

Nach zwei Themenheften bringt das letzte Heft des systhema-Jahrgangs 2007 ein Potpourri verschiedener Beiträge. Cornelia Hennecke fasst in ihrem Editorial zusammen:„In dem Beitrag von Christiane Schuchardt-Hain tut sich mit der Bedarfsanalyse zur Unterstützung von Schülern bei der beruflichen Orientierung ein weiteres interessantes Arbeitsfeid für systemisches Arbeiten – man könnte es auch Coaching nennen – auf. Einige Beiträge kommen aus dem Kontext der Beratungsarbeit und der pädagogischen Praxis, wo mit dem Konzept der elterlichen Präsenz und den Ideen des gewaltlosen Widerstandes gearbeitet wurde. Die Studie von Meike Süllow fasst die Erfahrungen von Therapeuten auf der Basis der von ihr ausgewerteten Interviews zusammen. Bruno Körner und Elisabeth Uschold-Meier reflektieren Ideen zur elterlichen und pädagogischen Präsenz im Zusammenhang mit dem Merkmal Hochbegabung. Martin Solty berichtet von der konkreten Zusammenarbeit mit einem Elternpaar in der Erziehungsberatung. Die Beiträge von Frank Natho und Evelyn Krick beschäftigen sich mit den Möglichkeiten, Metaphern und Bilder für systemisches Arbeiten und die Konstruktion sozialer Wirklichkeit in Supervision und Therapie zu nutzen. Wie Selbstbeobachtung bei Kindern und Jugendlichen gefördert werden kann und sich förderlich auf Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit auswirken kann, womit gleichsam auch bessere Voraussetzungen für sozialen Kontakt entstehen, beschreibt Dirk Keienburg. Und dann gibt es von Knut Schneider noch ein kleines Quiz, wo Sie ein paar Sinn-Konstruktionen in der Pause zwischen zwei längeren Artikeln erfrischen“
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18. November 2007
von Tom Levold
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90. Geburtstag von Hans Strotzka

Einer derjenigen, die schon sehr früh die Bedeutung der Familientherapie erkannt und ihre Entwicklung gefördert haben, war der Wiener Psychiater und Psychoanalytiker Hans Strotzka (Foto: aerztewoche.at), der heute 90 Jahre alt geworden wäre. Schon früh entwickelte er ein auf ihre Einbettung in umfassendere soziale Kontexte bezogenes Konzept von Psychotherapie, er nahm er an vielen internationalen Seminaren der Weltgesundheitsorganisation teil, bei der er schließlich auch als Mitglied im Expertenrat für Psychiatrie tätig war. 1951 übernahm Strotzka die Leitung eines psychotherapeutischen Ambulatoriums der Wiener Gebietskrankenkasse, die er mit Unterbrechungen bis 1971 inne hatte. 1956 bis 1958 hatte er die Leitung der psychohygienischen Arbeitsgruppe für Ungarnflüchtlinge inne; von 1959 bis 1960 wirkte er als„Mental Health Advisor“ des„United Nations High Commissioner for Refugees“ in Genf; in dieser Eigenschaft übernahm er die sozialpsychiatrische Planung der Lagerräumung von„displaced persons“ nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Jahre 1960 habilitierte er sich an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien; aus der Habilitationsschrift entstand auch sein bekanntes Buch„Einführung in die Sozialpsychiatrie“. Ab Mitte der 1960er Jahre kam es zu größeren sozialpsychiatrischen Teamarbeiten, unter anderem Herausgabe (gemeinsam mit Mitarbeitern) des Buches„Kleinburg: Eine sozialpsychiatrische Feldstudie“ (1969), aber auch psychotherapeutische Publikationen, die im wesentlichen in dem Buch„Psychotherapie und soziale Sicherheit“ (1972) zusammengefasst wurden. 1969 wurde er Lehranalytiker der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung. Die sozialpsychiatrischen Interessen führten auch zu seinem Engagement in der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Sozialarbeitern. 1971 wurde er Professor an der neu gegründeten Universitätsklinik für Tiefenpsychologie und Psychotherapie. Ab 1972 führte er die Ehe- und Familienberatungsstelle der Gemeinde Wien und ab 1976 das Institut für Ehe und Familientherapie der Gemeinde Wien, dessen Leitung nach ihm Ludwig Reiter und heute Joachim Hinsch übernommen haben und das im vergangenen Jahr sein 30jähriges Jubiläum mit einer Tagung in Wien gefeiert hat. 1982 gründete Strotzka den„Dachverband Psychotherapeutischer Vereinigungen Österreichs“, der erstmals alle wesentlichen psychotherapeutischen Schulen in Österreich zusammenfasste und im wesentlichen als Vorläufer des„Österreichischen Bundesverbands für Psychotherapie“ anzusehen ist. Die Tätigkeit des Dachverbands wurde 1990 nach Beschlussfassung des österreichischen Psychotherapiegesetzes, das u.a. auch die Stellung nicht-ärztlicher Psychotherapeuten regelt, erfolgreich beendet. Die vielfältigen Interessen von Strotzka spiegelten sich auch in seinen Aktivitäten als stellvertretender Direktor und Leiter der experimentellen Abteilung des Instituts für Publikumsforschung der österreichischen Akademie der Wissenschaften sowie in seiner Leitertätigkeit am Ludwig-Boltzmann-Institut für Medizinsoziologie und schließlich ab 1989 als Leiter des Supervisionsdienstes der Wiener Gemeindespitäler. 1987 ist Hans Strotzka emeritiert, am 16.6.1994 in Wien gestorben (Quelle: Stumm et al.: Personenlexikon der Psychotherapie. Springer, Wien New York 2005). systemagazin bringt in der Systemischen Bibliothek ein Interview, das Ludwig Reiter mit Hans Strotzka geführt und 1989 in Heft 2 der systeme veröffentlicht wurde.
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18. November 2007
von Tom Levold
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Sozialwissenschaftliche Beratung von Organisationen

Ein sehr schöner Text des Organisationssoziologen Stefan Kühl, der als„Arbeitsfassung“ im Internet zu finden ist, befasst sich mit der„Rationalitätslücke“ in Organisationen und ihrer Bedeutung für eine systemisch-soziologische Fundierung von Beratung. Diese Rationalitätslücke besteht darin, dass Organisationen in ihrer Selbstdarstellung dazu neigen, Entwicklungs- und Veränderungsprozesse als Ergebnisse planmäßiger, durchdachter und zweckrationaler Anstrengungen darzustellen, während die tatsächliche Praxis vor allem von der Existenz von Hindernissen, Widerständen, Unwägbarkeiten und Unvorhergesehenem geprägt ist. Klassische Berater docken an den Rationalitätswünschen der Organisationen mit einer„Ästhetisierungsstrategie“ an, in dem ein schönes und konsistentes Zukunftsbild der Organisation seitens der Berater entworfen wird, dessen Umsetzung aber ebenfalls der genannten Rationalitätslücke anheimfällt. Neben vielen anderen Aspekten ist für eine systemische Organisationsberatung der Umgang mit Latenzen interessant:“Für ein soziologisches Beratungsverständnis ist es deswegen notwendig mit einer doppelten Perspektive an eine Organisation heranzugehen. Der erste Blick ist darauf gerichtet zu verstehen, welche Latenzen in einer Organisation vorhanden sind. Hier würde von einer Fremdbeobachtungsperspektive geschaut werden, welche Aspekte in der Organisation nicht (oder nur sehr eingeschränkt) wahrgenommen werden. Es geht ganz im Sinne der systemischen Beratung darum zu beobachten, welche dominanten Muster die Organisation zur Konstruktion ihrer Realität aufgebaut hat, mit welchen Differenzen primär operiert wird, was sie mit Hilfe der Differenz zu sehen bekommt und was nicht, welche spezifischen Blindheiten sie ausbildet und welche Konsequenzen sich daraus für sie ergeben. (…). Der zweite Blick wäre darauf gerichtet zu schauen, welche Funktion die latenten Strukturen in einer Organisation haben. Hier müsste von Beratern herausgearbeitet werden, ob die latenten Struktur so stark ausgeprägt sind, dass ein Arbeiten an ihnen die gesamte Organisation verunsichern würde. Die Aussage über die Funktion der latenten Strukturen gibt dem Berater Aufschluss, wie stark er diese latenten Strukturen ins Gespräch bringen kann“
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17. November 2007
von Tom Levold
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Interaktion, Organisation, Gesellschaft

Am 8. Dezember 2007 jährt sich zum 80sten Mal Niklas Luhmanns Geburtstag. Luhmann, einer der bedeutendsten Soziologen des 20. Jahrhunderts, lehrte von 1968 bis 1992 an der Universität Bielefeld und erarbeitete als soziologischer Systemtheoretiker ein Werk von herausragender Bedeutung. Aus Anlass des Geburtstages von Niklas Luhmann veranstaltet die Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld vom 29.11., 14 h bis 30.11., 15:30 h, eine Tagung im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) mit dem Titel„Interaktion, Organisation, Gesellschaft“. Die Referenten, darunter Schüler und Weggefährten des großen Gelehrten wie beispielsweise Rudolf Stichweh oder Alois Hahn, werden sich dabei mit unterschiedlichen Aspekten von Luhmanns Werk auseinandersetzen wie„Weltgesellschaft“,„Zentrum und Peripherie“ oder„Schichtung und Organisation“. Neben den Vorträgen werden im Rahmen des Abendprogramms unter dem Motto„Niklas Luhmann im Fernsehen“ auch Talkshowbeiträge mit Luhmann gezeigt. Weitere Vortragende sind Hartmann Tyrell, Tobias Werron, Michael Bommes, Gesa Lindemann, André Kieserling, Bettina Mahlert und Marcelo Neves. Von Teilnehmerkosten ist auf der website nicht die Rede,
zu der Sie hier gelangen…

15. November 2007
von Tom Levold
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Eigensinn und Seitenwechsel

In einer Doppelbesprechung stellt Rezensent Andreas Manteufel zwei Bücher aus dem Paranus-Verlag in Neumünster vor, der sich besonders bei der Herausgabe von Büchern von und über Psychiatrie-Betroffene einen Namen gemacht hat. Thomas Bock, Mitinitiator der Psychose-Seminare und Leiter der Sozialpsychiatrischen Ambulanz am Universitätskrankenhaus Eppendorf in Hamburg, hat ein Buch„Eigensinn und Psychose“ geschrieben, in dem er„Noncompliance als Chance“ begreift, wobei er an Fallgeschichten zeigt,„wie man dem ‚Eigensinn‘ der Patienten, ihrem Hadern mit professionellen Anordnungen oder Empfehlungen besser folgen kann (…). Bocks Darstellungsweise ist engagiert, ermutigend, und sie ist ausreichend differenziert, weil auch die Grenzen des Machbaren nicht geleugnet werden. Systemische Kolleginnen und Kollegen werden merken, dass systemischer Geist durch das Buch weht, etwa dort, wo Bock auf die Bedeutung der Kontexterweiterung, des Einbezugs von Angehörigen und der Bereitschaft, positiven Sinn auch unangenehmer Verhaltensweisen von Patienten anzuerkennen, fokussiert. Und zum Glück ist er weit davon entfernt, mit Rezepten zu locken, wie man es denn nun im Konkreten anders machen sollte. (…) Sibylle Prins hat sich mit Menschen unterhalten, die in ihrer Biographie sowohl die Erfahrung eigener psychiatrischer Behandlung als auch die Ausübung eines psychosozialen Helferberufs aufweisen. Besonders interessant an diesem ‚Seitenwechsel‘ sind die Spuren, die eigene Krankheits- und Behandlungserfahrungen in der Auseinandersetzung mit Patienten über Krankheitskonzepte hinterlassen“
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14. November 2007
von Tom Levold
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revue für postheroisches management

Das Management Zentrum Witten um die Gründer Dirk Baecker, Fritz B. Simon und Rudolf Wimmer hat sich in den letzten Jahren neben seinen wissenschaftlichen und beraterischen Tätigkeiten auch mit Büchern und Tagungen um die Verbreitung systemischen Denkens in Organisationen verdient gemacht. So startet z.B. morgen in Berlin die zweite X-Organisationen-Tagung des MZW, die wie auch schon ihr Vorgänger ebenso von inhaltlichen Komplexitätszumutungen wie ausgefeilter ästhetischer Präsentation gleichermaßen geprägt sein wird. Die neueste Schöpfung des Hauses MZW ist eine großformatige Zeitschrift, für die das Gleiche gesagt werden kann, eine aufwändig gestaltete„revue für postheroisches management“, die in einer mutigen 5000er-Auflage zweimal jährlich erscheinen soll. Dem Formbewusstsein, das die Einheit von Form und Inhalt im Blick hat, ist nicht nur ein ansprechendes, für ausgezeichnete Lesbarkeit sorgendes Design sowie eine entsprechend gestaltete website geschuldet (auf der auch einige Beiträge als PDFs zu lesen sind), sondern auch die jeweilige Vorstellung des (wir dürfen vermuten: postheroischen) künstlerischen Werkes eines„featured artists“, das mit ganzseitigen Abbildungen den Texten einen visuellen Kontrast verschafft. Den Anfang macht in der Startnummer Annett Zinsmeister mit (oft erst auf den zweiten Blick, dann aber sicher) atemraubenden Fotos/Montagen von Plattenbau-Fassaden, die den Betrachter auf eine Weise in visuelle Paradoxien von Oberfläche und Tiefe verstricken, als ob sie gemacht worden seien, um das Anliegen der Herausgeber zu verbildlichen.
Dieses Anliegen bestimmt Dirk Baecker in seinem Editorial folgendermaßen:„Eine Zeitschrift, die sich als Revue bezeichnet, rechnet nicht damit, mit neuen Erkenntnissen überraschen zu können. Im Gegenteil, was man hier zu lesen und zu sehen bekommt, hat man alles schon einmal gesehen. Wir möchten dazu einladen, noch einmal hinzuschauen, getreu der Aufforderung von Heinz von Foerster: »Bitte nie zu sagen, ›das ist langweilig, das kenne ich schon‹. Das ist die größte Katastrophe! Immer wieder sagen, ›ich habe keine Ahnung, ich möchte das noch einmal erleben‹.« Wir möchten dazu einladen, noch einmal hinzuschauen und dieses Mal sorgfältiger als bisher die Effekte der Organisation, des Managements und der Gesellschaft miteinander zu verrechnen. Unser Ausgangspunkt ist ein systemischer: Wer glaubt, die Sachverhalte voneinander trennen zu können, irrt; wer sie miteinander vermischt, allerdings erst recht. Wir laden mit dieser Zeitschrift dazu ein, die Differenzen bei der Arbeit zu beobachten. Das gilt für unsere Ausgangsdifferenz zwischen Organisation, Management und Gesellschaft, aber auch für alle anderen Differenzen, die uns interessieren, weil sie einen Beitrag dazu leisten können, dieser (für diese Zeitschrift) ersten Differenz auf die Spur zu kommen.
Vom postheroischen Management sprechen wir, weil das Heroische darin bestand, zugunsten des Gewinns von Tragik und von Komik an den einmal gesetzten Unterschieden festzuhalten. Held ist, wer entweder beeindrucken triumphiert oder großartig scheitert. Alle anderen sind bloß Beobachter, die dem Weltenlauf nichts hinzuzufügen haben, sondern allenfalls die anfallenden Arbeiten erledigen. Im postheroischen Management werden die Beobachter aus ihrer passiven Rolle befreit. Sie werden zu Akteuren. Jeder ihrer Arbeitsschritte ist eine Entscheidung. Helden stören dabei nur. Helden sind Leute, die den Blick für die Gegenwart scheuen und sich stattdessen auf ihre Zukunft, ihre glorreiche Zukunft, konzentrieren. Wir interessieren uns in dieser Revue für die Ressourcen der Beobachtung, um zu besseren Entscheidungen zu kommen. Wir suchen nach einem Management, das in der Lage ist, der Gegenwart und ihren strategischen Möglichkeiten nicht auszuweichen, sondern sich ihr zu stellen. Wir wissen, dass die Praxis des Managements vielfach besser ist als sein, des Managements, Ruf. Wir wissen aber auch, dass Selbstverständnis und Selbstbeschreibung dieser Praxis nur selten gewachsen sind. Mit anderen Worten, wir handeln intelligenter, als wir reden. Unter dem Stichwort des postheroischen Managements versuchen wir, die Managementlehre, das Reden über das Management, auf die Höhe seiner eigenen Praxis zu bringen“
Gut gebrüllt, Löwe! In der ersten Ausgabe findet das Reden über Management neben klugen und theoretischen Erwägungen über die Praxis von Organisationen vorwiegend in Interviews statt, die sich als Revue-Form bestens eignen. Die Lektüre ist anspruchsvoll und vergnüglich zugleich. Möge das Wagnis, in diesen Zeiten ein neues Print-Medium ohne massive Werbeunterstützung der üblichen Verdächtigen auf den Markt zu werfen, von Erfolg gekrönt sein (zumal das Jahresabonnement für ein Magazin dieser Machart mit 40,- € lachhaft günstig ist). systemagazin wird auf die Inhalte der jeweils neuesten Ausgabe aufmerksam machen.
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12. November 2007
von Tom Levold
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Hitler: falsches betriebssystem?

Wie unlängst entdeckte aufsehenerregende Filmdokumente beweisen, versuchte Adolf Hitler gegen Kriegsende offensichtlich, die sich ankündigende Niederlage des Nationalsozialismus der Installation eines falschen Betriebssystems anzulasten. Obwohl kein Zweifel darüber besteht, dass die beanstandete Software bis heute in der Tat in jeder Hinsicht mangelhaft ist, sind sich die Historiker aber darüber einig, dass Hitler auch mit jedem anderen Betriebssystem Deutschland in die gleiche Katastrophe getrieben hätte.

11. November 2007
von Tom Levold
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Diagnose – Ein Desaster?

Kenneth Gergen, einer der bedeutenden Vertreter des Sozialen Konstruktionismus, führte gemeinsam mit Lynn Hoffman und Harlene Anderson, einen„konstruktionistischen Dialog“, der 1997 in Heft 4 der Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung abedruckt wurde. Auf der website von Ken Gergen ist der Text auch zu lesen. In der Zusammenfassung heißt es: „Für eine gewisse Zeit waren wir drei tief in der Erforschung der Implikationen einer sozialkonstruktionistischen Sichtweise von Erkenntnis für die therapeutische Praxis engagiert. Von einem konstruktionistischen Standpunkt aus werden unsere sprachlichen Mittel mit denen wir die Welt (und uns selbst) beschreiben und erklären, nicht von irgendetwas heraus abgeleitet oder erklärt. Vielmehr werden unsere sprachlichen Mittel der Beschreibung und Erklärung innerhalb menschlicher Interaktionsprozesse produziert, aufrecht erhalten und/oder aufgegeben. Ferner sind unsere Sprachen konstituierende Merkmale unserer kulturellen Muster. Sie sind in Beziehungen derart eingebettet, dass ein Wechsel der Sprache eine Änderung der Beziehung bedeuten würde. Die Konzeptionen für Romanze, Liebe, Heirat und wechselseitiger Verpflichtung zu verwerfen, würde beispielsweise heißen, die Formen kulturellen Lebens zu verändern; die Sprachen des Gewissens, der Wahlfreiheit oder der Gedankenfreiheit auszulöschen, würde unsere gegenwärtigen Muster von Anerkennung und Schuld – entsprechend unsere Gerichtsbarkeit – bedeutungslos machen. In demselben Maße, wie wir neue Sprachen in unseren Berufen erzeugen und sie in der Kultur verbreiten, bringen wir uns ein in tägliche Beziehungen – zum Guten oder zum Schlechten. Vor diesem Hintergrund möchten wir drei Fragen der Diagnose im Allgemeinen und der Beziehungsdiagnose (relationale Diagnose) im Besonderen betrachten. Wir optieren für das trialogische Gespräch als eine Möglichkeit der Belebung der Praxis (ebenso des Inhalts) konstruktionistischer Betonung der Bedeutungserzeugung durch Beziehung“
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10. November 2007
von Tom Levold
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Aisthesis und Medium

Vom 15. bis 17. November findet an der Universität Kön eine interdisziplinäre Konferenz über„(In-)Differenzen der Beobachtung von Kunstkommunikation“ statt. Im Tagungsprogramm heißt es:„’Was leistet sich die Gesellschaft, indem sie sich Kunst leistete?‘ – So könnte man abgewandelt in Anschluss an ein eine bekannte Formulierung Niklas Luhmanns fragen. Im Zentrum der interdisziplinär ausgerichteten Konferenz steht die Diskussion um das Für und Wider eines dezidiert beobachterabhängigen Standpunkts in der Kunsttheorie und -praxis. Folgt man einem Hauptargument konstruktivistisch-systemischer Konzepte, so wäre ‚Kunst‘ eine Unterscheidung, die ein Beobachter aufgrund von Beobachtungsdirektiven (Formen) am Kunstwerk trifft. Die Einheit des Kunstwerks wäre mitnichten, wie die traditionelle Kunst- und Kulturgeschichte postuliert, im ‚Wesen‘ des Kunstwerks zu situieren, sondern sie bestünde in der Unterscheidung von Formen, die zum Kunstwerk gehören und solchen, die nicht dazu gehören. Mithin wären die Unterscheidungen von Formen die Voraussetzung zur Imagination durch den Beobachter im System Kunst. Eine solche Modellierung von Kunst zeigt, welche hohen Ansprüche an das Kunstwerk gestellt werden müssen, weil es sowohl auf Wahrnehmung (Bewusstsein) als auch auf Kommunikation (soziales System) ausgerichtet ist. Eingedenk unterschiedlicher disziplinärer und paradigmatischer Hintergrundüberzeugungen werden insbesondere folgende Fragen problematisiert:

  • Was bedeutet die Umstellung der Theoriebildung von Identität auf Differenz für unsere Methoden?
  • Wie evoluieren Kunstformen und welche Schlüsse sind im Einzelnen daraus für die Ausdifferenzierung des Kunstsystems ziehen?
  • Wie werden Anlässe für Wahrnehmung in den einzelnen Medien konkret dargeboten und wie können sinnliche Erfahrungen (Wahrnehmung) zur Erkenntnis beitragen?
  • Wie ist die Beschreibung von Kunst ohne Individualkategorien mit den herkömmlichen Ansätzen in der Selbstund Fremdbeschreibung von Kunst vereinbar?

Wer Interesse an diesen Fragestellungen hat, kommt hier
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9. November 2007
von Tom Levold
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Last Call for Papers



Die Vorbereitungen für die Systemische Forschungstagung, die Anfang März 2008 wieder in Heidelberg stattfinden wird, gehen in eine entscheidende Phase. Wie schon an dieser Stelle bekannt gemacht, werden wieder Forschungssymposien einen bedeutsamen Teil der Tagung ausmachen (12 Symposien mit jeweils drei Präsentationen) sein, in denen systemisch ausgerichtet Forschungsprojekte vorgestellt werden können. Zu diesen Symposien können noch Forschungspräsentationen eingereicht werden. Diese Projekte können entweder gerade abgeschlossen worden sein oder sich noch im Work in Progress-Stadium befinden. Ein zweites Call for Papers wurde bis zum 15. Dezember 2007 verlängert. Alle Interessenten sind eingeladen, Präsentationen ihrer systemischen Forschungsprojekte bis zu diesem Termin einzureichen! Für jede Präsentation sind ein 20minütiger Vortrag sowie eine 10minütige Diskussion vorgesehen.
Anmeldungen bitte an Matthias Ochs (Tagungsvorbereitung)

9. November 2007
von Tom Levold
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Soziale Arbeit als konstruktivistische Praxis

In diesem Aufsatz von 1997 fasst Heiko Kleve, Professor für soziologische und sozialpsychologische Grundlagen der Sozialen Arbeit an der Fachhochschule Potsdam, seine Vorstellungen eines postmodernen Verständnisses von Sozialarbeit zusammen, die jetzt in der Systemischen Bibliothek zu lesen sind. In seinem„Beitrag wird Sozialarbeit mit Hilfe der konstruktivistischen Erkenntnistheorie reflektiert. Denn SozialarbeiterInnen sind bei jedem KlientInnenkontakt in erster Linie mit erkenntnistheoretischen Problemen der Beschreibung, Erklärung und Bewertung sozialer Realität konfrontiert. Diese Probleme werden in einen soziologischen und wissenschaftstheoretischen Kontext gestellt, um davon ausgehend, einige praktisch relevante Beschreibungsmöglichkeiten für eine postmodern aufgeklärte Sozialarbeit abzuleiten“. Die von Kleve hinzugezogenen„systemtheoretischen Spielarten des Konstruktivismus“ sind die Pragmatische Kommunikationstheorie, die Kybernetik 2. Ordnung, die Kognitionstheorie, die Differenztheorie und die Soziologische Systemtheorie Niklas Luhmanns.
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8. November 2007
von Tom Levold
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Multiple Family Therapy

Eia Asen, ein deutscher Psychiater und Systemischer Therapeut, der schon seit langer Zeit als klinischer Direktor des Marlborough Family Service in London lebt und arbeitet, ist mit seinem Ansatz eines klinischen Multi-Familien-Settings in den letzten Jahren auch hierzulande durch Vorträge, Workshops und Supervisionen bekannt geworden. Bereits 2001 erschien sein Buch„Multiple Family Therapy: The Marlborough Model and its wider Applications“, das er gemeinsam mit Neil Dawson und Brenda McHugh verfasste und bei Karnac Books erschienen ist. Es ist dem englischen Altmeister Alan Cooklin gewidmet (der eine Einführung verfasst hat) und mit einem Vorwort des Altmeisters Salvador Minuchin versehen. Auch wenn es noch nicht in einer deutschen Übersetzung vorliegt, ist das Buch, wie Rezensent Jürgen Hargens betont,„uneingeschränkt empfehlenswert, anregend und sehr verständlich geschrieben“.
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6. November 2007
von Tom Levold
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„Immer noch der gleiche Heinz“


Lutz Dammbeck hat einen Film„Das Netz“ gemacht, der 2004 bei Arte ausgestrahlt wurde. Für diesen Film hat er auch Heinz von Foerster in Kalifornien besucht und interviewt. Ein Ausschnitt ist bei youtube zu finden und zeigt, welche unglaubliche Energie und Vitalität Heinz von Foerster, der 2002 gestorben ist, auch noch kurz vor seinem Tode zur Verfügung stand.