systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

8. Dezember 2007
von Tom Levold
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80. Geburtstag von Niklas Luhmann

Heute wäre Niklas Luhmann 80 Jahre alt geworden. Er wurde am 8.12.1927 in Lüneburg geboren und ist am 6.11.1998 in Oerlinghausen gestorben. Anstelle einer intensiven Würdigung zum Geburtstag möchte ich an dieser Stelle auf das Luhmann-Special im systemagazin verweisen, das ich im Sommer 2005 – anlasslos – veröffentlicht hatte. Nun ist der Anlass ohne jeden Zweifel gegeben: Damals schrieb ich im Editorial: „Es handelt sich also um einen Fall von zwar anlassloser, aber vielleicht gerade deshalb angebrachter Würdigung des bedeutsamsten deutschsprachigen Systemtheoretikers. Schließlich kann niemand, der sich einige Zeit im systemischen Gelände getummelt hat, behaupten, dass ihm dieser Name noch nicht vorgekommen sei. Wie viele davon tatsächlich mehr als seinen Namen (z.B. einige seiner zahllosen Werke) zur Kenntnis genommen haben, steht auf einem anderen Blatt. Fritz Simon hat das zugespitzt so formuliert, dass es sich bei Luhmann um den in der systemischen Szene am meisten zitierten und gleichzeitig am wenigsten gelesenen Autoren handele, ein Zustand, dem (falls zutreffend) dieses Special ein Stück weit abhelfen möchte. Niklas Luhmann war und ist sicherlich keine leichte Kost, erst recht für Nicht-Soziologen, Psychotherapeuten, Berater und andere Menschen, die sich selbst als „Praktiker“ bezeichnen würden – manche womöglich, um komplexere Ansprüche an theoretische Durchdringung ihres Tuns auf Abstand halten zu können. Besonders diesen Kolleginnen und Kollegen ist dieses Special gewidmet: aus der Überzeugung heraus, dass Luhmann – jedenfalls zumindest die Auseinandersetzung mit ihm – auch für ,Praktiker‘ Gewinn bringen kann. Es geht also darum, den Zugang zu Luhmann durch ausgewählte Lektüre zu erleichtern, ein Projekt, um das sich Luhmann selbst zugegebenermaßen nicht zuförderst gekümmert hat. Aber auch die systemtheoretisch bereits Bewanderten dürfen hier Geistesnahrung erwarten“
Zum Luhmann-Special…

8. Dezember 2007
von Tom Levold
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systemagazin Adventskalender: Der Mensch hinter der Wissenschaft

Heute ist der Wieslocher Organisationsberater und Transaktionsanalytiker Bernd Schmid an der Reihe. Ihm sind Begegnungen mit Francesco Varela und Niklas Luhmann eingefallen, die ihn bei aller theoretischer Abstraktion durch ihre persönliche Warmherzigkeit und Leidenschaftlichkeit beeindruckt hatten, wenngleich ihm auch Zweifel kamen, inwiefern Person und Theorie bei beiden zur Deckung zu bringen gewesen seien:„Letztlich hat es mir klar gemacht, dass für mich der Mensch hinter der Wissenschaft bzw. hinter der Profession für die Glaubwürdigkeit und Passung zu meinen Orientierungen und Wirklichkeiten entscheidend wichtig ist“
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7. Dezember 2007
von Tom Levold
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Systemagazin Adventskalender: Sachen gut zu Ende bringen

Zunächst gilt es an dieser Stelle, einen neuen systemagazin-Autor vorzustellen, herzlich willkommen! Ruppert Heidenreich, Aachener, systemischer Supervisor, Freund und Nachbar des verstorbenen Heinz Kersting, Ministerialbeamter a.d. im Kultusministerium des Landes NRW, hat schöne Erinnerungen an die Heidelberger Tagung, bei der es – kurz vor seiner Pensionierung – darum ging, wie man Sachen gut zu Ende bringt:„Der Kongress war zu Ende. Auf der Zugfahrt nach Hause habe ich nicht gelesen, keine Musik gehört, nichts geschrieben. Ich habe zum Fenster hinaus gesehen und die Gedanken formierten sich zur Gestaltung meines Abschieds im Ministerium. Als Erstes stellte ich mir vor, dass mein Nachfolger / meine Nachfolgerin meine Arbeit weiter führt und manches vielleicht besser oder erfolgreicher machen kann als ich. Das Gefühl war da: Es gibt im Ministerium ein Leben nach mir. Ich muss gar nicht alles bis zur Pensionierung fertig machen. Und meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden mich dafür lieben“
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6. Dezember 2007
von Tom Levold
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Kurt Ludewig wird 65!

Lieber Kurt,

Als wir uns im Jahre 1981 begegnet sind, haben wir uns noch gar nicht zur Kenntnis genommen. Das war in Zürich auf dem internationalen Kongress, den Rosmarie Welter-Enderlin organisierte. Wir beide saßen neben Rosmarie und vier (!) anderen Teilnehmern in einer kleinen Dachkammer im Workshop von Paul Dell, der über die Theorien von Humberto Maturana referierte. Ich kannte Euch beide nicht und hätte damals sicher auch nicht Schritte unternommen, das zu ändern. In den Folgejahren haben wir dann aber immer mehr Gelegenheiten gehabt, uns auf Tagungen und Kongressen kennenzulernen und ich glaube, wir haben schnell gemerkt, dass wir uns eine Menge zu sagen haben, auch wenn wir keineswegs immer einer Meinung waren. Wechselseitige Einladungen zu Workshops und Seminaren taten das ihrige dazu. Als wir dann 1993 die Systemische Gesellschaft gründeten und gemeinsam sechs Jahre im Gründungsvorstand waren, hat sich unser Verhältnis sehr intensiviert. Es war eine gute und ausgesprochen produktive Zeit, ich der ich Deine Energie und Deine politische Übersicht mehr als schätzen gelernt habe. Als Du mich dann einludst, an der Vorbereitung des EFTA-Kongresses 2004 in Berlin mitzuwirken, habe ich noch einmal eine ganz andere Seite von Dir kennen gelernt: Kurt Ludewig als großartigen Organisator mit einem unglaublichen Gedächtnis, fantastischem networking, ständiger Präsenz und unerschütterlichem Optimismus, der uns allen geholfen hat, dem größten Event in der Systemischen Geschichte hierzulande zum Erfolg zu verhelfen. In all diesen Jahren ist eine tiefe Freundschaft gewachsen mit einer Fülle von Erinnerungen, die ich nicht missen möchte. Zum 65. Geburtstag wünsche ich Dir an dieser Stelle alles Gute – verbunden mit der Hoffnung, dass Deine fast unerschöpfliche Energiequelle auch in Zukunft weiter sprudelt und die Entwicklung der systemischen Szene weiterhin befruchtet, und dass wir noch das eine oder andere Gläschen gemeinsam miteinander leeren können (aber gefeiert wird ja noch :-)).
An dieser Stelle melden sich noch eine ganze Reihe weiterer Gratulanten, mit Ihnen gemeinsam wünsche ich:

Happy Birthday, lieber Kurt

Dein Tom

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Liebe Gratulantinnen und Gratulanten,
mit inngster Freude und tiefer Rührung habe ich Eure Zeilen gelesen und genossen. Es ist so enorm wohltuend zu erfahren, dass der Beitrag, um den man sich bemüht hat, irgendwo auf fruchtbaren Boden gefallen ist.
Mit herzlichstem Dank, speziell an Dich Tom für diese wundervolle Idee,
Euer Kurt Ludewig

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6. Dezember 2007
von Tom Levold
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Systemagazin Adventskalender: Science? Fiction? Oder Was?

Zum Nikolaus gibt es heute einen längeren Text, der – ausnahmsweise – nicht für den Adventskalender geschrieben wurde. Oliver König hat im Mai 1996 die IGST-Tagung in Heidelberg über „ScienceFiction – Fundamentalismus und Beliebigkeit in Wissenschaft und Therapie“ besucht, wo es offensichtlich hoch herging. Diesen Text hat er in der Familiendynamik im ersten Heft 1997 als Tagungsbericht veröffentlicht, und weil er so wunderbar erzählt ist, taucht er als schöne Beigabe zum Adventskalender an dieser Stelle wieder auf. Oliver König schreibt:„Selten habe ich mich auf einem Kongress über so vieles geärgert, selten habe ich dabei aber auch so viel gelernt. Das war es allemal wert. So möchte ich zum Abschluß noch eine Austreibung der Geister, guter wie böser, Teufel wie Engel, vornehmen. Und wie treibt man Geister am besten aus: Natürlich mit einem anderen Geist!“, nämlich: Max Weber (und jedenfalls nicht: mit Nikolaus).
Zum Adventskalender…

5. Dezember 2007
von Tom Levold
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Jeder dritte Zettel eine Überraschung!

Im Juni war an dieser Stelle ein Video zu sehen, dass Niklas Luhmann bei der Vorführung seines Zettelkastens zeigte. Nun gibt es Neuigkeiten. Die Soziologen André Kiesering und Rudolf Stichweh, Jürgen Kaube von der FAZ, Bettina Heintz und die Luhmann-Tochter Veronika haben nach einem langen Rechtsstreit, während dessen der Zettelkasten nicht mehr zugänglich war, Einblick nehmen können. In einem Interview mit dem Deutschland-Radio schildert Andrè Kieserling die Umstände und die Ergebnisse der Besichtigung. Die handschriftlich verfassten Zettel sind gut lesbar, viele sind wie Manuskripte zu lesen, also keinesfalls nur Stichwortsammlungen, eine Rekonstruktion der Zettel könnte einen guten Zugang zum Aufbau und zur historischen Entwicklung der Luhmannschen Theoriearchitektur geben. Die ersten Zettel dürfte Luhmann schon mit 28 Jahren angelegt haben. Aufgrund ihres Alters kann natürlich nicht mit den Originalzetteln gearbeitet werden, die zunächst eingescannt und aufbereitet werden müssen. Auf eine Edition des Zettelkastens dürfen Systemtheoretiker und ihre Rezipienten gespannt sein.
Das volle Kieserling-Interview ist hier zu hören…

4. Dezember 2007
von Tom Levold
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Bitte nachmachen!


Forscher des Primaten-Forschungsinstitutes der Kyoto-Universität konnten zeigen, dass ein junger Schimpanse in der Lage ist, Universitäts-Studenten bei der Bewältigung einer Testaufgabe zu schlagen, bei der es um den Einsatz des sogenannten„Arbeitsgedächtnisses“ geht (working memory). Im Video ist zu sehen, wie der Schimpanse Zahlen in der richtigen Reihenfolge antippt, die nur für einen Bruchteil von Sekunden zu sehen waren. Chapeau!
Zum Blog mit genaueren Informationen…

4. Dezember 2007
von Tom Levold
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Systemagazin Adventskalender: Kongressgeschichten

Luigi Boscolo hat als Mitglied des„Mailänder Teams“ um Mara Selvini Palazzoli und später mit Gianfranco Cecchin auf unzähligen Tagungen und in noch unzähligeren Workshops und Seminaren die Vorstellungen vieler Systemischer TherapeutInnen der ersten und zweiten Generation über die Arbeit mit psychiatrisch diagnostizierten Indexpatienten nachhaltig geprägt. Im heutigen Adventskalender berichten Thomas Keller aus Köln und Ulrike Borst von Erlebnissen anlässlich einer Live-Demonstration von Luigi Boscolo, die ihren eigenen professionellen Entwicklungen eine nachhaltige Veränderung beschert haben. Thomas Keller fand Ende der 70er Jahre, wonach er die ganze Zeit gesucht hat, bei Ulrike Borst blieb kein Stein auf dem anderen:„Die folgenden fast zwei Jahrzehnte lang bemühte ich mich – mit Erfolg, wie ich glaube – darum, die scheinbar unvereinbaren Positionen der verhaltenstherapeutischen und der systemischen Variante der Familientherapie unter einen Hut zu bekommen. Für die Verhaltenstherapie als ,Schule‘ war ich allerdings verloren und machte eine systemische Weiterbildung“.
Zum Adventskalender…

3. Dezember 2007
von Tom Levold
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Family Process 4/2007

Die aktuelle Ausgabe ist in erster Linie Forschungsarbeiten zu Themen internationaler und multi-ethnischer Kontexte der Theorie von Paar- und Famiienbeziehungen gewidmet. Darüber hinaus gibt es einen theoretischen Beitrag von C. Christian Beels über Psychotherapie als Übergangsritus, eine Arbeit über die Funktion einer Mentorengruppe in der Ausbildung farbiger TherapeutInnen sowie einen Aufsatz über die Misshandlung und Vernachlässigung von älteren Menschen in Latino-Familien. Im Editorial gibt Herausgeberin Evan Imber-Black bekannt, dass Family Process ab sofort vermehrt Anstrengungen unternehmen wird,„truly international“ zu werden. Ein erster Schritt ist die Bereitstellung aller abstracts auch in Spanisch und Mandarin (Chinesisch) ab 2008. Immerhin stammt die Hälfte aller Abbonnenten nicht aus den USA. Dennoch wird es auf lange Sicht nicht zu erwarten sein, dass die abstracts auch in Deutsch übersetzt werden, was die Motivation fördern sollte, englische Texte auch im Original zu studieren. Der Abschluss des Heftes ist ein Nachruf auf Tom Andersen, verfasst von Harlene Anderson und Lynn Hoffman. Außerdem sind jetzt alle bibliografischen Angaben des Jahrgangs 2003 von Family Process ebenfalls im Zeitschriften-Archiv von systemagazin zu finden.
Zu den vollständigen abstracts…

3. Dezember 2007
von Tom Levold
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systemagazin adventskalender: Kongressgeschichten

Dörte Foertsch vom Berliner Institut für Familientherapie steuert eine kleine Erinnerung an eine Tagung mit Tom Andersen bei, der in Osnabrück vor 300 TeilnehmerInnen eine Life-Konsultation mit einer Familie und ihrem Therapeuten durchführte und dabei einen bleibenden Eindruck hinsichtlich der praktischen Wirksamkeit des Konzeptes des„reflecting Teams“ bei der Autorin hinterlassen hat.
systemagazin Adventskalender…

2. Dezember 2007
von Tom Levold
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Jürgen Hargens wird 60

Heute wird Jürgen Hargens 60 Jahre alt. Dazu möchte ich ihm an dieser Stelle von ganzem Herzen gratulieren und muss gleich dazu sagen, dass ich, wie wohl auch viele andere, von seinem Geburtstag erst durch die Würdigung erfahren habe, die Wolfgang Loth in der aktuellen Ausgabe von systhema veröffentlicht hat. Obwohl Jürgen Hargens durch seine vielen Publikationen sehr bekannt ist, zeigt das doch auch, dass er eher kein Mensch ist, der das Rampenlicht sucht. Auf Kongressen treibt er sich jedenfalls nicht sehr häufig herum. Ich selbst bin ihm nur ein einziges Mal persönlich begegnet, obwohl wir seit fast 25 Jahren miteinander in Kontakt sind, mal enger, mal weniger eng. Das hat vielleicht auch mit seiner norddeutschen Randlage und einer ausgeprägten Bescheidenheit zu tun. Wie auch immer, beides könnte dazu beitragen, dass der Beitrag von Jürgen für die Entwicklung der Systemischen Therapie in Deutschland heute womöglich unterschätzt werden könnte. Aus diesem Grund will ich meine Glückwünsche mit einem kleinen Sprung in das Jahr 1983 verbinden, dass bald 25 Jahre zurück liegt.
Am 7.1.1983 schrieb mir Jürgen Hargens einen Brief, schon damals mit dem Norderweg 14 in 2391 Meyn als Absender (Jürgen ist ein seßhafter Mensch). Ein Brief, der mich ebenso erfreute wie völlig überraschte, da ich noch nie von Jürgen Hargens gehört hatte, und in dem es hieß: „Sehr geehrter Herr Levold, ich werde dieses Jahr die ,Zeitschrift für systemische Therapie‘ herausgeben, die erste Ausgabe aller Voraussicht nach in diesem Frühjahr. Da sich gegenwärtig kein Verlag bereit zu finden scheint, ein derartiges Vorhaben zu unterstützen, werde ich die ganze Sache zunächst alleine machen müssen, d.h. planen, entwerfen, drucken, verschicken und finanzieren. Ich wende mich an Sie mit der Frage, ob und ggf. in welchem Maße Sie Interesse hätten, an dieser Zeitschrift mitzuarbeiten. Bisher wird die Zeitschrift in Zusammenarbeit mit dem ,Journal of Strategie and Systemic Therapies‘ entstehen unter Mitwirkung (d.h. als Mitglieder des ,editorial advisory board‘) einiger nordamerikanischer und nordeuropäischer Fachleute. Aus dem deutschen Sprachraum habe ich bisher erst einen Mitarbeiter gewinnen können. Ich weiß wohl, daß meine Angaben sehr dürftig sind, denke aber, daß eine Entscheidung dennoch möglich sein kann. Ich bin an Mitarbeitern interessiert, die zum einen als ,ständige Mitarbeiter‘ fungieren und damit – zum anderen – Manuskripte lesen und bewerten, potentielle Autoren ansprechen, Informationen etc. geben, selbst Beiträge verfassen und ,last not least‘ zur Verbreitung der Zeitschrift beitragen.“ Damals noch mit freundlichen Grüßen, auf die für Jürgen heute so kennzeichnende „friedliche Grüße“ ist er erst später gekommen.
Etwas zurückhaltend misstrauisch erwiderte ich, dass ich das Projekt mehr als interessant fände, aber zunächst wolle ich wissen, wie er überhaupt auf mich gestoßen sei. In seiner prompten Anwort schrieb er: „Ich habe von Ihnen durch Herrn D. Roloff (Hannover) erfahren. Persönlich sind wir uns (jedenfalls bewußt) nicht begegnet. Herr Roloff verwies auf Unzufriedenheiten einiger DAF-Mitglieder hinsichtlich der ,systemischen Therapie‘ und erwähnte in diesem Zusammenhang die ,Kölner Gruppe um Tom Levold‘. Ihre Anschrift ließ sich dann dem DAF-Mitgliederverzeichnis entnehmen.“ Über sich selbst schrieb Jürgen: „Zu meinem Kontext: ich arbeite als ,Klinischer Psychologe‘ in meiner kleinen Praxis und bemühe mich, systemische Ansätze in die Praxis umzusetzen (mit einem befreundeten Kollegen).“ Jürgen war damals 35, ich 29. So einfach war es damals, etwas Neues und Bahnbrechendes auf die Schiene zu setzen.
So entstand dann eine für mich sehr wertvolle Zusammenarbeit mit Jürgen Hargens an der „Zeitschrift für Systemische Therapie“, die sehr schnell zur wichtigsten Ressource für die eigenständige Etablierung der Systemischen Therapie in Deutschland wurde – gerade auch in Abgrenzung zur Familientherapie (worauf sich auch die zitierte „Unzufriedenheit“ bezog). Ein Verlag wurde gefunden („modernes lernen in Dortmund“) und die Zeitschrift entwickelte sich zum produktivsten und diskussionsfreudigsten Medium der systemischen Szene in den 80er Jahren. Dies in die Wege geleitet zu haben, ist das große und alleinige Verdienst von Jürgen Hargens, das heute, wo der Systemische Ansatz im engeren Sinne eine enorme Bandbreite an Darstellungs- und Veröffentlichungsmöglichkeiten hat, vielen jüngeren KollegInnen wahrscheinlich nicht mehr so richtig klar sein dürfte.
In der Systemischen Bibliothek erscheint heute aus Anlass des 60. Geburtstages von Jürgen Hargens ein Text von Cornelia Tsirigotis, die aus ihrer persönlichen Perspektive schildert, wie Hargens Idee des „Unerschrockenen Respektierens“ sie schon lange in ihrer eigenen Arbeit begleitet. Eine Hommage, die zeigt, dass diese Idee in ihre Praxis so eingesickert ist, dass sie sich gewissermaßen verselbstständigt hat und der Bezug auf den Urheber nur noch implizit vorgenommen wird. Kann es ein besseres Beispiel für Wirksamkeit geben?
Lieber Jürgen, von Deiner Initiative, Deiner Neugier, Deinen internationalen Verbindungen, Deiner Beharrlichkeit und auch Deiner Sperrigkeit haben wir alle (und natürlich auch Du) sehr viel profitiert. Auch wenn Du Deinen Geburtstag im Stillen feierst und Dir nur einen freien Dezember gönnst, möchte ich Dir von dieser Stelle aus alles Gute wünschen und uns viele weitere Beiträge aus Deiner Feder.
Tom Levold
Zur Systemischen Bibliothek…

2. Dezember 2007
von Tom Levold
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systemagazin adventskalender: Kongressgeschichten

Nach der Eröffnung des systemagazin Specials mit Kongressgeschichten am gestrigen Tag kommt heute Wolfgang Loth zu Wort, der sich an eine Veranstaltung mit Steve de Shazer erinnert: „Und jemand wollte mehr wissen, wollte wissen, wie es denn in Steves eigenem Leben funktioniere, was er hier so lösungsorientierend erzähle. Die Antwort kam unmittelbar: ,Study your own business!‘, bellte er den Fragesteller an, gefolgt von ,Next question!’“. Dass Wolfgang Loth dieser Antwort im Nachhinein eine Menge abgewinnen kann, können Sie in seinem Beitrag nachlesen.
Zum Adventskalender