systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

30. Januar 2008
von Tom Levold
Keine Kommentare

Tagung Systemische Forschung

Das endgültige und attraktive Tagungsprogramm der diesjährigen systemischen Forschungstagung vom 5.-7.3.2008 in Heidelberg steht jetzt fest. Als Referenten werden u.a. teilnehmen: Cornelia Oestereich, Jochen Schweitzer, Chuck Borduin, Eia Asen, Wolfgang Tschacher, Günter Schiepek, Bruno Hildenbrand, Michael B. Buchholz, Kirsten von Sydow, Joyce Ma, Haim Omer u.v.a.
Zur Tagungswebsite…

30. Januar 2008
von Tom Levold
Keine Kommentare

Weiterhin gute Zusammenarbeit zwischen DGSF und SG

In einer Pressemeldung vom heutigen Tage bekräftigen die Vorstände von SG und DGSF ihre„weiterhin gute Zusammenarbeit“, an der aber bislang eigentlich niemand so recht gezweifelt hat. Am 26.1. hat ein Treffen der Vorstände stattgefunden, in der Meldung wird ein Überblick über die Themen gegeben, die diskutiert wurden. Positionen, Forderungen, Egebnisse oder Absichtserklärungen sind leider in der Meldung nicht zu finden. Vielleicht darf man ja demnächst mit konkreteren Formulierungen rechnen.
Zur vollständigen Meldung…

30. Januar 2008
von Tom Levold
Keine Kommentare

Psychotherapieethik

Sabine Klar empfiehlt den umfangreichen„Grundriss der Psychotherapieethik. Praxisrelevanz, Behandlungsfehler und Wirksamkeit“ von Renate Hutterer-Krisch aus Österreich, der 2007 im Springer Verlag Wien erschienen und unter Mitwirkung von Renate Riedler-Singer, Thomas Gutmann, Veronika Hillebrand, Erwin Parfy, Andrea Schleu und Josef Vetter entstanden ist:„Das Buch scheint tendenziell einen leicht analytischen Schwerpunkt zu haben, bezieht aber andere Schulrichtungen (v.a. die systemische) ausführlich mit ein. Aus meiner Sicht sollte es in keiner Praxis einer Psychotherapeutin (Männer sind mit gemeint) und in keiner Bibliothek eines Ausbildungsvereins fehlen. Es wird aufgrund seines Umfangs wahrscheinlich eher den Charakter eines Nachschlagewerks haben. Liest man es von Anfang bis Ende durch (was allerdings auch mir nicht ganz gelungen ist), so gewinnt man einen Eindruck davon, wie relevant und komplex sich ethische Fragen im Kontext der Psychotherapie erweisen können“
Zur vollständigen Besprechung…

30. Januar 2008
von Tom Levold
Keine Kommentare

Backpfeife für wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie

Am 15. Januar 2008 hat das OVG Nordrhein-Westfalen mit einstimmigem Beschluss ein Urteil des Verwaltungsgerichts Köln verworfen, mit dem die Eignung der Gesprächspsychotherapie für die staatliche Ausbildung von Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten mit dem Hinweis auf eine fehlende positive Empfehlung des Wissenschaftlichen Beirates Psychotherapie bestritten worden war. Wie in einer aktuellen Mitteilung der Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie (GWG) deutlich wurde, ist dieses Urteil aber darüber hinaus von größter Bedeutung für die gesamte Diskussion um die Frage der wissenschaftlichen Anerkennung von Psychotherapieverfahren und wirft auch noch einmal ein neues Licht auf die Anstrengungen zur Anerkennung der Systemischen Therapie durch den Wissenschaftlichen Beirat:„Die bisher erfolgreich scheinende Versuch der Protagonisten im Wissenschaftlichen Beirat, sich als Wissenschaftsgericht mit dem alleinigen Besitz der Wahrheit über Wissenschaftlichkeit auszugestalten, ist damit wohl beendet“
In dem Urteil heißt es unter anderem:„Der … zentrale Begriff der ‚wissenschaftlich anerkannten psychotherapeutischen Verfahren’ wird im Psychotherapeutengesetz nicht definiert. Ebenso wenig enthält das Gesetz konkretisierende und der Präzisierung dieses Begriffs dienende Elemente bezüglich der Anforderungen für die wissenschaftliche Anerkennung psychotherapeutischer Verfahren. Der Begriff bedarf deshalb der Auslegung. Dabei liegen Schwierigkeit und zugleich Dilemma darin, dass bestimmte Abläufe und Ergebnisse in der Wissenschaft kontrovers bewertet und beurteilt werden mit der Folge, dass sich wegen dieser Unsicherheit häufig kein einheitliches Bild und keine übereinstimmende Bewertung für eine wissenschaftliche Anerkennung eines Verfahrens oder einer Methode ergibt. Dies gilt in besonderem Maße gerade auch für die Psychotherapie, bei der dementsprechend der Konsens unter den Psychotherapeuten über die Wertung und Anerkennung psychotherapeutischer Methoden nur sehr gering ist. (…) Vor dem dargelegten Gesetzeshintergrund erscheint es dem Senat deshalb nicht geboten, die Anerkennung eines psychotherapeutischen Verfahrens (ausschließlich) von einem durch Studien belegten und nachgewiesenen Wirksamkeitsnachweis abhängig zu machen. Ein entsprechender Wirksamkeitsnachweis ist zwar ein nicht unerhebliches Indiz für die Anerkennung und Anerkanntheit eines Verfahrens, kann angesichts der Gesetzesintention, dass einerseits die Qualität der Ausbildung als Psychotherapeut gesichert werden soll und andererseits bei der Ausübung von Psychotherapie die Missbrauchsgrenze relevant ist, aber nicht als allein entscheidendes Kriterium angesehen werden. (…) Nach dem insoweit eindeutigen Wortlaut des § 11 PsychThG, wonach über die wissenschaftliche Anerkennung eines Verfahrens die zuständige Landesbehörde entscheidet und sie ihre Entscheidung in Zweifelsfällen auf der Grundlage eines Gutachtens des wissenschaftlichen Beirats treffen soll, steht allein der zuständigen Landesbehörde […] die Entscheidungskompetenz zu, während dem wissenschaftlichen Beirat mit der Aufgabe der Erstellung eines Gutachtens in Zweifelsfällen als Grundlage für die behördliche Entscheidung lediglich eine Beratungsfunktion, nicht aber eine Entscheidungsbefugnis zugewiesen wird. […] Diese gesetzlich vorgesehene Zuteilung von Entscheidungs- und Beratungskompetenzen hat die Beklagte bei der den Gegenstand dieses Verfahrens bildenden Entscheidung verkannt, weil sie sich […] ausschließlich auf die Bewertung und Einschätzung des wissenschaftlichen Beirats zur Eignung der Gesprächspsychotherapie als Ausbildung für die psychotherapeutische Behandlung von Kindern und Jugendlichen bezogen hat, ohne eine eigenständige Entscheidung zu treffen. Den Stellungnahmen des wissenschaftlichen Beirats kommt auch im Übrigen keine Verbindlichkeit in dem Sinne zu, dass darauf die Ablehnung des klägerischen Begehrens gestützt werden kann“
Die vollständige Presseerklärung der GWG sowie ein Kurzkommentar von Wolf Waniger findet sich hier. Den vollständigen Text des Beschlusses des Oberverwaltungsgerichtes NRW ist hier nachzulesen…

29. Januar 2008
von Tom Levold
Keine Kommentare

„Lehrbuch-Debatte“: Jürgen Hargens antwortet auf Schweitzer/von Schlippe

Nach der Erwiderung von Jochen Schweitzer und Arist von Schlippe auf die Kritiken an ihrem„Lehrbuch“ über störungsspezifisches Wissen der systemischen Therapie, die in der letzten Woche im systemagazin veröffentlicht wurde, wird die Diskussion heute von Jürgen Hargens fortgeführt, der auf die Argumentation der beiden Autoren kritisch eingeht. Sein Beitrag kann nicht nur hier online verfolgt werden, sondern auch im Zusammenhang mit den Kritiken auf der Seite der Buchbesprechungen.

Jürgen Hargens: Im Gespräch bleiben oder: Entscheidungen/Konstruktionen können auch unbeabsichtigte Konsequenzen haben

„Ich freue mich, dass Jochen Schweitzer und Arist von Schlippe sich zu den Reaktionen auf das Lehrbuch II geäußert haben, denn das ist für mich ein Teil der systemischen Idee „im Gespräch zu bleiben.” Und ein zweites ist für mich mit der Idee „im Gespräch bleiben” verbunden – Systemisches betont Vielfältigkeit, würdigt Unterschiede und verzichtet darauf, immer und in jedem Fall einen Konsens herstellen zu müssen.
Insofern greife ich das auf, wo ich Unterschiede festmache, von denen ich denke, dass es bedeutsam sein könnte, solche Unterschiede nicht zu verwischen. Ich werde so vorgehen, dass ich (1) zunächst noch einmal meine grundsätzliche Position skizziere und dann (2) einige Passagen der Erwiderung aufgreife (kursiv gesetzt) und meine Ideen dazu offen lege.…

Weiterlesen →

27. Januar 2008
von Tom Levold
Keine Kommentare

Familiendynamik Heft 1/2008

Mit dem neuen Jahr hat sich auch die Herausgeberriege bei„Familiendynamik“ verändert. Ulrich Clement hat sich verabschiedet und ab dem laufenden Jahrgang wird die Zeitschrift von Hans Rudi Fischer, Ulrike Borst und Arist von Schlippe herausgegeben. Das erste Heft ist dem Schwerpunktthema Angst gewidmet. Neben einem Aufsatz des Neurobiologen Gerald Hüther finden sich zwei therapeutische Arbeiten zur Behandlung von Angstörungen von Bernd Schumacher (dessen Text über„Systemische Angsttherapie – in einer Sitzung“ in Heft 2/08 fortgesetzt werden wird) und Hans Rudi Fischer („Lohn der Angst?“). Harry Friebel, Soziologe aus Hamburg, stellt eine empirische Untersuchung vor, in der danach gefragt wird, wie Paare aus der Generation der„Kinder der Bildungsexpansion“ die anfallende Hausarbeit miteinander aufteilen, und kommt – wie schon andere vor ihm – auf das desillusionierende Ergebnis einer„erheblichen Diskrepanz zwischen allgemeinen Idealbildern und realen, alltäglichen geschlechtsspezifischen Diskriminierungen und Hierarchisierungen (…) Traditionelle Rollenbilder entwickeln und halten sich wohl am Stärksten im alltäglichen Umgang. Die Gleichheitsforderung spielt in den geschützten »eigenen« Wänden kaum eine Rolle“. Lothar Eder, der kürzlich mit seinem Buch über Systemische Psychosomatik breite Aufmerksamkeit erhalten hat, startet mit einem zweiteiligen Aufsatz zum Thema und den Abschluss bilden Betrachtungen der HerausgeberInnen Fischer und Borst über Langeweile und Therapie, auch dies ein Zweiteiler. Erster Teil: Die Langeweile des Therapeuten.

systemagazin wünscht den neuen Herausgebern viel Erfolg, eine gute Hand und viele interessante Beiträge, die ihnen und den Lesern auch zukünftig jede Langeweile ersparen können.
Zu den vollständigen abstracts…

25. Januar 2008
von Tom Levold
Keine Kommentare

Losing Faith in Therapy?

Scott D. Miller, bekannter Psychotherapieforscher, Leiter des Institute for the Study of Therapeutic Change und früherer Mitarbeiter am BFTC in Milwaukee, dessen gemeinsame Bücher mit Barry L. Duncan und Mark A. Hubble auch in Deutschland breit rezipiert wurden, hat 2004 für das australische Magazin„Psychotherapy in Australia“ einen sehr persönlichen und recht pessimistischen Aufsatz über die Wirksamkeit von Therapie unter dem Titel„Losing Faith: Arguing for a New Way to Think About Therapy“ verfasst. Sein Schlusswort:„At length, I’ve come to accept that I cannot know ahead of time whether my interaction with a particular person on a given day in my office will result in a good outcome. Neither is all my knowhow, years of training and experience any guarantee. Our grand theories, clever techniques, even our best efforts to relate to and connect with others are empty – full of potential, yes, but devoid of any power or significance save that given to them by the person or people sitting opposite us in the consulting room. Thinking otherwise is not a demonstration of our faith, but actually conceit. The promises and potential notwithstanding, we simply have to start meeting and then ask, can they relate to us, to what we’re doing together at the moment? I know they will tell us. I now also have faith that, no matter the answer, the facts will always be friendly“ Allen Lesern empfiehlt er jedoch, vor der Lektüre dieses Artikels den an gleicher Stelle erschienenen und gemeinsam mit Duncan und Hubble verfassten Aufsatz„Beyond Integration: the Triumph of Outcome Over Process in Clinical Practice“ zu lesen.

24. Januar 2008
von Tom Levold
Keine Kommentare

Machtmissbrauch durch Gemeinsamen Bundesausschuss

Köln (GWG): In einem offenen Brief vom 22. Januar 2008 wendet sich der Wissenschaftliche Beirat der„Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie“ (GwG) an die Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Helga Kühn-Mengel. Vertreten durch ihren Sprecher, Prof. Dr. Jürgen Kriz, fordern die 19 Wissenschaftler des Beirats, dass dem„angeblichen Bewertungsverfahren zur Gesprächspsychotherapie“ seitens des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA)„endlich ein Ende gesetzt wird“. Dem G-BA werfen die Wissenschaftler vor, dass er das Verfahren zu einer„Farce verkommen“ ließe und„Machtmissbrauch“ mit seiner„Lobby-Politik“ betreibe. Der G-BA hatte am 20. Dezember 07 nicht – wie allgemein erwartet worden war – die Gesprächspsychotherapie nach über 20 Jahren Annerkennungsprozedere endlich als Kassenleistung für die Patienten zugelassen, sondern die Entscheidung wieder vertagt und die Psychotherapie-Richtlinien geändert.

Gemeinsamer Bundesausschuss ignoriert Wissenschaft

Dem war vorausgegangen, dass der G-BA im November 2006 beschlossen hatte, der Gesprächspsychotherapie die Kassenzulassung zu verweigern. Als Begründung stellte der G-BA die Behauptung auf, dass von den 424 geprüften wissenschaftlichen Wirksamkeitsstudien nur eine einzige seine Kriterien an Studienqualität erfülle. Diese Entscheidung und ihre Begründung hatten national wie international für Aufsehen gesorgt, da die 423 vom G-BA verworfenen Studien von diversen Wissenschaftlergremien positiv bewertet worden waren. Nachdem das Bundesministerium für Gesundheit den G-BA-Beschluss beanstandet hatte, setzte die Bundespsychotherapeutenkammer nochmals ein Gutachterteam an die Beurteilung der Studien. Auch diese Wissenschaftler kamen im November 2007 zu dem Ergebnis, dass„die Gesprächspsychotherapie alle Voraussetzungen gemäß Psychotherapie-Richtlinien (erfüllt), um als neues Psychotherapieverfahren zur vertragsärztlichen Versorgung zugelassen zu werden“. Doch der G-BA, in dem maßgebliche Vertreter jener Verfahren sitzen, die mit der Gesprächspsychotherapie konkurrieren, änderte daraufhin nicht seinen Beschluss, sondern er änderte die Psychotherapie-Richtlinien.„Wir sehen in der Missachtung sachlich gerechtfertigter zugunsten willkürlich zurechtgelegter Gründe einen interessengeleiteten Machtmissbrauch“, lautet daher der Vorwurf an den G-BA in dem Schreiben. Verwiesen wird u. a. auf Studien, die belegen, dass auch solchen Patienten mit Gesprächspsychotherapie geholfen werden konnte, bei denen die derzeitig anerkannten Verfahren versagten.

Schaden für Patienten verhindern
Von der Patientenbeauftragten der Bundesregierung fordern die Wissenschaftler daher, dass sie auf das Ministerium einwirke, die Gesprächspsychotherapie in Ersatzvornahme zuzulassen, damit der„Schaden, den die bisherige Blockierung durch den G-BA für die Gesundheit der Patientinnen und Patienten in Deutschland verursacht, nicht weiter vergrößert“ werde.
Zum vollständigen Text des offenen Briefes…

23. Januar 2008
von Tom Levold
Keine Kommentare

Bye Bye Trauma?

40 % der US-amerikanischen Soldaten, ein Drittel der Marine sowie die Hälfte der Mitglieder der Nationalgarde weisen Symptome schwerwiegender psychischer Störungen auf. Nun denkt die amerikanische Regierung darüber nach, schon präventiv an die Soldaten im Einsatz Psychopharmaka zu verabreichen, die ihre Traumatisierung (der Soldaten) durch ihre Tätigkeit verhindern oder einschränken sollen. Im amerikanischen Online-Magazin AlterNet ist ein kritischer Artikel von Penny Coleman zum Thema zu finden, den ich zur Lektüre empfehle:„I cannot imagine what aspects of selfhood will have to be excised or paralyzed so soldiers will no longer be troubled by what they, not to mention we, would otherwise consider morally repugnant. A soldier who has lost an arm can be welcomed home because he or she still shares fundamental societal values. But the soldier who sees her friend emulsified by a bomb, or who is ordered to run over children in the road rather than slow down the convoy, or who realizes too late that the woman was carrying a baby, not a bomb — if that soldier’s ability to feel terror and horror has been amputated, if he or she can no longer be appalled or haunted, something far more precious has been lost. I am afraid that the training or conditioning or drug that will be developed to protect soldiers from such injuries will leave an indifference to violence that will make them unrecognizable to themselves and to those who love them. They will be alienated and isolated, and finally unable to come home“
Zum vollständigen Artikel…

23. Januar 2008
von Tom Levold
Keine Kommentare

Nonverbale Interaktion in der Psychotherapie

Unter diesem Titel hat der Körperpsychotherapeut Peter Geißler die Beiträge des 4. Wiener Symposiums „Psychoanalyse und Körper“ im Psychosozial-Verlag herausgegegeben, erweitert um verschiedene Beiträge, die nicht auf der Tagung präsentiert wurden. Auch wenn sich das Buch, wie der Titel schon nahe legt, zunächst an eine psychoanalytisch orientierte Leserschaft richtet, lässt es sich mit Gewinn für alle lesen, die sich mit dem Thema nonverbaler therapeutischer Interaktion befassen. Der Rezensent Gerald Poscheschnik fasst zusammen:„ Mein Fazit lautet, dass es sich beim besprochenen Buch um ein lehrreiches Konvolut handelt, von dessen Lektüre man eigentlich nur profitieren kann. Die eingehende Beschäftigung mit dem Sujet kann Psychoanalytikern wie Psychotherapeuten helfen, den Blick für die nonverbale Komponente des therapeutischen Prozesses zu schärfen, die man sonst vielleicht unter dem Eindruck der Flut von Worten untergehen lässt. Positiv hervorzuheben ist für mich noch, dass das Buch auch repräsentativ für eine moderne und offene Psychoanalyse ist, die weder den interdisziplinären Dialog noch die empirische Forschung scheut“
Zur vollständigen Rezension…

21. Januar 2008
von Tom Levold
2 Kommentare

Call for Papers: „The Pressure of Change“. Zum problematischen Verhältnis von Veränderung und Organisation

Am 27./28.03.2008 findet in Stuttgart eine Tagung in Kooperation der Berner Fachhochschule (CH), der TU Chemnitz (D), der Universität Hohenheim (D) und der Universität Halle-Wittenberg (D) zu diesem Thema statt. Keynotes halten Prof. Dr. Peter Fuchs, Hochschule Neubrandenburg (Hierarchien unter Druck: Ein Blick auf ihre Funktionen und ihren Wandel), Prof. Dr. Christof Baitsch, Organisationsberatung Zürich (Heimliche Agenden in der Beratung. Enttäuschte Erwartungen der Unternehmen und was sich daraus entwickeln kann), Prof. Dr. Ralf Wetzel, Berner Fachhochschule & Dr. Jens Aderhold von der Universität Halle-Wittenberg (Unsicherheitsabsorption revisited – Das Management in der Klemme).
Hintergrund: Einerseits operiert man seit einiger Zeit in merkwürdigen Konstellationen: Das Management von Organisationen scheitert gesellschaftsweit munter in Reorganisations- und Implementationsverfahren vor sich hin. Unabhängig davon, ob es sich um Unternehmen, Sozialeinrichtungen, Schulen, Universitäten oder Kirchen handelt – man schimpft über permanente Wandelzumutungen und gleichzeitig über mehr oder wenige mißlingende Reform- oder Veränderungsprojekte. Gelegen kommen in diesen Momenten Experten und Berater. Fast unbekümmert sucht man das nächste Erfolg verheißende Konzept. Aber auch die Beratung selbst bekommt verstärkt Prügel wegen ihres vermeintlichen Budenzaubers. Von substanziell abgesackter Nachfrage jedoch keine Spur, von systematischer De-Standardisierung ihrer Produkte auch. Die Wissenschaft wiederum erfindet sich und ihr ‚Fahrrad’ seit mindestens 30 Jahren fröhlich neu und verkauft es (Weber und Taylor, Pawlow, Lewin, mittlerweile auch Vester, von Foerster und zuweilen Luhmann) ein weiteres Mal als ironisch distanzierte ‚Irritation’ oder als praxisnah gewünschte ‚angewandte Forschung’. Es herrscht zuweilen eine etwas heitere, nicht minder aber auch merkwürdig ‚autistische’ Stimmung an allen drei Fronten. Und keiner wundert sich.
Die Tagung fragt: Wofür steht Organisation heute eigentlich? • Wohin ‚driftet’ die Evolution der Organisation, in welcher Hinsicht verändert sie sich? • Welchen Umständen verdankt sich ihre aktuell prekäre Lage? • Welche Konsequenzen für ihre Funktionserfüllung hat das? • Sind Management, Beratung und Wissenschaft eigentlich noch reflexions-, handlungs- und entscheidungsfähig? • Wohin müssten sie sich verändern, wenn sich die Kontur der Organisation tatsächlich wandelt? • Welche Grundunterscheidungen, Methodologien und Methoden müssten sie lernen (und welche möglichst schnell vergessen), um diese Veränderungen erfassen, bewerten und letztlich gestalten zu können?
Tagungskosten: 70,- €

Einreichungen von abstracts sind bis zum 25.2. erbeten an die Veranstalter:
ralf.wetzel@bfh.ch,
rueckert@uni-hohenheim.de oder
jens.aderhold@soziologie.uni-halle.de

Die ausführliche Version des Call for Papers findet sich hier

20. Januar 2008
von Tom Levold
Keine Kommentare

Empire strikes back: Schweitzer und Schlippe zur Lehrbuch-Debatte

Kann es etwas Schöneres für ein Buch (und seine Autoren) geben, als dass es diskutiert wird? Seit fast einem Jahr ist eine Debatte um das sogenannte Lehrbuch II zum störungsspezifischen Wissen von Jochen Schweitzer und Arist von Schlippe entbrannt, die es in einer solchen Lebendigkeit in der systemischen Szene schon länger nicht mehr gegeben hat. Ein guter Teil dieser Diskussion ist übrigens im systemagazin geführt worden. Vor diesem Hintergrund freue ich mich, heute eine ausführliche Erwiderung der Autoren auf die Kritik an ihrem Buch präsentieren zu können:„…Um es deutlich zu sagen: Wir denken nicht, dass systemische Therapie künftig primär störungsspezifisch arbeiten soll und wird. Der größere Teil aller Entscheidungen, die Therapeuten zu treffen haben, hängt mehr von den aktuellen Lebensumständen und Beziehungsmustern, sowohl des Klientensystems, als auch des zwischen diesem und den TherapeutInnen gebildeten Therapiesystems zusammen. Aber: die systemische Therapie hat auch zahlreiche störungsspezifische Kompetenzen, Wir haben uns in unserem Buch daher für den Fokus auf das störungsspezifische Wissen entschieden, weil uns hiermit ein bedeutsamerer Unterschied zu bisherigen Publikationstraditionen möglich scheint…“
Um die Erwiderung im Zusammenhang mit den Kritiken lesen zu können, findet sie sich sowohl auf der Seite der Buchbesprechungen als auch in der Systemischen Bibliothek. Eine Weiterführung der Diskussion wäre wünschenswert, auf der Jahrestagung der SG im April in Berlin wird sie einen wichtigen Platz einnehmen.