systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

18. Februar 2008
von Tom Levold
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Die Hummel

Wer in seiner therapeutischen oder beraterischen Arbeit gerne auf Checklisten, Karteikarten usw. zurückgreift, wird hier vielleicht fündig. Christian Tschepp und Susanne Schinagl haben im Junfermann-Verlag eine Sammlung von 99 farbenfroh gestalteten Karteikarten mit„Metaphern, die dem Leben Flügel verleihen“ herausgebracht. Nadine Reiband, die die Kartensammlung für systemagazin rezensiert hat, schreibt:„Die Autoren bezeichnen alle Beiträge als Metapher. Ob man damit dem Begriff ,Metapher‘ gerecht wird, ist eine Frage, die sich Germanisten stellen dürfen. Für den Gebrauch in Therapie und Coaching kann der Begriff vermitteln, um was es gehen soll. Auch wenn es sich um Geschichten, Anekdoten und Sprüche handelt, der Sinn ist immer derselbe: Das Gelesene nicht wörtlich zu nehmen, sondern auf seine Situation, auf das eigene Problem zu übertragen. Die eigenen grauen Zellen anzuregen, neue Wege zu denken, neue Gedanken zu gehen“
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17. Februar 2008
von Tom Levold
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Sex und relgiöse Rechte in den USA

Dagmar Herzog, Geschichtsprofessorin am Graduate Center der City University of New York, hat einen sehr aufschlussreichen und für gerade für Europäer sehr lesenswerten Beitrag für das europäische Magazin-Projekt verfasst:„Das illegitime Kind der sexuellen Revolution. Wie die religiöse Rechte in den USA mit Sex an die Macht gelangte“. In diesem Artikel beschreibt sie den Erfolg einer homophoben, abtreibungsfeindlichen, der Jungfräulichkeit verpflichteten evangelikalen Rechten in den USA, die allerdings keinesfalls lustfeindlich, sondern in Bezug auf Sexualität auf bizarre Weise höchst widersprüchlich ist, was zu ihrem Erfolg offenkundig beiträgt. Ein Keuschheitsgürtel scheint der Bible Belt jedenfalls nicht zu sein:
„Bleibt die Frage: Warum kommt die ’Sexarbeit‘ der religiösen Rechten so gut bei den Anhängern an, aber auch – und das ist vielleicht die schwierigere aber wesentlichere Frage – warum haben Liberale keine effektiven Gegendiskurse liefern können? Warum funktioniert die rechts-religiöse Sexualpolitik? Und warum mit solch überwältigender Wucht und so vielen konkreten Konsequenzen – ob in der schulischen Aufklärung, in den Wahlergebnissen, in den Gerichtsentscheidungen oder in der Erosion der globalen HIV-Bekämpfung?
Eine erste Antwort liegt im Phänomen der„neosexuellen Revolution“, wie der deutsche Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch sie benannt hat. Für den Fall der USA würde das bedeuten, dass die religiöse Rechte die dramatischen Veränderungen in der sexuellen Landschaft begriffen hat, was für die Demokraten und ihre liberalen Ratgeber nicht gilt. Das um sich greifende Gefühl des Libidoverlustes, das Probieren von Viagra und Antidepressiva, die Angst um emotionale Öde in den intimsten Beziehungen, das Gefühl von Langeweile und Entfremdung, die Sehnsucht danach, Intensität und Stetigkeit zu kombinieren und der Frust, dass das so schwer ist, das Ansteigen der Selbstbezüglichkeit in sexuellen Interaktionen (es geht oft mehr darum, begehrtes Objekt zu sein als körperliche Lust zu suchen oder zu erleben), die Angst vor Geschlechtskrankheiten aber auch die Angst davor, einen nicht perfekten und folglich nicht begehrenswerten Körper zu haben, der unausweichliche Druck zum permanenten Voyeurismus: all das sind Faktoren, die den Erfolg des neuen lustversprechenden konservativen Redens über Sex erklären können – vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die sexuelle Revolution der sechziger und siebziger Jahre ihre Verheißungen nicht hat einlösen können.[45] Die Menschen sind darob nicht so glücklich geworden, wie sie es sich erhofft hatten oder wie es ihnen vorgegaukelt wurde.
Eine zweite Antwort ist genauso wichtig, und das ist die von der religiösen Rechten geschürte Lust an Aggression und Überlegenheitsgefühl. Man darf sich tugendhaft dünken, gerade wenn man anderen – etwa reuelosen Homosexuellen – Leid zufügt. Man darf sich mindestens überlegen fühlen, wenn man selbst kein gleichgeschlechtliches Begehren spürt. Man darf auch für die Todesstrafe sein, für das uneingeschränkte Recht auf Besitz von Schusswaffen, für die Folter und für den unprovozierten Krieg. Man darf große Lust gerade am Antiliberalismus empfinden. Man kann gegen illegale Immigranten wettern und gegen den Gebrauch von Steuergeldern für Arbeitslose, und man kann sich immer wieder am Tabubruch ergötzen gegen die politische Korrektheit. Und man kann zugleich ganz sentimental werden beim Anblick von gefrorenen Embryos aus Fertilitätskliniken – die man nun durch das von George W. Bush geförderte„Schneeflockenprojekt“ adoptieren darf.
Eine dritte Antwort schließlich ergibt sich aus dem transatlantischen Kontrast. In den USA gibt es keine Tradition des affirmativen Redens über Sex. Damit ist ein Reden über Sex gemeint, das diesen nicht grandios überbewerten und/oder hygienisch-gesundheitlich normalisieren und/oder spiritualistisch mystifizieren muss, um sexuelle Rechte zu schützen, das aber trotzdem Sex eloquent verteidigen kann – in seiner ganzen Komplexität, seiner allzu oft langweiligen Banalität, aber eben Menschen auch des Öfteren tief bewegenden Macht und Intensität“
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17. Februar 2008
von Tom Levold
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Journal of Family Therapy 1/2008

Das erste Heft des neuen Jahrgang des britischen Journals of Family Therapy präsentiert Beiträge über lösungsorientierte Ansätze u.a. in der Arbeit mit Familien mit intellektuell stark beeinträchtigten Kindern sowie mit Fällen familialer Gewalt. Darüberhinaus befasst sich ein Aufsatz mit den Bemühungen, paartherapeutische Angebote auch für Canadian First Nations couples, also Angehörige indianischer Völker in Kanada, zugänglich zu machen. Zwei weitere Forschungbeiträge sind den Themen der Bedeutung„romantischer Bindung“ für die Beziehungszufriedenheit sowie dem Stellenwert von Eltern-Eltern-Konsultation in familientherapeutischen Behandlungsprogrammen von Magersucht gewidmet. Herausgeber Ivan Eisler macht sich in seinem ausführlichen Editorial Gedanken, wie die Stimme der Familientherapie (was hier auch als Synonym für Systemische Therapie gelesen werden kann) gestärkt werden könne. Er beklagt, dass zahlreiche erfahrene Familientherapeuten im Publikationsbereich nur wenig präsent sind, weil ihnen die (universitären) Möglichkeiten des Forschens und Schreibens nicht ohne weiteres gegeben sind. Andererseits gäbe es zahlreiche Arbeiten junger AutorInnen (meistens Dissertationen), die nicht ohne weiteres im familientherapeutischen Diskurs wahrgenommen würden. Eisler schlägt daher vor, das Prinzip der Ko-Autorenschaft ernster zu nehmen als Beitrag für eine Erweiterung der familientherapeutischen Publikationsöffentlichkeit:„We teach trainees how to express their ideas clearly in writing, but the next step, helping them to publish, is somehow missing. By far the best way of learning such skills is to start writing with an experienced published author. If a trainee completes work that is worth publishing, the best way of helping that to happen is to become a co-author. This does not mean simply adding one’s name to a paper written by the student but requires taking an active part in developing the ideas for the paper so that it is suitable for publication, helping to redraft early versions and so on. I find it strange that that this seldom happens in family therapy contexts (although it is the norm in many other fields such as clinical psychology). I have heard people express their concern that this would be encroaching on the students’ authorship rights. Both students and teachers/supervisors should recognize that inviting a senior colleague(s) to co-author a paper is a recognition that they have probably had a significant role in developing the ideas already and that reshaping the student work for publication nearly always needs someone who is able to step back and give it a fresh focus. The issue of acknowledging the central contribution of the student is of course important but is dealt with by there being a clear expectation that the student will normally be the first author of any such joint publication (…). The co-authoring of papers is not just an effective way of increasing the chance of good work getting published. It is also an important way of marking the change from a student/teacher relationship to a collaborative colleague relationship which is crucial in encouraging newly qualified family therapists in pursuing academic interests“ Vielleicht wäre das auch eine spannende Perspektive für unsere deutsche Publikationsöffentlichkeit?
Zu den vollständigen abstracts des aktuellen Heftes (der Jahrgang 2002 des Journals ist jetzt auch in der Zeitschriftendatenbank erfasst)…

16. Februar 2008
von Tom Levold
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Ein Ferkel ist ein Ferkel ist ein Ferkel



Darf man Kindern Texte vorsetzen, die nichts von Gott halten? Familienministerin Ursula von der Leyen hat beantragt, ein Kinderbuch als Jugendgefährdende Schrift auf den Index setzen zu lassen. In diesem Buch geht es nicht um Sex oder Gewalt, sondern um Religion. Ein Ferkel möchte wissen, was es denn mit Gott auf sich hat und besucht einige Repräsentanten der Weltreligionen. Die Wellen um dieses Buch und den Indizierungsantrag schlagen hoch.
Michael Schlicksbier-Hepp aus Wilhelmshaven hat einen Beitrag über dieses Buch und den Versuch seiner Verfolgung verfasst, der hier im systemagazin in voller Länge zu lesen ist:

Am 6.3.08 soll über einen Indizierungsantrag des Bundesfamilienministeriums wegen angeblicher jugendgefährdender Religionsfeindlichkeit entschieden werden, wie die taz Ende Januar online berichtete. Es geht um Folgendes: Ein freches, kleines Ferkel und sein Kumpan, der Igel, erkundigen sich in einem respektlosen Kinderbuch nach den letzten Fragen, nach Gott. Die Antworten geben ein paar durchschnittliche Vertreter dreier monotheistischer Weltreligionen: Christentum, Islam, Judentum. Sie wirken auf mich ein wenig dümmlich und dämlich und geben sich mit ihren religionsfolkloristischen Antworten mitsamt der von ihnen vorgestellten Religion der Lächerlichkeit preis. So kommt das Ferkel zu dem Schluss:„Und die Moral von der Geschicht‘ Wer Gott nicht kennt, der braucht ihn nicht!“ Es mag sein, dass manche ernsthafte, gläubige Menschen sich über diese Karikaturen und den respektlos-frechen Text ärgern und glauben, dass die kritischen Autoren mit ihrer Satire die Grundaussagen der Religion verfehlen. Aber um diese Grundaussagen, die auch der Humanismus der Aufklärung kennt und übernommen hat, geht es überhaupt nicht. Diese dümmlichen, bornierten Religionsvertreter, die in ihrer ganzen arroganten Beschränktheit und mit missionarischem Eifer den Alleinvertretungsanspruch für die letzten Wahrheiten über das Leben und alles, was danach kommt, reklamieren, gibt es wirklich und sie wirkten und wirken schädlich auf die Menschenseele.

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15. Februar 2008
von Tom Levold
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Freiheit für Zumwinkel



Hamburg – Die Vorwürfe sind gewaltig, doch Klaus Zumwinkel bleibt Chef der Deutschen Post. Trotz des Vorwurfs der Steuerhinterziehung werde der Manager sein Amt weiter ausüben, teilte der Konzern mit. Der Vorstand sei jederzeit vollständig hinterziehungsfähig. Zumwinkel führe mit den Vorstandskollegen die Geschäfte wie gewohnt fort. Zuvor war Zumwinkel nach einer Vernehmung bei der Staatsanwaltschaft wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Nach Angaben des Konzerns befindet er sich derzeit zu Hause. In einer ersten Erklärung betonte der Vorstand, Zumwinkel habe sich nichts vorzuwerfen, da er nicht anderes gemacht als viele andere Vorstandsmitglieder in deutschen Unternehmen auch, die sich in einer bedrückenden sozialen Lage befänden. Sie seien nicht nur mit einem permanenten Sozialneid konfrontiert, sondern kämpften überdies seit langem einen ermüdenden Kampf um die Einführung eines Mindestlohns von 9,80 € pro Sekunde für Spitzenmanager, ohne auf die Solidarität der Gesellschaft rechnen zu können. Außerdem seien sie auf groteske Weise gegenüber sogenannten armen Menschen benachteiligt: „Der Transfer von Schwarzgeld in Millionenhöhe wird grundsätzlich nur bei Reichen verfolgt. Die Zahl der Steuerhinterziehungsverfahren in dieser Größenordnung geht bei z.B. bei Hartz-IV-Empfängern gegen Null. Dass die zuständigen Staatsanwaltschaften seit langem auf diesem Auge völlig blind sind, ist ein deutliches Zeichen für die soziale Ungerechtigkeit in unserem Land“.
Zudem werde vollkommen übersehen, dass das Engagement des deutschen Spitzenmanagements nicht nur auf die Steigerung des Bruttosozialproduktes unseres Landes gerichtet sei, sondern zugleich auch noch die Aufrechterhaltung der gesamten Volkswirtschaft des Liechtensteiner Fürstentums sichere: „Wenn die Postbank Filialen schließen oder die Deutsche Bank Angestellte entlassen muss, ist das Geschrei groß, aber wer denkt an die Bankangestellten in Liechtenstein?“. In der Vorstandserklärung heißt es weiterhin, es sei eine ungeheuerliche Idee, dass die Wirtschaftshilfe für Liechtenstein, die Zumwinkel aus eigener Tasche bezahlt habe, auch noch versteuert werden solle. Außerdem stamme das Geld ohnehin aus der Portokasse der Deutschen Post, und beim Porto habe es sich immer schon um eine postinterne Angelegenheit gehandelt. Auch die Liechtensteiner Post hat bereits reagiert und solidarisiert sich mit Klaus Zumwinkel durch die Ausgabe einer historischen Sondermarke (s. Abb.).

15. Februar 2008
von Tom Levold
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Reflexive Kooperation in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie

„Vom reflektierenden Team zum reflexiven Prozeß“, so betitelt das Autorentrio Eugene Epstein (Foto), seine Frau Margit K. Epstein und Manfred Wiesner ihren Beitrag über„Reflexive Kooperation in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie“, der 1998 in einem von Jürgen Hargens und Arist von Schlippe heraugegebenen Band„Das Spiel der Ideen. Reflektierendes Team und systemische Praxis“ bei Borgmann erschienen ist. Er enthält nicht nur eine Darstellung der praktischen Vorgehensweise in der Wilhelmshavener Klinik für Kinder- und Jugendlichenpsychiatrie, in der die AutorInnen tätig sind, sondern ist auch ein sozialkonstruktionistisch fundiertes Plädoyer für eine politische Perspektive auf Therapie, die leider heutzutage eher Seltenheitswert hat:„In Anlehnung an Ulrich Beck (…) sind politische Konstrukte wie bspw. Demokratie und Freiheit immer auch im Mikrobereich der Gesellschaft zu analysieren. Politische Einstellungen werden im sozialen Nahbereich aus- und eingeübt. Auch der therapeutische Kontext kann in dieser Hinsicht als politischer Lebensraum begriffen werden, in dem u.a. in der therapeutischen Beziehung bestimmte politische Verhältnisse kultiviert werden. Sprache sieht er dabei als Ort und Medium der Herstellung und Pflege des Sozialen. „Wir wohnen in der Sprache“ (Beck 1997a: 30). So ließe sich auch das Lebendigwerden gesellschaftspolitischer Konstrukte wie Demokratie und Freiheit im therapeutischen Raum untersuchen. Anders gesagt, auch in der therapeutischen Beziehung werden übergeordnete politische Diskurse (absichtlich oder unabsichtlich) auf die Mikroebene übertragen. Gesellschaftliche Konstrukte wie Kleinfamilie, Elternschaft, Ehe oder Partnerschaft, Alleinerziehung, Frauenarbeit etc. sind weitere Beispiele aus dem sozialpolitischen Diskurs, die mit ihren aktuellen gesellschaftlichen und kulturellen Akzentsetzungen in unserem therapeutischen Kontext besprochen, befragt oder zementiert werden. In Verbindung mit dem sozialen Konstruktionismus sind wir herausgefordert, solche Konstrukte zu hinterfragen und auf ihre Konsequenzen für die soziale Praxis hin zu untersuchen. Dies geht einher mit Offenheit für Neues und Toleranz für Differenz“
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14. Februar 2008
von Tom Levold
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Ärztliche Versorgung in der Welt


Einen interessanten Überblick über die Verteilung des medizinischen Versorgungsgrades in der Welt liefert diese Grafik, die im letzten Jahr als Poster in den Niederlanden auf den Markt kam. Auf der Seite strangemaps.wordpress.com ist eine vergrößerte Abbildung zu zu finden incl. einer Liste mit den Patienten-Arzt-Relationen in den einzelnen Ländern. An der Spitze steht übrigens mit großem Abstand: Kuba mit 170, am traurigen Ende Malawi und Tanzania mit 50.000 Patienten pro Arzt.

13. Februar 2008
von Tom Levold
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„Auch in Halle darf etwas gesagt werden“



Dieser Satz ist erklärungsbedürftig. Halle, die schöne Stadt an der Saale, ist nämlich im vergangenen Jahr in jugend- und sozialpolitischer Hinsicht ziemlich in Verruf geraten, als eine Dienstanweisung der SPD(!)-Oberbürgermeisterin und ehemaligen Sozialdezernentin für Aufsehen sorgte, die die Rückführung sämtlicher fremduntergebrachter Kinder binnen kürzester Frist anordnete, um den Stadtsäckel zu entlasten. Johannes Herwig-Lempp hat den Skandal um diese Anweisung, auf die auch in der aktuellen Ausgabe des„Kontext“ in einem Beitrag von Wolf Ritscher ausführlich eingegangen wird, auf seiner website aufs ausführlichste dokumentiert. Kein Wunder, dass sich Widerstand regte, nicht nur der freien Träger der Stadt (die angestellten Kräfte konnten sich ja nicht wirklich frei äußern), sondern auch im Kontext der Universitäten in Halle und Merseburg. Ergebnis dieser Proteste ist unter anderem die Einrichtung einer Beschwerde- und Vermittlungsstelle in Halle mit Namen LOTSE, deren Trägerverein am 18.2.2008 in den historischen Räumlichkeiten der Franckeschen Stiftung gegründet werden wird. Vorausgegangen war die Durchführung einer Tagung im November 2007 in der Universität Halle-Wittenberg mit dem beziehungsreichen Motto„Triple B: Beschwerde, Beratung, Beteiligung“. Yvonne Heimbach & Julia Hille, studentische Teilnehmerinnen, haben für systemagazin einen Tagungsbericht verfasst, der
hier zu lesen ist…

12. Februar 2008
von Tom Levold
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Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung 1/08

Der neue Jahrgang der Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung wird mit einem Themenheft über Coaching eröffnet, das von Walter Schwertl als Gastherausgeber eingeleitet wird. Maria Staubach beschreibt Coaching in ihrem Beitrag als Co-Produktion, mithin als konsequente„Relationierung des Expertentums“. Günther Emlein schreibt über Coaching in weltanschaulich gebundenen Organisationen (Kirchen, Gewerkschaften, Parteien), Margret Petermöller und Walter Schwertl beschreiben einen Veränderungsprozess in einem Sozialpädiatrischen Zentrum, der weit über Coaching hinausreicht, Eva Sengers-Anderson skizziert den Stellenwert von Selbstmanagement im Coaching. Das Themenheft wird abgeschlossen durch einen„virtuellen Dialog“ von Ulrike Wolff, Gabriele Müller und Christopher Rauen mit Gastgeber Walter Schwertl über„Freibeuter – Werte – Märkte und Business – Coaching“.
Zu den vollständigen abstracts…

11. Februar 2008
von Tom Levold
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Systemische Kinder- und Jugendhilfe

Wolf Ritscher, Professor an der Hochschule Esslingen (Fakultät für Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege), Mitherausgeber des„Kontext“ und systemagazin-Autor, der ganz wesentlich zu einer systemischen Orientierung in der Sozialarbeitswissenschaft beiträgt, präsentiert mit dem vorliegenden Band eine Vielzahl praxisbezogener Beiträge, die sich mit der Umsetzung systemischer Konzepte der Kinder- und Jugendhilfe in die Alltagspraxis in Jugendämtern, Gemeinwesen, Hilfsorganisationen wie in stationären, ambulanten oder aufsuchenden Kontexten auseinandersetzen. Rezensent Peter Luitjens ist ambivalent:„Als Praktiker, der seit langem im Schnittbereich zwischen Kinder- und Jugendhilfe sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie/-psychotherapie tätig ist, nehme ich die ‚guten Nachrichten‘ durchaus zwiespältig war. Den interessanten Beiträgen (in denen im wesentlichen der öffentliche Träger im Fokus steht) entnehme ich, welche Möglichkeiten das SGB VIII bietet, mit systemischen Ansätzen die Arbeit des ‚Jugendamtes‘ stärker am Bedarf der AdressatInnen auszurichten. Gleichzeitig erlebe ich (wie KollegInnen anderen Orts) wie in der Praxis unter dem Deckblatt systemischer Orientierung Änderungen eingeleitet werden, die vor allem Ausgaben im Jugendhilfebereich verringern sollen bei verstärkter Kontrolle von Leistungen und Geldfluss (Stichwort: Qualitätsmanagement)“
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10. Februar 2008
von Tom Levold
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Bertolt Brecht: 110. Geburtstag

Kinderhymne
Anmut sparet nicht noch Mühe
Leidenschaft nicht noch Verstand
Daß ein gutes Deutschland blühe
Wie ein andres gutes Land
Daß die Völker nicht erbleichen
Wie vor einer Räuberin
Sondern ihre Hände reichen
Uns wie andern Völkern hin.

Und nicht über und nicht unter
Andern Völkern wolln wir sein
Von der See bis zu den Alpen
Von der Oder bis zum Rhein.

Und weil wir dies Land verbessern
Lieben und beschirmen wir’s
Und das liebste mag’s uns scheinen
So wie andern Völkern ihrs.

9. Februar 2008
von Tom Levold
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Müssen wir Dich jetzt siezen?

Es gibt Bücher, die sind so schön, dass man sie siezen möchte (s.u.) – nein, Quatsch. Das vorliegende Buch„Müssen wir Dich jetzt siezen? Interaktion und Führung beim Aufstieg im Team“ ist einfach nur schön, spannend, gut geschrieben, genau und anregend. Da haben Sie’s! Es entstammt der Feder von Edelgard Struß, die systemagazin-Lesern auch schon bekannt ist, und Jürgen Wessel hat es rezensiert:„Die Arbeit besticht durch eine klare Gedankenführung, eine sichere methodische Durchführung (der Verzicht auf Triangulation wird wie auch in anderen qualitativen Studien durch die Präzision der Datenanalyse und das Hinzuziehen vor allem soziologischer und interaktionstheoretischer, darunter zahlreicher empirischer Quellen ausgeglichen) und eine vielschichtige Diskussion unter Hinzunahme maßgeblicher Konzepte und aktueller Forschungsergebnisse. Der feinsinnige Umgang mit der Sprache der Interviewpartner sowie das hohe Maß an eigener sprachlicher Präzision bis hin zum spürbaren Vergnügen an differenzierter sprachlicher und gedanklicher Auseinandersetzung bieten Leseanreiz und stellen zugleich Anforderungen an den Leser. Struß liefert Führungskräften, Organisationen und Unternehmen mit ihrem Beitrag eine vielschichtige Argumentations- und Interventionsbasis bei der Entwicklung von Führungskonzepten. Externen Beratern bietet die Arbeit eine differenzierte Grundlage zur eigenen Perspektiverweiterung sowie der von Beratungskunden. Die Ergebnisse sollten vor allem in Beratungsprozessen mit Mitarbeitern von Unternehmen und Organisationen von großem Nutzen sein, die den hier untersuchten Wechsel für sich erwägen oder anstreben bzw. ihn bereits vollzogen haben“
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7. Februar 2008
von Tom Levold
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Bush auf den Busch geklopft

Fora.tv ist eine interessante website, die vollständige Videos von Vorträgen und Diskussionen zu zahlreichen gesellschaftspolitschen und wissenschaftlichen Fragestellungen präsentiert, wenngleich in einem recht kleinen Format. Hier ist auch ein Auftritt von Justin Frank zu sehen, Psychoanalytiker, clinical professor in the Department of Psychiatry at George Washington University Medical Center und Präsident des„Greater Washington Chapter of Physicians for Social Responsibility“. Frank hat ein Buch über den amerikanischen Präsidenten GWB„Inside the Mind of President Bush“ geschrieben, das mittlerweile auch in einer deutschen Übersetzung im psychosozial-Verlag erschienen ist. In dem Video präsentiert er einige Thesen aus diesem Buch und stellt sich den Fragen des Publikums. Auch wenn man nicht in die Seele des Präsidenten hineinschauen kann, bietet das Video eine interessante biografische Perspektive auf GWB, der nicht nur von Süchten geplagt war, sondern auch offen sadistische Verhaltensweisen an den Tag gelegt hat. Und wer ist Dick Cheney? Die Antwort des Psychoanalytikers: Cheney is Bush’s penis!
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