systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

14. Mai 2008
von Tom Levold
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Bundestag spendet Diätenerhöhung für gute Zwecke – Wirtschaft beteiligt sich

Wie der Bundestagspräsident Norbert Lammert gestern überraschend auf der Bundespressekonferenz bekannt gab, haben sich alle 612 Abgeordnete des Deutschen Bundestages verpflichtet, zukünftig ihre 16prozentige Diätenerhöhung für die Opfer von Unwettern und anderen klimatisch bedingten Katastrophen einzusetzen. Zu den ersten Begünstigten gehören die Opfer des Zyklons Nargis in Myanmar. Wie Lammert mitteilte, setzt jeder Abgeordnete für jeden Euro seiner Diätenerhöhung noch einmal einen Euro aus seinem privaten Vermögen in den Spendentopf ein.„Wir haben eingesehen, dass wir in der Vergangenheit als Parlament viele Entscheidungen getroffen haben, die zur sich abzeichnenden Weltklimakatastrophe beigetragen haben. Dies bedauern wir zutiefst. Als Zeichen der Umkehr möchten wir die Zweckbindung unserer Diätenerhöhung an die Unterstützung der Opfer dieser Entwicklung verstanden wissen. Wir sehen unsere Aktion gleichzeitig als Signal an die Vorstände der großen Deutschen Unternehmen, die maßlose Erhöhung ihrer Bezüge in den vergangenen Jahren ebenfalls für diesen Zweck einzusetzen“, so Lammert wörtlich. Der Bundesverband der Deutschen Industrie und die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände zeigten sich in ersten Reaktionen begeistert.„Wir freuen uns über diese Initiative des Bundestages und werden unser Bestes tun, um die Aktion zu unterstützen. Viele unserer Vorstände wissen ohnehin nicht mehr recht, was sie mit ihrem Geld anfangen sollen“, äußerte sich der Präsident des BDI, Jürgen R. Thumann, in einer ersten Stellungnahme. Dem Vernehmen nach soll Joseph Ackermann (Foto: Deutsche Bank) bereits in einer spontanen Reaktion ein Drittel seines Jahresgehaltes von 13,2 Millionen € für die Aktion gestiftet haben. Der ehemalige Mannesmann-Chef Klaus Esser überwies dem Vernehmen nach sogar die kompletten 30 Mio. € aus seiner Vodafone-Abfindung. Ex-Bundespräsident Roman Herzog zeigte sich gerührt:„Endlich geht ein Ruck durch Deutschland, wie ich ihn mir nicht besser hätte erträumen können“.

13. Mai 2008
von Tom Levold
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Rehabilitierung des Krankheitsbegriffs?

Beim Kirschenklauen erwischt, oder: Wer nicht krank ist, braucht auch keine Therapie“. So betitelt Lothar Eder seinen klugen„weiteren Beitrag zur ‚Lehrbuchdebatte'“ für die Systemische Bibliothek, die an dieser Stelle bereits intensiv geführt worden ist. er kritisiert dabei sowohl die Kritiker des Lehrbuches als auch die Autoren und bringt eine interessante Wendung in die Debatte, nämlich eine Rückbindung sprachlicher Konstruktionen an ihre körperbezogenen Wurzeln. Aus dieser, metapherntheoretisch unterfütterten Argumentation, verliert der Krankheitsbegriff für ihn die Anrüchigkeit:„Angestoßen durch den Beitrag von Jürgen Hargens im systemagazin (v. 29.1.2008) als Reaktion auf Jochen Schweitzers und Arist von Schlippes ‚Erwiderung an ihre Kritiker‘ ebenfalls vom Januar 2008, möchte ich im Rahmen der sogenannten ‚Lehrbuchdebatte‘ erneut versuchen, einige Überlegungen beizusteuern. Dabei erscheinen mir sowohl die Position von Schweitzer / v. Schlippe als auch die vielleicht prototypisch für ‚die Kritiker‘ stehenden Anmerkungen von Hargens diskussionswürdig. Die beiden Autoren des Lehrbuchs I und II scheinen sich, so lassen sich einige Passagen ihrer Erwiderung deuten, ihrer Sache mit dem Krankheitsbegriff nicht so ganz sicher zu sein. Möglicherweise ist die Reaktion auch vor dem Hintergrund eines nicht erwarteten und doch recht scharfen Gegenwindes eines größeren Teils der systemischen Szene zu verstehen. Jedenfalls stellen Arist v. Schlippe und Jochen Schweitzer in ihrem Beitrag heraus, sie hielten ja selbst auch nichts vom üblichen Krankheitskonzept, aber man müsse eben in den sauren Apfel beißen, wenn man mit von der Partie sei wolle. Das klingt ein wenig nach einem Geständnis, wenn man beim vermeintlichen Kirschenklauen erwischt worden ist, sein Handeln aber damit verteidigt, man habe es nur im Dienst der Gemeinschaft getan. Man ist dann gewissermaßen ein guter Kirschendieb (d.h. ein ‚guter, weil systemisch reflektierender Verwender des Krankheitsbegriffs‘) im Gegensatz zu denen, die das ohne Gewissensbisse tun (also ‚die‘ ‚Vertreter‘ des ‚traditionellen‘ Gesundheitssystems)“
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10. Mai 2008
von Tom Levold
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Love & Care? – Die Allgegenwart von Enklaven. Zum Inzestfall in Amstetten

In den Redaktionen der Schmier- und Wixpresse knallen angesichts der immer neuen Nachrichten aus Amstetten die Sektkorken (so präsentierte bild.de gestern lüstern„Die perverse Lebensbeichte des Inzest-Monsters“). Der Sozialhistoriker und Familiensoziologe Reinhard Sieder (Universität Wien), aus dessen Buch„Patchworks. Das Familienleben getrennter Eltern und ihrer Kinder“ kürzlich systemagazin einen Vorabdruck gebracht hat, hat in der Ausgabe vom 3. und 4.5.08 des Österreichischen„Standard“ den Fall in Amstetten in einen größeren familientheoretischen Zusammenhang gestellt, der den Blick von der Skandalisierung auf die familiäre Intimität als Risikogebiet schlechthin zurücklenkt:„“Die westliche Gesellschaft geht vom gleichen Recht auf Selbstbestimmung und körperliche Unversehrtheit ungeachtet der Herkunft, des Geschlechts und des Alters der Person aus. Das unterscheidet sie von ihrer Vergangenheit und anderen Teilen der Welt. Nur die Familie ist davon, nicht nach dem Gesetz, aber doch praktisch ausgenommen. Das hat sie zu einer Kampfzone werden lassen, in der sich mehr Leid ereignet als an irgendeinem anderen Ort. Der öffentliche Diskurs über „Gewalt in der Familie“ klärt diese Zusammenhänge nicht auf. Im Gegenteil: Er stilisiert körperliche und sexuelle Gewalt zu seltenen Ausnahmen. Den europäischen Massenmedien ist die Geschichte der beiden Familien des Josef F. ober und unter der Erde in einem Ort namens Amstetten nur eine tragische Episode unter vielen. Das glaubhafte Mitleid der Bevölkerung mit den Kindern ändert fast nichts daran. Wenn es der Schaulust und der Angstlust und dem Profit der Massenmedien dient, wird man sie bloßstellen, fotografieren und sich dann über gewissenlose Journalisten beschweren. Die Zusammenhänge aber bleiben weiter verborgen“
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9. Mai 2008
von Tom Levold
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Hinter den Spiegeln… Jubiläumstagung des BIF und der SG

Hartmut Epple aus Berlin hat zur Tagung„Hinter den Spiegeln“ im April in Berlin einen Tagungsbericht für systemagazin geschrieben: Sein Fazit:„Eine durchdringende Selbstbespiegelung, den Untertitel eingelöst und mehr, nämlich auch praktisch Relevantes ausgetauscht. Ein fröhliches Familientreffen dazu (ist bei mir überwiegend positiv konnotiert). Mein Eindruck allerdings insgesamt auch: so wie mit der Spiegelaktion keine nennenswerte Provokation der Öffentlichkeit einherging, so sind auch systemische Ideen inzwischen nicht mehr so provokant und von hohem Neuigkeitswert. Man könnte dazu auch sagen: Willkommen in der Ebene. Insofern war die Tagung auch ein erfolgreicher Ausdruck des Standes der systemisch-therapeutischen Reflexion in Deutschland“
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8. Mai 2008
von Tom Levold
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Gemeinsamer Bundesausschuss lehnt Gesprächspsychotherapie erneut ab


Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), seit 2004 Rechtsnachfolger des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen, hat am 24. April 2008 die Ablehnung der Gesprächspsychotherapie wiederholt, die er nach jahrelanger Beratung bereits im November 2006 beschlossen hatte. Die Entscheidung kommt einem Berufsverbot für approbierte Gesprächspsychotherapeuten und für die staatlich anerkannten Ausbildungsstätten mit dem Schwerpunkt Gesprächspsychotherapie gleich. Es versteht sich von selbst, dass diese Entscheidung keine qualifizierte Einschätzung über die Gesprächspsychotherapie darstellt, sondern nur eine interessante Information über den Gemeinsamen Bundesausschuss. systemagazin veröffentlicht hier die gemeinsame Pressemitteilung der deutschen Fachverbände für Gesprächspsychotherapie zum am 5.5. veröffentlichten Beschluss des G-BA vom 24.04.2008.
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8. Mai 2008
von Tom Levold
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Die geschäftliche Seite der Diagnostik

Wenn Schüchternheit zur psychiatrischen Erkrankung erklärt wird und die pharmazeutische Industrie sogleich mit einem passenden Medikament zur Hand ist, weckt das zwangsläufig Misstrauen – und wahrscheinlich Begeisterung bei manchen Schüchternen. Die Schwierigkeit liegt offensichtlich darin, dass die Definitionsmacht über psychiatrische Klassifikationssysteme wie DMS IV oder ICD-10 bei ausgewiesenen medizinischen Forschern liegt, diese aber in nicht unerheblichem Ausmaß auf der Pay-Roll der pharmazeutischen Unternehmen stehen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Wie das Ärzteblatt gestern berichtete, haben„mehr als die Hälfte der Autoren des DMS-IV in den Jahren vor 1994 Gelder von Herstellern der Medikamente erhalten …, deren Einsatz sich auf die Definition der im Manual genannten psychiatrischen Erkrankungen gründet“. Was sich für die einzelnen Autoren dahinter verbirgt, geht aus dieser unsentimentalen Auftstellung genauer hervor. Und wie eine solche Forschungsförderung aus der Perspektive der Industrie, hier dem Pharma-Konzern Lilly ausschaut, lässt sich hier erahnen. Das soll sich nun bei der Zusammenstellung der Autoren für das DMS-V dadurch ändern, dass diese ihre Interessenkonflikte offenlegen müssen und nicht mehr als 10.000 US-Dollar pro Jahr durch Tätigkeiten für die Medikamenten-Hersteller verdienen dürfen. Wir dagegen dürfen gespannt sein, ob eine solche Maßnahme Einfluss auf die zukünftige Konstruktion von Krankheiten nehmen kann.
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7. Mai 2008
von Tom Levold
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Noch mehr Positives Altern

Nachdem vorgestern das aktuelle – von Thomas Friedrich-Hett herausgegebene – Heft der Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung vorgestellt worden ist, ist heute an dieser Stelle eine ausführliche Besprechung des von ihm herausgegebenen Buches„Positives Altern. Neue Perspektiven für Beratung und Therapie älterer Menschen“ zu lesen, das 2007 im transcript-Verlag erschienen ist. Tim Schramm aus Hamburg empfiehlt den Band allen, die in Beratung und Therapie mit alten Menschen zu tun haben, zur Lektüre:„Die Aufforderung ‚Das Alter schätzen lernen‘ (…) richtet sich dabei ausdrücklich und wohl in erster Linie an alle, die in Beratung und Therapie tätig sind – sie sollen das Alter und die Alten sensibel und ‚inspirierend‘ wahrnehmen – , aber dieser Impuls möchte natürlich auch die Alten selbst, die sog. ‚jungen Alten‘ ebenso wie die ‚Hochbetagten‘, erreichen. Hier wie da geht es darum, die weit verbreiteten ’negative(n) Stereotypen über das Alter‘ zu erkennen und zu überwinden. Der Verfasser will ‚die Entwicklung neuer, angemessener Altersbilder unterstützen‘ und deshalb ‚Anregungen zu einer dringend notwendigen Rekonstruktion‘ geben. Nicht ohne Emphase wird ‚zu einer wertschätzenden und ermutigenden Perspektive‘ eingeladen, ‚bei der Altern als ein Prozess einzigartiger menschlicher Bereicherung und gesellschaftlicher Förderung gesehen werden kann‘. Kurz, das ‚Defizit-Modell‘ soll ebenso wie auf anderen Feldern auch hier dem ‚Kompetenz-Modell‘ weichen“
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6. Mai 2008
von Tom Levold
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Korruption als Metapher

Dirk Tänzler ist Kulturwissenschaftler an der Universität Konstanz und Koordinator des Forschungsprogramms„Crime and Culture“. In der Zeitschrift„Mittelweg“ des Hamburger Institutes für Sozialforschung hat er einen bemerkenswerten Aufsatz über den Zusammenhang von kleiner und großer Korruption geschrieben, der jetzt auch online über den europäischen Zeitschriftenverbund„eurozine“ zu lesen ist. Er vergleicht dabei die aktuelle Situation in Rumänien mit der in Deutschland. Für die Verhältnisse in Rumänien konstatiert Tänzler:„Die postsozialistische Transformation ist der reale radikale (soll heißen: alle Voraussetzungen ignorierende) Konstruktivismus. Die Länder des ehemaligen Ostblocks geben seit anderthalb Dezennien eine Spielwiese ab für marktwirtschaftliche Reformexperimente. Die postsozialistische Transformation war der mal mehr, mal weniger radikale Versuch, einen ‚ready made‘-Kapitalismus zu schaffen, der im Zuge einer ’nachholenden Modernisierung‘ nicht nur die Fehlentwicklungen des sozialistischen Entwicklungspfades korrigieren, sondern zugleich zur Globalisierung aufschließen sollte. Aus dieser doppelten Perspektive erscheinen Phänomene wie die Korruption zugleich als sozialistisches Erbe und als Nebenwirkungen einer forcierten Anpassung an die neue Weltwirtschaftsordnung“ Während in Rumänien die„große“ Korruption der Eliten als Grund für die schlechte Lage des Landes beklagt wird, ist auf der alltäglichen Ebene so gut wie jeder Bürger in Korruptionshandeln verstrickt. In Deutschland spielt diese kleine Korruption keine so große Rolle, dafür spielt der Versuch, mithilfe von Korruption postmodernde Steuerungsprobleme in den Griff zu bekommen, in Deutschland eine immer größere Rolle. Das zeigt Tänzler vor allem am Zusammenspiel von öffentlicher Verwaltung, die sich selbst zunehmend als betriebswirtschaftliche Größen definieren, und den Wirtschaftsunternehmen, die von öffentlichen Aufträgen abhängig sind:„Korruption ereignet sich zwar nicht allein, jedoch vornehmlich an der Schnittstelle zwischen Verwaltungen der öffentlichen Hand und Unternehmen der Privatwirtschaft, und zwar überall dort, wo öffentliche Mittel vergeben werden. Ging, etwa in der Bauwirtschaft, früher der Bestechungsversuch in der Regel von privatwirtschaftlicher Seite aus, so sieht diese sich zunehmend der Erpressung durch Vertreter der öffentlichen Verwaltung ausgesetzt, die mit immer höheren Ansprüchen aufwarten, um mit den sich aus den Firmenvermögen bedienenden Managern auch lebensstilistisch mithalten zu können. Bilden die Unternehmen Kartelle zur Plünderung des Staates, so spinnen die Akteure der öffentlichen Hand von ihnen dominierte Klientelbeziehungen zum Abschöpfen privatwirtschaftlicher Geldquellen, die sich allerdings aus Staatsvermögen, d. h. Steuergeldern, speisen“ Sehr lesenswert!
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5. Mai 2008
von Tom Levold
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Positives Altern

Nachdem Thomas Friedrich-Hett im Herbst 2005 ein Themenheft der Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung über das positive Altern und in 2007 ein Buch zum Thema herausgegeben hat (welches in Kürze auch im systemagazin besprochen wird), legt er mit dem aktuellen Heft der ZSTB wieder ein Themenheft vor, das dem Umgang mit alten Menschen wie auch dem eigenen Älterwerden gewidmet ist. Aus dem Editorial:„Das Heft beginnt mit zwei theoretisch orientierten Beiträgen. Die Gerontologin Ursula Lehr, die bereits das erste Heft fachlich bereicherte, diskutiert unterschiedliche Auffassungen von Lebensqualität und erfolgreichem Altern, untersucht Voraussetzungen für ein erfolgreiches Altern und stellt ein interaktionistisches Modell der Bedingungen von Langlebigkeit vor. Adelheid Schramm-Meindl und Ulrich Meindl reflektieren über mögliche Gründe (Hürden) die ältere Menschen daran hindern sich mit neuen Altersbildern auseinander zu setzen. Sie sprechen eine Einladung zu einer psychologisch orientierten Biographiearbeit aus und schlagen vor, Alter als soziale Kategorie abzuschaffen. Thomas Gutknecht ist Theologe und niedergelassener Philosoph. Er stellt die Perspektive der Philosophischen Beratungspraxis im Dialog mit älteren Menschen als Alternative zu therapeutischen Angeboten vor und überdenkt wichtige Altersaspekte. Seine philosophischen Bezugspunkte scheinen mir an vielen Stellen Überschneidungen zu systemisch-dialogischen Haltungen aufzuweisen. In einem eigenen Beitrag stelle ich das Reflektierende Team von Tom Andersen in der Gruppentherapie mit älteren Menschen vor. Nach einer Darstellung von Anwendungsmöglichkeiten in der Praxis folgt ein Erfahrungsbericht über eine tagesklinische und eine ambulante Gesprächsgruppe mit älteren Menschen, bei denen die Patientlnnen selbst ein Reflektierendes Team in der Beratung von MitpatientInnen bildeten. Dietmar Höhne skizziert mit unterschiedlichen sehr belesenen Bezügen wichtige Erfahrungen seines eigenen Alterns und reflektiert von dieser betroffenen Position aus sein Handeln als ärztlicher Psychotherapeut in der Arbeit MIT älteren Menschen. Ein für mich bewegender, stellenweise auch sehr gesellschaftskritischer Bericht. Klaus Zitt, dessen faszinierendes Versorgungskonzept, die integrierte Altenpflege in Ludesch, wir bereits durch ein Interview im ersten Heft über positives Altern kennen lernen konnten, beschreibt mit dem systemisch-konstruktivistischem Case Management Coaching ein Herzstück seiner Betreuung älterer Menschen in der Gemeinde“
Zu den vollständigen abstracts…

4. Mai 2008
von Tom Levold
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Ein Beispiel für gelungene Verwirrtechnik

Hypnotherapeutische Techniken zur Induktion von Konfusion und Verwirrung sind nicht so weit von Zauberei entfernt – bzw. umgekehrt: Zauberer sind in der Regel exzellente Verwirr-Trance-Indukteure. Hier die brillianten Penn & Teller. Viel Spaß beim Zusehen!

3. Mai 2008
von Tom Levold
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Journal of Family Therapy 2/2008

Die neue Ausgabe des JoFT bringt Aufsätze zweier sehr prominenter Autoren. Carlos E. Sluzki warnt in seinem Beitrag vor einer„neugierigen“ Haltung von Therapeuten, die einen familientherapeutischen Prozess weit über die Bedürfnisse und die Erwartungen der Familie hinausführt und damit zum Gegenteil dessen wird, was Gianfranco Cecchin in seinem berühmten Aufsatz über„Neugier“ formuliert hat. Gleich zwei Beiträge stammen von John Byng-Hall, der wie kein zweiter in der englischsprachigen Szene für die bindungstheoretische Orientierung in der Familientherapie steht. Die erste Arbeit will FamilientherapeutInnen bindungs- und sicherheitsfördernde Interventionen nahebringen, der zweite Artikel beschäftigt sich mit dem Konzept der Parentifizierung, bei dem Kinder in Familien Elternrollen übernehmen und dabei in gewisser Weise ihre Kindheit verlieren. Familientherapie kann zu einer Aufhebung dieses„role reversal“ beitragen. Jan den Mol und Ann Buysse aus Belgien haben Vorstellungen über den Einfluss von Kindern auf ihre Eltern erforscht, und zwar sowohl bei den Kindern als auch bei den Eltern. Eine weitere Forschungsarbeit untersucht die therapeutische Beziehung in 37 Kurzzeit-Therapien aufgrund von Video-Analysen und setzt die Ergebnisse mit den Wahrnehmungen der Teilnehmer und dem Therapie-Erfolg in Beziehung.
Zu den vollständigen abstracts…

2. Mai 2008
von Tom Levold
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edition ferkel: Eigenschaftslosigkeit als Eigenschaft. Soziale Arbeit im Lichte der Kybernetik des Heinz von Foerster

In diesem Aufsatz von 2001 hat Theodor M. Bardmann im„gepfefferten Ferkel“ sich mit der Bedeutung der Kybernetik 2. Ordnung von Heinz von Foerster für die Soziale Arbeit auseinandergesetzt:„Sozialarbeit ist ‚Schmuddelkram‘. Etwas vornehmer ausgedrückt: Sozialarbeit ist eine ‚Profession ohne Eigenschaften‘. Das war sie seit ihren Anfängen und das ist sie bis heute geblieben. ‚Ohne Eigenschaften‘ zu sein, heißt nach Robert Musil, dem Erfinder dieses Titels, es zu allen Eigenschaften ‚gleich nah und weit‘ zu haben, zu keiner Eigenschaft einen vorweg präferierten Bezug zu unterhalten. Eine eigenschaftslose Profession nimmt alle Eigenschaften als gleich gültig. Als Systemtheoretiker darf man einen solchen Zustand auch als ‚Freiheit zur Selbstbestimmung‘ deuten, wobei Freiheit wiederum nichts weiter meinen kann als den ‚Zwang zur Selbstreproduktion‘. Eine ‚Profession ohne Eigenschaften‘ ist in den Worten Heinz von Foersters ihr eigener Regler: Sie entscheidet in jedem Augenblick, wer sie ist, welche Eigenschaften sie an­ und welche sie ablegt, kurz: welche Form sie sich gibt“ Eine wichtige Frage für die Soziale Arbeit ist die Konzeptualisierung des Menschen, wenn man akzeptiert, dass der Mensch als Theoriebegriff nichts mehr taugt:„Wie in Bezug auf Wissen und Werte greift auch in Bezug auf den Menschen das Prinzip der Überzeugungsentbundenheit. Das meint: Sozialarbeiter müssen nicht mehr davon überzeugt sein, dass der Mensch die letzte oder höchste, jedenfalls tragende Wirklichkeitskonstante ist, doch sie finden auch keinen Grund mehr, nicht trotzdem ‚so zu tun als ob…‘, um Mögliches zu ermöglichen: Man benutzt die Formel Mensch als eine Art Hebel, um andere zur Annahme von ansonsten prekären Sinnzumutungen zu bewegen. Indem man mit moralischen Untertönen an das eigene Menschsein, was immer das sei, erinnert, rührt man die Spenderherzen oder bewegt etwas in den Köpfen der Klienten. Es gehört mit anderen Worten zur Schmuddeligkeit der Sozialarbeit hinzu, den Menschen einerseits als Turbulenzquelle und Perturbator par excellence ernst zu nehmen, und ihn andererseits, sozusagen wider besseren Wissens, als Kontingenzunterbrecher, als Stopper von Beliebigkeit, als Marke, bei der der Spaß am Konstruieren sein Ende finden möge, in das Gerangel um Wirklichkeitskonstruktionen einzubringen.
Zur edition ferkel…

1. Mai 2008
von Tom Levold
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Frauen in der Malerei

Philip Scott Johnson, ein Meister des Morphings, hat diesen schönen animierten Streifzug durch die Kunstgeschichte zum Thema„Women in Art“ produziert. Das Zuschauen ist eine Freude.