systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

29. Juni 2008
von Tom Levold
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Forza Berlusconi

In Italien sollen Staatspräsident, Ministerpräsident sowie die Präsidenten der Abgeordnetenkammer und des Senats mit Immunität ausgestattet werden, solange diese im Amt sind. Personen, die dennoch versuchen, Straftaten der Politiker zu verfolgen, müssen mit verschärften Verhörmethoden wie Waterboarding etc. rechnen. Eine entsprechende Gesetzesvorlage ist gestern während einer Kabinettssitzung gebilligt worden, berichteten die Nachrichtenagenturen Ansa und Apcom. Die Vorlage muss noch vom Parlament verabschiedet werden, wo Berlusconis Konservative die Mehrheit haben. Außerdem wurden noch eine Reihe weiterer Regelungen beschlossen. So ist ab sofort der Ministerpräsident (Abb. www.cartoonboeken.nl) für die Dauer der Amtszeit steuerfrei auf alle Einkünfte und Vermögen. Von allen konfiszierten Bestechungsgeldern werden zukünftig pauschal 10 % an den Ministerpräsident abgeführt, handelt es sich um Bestechungsgelder, die der Ministerpräsident selbst gezahlt hat, müssen diese zu 100 % zurückgeführt werden. Auch die Kosten für Schönheitsoperationen und Penisverlängerungen werden für den Ministerpräsidenten zukünftig von der Staatskasse übernommen. Desweiteren gilt demnächst wieder das bereits im Mittelalter bewährte„Jus primae noctis“, das dem Ministerpräsidenten das Recht zuspricht, bei der Heirat von Personen, die bei der italienischen Regierung beschäftigt sind, die erste Nacht mit der Braut verbringen zu dürfen. Nachdem Opposition und Bevölkerung zunächst skeptisch auf diese Regelungen reagiert haben, schlug die Stimmung in Begeisterung um, nachdem Berlusconi ankündigte, dass seine Braut-Nächte in den Heiratsshows seiner Fernsehsender live übertragen würden:„Auch wenn wir auf der Fußballarena nachgelassen haben, in der Liebe sind wir immer noch Spitzenklasse“, rief Berlusconi in Rom einer euphorischen Menschenmenge zu.

27. Juni 2008
von Tom Levold
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Vorabdruck aus Lothar Krapohl, Margret Nemann, Jörg Baur & Peter Berker (Hrsg.): Supervision in Bewegung. Ansichten – Aussichten

Lothar Krapohl leitet den Master-Studiengang für Supervision an der Kath. Fachhochschule in Münster und ist ein entschiedener Vertreter eines systemisch-konstruktivistischen Supervisionsansatzes. Im Verlag Barbara Budrich erscheint im Juli ein Sammelband zur„Supervision in Bewegung“, der verschiedenste theoretische, methodische, politische und curriculare Beiträge zum Stand systemischer Supervisionsausbildung an den Hochschulen zusammenbringt, und der von Lothar Krapohl gemeinsam mit seinen Hochschulkollegen Jörg Baur, Margret Nehmann und Peter Berker herausgegeben wird. Mit freundlicher Genehmigung des Verlages Barbara Budrich erscheint als Vorabdruck des Bandes im systemagazin das Kapitel 3.1, in dem Lothar Krapohl über„Systemisch – konstruktivistische Supervision – Supervision in einer veränderten Zukunft“ nachdenkt. Viel Spaß bei der Lektüre!
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26. Juni 2008
von Tom Levold
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Selbsterfahrung in der Weiterbildung?

Im Herbst 1998 beschäftigte sich die Systemische Gesellschaft auf ihrer Jahrestagung in Hamburg mit dem Thema„Selbsterfahrung“ als Bestandteil der Weiterbildung in Systemischer Psychotherapie. Die Vorträge wurden in„System Familie“ dokumentiert. Kurt Ludewig vertrat in seinem Beitrag„Selbstreflexion in der systemischen Weiterbildung – zum Sinn und Unsinn eines traditionellen Vorgehens“ (der in der Systemischen Bibliothek nachzulesen ist) dabei eine skeptische Haltung:„Die Frage, ob Selbsterfahrungseinheiten unerläßliche Bedingung für das Erlernen professioneller Kompetenz im Rahmen systemischer Weiterbildungen sein müssen, bleibt (…) offen. Dennoch sprechen einige Gesichtspunkte dafür, daß eine systematisch eingesetzte Form der Selbsterfahrung sinnvoll sein kann, wenn sie in einer gut ausbalancierten Mischung Ressourcen beim lernenden Therapeuten fördert und gegebenenfalls auf vorhandene Grenzen hinweist. Ich werte diesen Prozeß als einen Initiationsritus, der wie bei allen anderen Lernberufen dem Lernenden ermöglicht, die Besonderheiten des Berufes am eigenen Leibe kennenzulernen. Darüber hinaus dürfte eine angemessene, auf die persönlichen Möglichkeiten und Grenzen des Lernenden abgestimmte Selbstreflexion helfen, durch Einübung in Selbstthematisierung und Selbstveröffentlichung die wohl natürliche Scheu zu verringern, Selbiges bei seinen Klientinnen anzustoßen, sie also zu entsprechenden Prozessen anzuleiten und dabei behutsam zu begleiten. Darüber hinausgehende Erwartungen erscheinen mir hingegen fragwürdig, d. h. hinterfragbar, und zwar bei allem Respekt vor etablierten Traditionen. Denn eine verpflichtende, systematische Selbsterfahrung, die vorrangig auf das Konstrukt ,Selbsterkenntnis‘ ausgerichtet ist, setzt voraus, daß Menschen in der Weise erkannt werden können, wie dies der Fall bei Maschinen oder anderen Mechanismen ist, die aus festen Bestandteilen und überdauernden Mustern aufgebaut sind“
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25. Juni 2008
von Tom Levold
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Kontext 2/2008

Auch der„Kontext“ erscheint zum Sommer mit erweitertem Umfang – und mit einem Heft, das sowohl theoretische Akzente setzen möchte als auch ganz persönliche Beiträge enthält. Roland Schleiffer, der wie kaum jemand in der Lage ist, abstrakte systemtheoretische Konzepte mit klinischen Fragestellungen zu verbinden, ohne dabei Komplexität aufzugeben, präsentiert einen eindrucksvollen Beitrag über den Körper als Adresse und die Funktion der Somatisierung – dringend zur Lektüre empfohlen. Tom Levold setzt sich mit der„Konzeptualisierung des Gegenüber in der systemischen Therapie“ auseinander und erörtert, inwieweit das Konzept der„Person“ für eine klinische Systemtheorie relevant sein kann. Wolf Ritscher nimmt die Tendenz kritisch unter die Lupe, systemische Soziale Arbeit seitens eines„Ökonomisierungs- und Organisationsentwicklungswahns“ zu vereinnahmen und damit der Sozialen Arbeit keinen Gefallen zu tun. In einem ausführlichen Gespräch, das nicht nur anlässlich seines 70. Geburtstages dieser Tage mit ihm geführt wurde und eine neue Kontext-Rubrik„Im Gespräch“ eröffnet, erzählt Wilhelm Rotthaus u.a. von seiner bemerkenswerten Doppelkarriere als systemischer Psychotherapeut und erfolgreichem Sänger. Dörte Foertsch macht sich im Stich-Wort Gedanken über den seltsamen Begriff„Beziehungsunfähigkeit“ und Barbara Bräutigam berichtet von der gelungenen systemischen Forschungstagung in Heidelberg im Frühjahr 2008. Den Abschluss bildet wieder einmal„Klassiker wiedergelesen“. Diesmal haben Kurt Ludewig und Tom Levold sich noch einmal Gregory Batesons„Ökologie des Geistes“ vorgenommen. Ein gehaltvolles Heft, sage ich also stolz als Mitherausgeber, und eine hoffentlich anregende Ferienlektüre.
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24. Juni 2008
von Tom Levold
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Psychotherapie und Medizin

Während allerorten die Konkurrenz von Ärzten und Psychotherapeuten in vollem Gange ist, zeigt ein kleines Büchlein von Jürgen Hargens, das er in Zusammenarbeit mit dem Ehepaar Hansen-Magnusson, die im hohen Norden der Republik eine Landarztpraxis betreiben, wie eine erfolgreiche Kooperation zwischen Hausärzten und Psychotherapeuten aussehen kann, nämlich orientiert an den Bedürfnissen und Positionen der Patienten. Rezensent Arfst Arften aus Flensburg, Facharzt für psychotherapeutische Medizin und Psychoanalytiker, ist begeistert:„Die Beschäftigung mit „hoffnungslosen Fällen“, Zwickmühlensituationen und Ohnmachtkonstellationen war schon immer ein Steckenpferd systemischer Denker und Praktiker. Hier wird das Steckenpferd zum eleganten Vollblüter, der hoffnungslose Patienten, verzweifelte Ärzte und ratlose Psychotherapeuten locker und freudig aus vermeintlichen Katastrophen und „schicksalhaften Verläufen“ heraus trägt. Es muss nur jemand wagen, das Pferd zu satteln, seine Regeln zu formulieren, sie selbst einzuhalten und zu kultivieren. Das wirkt zunächst wie Zauberei, solange das theoretische Fundament nicht wahrgenommen, sondern tabuisiert, entwertet und nicht in den Kanon der anerkannten psychotherapeutischen Heilkünste aufgenommen wird (wie geschehen). Wird dieses Tabu durchbrochen, so kann der Leser den Zauber der Schlichtheit und Eleganz einer unkonventionellen Strategie genießen. Hier ist eine Revolution geglückt! Eine neue Form der Supervision(?) und Kooperation von „heilkundlich Tätigen“, die sonst schwer zusammenfinden“
Zur vollständigen Rezension (mit einer weiteren von Wolfgang Loth)…

22. Juni 2008
von Tom Levold
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handy-pop-corn

Immer noch glaubt ein großer Teil der Weltbevölkerung, dass die sogenannten Handys zum Telefonieren erfunden worden seien. Das ist aber nicht der Fall. Vielmehr handelt es sich bei den Handys um ein mobiles Pop-Corn-Zubereitungsgerät, das Schluß mit den umständlichen Verfahren zur Pop-Corn-Herstellung macht. Da mittlerweile fast jeder Mensch mit einem mobilen Gerät herumrennt, kann zu jeder Zeit an jedem Ort der Welt problemlos Pop-Corn zubereitet werden, wie der Film beweist (Danke, Harald Hofmann, für den youtube-Tip). Dies dürfte vor allem den Endlosschlangen an der Pop-Corn-Theke in Deutschen Groß-Kino-Anlagen ein Ende setzen. Einfach Pop-Corn-Mais mitbringen, ein paar Freunde zum anrufen einladen und Pop-Corn direkt auf den Kinositzen genießen!

21. Juni 2008
von Tom Levold
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systeme 1/08


Kurz vor Beginn der Sommerferien kommen die aktuellen Ausgaben der systemischen Zeitschriften heraus. An Urlaubslektüre also kein Mangel für die, die sich über die Zeitschriften ein Bild vom Stand der systemischen Debatte machen wollen. Heft 1 der„systeme“ ist mit über 170 Seiten dabei besonders umfangreich. Einen beträchtlichen Anteil daran hat Redaktionsmitglied und Autor Wolfgang Loth – und wer ihn kennt, weiß, dass es sich um ein lohnenswertes Heft handeln muss. In einem schönen Beitrag würdigt er Ludwig Reiter, der in diesem Jahr 70 Jahre alt geworden ist, mit einer kleinen Werkschau der erkenntnistheoretischen, ethikbezogenen und praxeologischen Beiträge Reiters zur systemischen Entwicklung im deutschsprachigen Raum, die auf diese Weise bislang noch nicht zur Verfügung gestanden hat. In einem weiteren umfangreichen Aufsatz anhand der Neuauflage des„Handbook of Psychotherapy Integration“ von Norcross & Goldfried grenzt Loth Integration und Ekklektizismus voneinander ab und postuliert, dass Integration möglich sei als„Triumph von Kooperation über Kolonisation“. Dazu gehöre die Achtung vor der Integrität eigenständiger therapeutischer Ansätze, die Orientierung nicht an Berufspolitik, sondern an der Einschätzungen der Hilfesuchenden selbst sowie an der Person der HelferInnen. Sehr lesenswert! Desweiteren gibt es im Heft einen Beitrag von Ilka Hoffmann über ihre„Arbeit mit inneren Bildern“ im Rahmen eines modifizierten Palo-Alto-Konzeptes von Kurzzeittherapie – wofür sie den Forschungspreis der SG 2007 erhalten hat. Erik_a Zika führt über die „Konstitution und Konstruktion von (sexuellen) Identitäten“ in die „queer theory“ ein und skizziert eine mögliche queer-systemische Praxis. Corina Ahlers und Inge Saval berichten über ihre „therapeutisch geführte Kindergruppe unter dem Aspekt resilienten Verhaltens“, Claudia Kalischko erzählt anhand ihrer Arbeit mit einer als anorektisch diagnostizierten Patientin über die „Balance von Autonomie und Bindung & ärztlicher und therapeutischer
Rollenfunktion“. Dazu ein Nachruf auf Michael White (auch von W. Loth) sowie Rezensionen.

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20. Juni 2008
von Tom Levold
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Einführung in die systemische Wirtschaftstheorie

Nachdem Fritz Simon seine Einführung in die systemische Organisationstheorie gewissermaßen„live“ im Carl-Auer-Blog geschrieben und damit der Leserschaft schon vorab das Angebot gemacht hat, Kommentare und Diskussionsbeiträge beizusteuern, startet er nun einen neuen Blog auf der website der„revue für postheroisches management“, in dem es um eine Einführung in die systemische Wirtschaftstheorie geht:„mit wenigen Ausnahmen (z.B. Säuglingen) nimmt heute jeder Mensch aktiv am Wirtschaftssystem teil. „Die“ Wirtschaft bestimmt heute die Lebensbedingungen eines jeden Einzelnen wohl mehr als je zuvor. In dieser „Einführung in die systemische Wirtschaftstheorie“ wird versucht, die Gesetzmäßigkeiten der Wirtschaft und des Wirtschaftens aus einer konstruktivistisch-systemtheoretischen Perspektive zu analysieren und darzustellen. Dabei geht es um die individuelle und kollektive Überlebensfunktion des Wirtschaftens, die Produktion und Verteilung knapper und mehr bzw. weniger austauschbarer Güter, die Wirkung von Geld als Kommunikationsmedium, die Beziehung von Gesellschaft und Wirtschaft und die Auswirkungen auf unser aller tägliches Leben“ Es besteht die Möglichkeit, zu jedem Eintrag von Fritz Simon einen Kommentar abzugeben. Allerdings ist der Text sehr leseunfreundlich in enger weißer Schrift auf schwarzem Grund gestaltet, das sollte vielleicht noch einmal überdacht werden. Ich wünsche Fritz Simon viel Erfolg mit diesem Projekt 🙂

20. Juni 2008
von Tom Levold
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Delling und Netzer wieder frei: Deutschland im Freudentaumel

Rechtzeitig vor dem Anpfiff des gestrigen EM-Viertelfinalspiels Deutschland gegen Portugal sind die beliebten TV-Unterhaltungskünstler Gerhard Delling und Günter Netzer wieder aus der Abschiebehaft entlassen worden, nachdem ihre Papiere wieder aufgetaucht waren. Die Staatsanwaltschaft Innsbruck entschuldigte sich in aller Form bei den beiden Prominenten, der ARD und dem ganzen deutschen Volk:„Wir haben einen furchtbaren Fehler gemacht, den wir zutiefst bedauern. Wiedergutzumachen ist das kaum, aber wir hoffen, dass die deutsch-österreichischen Beziehungen dadurch nicht über die Maßen belastet werden“, sagte der Pressesprecher der Staatsanwalt gestern abend. Als Schuldminderungsgrund führte er an, dass sich die zuständigen Kollegen einfach nicht hätten vorstellen können, dass Personen mit solch begrenzten sprachlichen Fähigkeiten für eine so große und bedeutende Fernsehanstalt wie die ARD arbeiten könnten. Unmittelbar nach der Freilassung versammelten sich hunderttausende Delling- und Netzer-Fans in zahlreichen deutschen Städten auf eigens dafür eingerichteten Public-Viewing-Plätzen und feierten die Freilassung der beiden TV-Größen in einem unglaublichen Freudentaumel bis in die späte Nacht hinein.

19. Juni 2008
von Tom Levold
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ARD protestiert gegen Abschiebehaft für Delling und Netzer

Wie die Innsbrucker Staatsanwaltschaft mitgeteilt hat, sind am Mittwochabend im EM-Stadion in Innsbruck Gerhard Delling und Günter Netzer in Abschiebehaft genommen worden. Die Personen seien ohne gültige Aufenthaltspapiere im hoch gesicherten VIP-Bereich aufgegriffen worden. Nach den neuen EU-Bestimmungen können Personen ohne Papiere und ohne eindeutige Belege für eine Herkunft aus einem sicheren Drittland bis zu sechs Monaten in Abschiebehaft genommen werden. Der Leiter der Medienstelle der Staatsanwaltschaft, Dr. Wilfried Siegele, berichtete auf einer Pressekonferenz, dass die Inhaftierten vorgegeben hätten, prominente Fernseh- und Fußballstars in der der Bundesrepublik Deutschland zu sein. Ein kurzfristig anberaumter Test habe jedoch ergeben, dass die Verdächtigen, insbesondere der sich als Fußballsachverständiger ausgebender G. Netzer, kaum in der Lage gewesen seien, einen vollständigen deutschen Satz zu formulieren. „Wir gehen daher davon aus, dass es sich bei den Verhafteten um Personen handelt, die illegal in die EU einreisen wollten und eine falsche Identität vortäuschen. Wir wissen, dass Deutschland eine große Fußballnation ist und echtes Qualitätsfernsehen produziert, in dem für Auftritte solcher Personen kein Platz ist“, äußerte der Staatsanwalt. Allerdings sei nach wie vor unklar, wie die beiden in das Stadion hätten gelangen können.
Unterdessen hat die ARD heftig gegen die Inhaftierung der beiden Prominenten protestiert und die sofortige Haftentlassung verlangt. ARD-Pressesprecher Peter Meyer: „Es ist unglaublich, wie mit unseren deutschen Weltstars von Format seitens einer Provinz-Staatsanwaltschaft umgegangen wird, nur weil sie ihre Ausweise nicht dabei hatten. Jeder, der die beiden kennt, weiß, dass Gerhard Delling und Günter Netzer die eigentliche Attraktion der EM 2008 sind. Der größte Teil der Zuschauer in Deutschland schaltet die Sportübertragungen zur EM überhaupt nur wegen der beiden ein.“ Delling und Netzer begeisterten ihr Publikum stets mit einem Feuerwerk witziger und spritziger Pointen, schnellen und eleganten Dialogen sowie ausgefallenen Anzügen und Krawatten, die alles in den Schatten stellten, was seit den Screw-Ball-Comedies der 30er Jahre an Massenunterhaltung produziert worden sei. Zwar würden ihre rasanten Verbal-Jonglagen immer wieder durch bis zu 45-minütige schleppende Fußballaufzeichnungen unterbrochen, aber das Publikum hielte den beiden dennoch die Treue. Vor allem von weiblichen Zuschauern gingen täglich in der Redaktion Waschkörbe voller Fanpost ein. Aber auch unter den Männern hätten die beiden Top-Unterhaltungskünstler, die unglaublichen Sachverstand mit brillianter Performance verschmelzen würden, ein Millionenpublikum.
Unterdessen hat auch der berühmteste Fußballexperte und Frauenliebling der ARD, Waldi „erectus“ Hartmann, der während der EM in Wien eine Nachtsendung moderiert, einen Streik angekündigt. Er werde bis zur Freilassung von Netzer und Delling in seiner Sendung nur noch schweigen. Auch werde er österreichische Frauen bis zu diesem Zeitpunkt weder anschauen noch anfassen noch sich überhaupt über sie äußern. Wie zu hören war, hat bereits der österreichische Frauenbund sein Bedauern über diese Maßnahme wie auch die Inhaftierung von Delling und Netzer geäußert und die Staatsanwaltschaft in Innsbruck zu Freilassung der Beiden aufgefordert.

18. Juni 2008
von Tom Levold
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Family Process 2/08

Das aktuelle Heft der„Family Process“ enthält wieder eine bunte Mischung aus forschungsbezogenen und klinischen Beiträgen. In der Abteilung„Qualitative Forschung zur Unterstützung therapeutischer Praxis“ finden sich zwei Arbeiten, die sich mit den Auswirkungen chronischer Vaginalschmerzen von Frauen auf ihre Paarbeziehungen einerseits, mit dem Einsatz von Fokusgruppen zum Austausch von ähnlichen und konstrastierenden Lebenserfahrungen bei Latino-Eltern andererseits beschäftigen. In beiden Fällen geht es darum, eher verschwiegenen Erfahrungen einen Raum zu verschaffen und damit Entlastung und therapeutische Bearbeitung zu ermöglichen. Ein Beitrag von Marcia Sheinberg und Fiona True gilt der Bearbeitung traumatischer Beziehungserfahrungen in Eltern-Kind-Beziehungen durch die Einführung von„Decision Dialogues“ in die Familienkommunikation, die durch ausführliche Transkripte illustriert werden. Michele Scheinkman präsentiert einen„Multi-Level-Approach“ als „Road Map for Couples Therapy“. Das Heft wird durch vier weitere Forschungsbeiträge zur Paar- und Familiendynamik abgerundet.
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16. Juni 2008
von Tom Levold
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Wilhelm Rotthaus zum 70. Geburtstag



Heute gibt es noch einen runden Geburtstag zu feiern. In Bergheim feiert Wilhelm Rotthaus seinen 70.! Er blickt nicht nur auf eine bewegte und bewegende Zeit einer Doppelkarriere als Kinder- und Jugendlichenpsychiater und Klinikchef einerseits und Sänger andererseits zurück, sondern ist auch weiterhin mehr als aktiv für die Weiterentwicklung der Systemischen Therapie tätig. Von 2000 bis 2007 war er erster Vorsitzender der DGSF, die 2000 aus der Verschmelzung von DAF und DFS hervorging.
Lieber Wilhelm, wir kennen uns zwar schon seit über 20 Jahren, als wir uns anlässlich eines Köln-Besuches von Heinz von Foerster erstmals getroffen haben und sind uns seitdem immer wieder an den verschiedensten Orten begegnet. Intensiv kennen gelernt haben wir uns erst im Zuge der mehrjährigen Vorbereitungszeit der EFTA-Tagung in Berlin 2004, die mit 3.500 Teilnehmern für die systemische Bewegung ein großer Erfolg gewesen ist. Im kommenden„Kontext“ erscheint ein langes Gespräch über Dein Leben und Deine Arbeit, das ich das Vergnügen hatte mit Dir zu führen. Es ist eine Freude, mit Dir zu tun zu haben und ich wünsche Dir für die kommenden Jahre weiterhin Gesundheit, Kreativität und Energie für alles, was Du Dir so vorgenommen hast – und dass die Systemiker weiter von Deinem Augenmaß, Deinem Timing, Deiner Präsenz sowie Deinem ausgleichenden und verbindlichem Wesen profitieren können.
Auf meine Einladung hin haben eine Reihe von Freunden und Kollegen mir ihre Glückwünsche für Dich im systemagazin übermittelt (das Foto hat Klaus Deissler beigesteuert).
Wer seine Glückwünsche noch nachtragen möchte, kann dies gerne mithilfe der Kommentarfunktion tun.
Ich gratuliere Dir, lieber Wilhelm, von Herzen! Alles Gute, Dein Tom

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15. Juni 2008
von Tom Levold
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Therapeutisches Leitmotiv als Macht der Therapie

Heute feiert Corina Ahlers ihren 50. Geburtstag. Als Lehrtherapeutin, Mitbegründerin und langjährige Vorsitzende der ÖAS in Wien und ihre internationalen Aktivitäten im Rahmen der EFTA ist sie auch über die Grenzen hinaus bekannt. Seit vielen Jahren bereichert sie die systemtherapeutische Szene mit theoretischen und praxisbezogenen Publikationen, wobei die Reflexion ihrer persönlichen und biografischen Beteiligung am therapeutischen und institutionellen Geschehen immer auf eine unverwechselbare und charakteristische Art und Weise ihre Überlegungen bereichert. Auf diese Weise ziehen sich Themen wie Emotionen, Selbsttheorie und -erfahrung, Gender und Macht, die im systemischen Diskurs nicht immer die Bedeutung erhalten, die ihnen eigentlich zukommen müssten, wie ein roter Faden durch ihre Arbeiten. So auch in ihrem Vortrag auf der Tagung der ÖAS im Jahre 2003, der zuerst in systeme veröffentlicht worden ist und nun anlässlich ihres Jubiläums in der Systemischen Bibliothek erscheint, und in dem Corina Ahlers die Leser an ihrem„Dual Track Thinking“ (Lipchik) während einer problematisch verlaufenden Therapie am Institut für Ehe- und Familientherapie in Wien teilhaben lässt. Herzliche Glückwünsche nach Wien aus Köln!!
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