systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

3. November 2008
von Tom Levold
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ein systemisches Highlight ganz im hohen Norden

Multifamilientherapie ist eines der produktivsten Entwicklungen im Rahmen systemischer Therapie, die zunehmend auch hierzulande bekannt wird. Betrieben wird sie dennoch viel zu wenig. Ein Symposium an der Schlei (das ist ganz im hohen Norden) am 26. und 27.9.2008 zum 10jährigen Bestehens der Tagesklinik „Baumhaus“ der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Schleswig war diesem Thema gewidmet – und die Besetzung prominent: Neben Eia Asen, Wilhelm Rotthaus, Jürgen Hargens und Michael Scholz waren auch Kirsten S. Hviid, Claus Bonde Andresen und Tryggvi Kaldan vom dänischen„Family Center Lovdal“ angereist. Heinz Graumann hat einen ausführlichen und lebendigen Tagungsbericht verfasst.
Viel Spaß beim Lesen…

3. November 2008
von Tom Levold
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Mehdorn lost in Space

Fritz Simon hat in seiner„Kehrwoche“ vorgeschlagen, Hartmut Mehdorn aus Sorge um seine Gesundheit (und die seiner Kunden) in den Ruhestand zu schicken. Und duscholux weist in seinem Kommentar darauf hin, dass es Hartmut Mehdorn auch in Zahlen gibt. Wie systemagazin aus zuverlässiger Quelle erfahren hat, könnten die Probleme um Mehdorn jedoch bald der Vergangenheit angehören. Die aktuell permanent überfüllten ICE-Züge haben, so ist zu hören, nichts mit der angeblich notwendigen technischen Überprüfung der Achsen zu tun. Stattdessen hat Mehdorn die Züge heimlich verkauft, um damit eine 51prozentige Mehrheit an der NASA zu erwerben, was die Deutsche Bahn zum ersten Verkehrskonzern des Sonnensystems machen soll. Wie zu hören war, bestand Mehdorn darauf, in seiner erste Amtshandlung als NASA-Chef eigenhändig als Co-Pilot einen Shuttle-Start mit einem umgerüsteten Nahverkehrszug der Strecke von Düren nach Frechen durchzuführen, um die optimale Entsorgung für den deutschen Bahn-Nahverkehr zu erproben. Kurz nach dem Start war jedoch eine starke Explosion zu beobachten, der Funkverkehr riss ab. Zur Zeit wird im Sonnensystem intensiv nach Hartmut Mehdorn gefahndet. Sachdienliche Hinweise können in jedem Reisezentrum der Deutschen Bahn, sofern besetzt, gegen eine Bearbeitungsgebühr abgegeben werden.

2. November 2008
von Tom Levold
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Wege aus einem Labyrinth…

…oder: wie Beratung gelingen kann. So übertitelt Manfred von Bebenburg sein„Werkbuch für den psychosozialen Bereich“, das bereits in dritter Auflage (in drei Jahren) erschienen ist. Es handelt sich um einen großformatigen, schwergewichtigen und reich illustrierten Band, der zum Stöbern und Querlesen reizt und allen eine Vielzahl von Ideen und Hinweisen liefert, die sich im Beratungswesen mit Praxisfragen beschäftigen. Rezensentin Sabine Schubert hält fest:„Bebenburgs „Wege aus einem Labyrinth …“ laden den Leser ein zum Vorwärtsgehen, aber auch zum Verweilen, zum Ausprobieren und manchmal auch zum Rückblicken und Neuorientieren sowohl in den beschriebenen ‚Reisen‘ als auch in der täglichen Praxis. Ein gelungenes Werk, mit einem methodischen Repertoire, das nicht nur für Berater/innen im engeren Sinne nützlich ist und deshalb einer breiten Leserschaft zu empfehlen ist“
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30. Oktober 2008
von Tom Levold
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Zu einer gemäßigten Perspektive des Konstruktivismus

Der Südkoreaner Hoyong Choe hat seine Dissertation 2005 am Fachbereich Erziehungswissenschaften und Psychologie der FU Berlin vorgelegt, die auch online zugänglich ist:„Meine Dissertation zielt darauf ab, einen gemäßigten Konstruktivismus, d.h. denjenigen, der konstruktivistische Interessen oder Themen im komplementären Verhältnis zu nicht-metaphysischen Versionen des Realismus verfolgt, zu formulieren und dessen Potenziale bzw. Grenzen ansatzweise zu forschen. Nach einem Überblick über gegenwärtige konstruktivistische Ansätze (Kap. 2) habe ich die Grundzüge des gemäßigten Konstruktivismus im Anschluss an u.a. Putnam und Luhmann durch zwei Thesen charakterisiert (Kap. 3): 1. Der deskriptive Aspekt des Wissens lässt sich als begriffssysteminterne Angelegenheit begreifen (sog. „externe Tatsachen innerhalb eines Begriffssystems“). 2. Der konstruktive Aspekt des Wissens lässt sich als den kontingenten Charakter je eines Begriffsystems verstehen („begriffliche Relativität“). Der gemäßigte Konstruktivismus macht es dabei deutlich, dass man außer zwei Deskriptionsbegriffen, d.h. einem metaphysischen und einem nicht-metaphysischen, auch zwei Konstruktionsbegriffe zu unterscheiden hat; im Sinne der unveräußerlichen Bedingtheit unseres Wissens durch ein Bezugssystem einerseits, im Sinne der Kontingenz oder Selektivität dieses Bezugssystems andererseits. Wenn der erste Konstruktionsbegriff zum Zweck der „Weltbeobachtung“ nicht geeignet ist, und wenn der zweite vom ersten nicht ableitbar ist, dann kann man sagen, dass die Brauchbarkeit des ersten für empirische Forschung sehr beschränkt ist. M.a.W.: Die radikal-konstruktivistische Unterscheidung von Konstruktion/Deskription im Sinne von grundsätzlicher Konstruktivität unseres Wissens versus metaphysischer Illusion der Deskription ist m.E. wie die wittgensteinsche Leiter, die man hinaufsteigt und dann lieber wegwerfen soll. In diesem Sinne ist Glasersfelds Viabilitätskonzept zu kritisieren (Kap. 4): Dies ist zwar im Zusammenhang mit der als absolut angenommenen, realen Welt wohl vertretbar, aber für empirische Forschung unbrauchbar. Denn in einer empirischen Forschung steht das Verhältnis von Subjekten bzw. Organismen zu ihrer beobachtbaren Umwelt im Vordergrund. Und Viabilität im Gegensatz zur Deskription im metaphysischen Sinne ist eine andere Sache als Viabilität im Unterschied zur Deskription im gemäßigten Sinne. Maturanas Theorie autopoietischer Systeme ist m.E. als eine Pseudoempirie infolge undifferenzierter Begriffsverwendung aufzufassen (Kap. 5): Seine Hauptthesen wie die Autonomie der Lebewesen und die Subjektabhängigkeit der Kognition ergeben sich daraus, dass er aufgrund mangelnder begrifflicher Differenzierung zum einen methodologische mit objekttheoretischen Angelegenheiten ständig verwechselt, zum anderen auf objekttheoretischer Ebene funktionale auf strukturale Zusammenhänge reduziert. Seine Begriffsverwirrungen sind ein Beispiel dafür, dass der radikale Konstruktivismus mit seiner grundsätzlichen Option für die Konstruktivität des Wissens dazu tendiert, eine Homologie zwischen den Bedingungen des Wissens und dem dadurch Bedingten, eine Reduzierbarkeit eines Bedingten auf dessen Bedingungen hervorzuheben. Der gemäßigte Konstruktivismus demgegenüber bietet sich, mit ihrer differenzierten Handhabung von Begriffen wie v.a. Deskription und Konstruktion, als Vorschlag zur Fokusverschiebung im konstruktivistischen Diskurs an“ Die Lektüre dürfte einiges Nachdenken erfordern.
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28. Oktober 2008
von Tom Levold
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Systemische Beratung


Die Herausgeber der Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung haben Renate Zwicker-Pelzer eingeladen, als Gastherausgeberin ein Heft zum Thema systemische Beratung zu gestalten. Sie hat nicht nur die DGSF in der 2003 neu gegründeten Deutschen Gesellschaft für Beratung vertreten, sondern ist hier auch von Anfang an im Vorstand vertreten. In zwei eigenen Beiträgen reflektiert sie„Beratung auf dem Weg der Professionalisierung“ und die„Wendezeit in der Professionalisierung von Beratung“. Georg Singe unternimmt eine Abgrenzung von systemischer Beratung und systemischer Therapie. Zwei weitere Beiträge gehen etwas mehr auf die Praxis systemischer Berautung ein, hier die Online-Beratung (Bettina Zenner & Ludo Gielen) und die Pflegeberatung von chronisch erkrankten Kindern und ihren Familien (Sandra Bachmann). Außerhalb dieses Themenschwerpunktes erkennt Klaus von Ploetz in Copingkonflikten die„Grunddynamik von Abhängigkeitserkrankungen“.
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27. Oktober 2008
von Tom Levold
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Fritz B. Simon zum 60sten

Heute feiert Fritz B. Simon seinen 60sten Geburtstag – wie zu vermuten ist, noch immer irgendwo in Ägypten. Das soll uns nicht daran hindern, ihm ganz herzlich zu gratulieren und Gesundheit, Kraft, Wohlbefinden und noch viele schaffensreiche Jahre zu wünschen.
Lieber Fritz, mögest Du uns allen wie bisher mit Deinem klugen Texten, Deinem Scharfsinn, Witz und Deinem Biss bereichern und herausfordern!
Alles Gute, Dein Tom!

Heiko Kleve hat zum Anlass für die Systemische Bibliothek einen Text aus dem Jahre 1999 beigesteuert:„Fritz B. Simons klinische Epistemologie – oder: Über die Verrücktheit, nach logischen Regeln zu leben“. Zum Geburtstag haben sich darüber hinaus im systemagazin eine ganze Reihe Gratulanten angemeldet, wer seine Glückwünsche noch nachtragen möchte, verwende bitte die Kommentarfunktion.

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26. Oktober 2008
von Tom Levold
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Triumph von Kooperation über Kolonisation

Nachdem Jochen Schweitzer vorgestern an dieser Stelle ein Plädoyer für eine„schulenübergreifenden Psychotherapie mit starker systemischer Grundierung“ gehalten hat, soll das Thema integrativer Psychotherapie heut noch einmal inhaltlich unterfüttert werden: mit einem ebenso ausführlichen wie fundierten Rezensionsaufsatz von Wolfgang Loth, den dieser Anfang des Jahres in„systeme“ veröffentlicht hat und der Ludwig Reiter zum 70. Geburtstag gewidmet ist. Gegenstand seiner facetten- und verweisungsreichen Überlegungen ist die zweite und überarbeitete Auflage des„Handbook of Psychotherapy Integration“, von John Norcross und Marvin Goldfried herausgegeben. Wolfgang Loths Überlegungen zum Schluss: „Die Idee der Psychotherapie-Integration macht leichter Sinn, wenn die Integrität eigenständiger Ansätze geachtet und gewährleistet wird. Und wenn diese eigenständigen Ansätze sich nicht unter der Überschrift ‚Aus- oder Abgrenzung‘ konturieren, sondern unter der Überschrift: Beisteuern zu einem umfassenderen Phänomen auf der Basis transparenter (und somit diskutierbarer) Bevorzugungen/ Entscheidungen. Integration als Bereicherung der Diskussion, als Vision, die motiviert, und nicht als Diktat, das festschreibt. Die Idee der Integration könnte gewinnen, wenn nicht die (berufs-)politischen Erwägungen unterschiedlicher Provenienz im Vordergrund stehen, sondern die Bereitschaft, auf die Einschätzung des Geschehens durch die Hilfesuchenden selbst zu hören. Dann würde klarer, dass Integration nichts mit Hierarchien therapeutischer Konzepte zu tun hat, sondern mit der Fähigkeit, sich beim Hören auf die Hilfesuchenden gegenseitig zu unterstützen. Und schließlich scheint es auch notwendig, dass zur Integration auch die Person der HelferIn gehört. Das Hören auf die KlientInnen geschieht nicht als beliebige Variante eines automatisierten Vorgangs. Die Person der HelferIn in ihrer jeweiligen Aufmerksamkeit für das Geschehen ist das Pendant zu der Expertise und den Selbstheilungskräften der Hilfesuchenden. Das Team besteht nicht aus Störung und Maßnahme. Das Team besteht aus denen, die Hilfe suchen und denen, die dabei helfen, dass Hilfe erlebt wird. Vielleicht macht es daher Sinn, das Motto von Miller et al., das Ergebnis habe über den Prozess triumphiert, umzuwandeln in: Integration ist möglich als Triumph von Kooperation über Kolonisation“ Wer mitdiskutieren will, muss lesen.
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25. Oktober 2008
von Tom Levold
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„Psychiater im Sold der Industrie“

So titelte die online-Ausgabe des„Handelsblatt“ gestern kritisch in einem Artikel von Eva-Maria Schur, der sich mit der Tatsache auseinandersetzt, dass Psychiater noch mehr als z.B. Herz-Kreislauf-Spezialisten finanziell mit der Pharmaindustrie unter einer Decke stecken – und zwar heimlich:„Anders als Krebs oder Herzinfarkte sind psychiatrische Krankheiten weder auf Röntgenbildern noch in den Blutwerten der Patienten zu erkennen. Die Diagnosekriterien sind Definitionssache, und deshalb ist es vergleichsweise einfach möglich, darauf Einfluss zu nehmen. In den vergangenen 50 Jahren explodierte die Zahl psychiatrischer Störungen von 106 auf inzwischen 297. Nicht nur der Fortschritt der Forschung könnte dafür der Grund sein, sondern auch ‚disease mongering‘, Geld verdienen mit der Ausweitung von Diagnosen, vermuten unabhängige Beobachter“
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24. Oktober 2008
von Tom Levold
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Debatte: Systemisch – integrativ – kassenfinanziert: Welche psychotherapeutische Versorgung wollen wir?

Auf der Jahrestagung 2008 der DGSF in Essen (s. Bericht) hat der DSGF-Vorsitzende und Co-Autor des kontrovers diskutierten sogenannten„Lehrbuch II. Das Störungsspezifische Wissen“ Jochen Schweitzer einige Thesen zur Zukunft der Systemischen Therapie formuliert, die systemagazin heute mit einer Einladung zur Debatte veröffentlicht. Worum geht es? Jochen Schweitzer nennt einige theoretische und praktische Beiträge, auf die eine kassenfinanzierte psychotherapeutische Versorgung seines Erachtens langfristig nicht verzichten kann, betont aber gleichzeitig, dass Systemiker auch von anderen Therapieschulen hinzulernen können. Im Kern geht es ihm um die Formulierung einer„schulenübergreifenden Psychotherapie mit starker systemischer Grundierung“, die sich als leistungsfähiger als die jetzigen Richtlinienverfahren erwiese, allerdings einige Veränderungen in der Organisation psychotherapeutischer Versorgung sowie ein schulenübergreifendes Curriculum zur Voraussetzung hätte. Zudem bedürfe es einer schulenübergreifenden Besetzung von Lehrstühlen und einen fairen Wettbewerb von universitären und nicht-universitären Ausbildungstellen. Zu jeder seiner Thesen formuliert er eine Reihe von Argumenten und Gesichtspunkten, die gut in der Lage sind, eine kontroverse Debatte in Gang zu bringen. systemagazin freut sich auf Kommentare, Widerspruch, Zustimmung oder alternative Positionen, die allesamt gemeinsam mit Jochen Schweitzers Text an dieser Stelle veröffentlicht werden.
Zu den Thesen…

23. Oktober 2008
von Tom Levold
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Essen 2008: Jahrestagung der DGSF: Systemische Hirngespinste

Vom 10.-13.9.2008 fand die diesjährige Jahrestagung der DGSF statt, und erstmals war eine größere systemische Tagung der Hirnforschung und ihrer Bedeutung für eine systemische Praxis gewidmet. Katrin Richter aus Laboe hat einen (n)eu(ro)phorischen 🙂 Tagungsbericht verfasst, der die gute Stimmung der Tagung auf lebendige Weise wiedergibt:„Ich will ja nicht schon wieder damit beginnen, dass es beeindruckend war, das ist es ja immer. Man könnte nach diesem Kongress schon von ewiger neuer neuronaler Vernetzung sprechen. Ich weiß ja nicht, wie es anderen Teilnehmern geht, aber ich profitiere lange davon, bin hellauf begeistert, verschwinde mit meinen neuen Synapsennetzwerken in meiner Schatzkammer und summe leise vor mich hin. Es war der größte DGSF-Kongress überhaupt mit mehr als 600 Teilnehmern. Die Qualität stimmte“
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