systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

30. November 2008
von Tom Levold
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systeme 2/08

Zum Jahresschluss erscheint das Heft 2 des 22. Jahrgangs der„systeme“, diesmal mit vier verschiedenen Arbeiten, die kein gemeinsames Oberthema haben: Stefan Geyerhofer und Carmen Unterholzer untersuchen Burnout aus systemischer Sicht, Erhard Wedekind und Hans Georgi fragen, wie das Lebensalter die Passung zwischen Klienten und Beziehungsarbeiter(innen) beeinflusst und Ingrid Egger berichtet von einem psychotherapeutischen Prozess mit einem Folterüberlebenden. Nach langer Zeit ist wieder einmal ein Beitrag von Ludwig Reiter zu lesen. Er fragt:„Gibt es in der deutschsprachigen Familientherapie und Systemischen Therapie eine schulenübergreifende Integration?“ und schließt damit an eine aktuelle Debatte im systemischen Kontext an. Seine Untersuchungsbasis ist das Handbuch„Paar- und Familientherapie“, das von Michael Wirsching und Peter Scheib 2002 herausgegeben wurde und von Reiter bibliometisch ausgewertet wird. Als Fazit sieht Reiter zwei mögliche Szenarien:„Das erste Szenario entspräche der gängigen Auffassung von schulenübergreifender Integration; das zweite würde eine zunehmende Auflösung der Schulgrenzen widerspiegeln (…). Schließlich ist es nicht unwahrscheinlich, dass die therapeutische Praxis den Publikationen vorauseilt und dass Therapeutinnen und Therapeuten in ihrer Arbeit mit PatientInnen und KlientInnen längst schulenübergreifend handeln“ Außerdem ist jetzt im Zeitschriftenarchiv der Jahrgang 2000 der„Familiendynamik“ erfasst. 

29. November 2008
von Tom Levold
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Im Auge des Betrachters

Harald Wasser, psychoanalytisch wie systemtheoretisch inspirierter Autor, hat interessante Überlegungen„Zur systemtheoretischen Konstitution von Gegenständen“ angestellt, die sich mit der Frage auseinandersetzen, worin denn eine systemtheoretische Phänomenologie bestehen kann, wenn sich diese nicht mehr ohne weiteres – wie bei Husserl (Foto: Wikipedia) – aus dem erlebenden Bewusstsein ergibt:„Der besondere Weg Luhmannscher Systemtheorie besteht (…) darin, sich vom Anspruch einer Phänomenologie des Erlebens insoweit zu lösen, als auch ganz andere Beobachter, die nicht in der Lage sind, zu erleben (stattdessen aber vielleicht: zu kommunizieren), als Beobachter von Phänomenen in Frage kommen. Eine weitere Besonderheit besteht dann darin, sich (wie es z.B. Freud in seiner Praxis einer »freischwebenden Aufmerksamkeit« gegenüber den »freien Assoziationen« seines Analysanden vorgemacht hat) auf die Beobachtung anderer Beobachter »aufzuschalten« und damit auf eine Theorie der Beobachtung zweiter Ordnung umzuschalten. Beobachtet man Theorien anderer Beobachter, so stellen diese zunächst etwas dar, das sich grundsätzlich durch nichts von anderen Phänomenen unterscheidet und so fallen sie sozusagen in die Phänomenologie. Eben darum lassen sie sich beobachten, ohne sogleich nach dem Schema des beobachteten Beobachters, etwa: nach »wahr« und »falsch« beurteilt werden zu müssen. Phänomenologisch gesehen existieren ja auch Einhörner nicht anders als Pferde. Um das prüfen zu können, bedarf es nur eines Blicks in die Literatur der Märchen und Sagen. Dort sind sie leicht als kommunikative Phänomene nachweisbar, ebenso wie Hexen und Götter und ewige Liebe. Die Phänomenologie konstatiert Phänomene. Sie behauptet folglich nicht, dass die von ihr notierten Phänomene für alle Beobachter und immer gelten. Wechselt ihr Blick in die Naturwissenschaft, etwa die Zoologie, so wird sie umgekehrt konstatieren müssen, dass (und sogar: warum) aus Sicht dieses Beobachters Einhörner keineswegs existieren. Die phänomenologische Arbeitsweise der Systemtheorie ist also treffend dadurch charakterisiert, dass sie die ihr gegebenen (und das heißt immer zugleich: die von ihr erzeugten!) Phänomene auf eine Weise beobachtet, in der sich eigene Beobachtungen als Beobachtungen anderer Beobachter manifestieren können (second order cybernetics)“ Der Artikel ist online auf www.hauptsache-philosophie.de zu lesen.

28. November 2008
von Tom Levold
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Was ist Kulturgeschichte?

systemagazin proudly presents: Rezension Nr. 300! Vorgestellt wird heute ausführlich ein Buch, das bereits 2005 bei Suhrkamp erschienen ist und eine ganze Weile (gelesen) im Bücherregal des Referenten geruht hat. Irgendwie kam immer wieder anderes dazwischen, dabei ist es ein ausgesprochen schönes, leicht lesbares und kluges Werk. Warum sollen sich BeraterInnen und TherapeutInnen mit Kulturgeschichte auseinandersetzen? Die Antwort liegt auf der Hand. Die individuellen und sozialen Konstruktionen von Wirklichkeit können sich nur innerhalb kulturell vorhandener und vorfindbarer (Be-)Deutungsrahmen vollziehen, welche wiederum durch diese Konstruktionen im historischen Fortgang modifiziert werden. Wir haben es insofern nie mit geschichtslosen Problemen oder Anliegen a priori zu tun, sondern immer mit kulturell codierten Problembeschreibungen, die an spezifische soziale und historische Kontexte gebunden sind. Was auch immer unter Kulturgeschichte verstanden wurde und verstanden werden kann, der Leser wird von Peter Burke an ein reich gedecktes und appetitanregendes Büfett geführt, das die Reichhaltigkeit des Faches aufs Beste in Szene setzt. Wer sich an Kulturgeschichte sättigen möchte, wird schnell damit konfrontiert, dass es sich vor allem um Appetizer handelt, die Lust auf mehr machen. Das ist bei einem Buch von unter 200 Seiten kein Wunder. Bewundernswert ist aber, wie es Burke gelingt, ganz gelassen und entspannt, eigentlich im Plauderton, eine solche Fülle von Hinweisen und Anregungen zu geben, ohne den Überblick über das doch mittlerweile sehr umfangreiche Wissensgebiet zu verlieren. Hier erkennt man die Handschrift des erfahrenen Meisters seines Faches, der seine Schätze liebevoll auszubreiten versteht, ohne auf eine kritische Einordnung und Bewertung zu verzichten. Wer im Kontext von Beratung und Therapie arbeitet und für die Frage sozialer Praktiken in Organisationen wie in der alltäglichen Lebenswelt sensibel ist, wird von einer kulturwissenschaftlichen Perspektivenerweiterung im Sinne eines vertieften Kontextverständnisses profitieren und vielleicht Lust bekommen, sich mit dem einen oder anderen Thema intensiver auseinanderzusetzen. Auch Leser, die nicht gleich die Bibliotheken aufsuchen werden, um ihre Neugier zu befriedigen, werden in Burkes Zusammenschau ausreichend mit spannenden Material versorgt.

26. November 2008
von Tom Levold
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Clement: Neue Chance als Fozzi Bär?

Nachdem sich der Mitbegründer der RWE-Fraktion, Wolfgang Clement (Foto: Wikipedia), nach 38 Jahren Isolationshaft in der SPD selbst begnadigt hat, sorgt diese Entscheidung in der Öffentlichkeit für Empörung. Während Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) von einem„rechtsstaatlich ganz normalen Vorgang“ sprach, kritisierte Hessens SPD-Vorsitzende Andrea Ypsilanti scharf das Angebot von Kermit dem Frosch, Clement einen Praktikumsplatz in der Muppet Show frei zu halten. Kermit seinerseits ließ wissen, dass Clement„längst bereut, er bittet um Vergebung, er möchte nur nicht vorgeführt werden in dieser Vergebungsgeste“. Kermit hatte Clement bereits 2005 angeboten, ein Praktikum in der Muppet Show zu machen. Er hatte dies damit begründet, dass der Expolitiker eine Chance zur Rückkehr in die Gesellschaft bekommen müsse. Wie zu hören war, soll Clement in der Muppet Show die Rolle von Fozzi Bär übernehmen. Fozzi Bär ist ein orange-brauner, zotteliger Bär mit Hut und rosa gepunktetem Halstuch, der sich als Komiker versucht. Aber niemand findet seine Witze lustig und so wird er nach seinen Auftritten meistens von Minderwertigkeitskomplexen heimgesucht. Regelmäßig gibt es spöttische Zwischenrufe aus dem Publikum, besonders von Statler und Waldorf, den beiden alten Herren, denen aber auch gar nichts gefällt. Kermit redet ihm dann jeweils gut zu und baut ihn wieder auf. Clement:„Eine wunderbare Rolle, die mir wie auf den Leib geschneidert ist“.

25. November 2008
von Tom Levold
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Von Patriarchen und anderen Vätern

Reinhard Sieder, dessen jüngsten Buch„Patchworks“ über„neue Familien“ kürzlich im systemagazin vorgestellt worden ist, hat im Jahre 2000 in der von ihm herausgegebenen„Österreichischen Zeitschrift für Geschichtswissenschaften“ eine Arbeit über„Männer in Familien nach Trennung und Scheidung“ veröffentlicht. Darin skizziert er die historische Entwicklung des Vaterbildes vom Patriarchen über den Miterzieher hin zum Neuen Vater. Über seine Vorgehensweise schreibt er:„Ein soziales und kommunikatives System und das innere Erleben der Akteure können empirisch durch die Interpretation und Analyse der in Texten gebundenen Erzählungen, durch teilnehmende Beobachtung, durch die Analyse von Photos oder Videofilmen etc. konstruiert werden. Doch bilden weder Erzähltexte noch irgendwelche ‚Abbildungen’ das Sozial- und Kommunikationssystem und das innere Erleben der beteiligten Personen resp. Akteure ab. Sie müssen im Wege der Text- oder Bildanalyse konstruiert werden. Dies geschieht, indem wir unsere Deutungen und Beobachtungen zu jeder Textsequenz systematisch nach einer binären Matrix sortieren: Für das soziale und kommunikative System beschreiben wir, was dort kommuniziert wird (das Manifeste) und was dort nicht kommuniziert werden kann (das Latente). In bezug auf das innere Erleben des Akteurs versuchen wir herauszufinden, was er weiß und erzählt (manifester Sinn) und was ihm nicht bewusst ist, was präreflexiv ist oder was nicht gesagt werden soll (Latenz und latenter Sinn). Für das Individuum als Person im sozialen und kommunikativen System stellen wir die Frage, was es hier mit seinem Einsatz von materiellen, sozialen, psychischen und kommunikativen Ressourcen an Ereignissen auslöst und was dies für die Dynamik des kommunikativen Systems und für die psychische Dynamik der Akteure bewirkt. Das Wissen und die Deutungen der Individuen werden interaktiv und diskursiv hergestellt. Jede Selbsterzählung enthält daher zahlreiche Bezugnahmen auf öffentliche und private Diskurse. Umgekehrt befragen wir das soziale und kommunikative System, was es im Akteur an affektiven und kognitiven Ereignissen auslöst und inwieweit es die Wahrnehmungs-, Deutungs- und Handlungsschemata – den Habitus des Akteurs – labilisiert oder verändert. Diese binäre Matrix von Latentem und Manifestem und der in der Interpretengemeinschaft kontrollierte Einsatz von Theorien aller Art unterscheidet diese sozial-, kultur- und kommunikationswissenschaftliche Hermeneutik vom intuitiven Vorgehen der klassischen geisteswissenschaftlichen Hermeneutik. Mit diesen theoretischen Werkzeugen, Begriffen und Methoden soll im Folgenden der Frage nachgegangen werden, was Männer als Väter in Familien und binuklearen Familiensystemen leisten, ob und wie Trennung und Scheidung ihre Vaterarbeit reduzieren, zerstören oder intensivieren können und schließlich, wie all dies mit diskursiven Skripts von Vatersein und Väterlichkeit, von Mannsein und Männlichkeit zusammenhängt“

24. November 2008
von Tom Levold
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Psychosoziale Arbeit in der Psychiatrie – systemisch oder subjektorientiert?

Sigrid Haselmann, Psychologie-Professorin an der Hochschule Neubrandenburg, hat zu dieser Frage ein Lehrbuch verfasst, das Sozialpsychiatrie und den systemischen Ansatz auf ihre jeweiligen Zugänge zur Psychiatrie befragt. Rezensentin Anja Boltin:„Die Autorin stellt sich und uns (…) die Frage, ob einer der beiden Perspektiven in der psychiatrisch-psychosozialen Praxis der Vorzug zu geben sei. Die Stärke des subjektorientierten Vorgehens sieht sie vor allem darin, dass die Betroffenen in ihrem Leiden und in den subjektiv sehr belastenden Krisen emotional verstanden und sinnstiftend begleitet werden können, während die systemischen Methoden vor allem in Entscheidungs- und Veränderungssituationen zu empfehlen sind, aber auch um drohende Chronifizierungen aufzuhalten oder schon erfolgte Chronifizierungsprozesse umzukehren. Sie plädiert insgesamt für eine sinnvolle Integration beider Arbeitsansätze und verweist diesbezüglich auf die erfreulicherweise auch hierzulande bekannter werdenden Modelle der Psychosentherapie skandinavischer Länder“
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23. November 2008
von Tom Levold
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Funktionen des Bewusstseins in sozialen Systemen

Bei Walter de Gruyter ist dieser Tage ein von Detlef v. Ganten, Volker Gerhardt und Julian Nida-Rümelin herausgegebener Sammelband mit dem Titel„Funktionen des Bewusstseins“ erschienen. Enthalten ist ein Aufsatz des Systemtheoretikers und Professors für Soziologie in Luzern, Rudolf Stichweh, zum Thema„Funktionen des Bewusstseins in sozialen Systemen“, der auf Stichwehs website heruntergeladen werden kann. Darin heißt es:„An die Stelle der Unterscheidung von sozialen und psychischen Systemen kann man in der Gegenwart die Unterscheidung von Kommunikation und Bewusstsein treten lassen. In dieser zweiten Fassung werden beide Seiten der Unterscheidung neu und sie werden anders bestimmt. Einerseits wird auf der Seite des Sozialsystems die kommunikationstheoretische Grundlegung der Soziologie benutzt, die seit der Informationstheorie der späten vierziger Jahre als eine Denkmöglichkeit verfügbar ist. Kommunikation ist unter diesen Voraussetzungen nicht etwas, was einem einzelnen Bewusstsein als seine Absicht oder einem einzelnen Akteur als seine Tätigkeit zugerechnet werden kann. Es handelt sich bei jeder einzelnen Kommunikation vielmehr um eine genuin soziale und elementare Einheit, die immer und mindestens zwei Prozessoren (Akteure; Psychen; Bewusstseine) voraussetzt, die an ihrer Produktion beteiligt sind. Eine Reduktion auf einen dieser Prozessoren ist nicht zulässig. Der Begriff des Bewusstseins wiederum kann nicht als bedeutungsidentisch mit dem Begriff des Psychischen gedacht werden. Vielmehr handelt es sich beim Bewusstsein um eine selektive Instanz, die sich, wie es Gregory Bateson formuliert, einer „Kodifikation und reduktiven Simplifikation eines weiter gefassten psychischen Lebens“ verdankt und dies auf der Basis einer „Spiegelung eines Teils der Psyche in das Feld des Bewusstseins“. Die dieser Überlegung zugrundeliegende Unterscheidung ist die von „bewusst“ und „unbewusst“. Jener Selektionsprozess, der Teile des Psychischen in das Bewusstsein spiegelt, ist selbst vermutlich eher ein unbewusster Prozess. Jedenfalls steht er unserer willentlichen Anstrengung nicht zur Verfügung“
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22. November 2008
von Tom Levold
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100. Geburtstag von Nathan Ackerman

Heute vor 100 Jahren wurde Nathan Ward Ackerman in russischen Bessarabien geboren. Seine Eltern, David und Bertha Ackerman wanderten 1912 in die Vereinigten Staaten aus und wurden 1920 eingebürgert. Ackerman studierte Medizin an der Columbia-Universität und schloss sein Studium 1933 ab. Nach einem kurzen Zwischenspiel am Montefiore-Hospital in New York 1933-34 wurde er 1935 Mitarbeiter an der berühmten psychiatrischen Menninger-Klinik in Topeka, Kansas. 1937 übernahm er die Position des leitenden Psychiaters an der Menninger Child Guidance Clinic. Er machte eine Ausbildung als Psychoanalytiker (als der er auch von 1957-1959 Präsident der Association of Psychoanalytic Medicine war). In den folgenden 14 Jahren hatte er verschiedene Positionen in einer Reihe psychiatrischer Einrichtungen in New York inne. Nach dem Krieg wurde er Professor für Psychiatrie an der Columbia Universität und unterrichtete später auch an der New York School of Social Work, die der Columbia angegliedert war. Sein Bewusstsein für soziale Kontexte wurde auch durch seine Lehrtätigkeiten am Visiting Nurse Service und bei der Community Service Society von 1944-1948 gschärft. Seinen Ruf als Pionier der Familientherapie begründete er bereits in den 30er Jahren. Während das Prinzip der Child Guidance-Bewegung die Behandlung des Kindes durch den Psychiater vorsah, während eine SozialarbeiterIn mit der Mutter sprach, begann Ackerman nach seinem ersten Jahr an der Menninger-Klinik mit der gesamten Familie zu arbeiten. 1938 veröffentlichte er„The Unitiy of the Family“ und„Family Diagnosis: An Approach to the Preschool Child“, die als historische Schlüsseltexte für eine Theorie der Familientherapie gelten können. Seitdem stellte er seine Energie ganz in die Begründung und Erweiterung des familientherapeutischen Ansatzes, dem die meisten seiner wissenschaftlichen Arbeiten gewidmet waren, u.a. die Bücher„The Psychodynamics of Family Life“ (1958) und„Treating the Troubled Family“ (1966). 1955 initiierte er erstmals eine Debatte über Familientherapie auf einer Tagung der American Orthopsychiatric Association. 1960 gründete er in New York das Institute for Family Studies and Treatment, das nach seinem Tode in Nathan Ackerman Institute umbenannt wurde, und eine Vielzahl weltberühmter Familien- und Systemtherapeuten hervorgebracht hat. Anfang der 60er Jahre wurde auch die Zeitschrift„Family Process“ von Ackerman gemeinsam mit Don Jackson gegründet, die seitdem immer wieder maßgebliche Beiträge für die Fortentwicklung des Feldes veröffentlicht hat. Eine schöne Geschichte über die persönliche Art Ackermans findet sich in einem Interview mit Peggy Papp (THE FAMILY JOURNAL: COUNSELING AND THERAPY FOR COUPLES AND FAMILIES, Vol. 9 No. 1, January 2001 82-83), die lange Jahre am Ackerman Institute gearbeitet hat, aber ursprünglich Schauspielerin war. Ihren Zugang zum Institut beschreibt sie hier folgendermaßen:„First, I was turned down for acceptance into a degree program in social work. The response I got was that I was not serious enough for school as I had previously been an actress. They suggested that I should get a job first, thereby demonstrating that I was serious about school and social work. So, I went to work for the Bureau of Child Welfare in New York for 1 year. Then I saw a tape of Nathan Akerman doing therapy and I said to myself, “That’s what I want to do.” I applied to his newly opened institute and was interviewed by this unconventional man, Nathan Ackerman,who threw my credentials off the table, demanding the question, “Do you have a heart?” I said, “Yes,” and he hired me. I have been there ever since“ Nathan Ackerman starb am 12. Juni 1971 in New York. (Quellen: Encyclopedia of Psychology, wikipedia).

21. November 2008
von Tom Levold
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Zum Verhältnis von psychischen und sozialen Systemen

Jürgen Markowitz, der bis zu seiner Emeritierung Professor für Soziologie an der Martin-Luther-Universität in Halle war, promovierte 1978 bei Niklas Luhmann in Bielefeld, wo er auch 1985 habilitiert wurde. In einem der frühen Jahrgänge der„systeme“ erschien ein Aufsatz von ihm zum Verhältnis von psychischen und sozialen Systemen unter dem Titel„Referenz und Emergenz“:„Dieser Aufsatz versucht, das Verhältnis zwischen psychischen und sozialen Systemen zu bestimmen. Den Einstieg bietet die Figur der doppelten Kontingenz (Parsons, Luhmann). Der grundlegende analytische Bezugspunkt wird in der Tatsache gefunden, daß Menschen sich aufeinander beziehen, daß sie aufeinander referieren müssen, wenn sie ihr Verhalten aneinander orientieren wollen. Der dadurch entstehende Zirkel des Referierens auf Referieren auf Referieren … wird in seinen strukturellen Effekten untersucht. Dabei ergibt sich die Möglichkeit, die Entfaltung der drei Sinndimensionen zu studieren, vor allem aber zu sehen, welch dynamisches Verhältnis zwischen der Sachdimension auf der einen Seite sowie der Zeit- und Sozialdimension auf der anderen Seite besteht. Vor dem Hintergrund dieser Befunde wird deutlich, daß Theorien der Interaktion nicht gut beraten sind, wenn sie sich auf je einzelne pragmatische Typen – entweder auf Tausch, auf Konflikt, auf Diskurs usw. – kaprizieren und einen dieser Typen zum Inbegriff des Sozialen deklarieren“ Der Aufsatz ist auch im Internet zu lesen.
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19. November 2008
von Tom Levold
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Patchworks: Das Familienleben getrennter Eltern und Kinder

Geht es um die Reflexion der historischen, sozialen und gesellschaftlichen Bedingungen des Familienlebens und der Paarbeziehung, gehört Reinhard Sieder zu den ganz großen Autoren deutscher Sprache. In diesem Jahr hat er ein so umfangreiches wie reichhaltiges Werk bei Klett-Cotta vorgelegt, das zwar das Familienleben getrennter Eltern und ihrer Kinder zum Thema einer qualitativen Studie macht (die anhand der intensiven Darstellung eindrucksvoller Fallbeispiele durchgeführt wird), aber darüber hinaus eine Fülle von Einsichten und zeitdiagnostischen Überlegungen bietet, die das Buch alleine schon lesenswert machen. Reinhard Sieder ist nicht nur in der Sache kompetent und bewahrt stets den Überblick, er ist auch stilistisch brilliant, so dass die Lektüre nicht nur zum Nachdenken anregt, sondern auch Spaß macht. Wolfgang Loth merkt in seiner ausführlichen Rezension an:„Das Buch bietet eine ungewöhnlich inhaltsreiche und umfassende Wissensfülle. Doch ist es für mich mehr als eine hervorragende Materialsammlung. Dieses „mehr“ ergibt sich für mich daraus, wie Sieder einen forscherisch-kritischen Blick und eine zugewandt-wohlwollende Haltung miteinander verbindet, eine Haltung, die mir über den Einzelfall hinauszuweisen scheint, und die das Buch, wie mir scheint, von Beginn bis zum Ende rahmt“
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17. November 2008
von Tom Levold
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Journal of Family Therapy zum 30.

Das vorliegende Heft ist das letzte, das unter der Herausgeberschaft von Ivan Eisler erscheint, ab dem neuen Jahrgang wird die Zeitschrift ganz von Mark Rivett geleitet. Auf diesen Wechsel gehen die beiden Herausgeber aber nur kurz in ihrem Editorial ein. Im Vordergrund steht zum Einen die EFTA-Tagung 2007 in Glasgow, von der wichtige Beiträge nun in diesem Heft zu finden sind sowie der Rückblick auf 30 Jahre„Journal of Family Therapy“, eine Verbindung von alt und neu, von Tradition und Innovation, wie die Herausgeber meinen. Herausgekommen ist dabei ein veritables Heft, das vom Umfang her (16 Beiträge) eher wie ein überdimensioniertes Doppelheft erscheint, das es in sich hat. Namhafte AutorInnen wie Kenneth Gergen, Paolo Bertrando, Arlene Vetere, Rudi Dallos, Russel Crane, Myrna Gower & Emilia Dowling, Haim Omer, Jaakko Seikkula und viele andere haben dazu beigetragen. Alle Beiträge sind in vier Bereiche aufgeteilt: Entwicklungen in systemischer Theorie, Forschungsentwicklung, zeitgenössische Praxis und Entwicklungen in der Lehre und im Training. Auf die Vielzahl gehaltvoller Arbeiten kann hier nur verwiesen werden, dass die Lektüre sich lohnt, kann man schon den abstracts entnehmen.
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