systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

19. Januar 2009
von Tom Levold
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Gefühle fühlen … und wozu?

Angeregt durch die Rezensionen und Hinweise auf Eve Lipchiks Text und Buch hat Jürgen Hargens einen kurzen Beitrag zur Systemischen Bibliothek beigesteuert, ein Auszug aus seinem Büchlein:„Lösungsorientierte Therapie, was hilft, wenn nichts hilft?“: „Wenn lösungsorientierte Beratung/Therapie als „sprachliches Unternehmen“ begriffen wird (s. S. 51), dann könnte es scheinen, als handle es sich vor allem um ein kognitives oder eher kopflastiges Vorgehen – es wird geredet, geredet, geredet. Wobei der Mensch unbestreitbar „mehr“ zu sein scheint als „nur“ ein Sprachwesen. Menschen fühlen auch und ihre Gefühle bestimmen ihr Handeln bzw. bestimmen ihr Handeln mit. Nur – wie geht es in lösungsorientierter Beratung/Therapie mit Gefühlen?“ Kommentare sind erwünscht!
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16. Januar 2009
von Tom Levold
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Lipchik II: Lösungsorientierte Therapie: Jenseits der Technik

So in etwa könnte man den Titel des Buches von Eve Lipchik ins Deutsche übersetzen, das schon 2002 bei Guilford Press erschien und leider bislang noch keine deutsche Übersetzung gefunden hat. Das ist mehr als bedauerlich, handelt es sich doch eine ganz wichtige Akzentsetzung innerhalb der lösungsorientierten Therapie, die im Unterschied zur Milwaukee-Gruppe um Steve de Shazer, der Eve Lipchik lange angehörte, die Bedeutung von Emotionen und der therapeutischen Beziehung ins Zentrum der Beobachtung rückt. Nachdem vorgestern an dieser Stelle schon auf einen im Internet publizierten Aufsatz von Eve Lipchik, die als Kind in den 30er Jahren vor den Nazis aus Wien fliehen musste, verwiesen wurde, steht heute ihr Buch im Mittelpunkt, über das Lynn Hoffman schrieb:„This book is a gift for therapists of all stripes and a ‚must-have‘ for training programs and libraries“. Der Hypnotherapeut Stephen Gilligan fügt hinzu:„At last, someone has written a book that integrates the practical simplicity of solution-focused work with the crucial presence of emotion and relationship. Eve Lipchik liberates our understanding of feelings from cumbersome theoretical frameworks, and shows how they are a basic currency in the therapeutic exchange. This book is eminently practical and theoretically illuminating. I highly recommend it“ Im systemagazin finden Sie eine Rezension von Wolfgang Loth, der meint,„dass sie lösungsorientiertes Arbeiten einfach ‚runder‘ beschreibt, intuitiv ‚vollständiger‘ verstehbar als es die Lektüre der bislang dominierenden Varianten De Shazer’scher Prägung vermitteln. Die meisten KlientInnen beschreiben ihre Probleme tatsächlich eher in Bezug auf Empfindungen. Und Therapeut-Klient-Beziehungen ohne Worte für das, was da auch emotional geschieht, können leicht so wirken, als gehe es darum, sich wechselseitig Variationen von Sekundärtugenden zur Verfügung zu stellen. Lipchik bringt dem gegenüber wieder Primärtugenden nach vorne: Ja, Emotionen anzusprechen und sich darauf einzustimmen ist in Ordnung und ein selbstverständlicher Bestandteil eines genuin lösungsorientierten Vorgehens“. Und Corina Ahlers fasst zusammen:„Ein lohnendes Buch für alle, die lösungsorientierte Therapie einmal anders kennen lernen möchten: gefühlsbetont, sensibel und dennoch genügsam und zielorientiert“
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14. Januar 2009
von Tom Levold
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Emotionen in der lösungsorientierten Therapie

Eve Lipchik (Foto: brieftherapynetwork.com), von 1980 bis 1988 mit Steve de Shazer und Insoo Kim Berg Mitglied des Kernteams des Brief Family Therapy Centers in Milwaukee, hat sich nach dieser Zeit von den gemeinsamen theoretischen Konzepten distanziert, weil die pragmatische Orientierung an lösungsorientierten Fragen einerseits und die Vernachlässigung der Rolle der Affekte und Emotionen für die therapeutische Beziehung aus iherer Sicht wichtige Aspekte der klinischen Praxis ausgeblendet haben. Ein schöner Text, der im Dezember 2002 im Journal„Ratkes“ erschien und im brieftherapynetwork.com nachtzulesen ist, macht ihre Position deutlich:„In 1982, something happened at BFTC that shifted the focus from problems to solutions. Someone behind the mirror – today there are various memories about who it was – said at the end of a session„Let’s not ask the family what they want to change, let’s ask them what they don’t want to change“ This led to the discovery that when people are asked to notice what they don’t want to change, changes occur for the better that may have nothing to do with the problem at all. For example, clients may have come in complaining that they want to stop fighting and discover their solution to be more time spent together on week-day nights. Asking clients to notice what they do not want to change draws their attention to positives and exceptions. This different perspective changes their perception of the situation from one that is problematic to one that also had positive aspects. This in turn affects attitude and behavior. For me, the new solution focus gradually created a dichotomy between theory and practice. One reason for this was the increased emphasis on pragmatics vs. aesthetics. As the team at BFTC strove for increasing minimalism and scientific predictability, theory was reduced to a decision tree about when to ask which question. Indeed, this was theoretically so, but in practice it did not quite work that way most of the time. There was much more to consider than questions. The unique qualities and perspectives clients brought to therapy with them and their process in relation to the therapist were important factors, as well“
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12. Januar 2009
von Tom Levold
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Die Provokation des Systems

Von Wegen und Holzwegen Systemischer Sozialarbeit handelte eine spannende Tagung, die Heiko Kleve, Timo Ackermann und Audris Muraitis im Fachbereich Sozialwesen am 5. Dezember 2008 an der Fachhochschule Potsdam organisierten. Als Referenten geladen waren u.a. Peter Fuchs, Wilfried Hosemann und Andreas Hampe-Grosser – diskutiert wurde darüber, dass die systemische Soziale Arbeit sich auf eine breitere und vielfältigere konzeptuelle Basis stützt als auf den systemtheoretischen Diskurs, der auf die Bielefelder Schule der Soziologie zurückgeht und dass es überhaupt eine bedeutsame Differenz zwischen der systemtheoretischen Soziologie und der systemischen Sozialarbeitswissenschaft zu geben scheint, die weitere Theorieentwicklungen erwarten lässt. Demnächst wird an dieser Stelle ein Tagungsbericht zu lesen sein. rebell.tv hat Video- und Audiomaterial über die Tagung ins Netz gestellt sowie Blogs von Teilnehmern an der Tagung – interessant zu lesen.
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11. Januar 2009
von Tom Levold
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Fragen können wie Küsse schmecken

„in welcher Situation haben Sie ebenso lustvoll wie ungeniert Ihre Contenance sausen lassen? Was lernen Sie von Menschen über 80? Welches Kleidungsstück/Outfit macht Ihnen nahezu automatisch gute Laune? Wie schenken Sie Ihrem Körper pures Wohlbefinden?“ Wer Carmen Kindl-Beilfuß kennt, kann sich nicht nur vorstellen, wie sie diese Fragen stellt, sondern auch, dass sich dabei schnell gute Laute einstellt. Nun hat sie ihr lustvolles Fragebuch im Carl-Auer-Verlag herausgebracht, garniert mit einem separaten Fragekarten-Set (für diejenigen, die beim Fragen immer gerne etwas in der Hand halten). Rezensent Dennis Bohlken:„Das Buch deckt alle Phasen des Fragens ab – vom beziehungsherstellenden Einstieg bis zum guten Abschluss eines Gesprächs. Im Vordergrund steht dabei, wie man durch ressourcenorientiertes Fragen Blockaden auflösen, Probleme umdeuten und Zukunft gestalten kann. Wer das Gelesene umsetzt, wird leichter Antworten erhalten und schneller zum Ziel kommen, sei es im biografischen Interview mit einzelnen Gesprächspartnern oder in der Paar- und Familientherapie“
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8. Januar 2009
von Tom Levold
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Texte und Narrative – Lesen und Schreiben

Das„Emotionale Engagement im Umgang mit Medien und sein therapeutisches Potential“ ist Thema des zweiten Heftes von Psychotherapie & Sozialwissenschaft 2008, das sich der Handhabung von Produktion und Rezeption von medialen Narrativen auf unterschiedliche Weise nähert. Aus dem Editorial:„Özen Odağ legt ein originelles und differenziertes Studiendesign vor, das auf der Basis eines konstruktivistischen Interaktionskonzepts dem Zusammenspiel von Text- und Leserfaktoren im Lektüreprozess empirisch auf den Grund geht und den entscheidenden Vorzug hat, Prozesse des Rezipierens im aktuellen Leseereignis selbst – also gleichsam online – zu erfassen. (…) Agnes von Wyl stellt in ihrem Beitrag eine eigene empirische Studie vor, in der sie an fünf bis sechs Jahre alten Kindern im ersten und zweiten Kindergartenjahr drei Aspekte des Denkens untersucht: die Erzählkompetenz, die Fähigkeit, Repräsentationen zu bilden sowie die Metakognition – eine Mentalisierungsleistung, die seit den großen Studien von Fonagy und Target bedeutende Aufmerksamkeit findet. (…) David Lätsch geht in seiner konzeptuellen und qualitativen Studie der Frage nach, ob Freuds Postulat, es sei der Wunsch, der die Dichtung motiviere, und es sei die Darstellung von Wünschen, Wunscherfüllungen, verdeckten Wunscherfüllungen und gescheiterten Wunscherfüllungen, die den Dichtern ihr williges und dankbares Publikum garantiere. (…und…) Harald Weinböck setzt mit seiner qualitativen Forschungsarbeit einen beachtenswerten Bezug zwischen einer individuellen lebensgeschichtlichen Erfahrung einer jungen Frau und dem subjektiven Erleben eines fiktionalen Medienstoffes – im erläuterten Beispiel der Hollywood-Spielfilm »Ich bin Sam«“
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7. Januar 2009
von Tom Levold
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Aktivierende soziale Arbeit mit nicht-motivierten Klienten

…lautet der Titel eines von den Frankfurter Sozialarbeits-Professoren Gerd Gehrmann und Klaus D. Müller herausgegebenen Sammelbandes, der in der zweiten, überarbeiteten Auflage 2007 im Regensburger Walhalla-Fachverlag erschienen ist.„Gehrmann und Müller schreiben in dem Einleitungskapitel »Aktivierende oder motivierende Soziale Arbeit« (S. 13 – 22), wie wichtig es ist, dass sich die Profession Sozialer Arbeit an »den staatstheoretischen und sozialpolitischen Debatten« (S. 13) um den aktivierenden Sozialstaat neu ausrichtet. Der zunehmende Druck auf die Praktiker Sozialer Arbeit, die Klienten fordern zu müssen und dabei nicht gleichzeitig ausreichende Fördermöglichkeiten anbieten zu können, lässt die Soziale Arbeit in der Öffentlichkeit zunehmend als Kontrolle und weniger als Hilfe erscheinen. Doch es geht darum, die Hilfe nicht als Kontrolle wirken zu lassen, sondern mit der Ambivalenz zwischen Hilfe und Kontrolle professionell um gehen zu können. Um dies zu erreichen, sind aktivierende und motivierende Programme konzeptionell und methodisch weiterzuentwickeln. Mit diesem Handwerkszeug lässt sich dann die bei Praktikern oft beobachtbare Hilflosigkeit überwinden“ schreibt Rezensent Georg Singe.
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6. Januar 2009
von Hargens
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Keine Wartezeiten mehr in Arzt- und Psychotherapiepraxen!

Wie aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen verlautet, steht der langfristige Umbau des bundesrepublikanischen Gesundheitswesens kurz vor dem Abschluss. Und, so berichtet ein ungenannt bleibenwollender Ärztefunktionär, systemische Fachleute hätten ihren Teil dazu beigetragen: „ohne es zu wissen“, wie er schmunzelnd hinzufügte. „Ihre Idee der Kundigkeit war ungemein nützlich.“
Da die Wartezeiten in Arztpraxen immer länger werden, hilft das Konzept der Kundigkeit sehr. „Wir appellieren an die Expertise der Patienten“, heißt es aus Ärztekreisen. Denn niemand als die Patienten selber wüssten doch, wann sie krank werden würden.Und dann macht es doch Sinn, wenn sie sich rechtzeitig – also vor Krankheitsbeginn – um einen Arzttermin kümmerten. „Niemand“, so der Ärztefunktionär, „sollte das auf die leichte Schulter nehmen. Und wer dann nicht rechtzeitig vorsorgt, der hat doch selber Schuld.“ Dabei verweisen Standesvertreter etwa auf die Statistiken zu Grippeerkrankungen. „Da weiß doch jeder, wann es so weit sein wird.“
Damit werden endlich Wartezeiten unnötig. Jeder weiß, wann er üblicherweise krank wird. Jeder kann dann sofort aktiv werden. Um diese Eigenverantwortung zu stärken, würden die Telefone der Arztpraxen im nächsten Jahr umgestellt – erst wer nach der Ansage „Seit wann wissen Sie, dass Sie krank werden?“ mit Tastendruck belegt, dass er erst in einem halben Jahr krank werden wird, wird weitervermittelt und bekommt einen Termin. Alle anderen werden ihrer Krankenkasse weitergemeldet, damit ihr Beitrag wegen dieses krankheitsfördernden und gesundheitspolitisch schädlichen Verhaltens erhöht werden kann.
Eine Ausweitung auf psychotherapeutische Praxen ist bereits angedacht.

5. Januar 2009
von Tom Levold
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Welche Rolle spielt der Coach?

Am 17. und 18. Oktober 2008 trafen sich ca. 300 Coachs aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in Potsdam zum Kongress „Welche Rolle spielt der Coach?“. Vierzig ausgewiesene und bekannte Experten der Branche beleuchteten in Vorträgen, Diskussionen, Life-Demonstrationen und Workshops das Thema Coaching. Die Veranstaltung war als ein qualitätsorientierter Arbeits- und Informationskongress konzipiert. Das Ziel des Kongresses, einen interdisziplinären Wissens-, Erfahrungs- und Informationsaustausch zwischen Coach, Weiterbildungsanbietern, Wissenschaftlern, Unternehmensvertretern und Kunden zu gewährleisten, war insoweit auf hohem Niveau erfüllt als praktische und konzeptionelle Einblicke in die Thematik aus ganz unterschiedlicher Perspektive möglich waren. Ulrich Sollmann hat einen ausführlichen Kongressbericht verfasst, der heute im systemagazin zu lesen ist.
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3. Januar 2009
von Tom Levold
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Solution-Focused Brief Therapy: A Review of the Outcome Research

Wiley, der Verlag, der kürzlich„Family Process“ von Blackwell übernommen hat, hat auf seiner Website ein paar Artikel zum kostenfreien Download eingestellt, unter anderem diesen Aufsatz von Wallace Gingerich und Sheri Eisengart aus dem Jahre 2000, der die bis dahin vorliegenden Wirksamkeitsstudien  zur Lösungsorientierten Kurzzeittherapie untersucht:„Solution-focused brief therapy (SFBT) is a new and increasingly used therapeutic approach that focuses on helping clients construct solutions rather than solve problems. The approach evolved in a clinical context amid many anecdotal reports of success from both therapists and clients, but it has not been subjected to controlled empirical testing until very recently. In this article we critically review all of the controlled outcome studies of SFBT to date (N 5 15) to assess the extent to which SFBT has received empirical support. Five studies were well-controlled and all showed positive outcomes—four found SFBT to be better than no treatment or standard institutional services, and one found SFBT to be comparable to a known intervention: Interpersonal Psychotherapy for Depression (IPT). Findings from the remaining 10 studies, which we consider moderately or poorly controlled, were consistent with a hypothesis of SFBT effectiveness. We conclude that the 15 studies provide preliminary support for the efficacy of SFBT but do not permit a definitive conclusion. Our critique highlights areas where methodology in future studies can be strengthened to provide more conclusive evidence of SFBT efficacy“
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