1. Mai 2009
von Wolfgang Loth
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In zwei Jahren, so heißt es, werde die Hälfte der Erdbevölkerung in Städten leben. New York war vor 50 Jahren die einzige Stadt der Erde mit mehr als 10 Millionen Bewohnern. Heute gibt es bereits 19 Mega-Cities diesen Ausmaßes. In einem Aufsatz für die C.A.P.-News, einem Online-Journal des Centrums für angewandte Politikforschung, schreibt Chloé Lachauer, es gehe in der Konsequenz darum, für die Zukunftsgesellschaft Lösungsansätze zu finden, mit diesen neuen Formen der Stadtlandschaften ökologisch, gesellschaftspolitisch und ökonomisch fertig zu werden. Bezeichnenderweise hat die größte Rückversicherung der Welt, die Münchner Rück, angesichts der neuesten Prognosen der Vereinten Nationen und anlässlich der UN-Konferenz für Katastrophenbegrenzung jüngst eine Studie publiziert, die die Mega-Cities der Zukunft als hoch komplexe Großrisiken betiteln, die nicht mehr versicherbar seien. Nicht nur ökologische Katastrophen werden vorausgesehen, sondern auch anarchische Gewaltzustände in den Städten, und eine Art Urban Sprawl im Sinne einer riesenhaften Slumisierung (Foto: http://students.umf.maine.edu). Filme wie Slumdog Millionär deuten das Elend zwar an, doch retten sie sich immer noch in illusionäre, individuelle (Er-)Lösungen. Ich gehe davon aus, dass systemtheoretische und systemische Sichtweisen nicht beim Entwickeln individueller Lösungswege stehen bleiben können. In einem Exposé von Balz Bodenmann (Institut für Orts-, Regional- und Landesplanung der ETH Zürich) werden die zur Zeit übersehbaren Fakten zusammenfassend skizziert. Der Autor resümiert: Der Weg der Städte im 21. Jahrhundert wird weder ohne Hindernisse noch einfach sein, zumal der wachsende Wohlstand grössere Ungleichgewichte sowohl innerhalb der einzelnen Länder als auch zwischen ihnen mit sich bringen wird. Die Wirtschaftsstruktur der betroffenen Länder, die Millionen Menschen zur Sicherung des Lebensunterhalts dient, wird ständig der Bedrohung durch eine fortschreitende, vom technischen Fortschritt vorangetriebene Globalisierung ausgesetzt sein. Deshalb wird einerseits die Ungleichheit zwischen den Stadtbewohnern weiterhin eine Herausforderung bleiben und andererseits die Verbesserung der Lebensbedingungen der Stadtbevölkerung weiterhin eine zentrale Aufgabe der Stadtentwicklung darstellen.
Zum Beitrag von Bodenmann geht es hier
und zum Beitrag von Lachauer hier