systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

12. Mai 2009
von Tom Levold
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Eva Demski 65

raufgesprungen
runterpardauzt
von der frau dafür angeschnauzt
gut gegessen
zufrieden gekackt
grundlos im genick gepackt
bloß wegen des blumenvasenbesuchs
aufspüren eines feinen geruchs
dreckeimer nach käserinden durchsucht
von der frau dafür angeflucht
nicht übel genommen
heftig geschnurrt
und ihr ein liedchen ins ohr gegurrt

Eva Demski

11. Mai 2009
von Tom Levold
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Cool: Tod auf Probe

Nachdem RTL mit seinem neuen Format„Erwachsen auf Probe„, mit denen Teenagerpärchen mit Kinderwunsch mal ein paar Tage mit einem fremden Kind probieren können, wie es so geht mit Kindern, bereits vor der Ausstrahlung einen Riesenerfolg landen konnte (Der Spiegel berichtete), wurden heute weitere Einzelheiten über die zukünftigen Reality-Formate bekannt. Ab Juli soll unter dem Titel„Unser Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ in 12 Folgen gezeigt werden, wie gut oder schlecht eine Gruppe von dementen Menschen ab 80 alleine auf einem Bauernhof zurecht kommt. Die alten Menschen sind sorgfältig von Medizinern und Psychologen ausgewählt worden und stehen über versteckte Kameras unter permanenter Beobachtung.„Das Experiment kann natürlich jederzeit aus ethischen Gründen abgebrochen werden“, betonte ein Sprecher von RTL,„aber wir haben ausreichend geschulte Fachleute rund um die Uhr vor Ort!“. Ab August geht eine neue Reihe mit dem Arbeitstitel„Tod auf Probe“ an den Start, bei der Menschen herausfinden können, wie ihre Nachkommen auf ihren Tod reagieren. Damit die Angehörigen keinen Argwohn schöpfen, wird es mit entsprechender klinischer Unterstützung echte Todesfeststellungen sowie eine realistische Beerdigung geben, die vermeintlichen Toten werden aber von einem speziell geschulten Expertenteam auch unter der Erde mit allen überlebensnotwendigen Mitteln inklusive TV und Internet versorgt und stehen unter ständiger Beobachtung.„Auch hier sind alle ethischen Anforderungen erfüllt worden, die man sich nur ausdenken kann“, so die Stellungnahme von RTL. Spätestens nach drei Tagen werden die vermeintlichen Toten wieder ausgegraben. Unter der Moderation von Oliver Geissen soll dann im Studio in einem großen Samstagabendformat eine unterhaltsame Konfrontation der Betroffenen mit ihren Angehörigen stattfinden, die„ein erhebliches Zuschauerpotential an den Sender binden“ könne. Wir sind gespannt!

10. Mai 2009
von Tom Levold
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Sexuelle Identitäten

Diesem Thema ist das erste Heft des aktuellen Jahrgangs der„Psychotherapie im Dialog“ gewidmet, es behandelt zwei Gruppen von deren potenziellen Beeinträchtigungen, nämlich die Transsexualität und die Intersexualität. In ihrem einleitenden Aufsatz stellen Wolfgang Senf und Bernhard Strauß fest:„Der Begriff Geschlecht scheint zunächst keiner weiteren Definition zu bedürfen, da es sich im Allgemeinen um eine als selbstverständlich angesehene Dichotomie in unserer Kultur handelt. Geschlechtlichkeit bezeichnet allgemein eine eindeutige Zuweisung zu dem männlichen oder weiblichen Geschlecht, deren Grenzen dann aufweichen, wenn es zu Störungen der selbstverständlichen Kongruenz von biologischem Geschlecht und subjektiver Geschlechtsidentität kommt. Zwei zentrale ‚Störungen‘ lassen sich unterscheiden, die Intersexualität und die transsexuelle Entwicklung. (…) Die Psychotherapie ist dabei eine interessante und dankbare Aufgabe und sie ist sehr hilfreich für die belastete Lebensentwicklung dieser Menschen. Notwendig wären mehr engagierte Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, die sich dieser Aufgabe stellen“ Dem ist wohl zuzustimmen. Immerhin scheuen sich viele KollegInnen vor einer solchen Aufgabe, weil sie sich mit den verschiedenen medizinischen, biologischen, psychologischen und sozialen Aspekten von Transsexualität und Intersexualität nicht hinreichend vertraut fühlen. Das vorliegende Heft gibt hier einen guten ersten Einblick in die Komplexität des Themas und macht Mut, sich damit zu beschäftigten.
Zu den vollständigen abstracts…

9. Mai 2009
von Tom Levold
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Harry Goolishian würde heute 85

Heute vor 85 Jahren, am 9. Mai 1924, wurde Harold A. Goolishian in Lowell, Massachusetts geboren. Goolishian, der am 10. November 1991 in Galveston, Texas, im Alter von 67 Jahren starb, war ein Pionier der Familientherapie und langjähriger Inhaber des Lehrstuhls für Klinische Psychologie an der Medizinischen Fakultät Galveston der University of Texas. Gemeinsam mit Harlene Anderson und Paul Dell gründete er 1977 das das Galveston Family Institute in Texas. Sein und Harlene Andersons Konzept des„Problemdeterminierten Systems“, das hierzulande vor allem von Kurt Ludewig bekannt gemacht worden ist, hat eine wichtige Rolle in der Entwicklung der Systemischen Therapie gespielt. Im Internet sind auf einer norwegischen website sieben Videos anzusehen, die der norwegische Psychotherapeut Steven Balmbra von einem Seminar mit Harry Goolishian im Januar 1988 gemacht hat, als dieser eine Woche mit Vorträgen und Workshops im Child and Adolescent Department des Nordland Psychiatric Hospital in Bodø, Nordnorwegen, zu Gast war. Insgesamt dauern die Videos fast 3,5 Stunden und geben einen Einblick nicht nur in die theoretischen Konzepte Goolishians, sondern auch seiner praktischen Arbeit!
Zur website…

9. Mai 2009
von Tom Levold
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Uncle Gregory 105


Heute vor 105 Jahren wurde Gregory Bateson in Grantchester als dritter Sohn des englischen Genetikers William Bateson geboren. Sein Neffe Gory Bateson hat mit 13 Jahren für seinen Onkel, der ihm von seinen ethnologischen Forschungsreisen Postkarten und Musikinstrumente aus aller Welt schickte, ein Lied komponiert, das heute an dieser Stelle als Geburtstagsständchen präsentiert werden soll! Happy Birthday, Gregory Bateson!

8. Mai 2009
von Tom Levold
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Paare in Therapie

Roland Weber ist als versierter paar- und familientherapeutischer Praktiker in der systemischen Szene bekannt, der sein methodisches Repertoire aus einem breit angelegten Quellenbereich schöpft. Theoretische Ausarbeitungen stehen bei ihm eher im Hintergrund, die Konzentration liegt auf der Vermittlung„erlebnisintensiver Methoden und Übungen“, die seine Workshops und Seminare zu einem Genuss werden lassen. Bei Klett ist nun in der zweiten Auflage sein Buch über„Paare in Therapie“ erschienen, Rezensent Wolfgang Traumüller meint:„Kurzum, ein sehr anregendes, integratives und wunderbar unkompliziertes Buch mit einem soliden Fundus an Körper- und Gefühlsübungen vom Praktiker für Praktiker. Paar- und PsychotherapeutInnen, SeelsorgerInnen, Fachleute aus dem psychologischen und psychosozialen Arbeitsfeld im weitesten Sinne und wer immer an guten Ideen ein Interesse hegt, werden bei der Lektüre ihre Freude und Nutzen haben. Manchmal stehen Mann und auch Frau ja wirklich etwas auf dem Schlauch. Roland Weber hilft behend herunter, mit eleganten Methoden weiter – und üben tut es auch, nicht nur beim Paartanz“
Zur vollständigen Rezension…

6. Mai 2009
von Wolfgang Loth
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Zum Wirken von Selbstorganisation in psychotherapeutischen Prozessen

Die Theorie der Selbstorganisation hat sich als eine fruchtbare Basis erwiesen für das Erforschen, aber auch für das Entwickeln von Konzepten therapeutischen und beraterischen Handelns. Einen informativen Einblick dazu erlaubt die von Hermann Honermann vorgelegte Dissertation zum Thema „Selbstorganisation in psychotherapeutischen Veränderungsprozessen. Eine kombinierte Prozeß-Outcome-Studie im Kontext stationärer Psychotherapie“ (2001: Otto-Friedrich Universität Bamberg). Aus der fundierten theoretischen Diskussion werden fünf Hypothesen abgeleitet und überprüft. Honermann nimmt an, „daß Veränderungen die Energetisierung eines Systems erfordern und Motivationen sowie das persönliche Engagement des Patienten für die Therapie solche Energetisierungen darstellen“, desweiteren, „daß erfolgreich behandelte Patienten Bedingungen von Sicherheit und Stabilität während ihres stationären Aufenthalts erleben“, „daß Ordnungs-Ordnungs-Übergänge von kritischen Instabilitäten der Systemdynamik begleitet werden und diese sich unter anderem an einer Zunahme der Varianz des Verhaltens bestimmter Systemmerkmale erkennen lassen“, „daß sensible Momente in der Therapie unter den genannten Bedingungen ein großes Veränderungspotential beinhalten und daß diese durch die Aufnahmebereitschaft des Patienten gekennzeichnet sind“ und „daß während vergleichsweise erfolgreicher Therapien ein oder mehrere Ordnungs-Ordnungs-Übergänge stattfinden“. In seinem Resümee schreibt Honermann: „Therapeutische Prozesse müssen die Motivation eines Patienten sehr genau treffen, damit dieser sich in der Zusammenarbeit mit dem Therapeuten engagiert. Zudem kommt es auf die zeitliche Abstimmung, auf den Kairos von Ereignissen und Interventionen an. Die Kombination aus motivationaler Investition in den Behandlungsprozeß, der Beachtung der Aufnahmebereitschaft des Patienten und der kritischen Fluktuation in der Dynamik des therapeutischen Prozesses kann als notwendige Bedingung des Therapieerfolgs gelten.“
Zur Dissertation von Hermann Honermann geht es hier …

5. Mai 2009
von Tom Levold
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Krise als Katastrophenfilm

In seinem neuen Buch„Du mußt dein Leben ändern“ zeigt Peter Sloterdijk einmal mehr, dass er nicht nur zu den beeindruckensten Zeitdiagnostikern der Gegenwart gehört, sondern seine Diagnosen auch mit einem nachdrücklichen Imperativ zum Ausbruch aus der„lähmenden Harmlosigkeit sämtlicher gängiger Diskurse“ verbindet. In der heutigen TAZ ist ein lesenswertes Interview von Robert Misik mit ihm zu finden, in er u.a. auch die Ästhetisierung der gegenwärtigen Krise kritisiert:„Ich habe mit meinem Buch versucht, eine Art Megafon zu sein und zu formulieren, was aus der Krise unserer Zeit emaniert. Dabei geht es zunächst darum, die Realität der Krise überhaupt im Ernst zu begreifen. Wir müssen aufhören, die Krise zu ästhetisieren. (…) Die westliche Krisenästhetik geht auf die Romantik zurück, seit einem halben Jahrhundert beherrscht sie die Weltmassenkultur. Wir haben es fertiggebracht, Naturkatastrophen und Sozialkatastrophen als Horrorgenre zu ästhetisieren. Die Katastrophe ist für uns vor allem ein ästhetisches Konzept“ Die Überwindung der Krise liegt für Sloterdijk nicht mehr in der Veränderung der Welt, sondern nur noch in der Selbstveränderung:„Wir leben am Ende eines Zeitalters vereinseitigter Weltveränderung. Seit der Französischen Revolution behauptet die Forderung nach Weltveränderung den Vorrang vor der Selbstveränderung. Doch dieses Schema greift nicht mehr – nachdem man gesehen hat, zu welchen Ergebnissen die gewaltsame Weltveränderung von außen im Kommunismus geführt hat“
Zum Volltext des Interviews…

4. Mai 2009
von Tom Levold
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Wie der Tractatus zu Russell kam

In diesem Jahr feiert der Carl-Auer-Verlag sein 20-jähriges Jubiläum. Aber wer war eigentlich Carl-Auer? Die wenigsten Menschen aus unserem Feld haben eine persönliche Erinnerung an ihn. Kein Wunder, seine Tätigkeit blühte im Verborgenen. Dennoch hat er sich hin und wieder Zeitzeugen offenbart. Zum Beispiel dem Altmeister Carlos Sluzki (Foto: www.sluzki.com), mit dem er einen Abend am Kamin mit Tee und Schnaps verbrachte und ein Geheimnis der Philosophie-Geschichte enthüllte – wie nämlich das Manuskript von Wittgensteins tractatus philosophicus im ersten Weltkrieg aus der italienischen Gefangenschaft bei Monte Cassino an Wittgensteins berühmten Lehrer, Bertrand Russell gelangte, Carl Auer sei Dank.
Zum vollständigen Text der Enthüllung…

3. Mai 2009
von Wolfgang Loth
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Friedensförderung als Aufgabe von BeraterInnen?

In ihrem Aufsatz Counseling Professionals as Agents of Promoting the Cultures of Peace diskutiert Ayoka Mopelola Olusakin (Foto: http://www.unilagspgs.edu.ng/) Fragen der professionellen Friedensberatung. Sie beleuchtet sowohl die Bedeutung dieser Arbeit als auch die Herausforderungen für professionelle BeraterInnen als MaklerInnen für das Befördern von Kulturen des Friedens [Europ. J. of Scientific Research 17(2): 243-257, 2007]. Ayoka Mopelola Olusakin ist Associate Professor of Education und stellvertretende Dekanin der School of Postgraduate Studies an der University of Lagos, Akoka-Lagos in Nigeria. Nigeria mit seiner Mega-City Lagos bietet sich an, die Tragfähigkeit von Friedensbemühungen und die Konsequenzen von Friedenserleichternden, bzw. Friedensverstörenden Rahmenbedingungen in besonderer Weise im Blick zu haben. Die Autorin skizziert unterschiedliche Definitionen von “Frieden”, sowie themenrelevante Aspekte eines breiten Spektrums an Beratungs- und Therapiekonzepten. In einer Studie untersuchte sie kontextuelle Rahmungen von Friedensbemühungen. Sie befragte 268 Personen, die als professionelle BeraterInnen an einer Konferenz teilnahmen. Wie kaum anders zu erwarten, bevorzugten alle Frieden gegenüber Krieg, 94% beschrieben sich als erfahren im Umgang mit Strategien der Konfliktlösung. 90% bevorzugten gewaltfreie Methoden, um Frieden zu befördern, doch nur 52% gaben Kenntnisse in professioneller Friedensberatung an. In ihrem Resümee schreibt die Autorin, dass das Etablieren einer weltumspannenden Kultur des Friedens harte Arbeit sei. Alle Hände würden an Deck gebraucht, um Respekt vor der Umwelt, Mitgefühl, Gerechtigkeit, Toleranz, Kooperation, Zusammenarbeit, Solidarität und multikulturelle Wertschätzung wahr werden zu lassen. BeraterInnen müssten nicht nur glauben, sondern auch gemäß dieses Glaubens handeln, dass Frieden nicht nur ein ehrenwertes Ziel sei, sondern auch ein notwendiges. Der folgende Link öffnet den gesamten Band des E.J.S.R., nach Anklicken des Links daher auf S. 243 vorrollen:
Zum Aufsatz von Ayoka Mopelola Olusakin geht es hier…

2. Mai 2009
von Tom Levold
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Familientherapie und Drogenkonsum

Im November 2007 fand am Maudsley Hospital in London eine internationale Tagung zum Thema„Familientherapie des Substanzmissbrauches über die Lebensspanne“ statt, veranstaltet von der Sektion Familientherapie am dortigen Institut für Psychiatrie in Verbindung mit dem Journal of Family Therapy, das nun auch die Ergebnisse dieser Tagung publiziert hat. Altmeister in Fragen Sucht und Familie Peter Steinglass, der sich schon in den 70er Jahren mit diesem Thema beschäftigt hat, gehört mit Jenny Corless und K.A.H. Mirza zu den Gastherausgebern. In ihrem Editorial halten sie fest, dass das Thema des süchtigen Drogengebrauches nach wie vor ein marginales Thema in der Familientherapie/systemischen Therapie darstellt, obwohl es sich mittlerweile um einen ausgereiften Forschungs- und Praxisbereich handele. Neben allen offenen Fragen, die in diesem Heft auch angesprochen wird, werden als positives Ergebnis einer familienorientierten Suchtbehandlung hervorgehoben:„- the value of working therapeutically with whole families and systems rather than with the substance-misusing person alone; – a therapeutic stance that incorporates a non-blaming, collaborative approach rather than a hierarchical, confrontational style; – a recognition that clients can have multiple drug-related change goals, and while abstinence may be top of the list, reduced use and harm minimization activities can bring very worthwhile gains; – an expansion of outcome measures of success to include the psychosocial functioning of non-using family members as well as the substance misuser; – an awareness of the value of relationships, both within the family and via social networks, critical sources of support and positive reinforcement for therapeutic change; – an appreciation of the need to adapt the therapeutic approach to fit both family values and cultural beliefs of the larger community within which the family is embedded; – a sense of humility about the complexity and multi-deterministic causality of addictive behaviours along with the tenacity necessary to work constructively with families around managing chronic conditions like substance misuse disorders“
Zu den vollständigen abstracts…

1. Mai 2009
von Wolfgang Loth
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Mega-Cities

In zwei Jahren, so heißt es, werde die Hälfte der Erdbevölkerung in Städten leben. New York war vor 50 Jahren die einzige Stadt der Erde mit mehr als 10 Millionen Bewohnern. Heute gibt es bereits 19 Mega-Cities diesen Ausmaßes. In einem Aufsatz für die C.A.P.-News, einem Online-Journal des Centrums für angewandte Politikforschung, schreibt Chloé Lachauer, es gehe „in der Konsequenz darum, für die Zukunftsgesellschaft Lösungsansätze zu finden, mit diesen neuen Formen der Stadtlandschaften ökologisch, gesellschaftspolitisch und ökonomisch fertig zu werden. Bezeichnenderweise hat die größte Rückversicherung der Welt, die Münchner Rück, angesichts der neuesten Prognosen der Vereinten Nationen und anlässlich der UN-Konferenz für Katastrophenbegrenzung jüngst eine Studie publiziert, die die Mega-Cities der Zukunft als hoch komplexe Großrisiken betiteln, die nicht mehr versicherbar seien“. Nicht nur ökologische Katastrophen werden vorausgesehen, sondern auch „anarchische Gewaltzustände in den Städten“, und eine Art „’Urban Sprawl’ im Sinne einer riesenhaften ‚Slumisierung’“ (Foto: http://students.umf.maine.edu). Filme wie „Slumdog Millionär“ deuten das Elend zwar an, doch retten sie sich immer noch in illusionäre, individuelle (Er-)Lösungen. Ich gehe davon aus, dass systemtheoretische und systemische Sichtweisen nicht beim Entwickeln individueller Lösungswege stehen bleiben können. In einem Exposé von Balz Bodenmann (Institut für Orts-, Regional- und Landesplanung der ETH Zürich) werden die zur Zeit übersehbaren Fakten zusammenfassend skizziert. Der Autor resümiert: „Der Weg der Städte im 21. Jahrhundert wird weder ohne Hindernisse noch einfach sein, zumal der wachsende Wohlstand grössere Ungleichgewichte sowohl innerhalb der einzelnen Länder als auch zwischen ihnen mit sich bringen wird. Die Wirtschaftsstruktur der betroffenen Länder, die Millionen Menschen zur Sicherung des Lebensunterhalts dient, wird ständig der Bedrohung durch eine fortschreitende, vom technischen Fortschritt vorangetriebene Globalisierung ausgesetzt sein. Deshalb wird einerseits die Ungleichheit zwischen den Stadtbewohnern weiterhin eine Herausforderung bleiben – und andererseits die Verbesserung der Lebensbedingungen der Stadtbevölkerung weiterhin eine zentrale Aufgabe der Stadtentwicklung darstellen.“
Zum Beitrag von Bodenmann geht es hier… und zum Beitrag von Lachauer hier…

30. April 2009
von Tom Levold
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Bioethik und Pädagogik

Die Verbindung von Bioethik und Pädagogik spielt in den momentanen Diskursen zur Reproduktionstechnologie keine zentrale Rolle. Alex Aßmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Mainz und neuer systemagazin-Autor, hat sich aber in seinem„Plädoyer für eine Debatte“ über Bioethik – Posthumanismus – Pädagogik genau unter diesem Gesichtspunkt mit der Frage auseinandergesetzt:„Wollen wir wirklich, dass der Nachwuchs so gerät, wie wir ihn uns gewünscht hatten?“. In seinem Originalbeitrag für die Systemische Bibliothek im systemagazin lautet sein Fazit:„Wünschen wir sowohl dem Menschen als Gattung, die über eine kulturell überlieferte Vergangenheit verfügt und sich kontinuierlich auch in die Zukunft projiziert, als auch insbesondere unseren Kindern eine Gesellschaft, in der unter der Zeugung einer nachkommenden Generation ein vorrangig politischer und technokratischer Sachverhalt gemeint ist? Welche positive kulturelle (und damit prinzipiell tradierungswürdige) Bedeutung hat für uns die Tatsache, dass weder die Zeugung und die Schwangerschaft, noch die biologische Ausstattung unserer Kinder planbar sind und wie lässt sich dies begründen? Worin soll der Nutzen für unsere Kinder bestehen, an dieser Bedeutung auch zukünftig festzuhalten, das heißt: eigenständig zu einem Umgang mit den genannten Problemen zu finden? Wollen wir durch die Geburt und die biologische Anlage unserer Kinder nicht mehr überrascht werden, wollen wir tatsächlich, dass Kinder in ihrer biologischen Ausstattung unseren Erwartungen entsprechen? Wenn es möglich ist, diese Fragen zu beantworten, dann ist es auch möglich, Gewissheit darüber herzustellen, was die künstliche und planmäßige Reproduzierbarkeit des Menschen für „Verhältnisse und Verhalten“ (vgl. Mollenhauer 1996, S. 28 f.) nach pädagogischen Maßgaben zu bedeuten haben und haben werden. Ein erster Schritt wäre damit getan, pädagogisch Position zu aktuellen Sachverhalten der reproduktionsmedizinischen und gentechnologischen Forschung zu beziehen“
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