systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

24. Mai 2009
von Tom Levold
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intelligent entscheiden

Dass Entscheidungsprozesse seit Jahrzehnten im Mittelpunkt der Organisationstheorie stehen, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Dies gilt gerade auch für ein systemisches Organisationsverständnis. Die gegenwärtige Weltsituation zeigt uns nur zu deutlich, dass es nicht nur auf Entscheidungen ankommt, sondern vor allem immer mehr auf intelligente Entscheidungen. Die aktuelle Suche danach bezieht auch die emotionalen und neuronalen Prozesse verstärkt mit ein. Das aktuelle Heft der„revue für postheroisches management“, herausgegeben von der Management-Zentrum Witten GmbH und neuerdings vertrieben vom Carl-Auer-Verlag, widmet sich dem Themenkomplex intelligenter Entscheidungen:„Bei aller Zufriedenheit über den gemeinsamen Fokus auf Entscheidungen und der mehr als heimlichen Freude über die geteilte Rationalitätskritik gibt es jedoch entscheidende Fragen, auf die die Hirnforschung keine Antworten geben kann: In welcher Welt entscheiden eigentlich die Hirne (oder auch Bäuche)? Wer entscheidet darüber, wer entscheidet? Und auch, wie kommt es dazu, dass eine Entscheidung eine Entscheidung ist? Der Hype um Hirnforschung und Bauchentscheidungen verdeckt den für Management und Beratung vielleicht wichtigsten Umstand, dass das Entscheiden ein sozialer, also kommunikativer Erzeugungsprozess ist! Diese Prämisse – das Entscheiden als einen sozialen Prozess zu sehen – ist eine verbindende Leitidee von allen in diesem Heft versammelten Beiträgen. Eine zweite ist die Suche nach intelligenten Formen des Entscheidens. Wer in diesem Heft jedoch eindeutige Antworten erwartet, wird enttäuscht sein; wer aber Anregungen sucht für intelligentere Umgangsweisen mit der schnell anwachsenden Komplexität, wer die Qualität von Entscheidungen Teams und Organisationen erhöhen möchte, der sollte fündig werden“ So Torsten Groth in seinem Editorial. Der Leser wird fündig und nicht enttäuscht, das Heft wartet nicht nur mit der gewohnten Eleganz und Ästhetik auf, sondern auch mit der angemessenen Intelligenz, die die Lektüre zu einem Genuss machen. Das Inhaltsverzeichnis mit Beiträgen von u.a. Rudolf Wimmer (sehr zu empfehlen), Claus Otto Scharmer, Wolfgang Looss u.a.
finden Sie hier…

24. Mai 2009
von Tom Levold
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In eigener Sache

Liebe Leserinnen und Leser,
das systemagazin wird mit täglich fast zweitausend Besuchen gut besucht. Sucht man bei Google nach Systemischem oder Systemikern, landet man schnell beim systemagazin. Dennoch ist es nicht besonders gut im Internet vernetzt, d.h. die Zahl der Querverweise im Netz auf das systemagazin ist relativ niedrig. Aus diesem Grund habe ich jetzt die Möglichkeit eingebaut, jeden einzelnen Eintrag im systemagazin-Blog mit den diversen benutzen Social Bookmarking-Diensten zu verlinken. Social Bookmarking ist eine Möglichkeit, über das Internet Themen, Texte und Personen auf eine hochselektive Weise zu vernetzen. Ist man auf der Suche nach Inhalten, stößt man hier viel schneller auf interessante Links als beispielsweise mit einer relativ unspezifischen Suchmaschine wie etwa Google. Ich freue mich also, wenn Nutzer dieser Dienste auch die Beiträge im systemagazin entsprechend verlinken. Ich persönlich habe mich für den (wie alle anderen kostenlosen) Dienst von delicious entschieden. Da von den Ergebnissen meiner Internet-Recherchen immer nur ein sehr kleiner Teil im systemagazin Platz finden kann, habe ich eine Seitenspalte mit aktuellen Links von meiner delicious-Seite eingerichtet, die ich interessant und lesenswert finde (auch über systemische Fragestellungen hinaus). Klickt man auf„(Mehr)„, landet man auf meiner delicious-Seite und kann von hier aus weiterstöbern. Außerdem können Sie nun auch Beiträge, die Ihnen gefallen, per e-Mail an Freunde und Bekannte verschicken (dafür müssen Sie auf die Überschrift des Beitrages klicken).

22. Mai 2009
von Tom Levold
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BOKX – die Zweite! Online-Befragung zur Zufriedenheit mit der aktuellen Berufstätigkeit

Die Initiative„forum humanum“ hatte im November eine Online-Befragung eingerichtet (u.a. auch in Partnerschaft mit dem systemagazin), mit dem Menschen in Organisationen und solche, die mit Organisationen arbeiten, über ihre Zufriedenheit mit ihrer aktuellen Berufstätigkeit wie auch mit ihrer professionellen Entwicklung Auskunft geben konnten. An dieser Befragung nahmen über 1000 Teilnehmer teil. Die Ergebnisse wurden auf der 3. Tagung des forum humanum zum Thema„Mensch und Organisation – Spielräume schaffen, Gestaltungsräume nutzen“ vorgestellt und vor dem Hintergrund der Shape-Studie und anderen Beiträgen diskutiert. Hier geht es zum Review der Tagung. Gerade in diesen Zeiten, wenn die Nachrichten über Kurzarbeit und die Folgen der Finanzkrise sich die Klinke in die Hand geben, steht auf der Innenseite dieser Prozesse oft die Frage nach individuellen Lebenswegen, Gestaltungsmöglichkeiten und beruflichen Rollen, die Einzelne ausfüllen möchten, können, dürfen oder sollen. Daher soll nun ca. ein halbes Jahr nach der ersten Umfrage ein„Zwischenschritt“ begangen werden, um vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt eine Entwicklung erkennen und daraus weitere Anknüpfungspunkte ableiten zu können. Der BOKX ist ab jetzt bis Mitte Juni wieder frei geschaltet. Den Onlinefragebogen auszufüllen dauert nur 5 Minuten.
Hier geht es zur Umfrage…

20. Mai 2009
von Tom Levold
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Psychosoziale Kosten turbulenter Veränderungen

Eine Arbeitsgruppe um Rolf Haubl vom Sigmund-Freud-Institut in Frankfurt und Günter Voß von der TU Chemnitz hat im Auftrag der SGSv ausgewählte SupervisorInnen nach ihren Einschätzungen gegenwärtigen Veränderungen von Arbeitsbedingungen in Organisation befragt. SupervisorInnen werden als„kritische Zeitzeugen“ angesehen, die einen berufsspezifischen privilegierten Zugang zu den„Hinterbühnen“ von Organisationen haben und daher besser als viele Außenstehende organisationale Wirklichkeiten beurteilen können. Die 8-seitige Dokumentation dieser Befragung ist für 5,- € bei der kassel university press erhältlich, kann aber auch im Internet kostenlos als PDF geladen werden. Das Fazit der Befragung:„Die befragten Supervisor/innen sind sich darin einig, dass sich zunehmend mehr Beschäftigte einer beschleunigten Dynamisierung und Ausdünnung von Orientierung gebenden Strukturen ausgesetzt erleben. Was den Beschäftigten als „Freiheit“ versprochen wird, erweist sich bei genauerem Hinsehen als höchst ambivalente Selbstverantwortlichkeit. Bei allen Unterschieden im Einzelnen entwerfen die Supervisor/innen doch ein bemerkenswert ähnliches Bild einer tief greifenden Krise: Sie stellen vor allem heraus, dass der Druck sachlich, vor allem aber ökonomisch ununterbrochen hoch effizient sein zu müssen, weithin erheblich zunimmt und die psychophysischen Kräfte vieler Beschäftigter verschleißt. Insbesondere ist es die Anforderung, kontinuierlich innovativ sein zu müssen, die schnell überfordert. Unter diesen Bedingungen entstehen nur selten nachhaltige Problemlösungen. Oft sind im Gegenteil die Qualität und Professionalität der Arbeit gefährdet, was sich nicht wenige Beschäftigte als eigenes Versagen zuschreiben. Auffällig ist, dass angesichts des ständigen Wandels ein drängender Bedarf nach verantwortlicher und unterstützender Führung besteht, betriebliche Vorgesetzte sich dem aber oft nicht gewachsen zeigen. Sie verstehen sich primär als hart drängende Change-Agents, die den auf sie einwirkenden ökonomischen Druck nach unten weitergeben und ihre Mitarbeiter/innen mit den Folgen weitgehend allein lassen. Dass unter all dem Kollegialität leidet und die Einzelnen in ganz neuer Quantität und Qualität ihre Arbeit als erschöpfende Belastung erleben, wundert daher nicht. Die Beschäftigten stehen vor der Aufgabe, aktiv Selbstfürsorge zu betreiben, womit aber nicht wenige von ihnen überfordert zu sein scheinen. Nicht zuletzt ist es das Verhältnis von Berufstätigkeit und Privatsphäre, das in Mitleidenschaft gezogen wird. Die modische Rede von der Work-Life-Balance zeigt das Problem zwar an, trägt aber kaum etwas zu seiner Lösung bei“
Zum vollständigen Text…

19. Mai 2009
von Tom Levold
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Paul Parin gestorben

Der Psychoanalytiker und Schriftsteller Paul Parin ist gestern früh um 1.30 h im Alter von 92 Jahren in Zürich gestorben. Berühmt geworden ist er vor allem für seine ethnopsychoanalytischen Werke sowie für seine kritische gesellschaftspolitische Haltung auch der Psychotherapie gegenüber. Der Schweizer Radiosender hat Parin anlässlich seines 90. Geburtstages am 20. September 2006 eine Sendung gewidmet, die nun zu seinem Tode noch einmal als podcast ins Netz gestellt worden ist. wer sich intensiver mit Parins Werk auseinandersetzen möchte – und das sei allen empfohlen -, kann dies auf seiner wunderbaren website machen. Nachdem ein Benutzeraccount eingerichtet ist, hat man Zugang zu fast allen Arbeiten, die er von 1948 bis 2001 verfasst hat, sowie zu einer Reihe von spannenden Tondokumenten. Hier erhält man einen einzigartigen Einblick in das unglaublich reichhaltige Lebenswerk eines bedeutenden Psychotherapeuten, Zeitdiagnostikers und politischen Menschen, der sein Wissen gerne teilt!
Zur Radiosendung geht es hier …

18. Mai 2009
von Tom Levold
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Die neuronale Selbstorganisation des Selbst

Im„Kursbuch für integrative Kinder- und Jugendpsychotherapie“ (hrsg. von F. Resch & M. Schulte-Markwort im Beltz-Verlag) erschien 2006 eine Arbeit von Günter Schiepek über„Die neuronale Selbstorganisation des Selbst. Ein Beitrag zum Verhältnis von neuronalen und mentalen Prozessen aus Sicht der Synergetik“. Eine überarbeitete Fassung des Manuskriptes ist auch online zu lesen:„Der Beitrag thematisiert die Möglichkeit, Bewusstsein und die Erfahrung des Selbst mit Hilfe neuronaler Selbstorganisation zu erklären. Dabei wird deutlich, dass die Synergetik als Wissenschaft der Selbstorganisation grundlegende Prinzipien der Funktionsweise des Gehirns beschreibt, die unter anderem auch in der Erfahrung des Bewusstseins und des Selbst münden. Die Frage ist dabei, wie transiente Kohärenzen, Synchronisationsmuster und Ordnungsübergänge neuronaler Netze und ihres Funktionierens entstehen. Der Beitrag beschreibt, welche Hirnstrukturen die Voraussetzungen für die Selbstorganisation von Bewusstsein und Selbst bereitstellen. Damit ist allerdings der qualitative Sprung in die subjektive Erfahrung, in die Qualia-Qualität und in die Erste-Person-Perspektive nicht aufgelöst; es bleibt bei Theorien der Ermöglichung und bei Korrelaten – wenngleich diese der Komplexität des Geschehens durchaus gerecht werden mögen. Somit werden schließlich auch die Grenzen der Möglichkeit deutlich, Bewusstsein und Selbst über (Varianten der) Emergenz zu erklären“
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16. Mai 2009
von Tom Levold
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Fröhliche Wissenschaft

Der„Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie“ (WBP) unter dem derzeitigen Vorsitz von Manfred Cierpka und Dietmar Schulte erstellt nach Selbstauskunft auf seiner website„u. a. nach § 11 des Psychotherapeutengesetzes Gutachten zur wissenschaftlichen Anerkennung von Psychotherapieverfahren“. Manche systemisch orientierte Menschen mögen jetzt glauben, dass die Welt der Wissenschaft wieder in Ordnung sei, nachdem der WBP im Dezember die wissenschaftliche Fundierung der Systemischen Therapie anerkannt habe. Daran darf man aber auch zweifeln. Schaut man in der Wikipedia unter Wissenschaft nach, findet man unter der Rubrik„Werte der Wissenschaft“ folgende interessanten Sätze:„Ignoriert die Wissenschaft vorsätzlich Argumente, spricht man meist von Pseudowissenschaft. Lässt sie sich zum Spielball politischer oder finanzieller Interessen machen, indem sie zugunsten solcher Interessen bewusst wesentliche Aspekte ausblendet, spricht man von Junk Science“. Auch wenn man den WBP wissenschaftssoziologisch durchaus einmal als Spielball politischer oder finanzieller Interessen untersuchen sollte, scheint es doch nur schwer vorstellbar, dass dieser vorsätzlich Argumente ignorieren oder ausblenden könnte. Wir gehen daher einfach mal von einem, na sagen wir: Versehen aus. Im November 2007 hat nämlich der Wissenschaftliche Beirat in einer Version 2.6 sein sogenanntes Methodenpapier veröffentlicht, in dem„Verfahrensregeln zur Beurteilung der wissenschaftlichen Anerkennung von Methoden und Verfahren der Psychotherapie“ festgelegt wurden, eben jene Regeln, nach denen die Systemische Therapie übrigens ihren Segen nicht bekommen hätte, weil sie das darin enthaltene sogenannte„Schwellenkriterium“ nicht erfüllt. Der Schönheitsfehler des 40-seitigen Methodenpapiers lag in einem abweichenden dreiseitigen Votum (S. 38-40) des damaligen (systemisch orientierten) WBP-Mitglieds Jürgen Kriz, der darin u.a. monierte, dass sich das Papier„als ein Bollwerk dafür verwenden (ließe), um in der internationalen Wissenschaft angesehene Verfahren in Deutschland nicht wieder für die ambulante Versorgung und die Ausbildung von Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten zuzulassen“. Ein solcher Vorwurf unter Wissenschaftlern hätte natürlich für eine öffentliche Debatte (und was lieben echte Wissenschaftler mehr) darüber sorgen können, wie denn überhaupt Urteile über Wissenschaftlichkeit zustande kommen. Hat es aber nicht. Als ich aus aktuellem Anlass noch einmal das Minderheitenvotum nachlesen wollte, musste ich feststellen, dass mittlerweile eine neue Version 2.6.1 auf der website des WBP zu finden ist. Als Freund von updates freute ich mich sogleich auf neue Texte, Materialien und womöglich kritische Anmerkungen, die die längst fällige selbstkritische Debatte in Gang bringen könnte. Weit gefehlt! Auf der ersten Seite findet sich folgender Erläuterungstext:„Verabschiedet auf der Sitzung des Wissenschaftlichen Beirats Psychotherapie am 8. Oktober 2007 sowie in einer nachfolgenden schriftlichen Abstimmung am 21. November 2007. In der Sitzung des Beirats vom 26.März 2009 wurde eine Klarstellung der Fußnoten 2 und 3 beschlossen. [Änderungen gegenüber der Fassung 2.6 sind graphisch hervorgehoben]“. Interessanterweise wird in der„Klarstellung der Fußnoten“ aber nur darauf verwiesen, dass sich seit 2007 keine inhaltliche Änderungen ergeben haben. Nun wäre die Aktualisierung eines Dokumentes wegen absolut unbedeutender Fußnoten überhaupt kein Thema, wäre diese Fassung nicht drei Seiten kürzer als die Vorherige. Was nämlich plötzlich fehlt, sind die Seiten 38-40, also das Minderheitenvotum von Jürgen Kriz, das natürlich Teil der im November 2007 verabschiedeten Fassung ist. Diese Kürzung wurde weder graphisch hervorgehoben noch an irgendeiner anderen Stelle der neuen Version erwähnt. Böse Zungen könnten meinen, der WBP habe womöglich vor der Verhandlung am 30.4.2009 vor dem Bundesverwaltungsgericht den Eindruck erwecken wollen, mit einer Stimme zu sprechen und die Gelegenheit ausgenutzt, dass Jürgen Kriz seit Jahresende 2008 dem Beirat nicht mehr angehört. Da der Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie – wie gesagt – über jeden Vorwurf von Pseudowissenschaft oder gar Junk Science erhaben ist, kommt aber nur ein versehentliches Löschen in Frage, man darf also davon ausgehen, dass dieser Fehler alsbald korrigiert werden wird. In der Zwischenzeit kann auf die Version 2.6 (die ich versehentlich abgespeichert hatte) auch im systemagazin zurückgegriffen werden,
und zwar hier…

15. Mai 2009
von Tom Levold
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The Meaning of the Body

Wie entsteht Bedeutung? Nach Jahrhunderten philosophischer Reflexionen dieser Frage sind wir gewohnt, Bedeutung der Sprache bzw. den Wörtern zuzuweisen, die wir beim Sprechen benutzen. Das dieser Vorstellung zugrundeliegende dualistische Konzept von Geist und Körper als getrennte Wesenheiten ist dabei zur wenig hinterfragten Leitvorstellung der Aufklärung und der Moderne geworden. Der Philosoph Mark Johnson geht hier einen anderen Weg. Schon 1981 hat er gemeinsam mit dem Linguisten George Lakoff mit dem Buch„Metaphors we live by“ eine radikale Neuorientierung vorgeschlagen, in dem beide anhand zahlreicher Beispiele zeigten, in welchem Maße unser Denken im Sinne des Wortes verkörpert ist. Die Untersuchung der Metaphern, die wir beim Sprechen benutzen, vermag diese Verkörperung aller kognitiven Leistungen (übrigens auch der Philosophie und selbst der Mathematik) erschließen, was die Autoren eindrucksvoll in ihren Büchern demonstrieren. Mark Johnson hat nun ein neues Buch über den Zusammenhang von Geist und Körper, Denken und Fühlen, Sprachliches und Vorsprachliches geschrieben, das Michael B. Buchholz für systemagazin ausführlich und mit einer nachdrücklichen Leseempfehlung rezensiert hat: „Wer also Interesse hat an den Fragen, deren Beantwortung derzeit von manchen Neurowissenschaftlern imperial vordiktiert wird, der kann sich hier schönste Argumente für gänzlich neue Betrachtungen besorgen – und zugleich lernen, wie ein kundiger Autor seine Leser auf die angenehmste Weise mitnimmt auf eine Reise durch die Philosophie und ihr Antworten entnimmt, die für die therapeutische Praxis von größter Bedeutung sind“
Zur vollständigen Rezension…

14. Mai 2009
von Wolfgang Loth
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Lange Arbeitszeiten und Gesundheit

„Am Wochenende gehört Papi mir“, hieß es seinerzeit, ebenso kraftvoll wie gendermäßig unschuldig, als es um das Durchsetzen kürzerer Wochenarbeitszeiten ging. Die Zeiten ändern sich und mittlerweile geht der Trend wieder in Richtung längerer WArbZ. In einer aktuellen Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin untersuchen A. Wirtz, F. Nachreiner, B. Beermann, F. Brenscheidt, und A. Siefer die Dauer der WArbZ im Hinblick auf gesundheitliche Beeinträchtigungen [baua, 06.April 2009]. Die AutorInnen konstatieren, dass aktuelle Diskussionen um Arbeitszeitverlängerungen „sich oft ausschließlich an vermeintlich wirtschaftlichen Kriterien [orientieren], ohne dabei gesundheitliche Effekte für die Beschäftigten zu berücksichtigen.“ Die Datenbasis bilden vier nationale und europäische Untersuchungen der Jahre 2002 bis 2008. Am Beispiel von Schlafstörungen, Rückenschmerzen, Magen- und Herzbeschwerden lassen sich eindeutige Hinweise auf eine Zunahme der Beschwerden bei zunehmender WarbZ finden. Es finden sich auch Hinweise zum Healthy-Worker-Effect, „der das Phänomen beschreibt, dass Ältere und Personen in sehr ungünstigen Arbeitsbedingungen oft verhältnismäßig wenig gesundheitliche Beschwerden aufweisen. Die Erklärung dafür ist, dass sie eine Überlebenspopulation derjenigen bilden, die derartige Arbeitsbedingungen aushalten können, wohingegen die gesundheitlich beeinträchtigten Personen bereits aus der Erwerbstätigkeit ausgeschieden bzw. in andere Arbeitsbedingungen gewechselt sind.“ Die AutorInnen stellen in ihrer Zusammenfassung heraus: „Kommen zu den langen Arbeitszeiten weitere potentiell ungünstige Bedingungen wie Schichtarbeit, variable Arbeitszeiten, schlechte Planbarkeit der Arbeitszeit oder Arbeit an Abenden oder am Wochenende hinzu, so werden von den Erwerbstätigen insgesamt häufiger Beschwerden berichtet. Ebenso erhöhen hohe körperliche und psychische Anforderungen das Risiko gesundheitlicher Beeinträchtigungen, insbesondere in Kombination mit langen und/oder in der Lage versetzten Arbeitszeiten. Insgesamt lassen sich die Zusammenhänge zwischen der Dauer der wöchentlichen Arbeitszeit und gesundheitlichen Beeinträchtigungen anhand der Ergebnisse aus vier untersuchten Stichproben gegenseitig stützen und somit absichern“, und weiter: „Die Feststellung, dass längere Arbeitszeiten mit einer deutlichen Erhöhung des Beeinträchtigungsrisikos zusammenhängen, kann als gesichert und generalisierbar betrachtet werden.“ Zur Studie von Wirtz et al. geht es hier …

13. Mai 2009
von Tom Levold
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Vergeblich gearbeitet. Wie Mitarbeitende mit Projektabbrüchen fertig werden

„Früher oder später macht jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter diese Erfahrung: Ergebnisse einer Arbeit, am Anfang noch mit Nachdruck in Auftrag gegeben, sind am Ende nicht mehr gefragt oder verschwinden unbeachtet. Für vergebliche Auftragserledigungen kann es viele Gründe geben. Das Interesse an einem Projekt wird von anderen Interessen überholt und versandet. Der Widerstand gegen die Ausführung erweist sich als zu hoch und die Unterstützung in der Organisation als zu gering. Woanders wurden Entscheidungen gefällt, die die Ausführung obsolet machen. Die Beauftragung war lediglich ein politisch-taktischer Zug und inhaltlich beliebig. Jemand sollte beschäftigt werden, weil es z.Zt. sonst keine Verwendung für ihn gibt. Die Führung hat gewechselt und bezieht sich nicht mehr auf vorangegangene Absprachen. Vergebliche Arbeit kommt vor in Organisationen und ist nicht zu vermeiden. Im Gegenteil, Aufgabenteilung und Handeln in der Hierarchie setzen auf Unabhängigkeit und Beweglichkeit. Die Autonomie der Organisation entsteht genau dadurch, dass nicht jede Person zu jedem Zeitpunkt über alles informiert werden und mitentscheiden muss. Aber was passiert, dass jemand mit ihren oder seiner Aufgabe ‚abgehängt‘ wird?“ Edelgard Struß hat sich auf ihre gewohnt kluge, perspektivenreiche und elegante Art und Weise mit diesem Thema beschäftigt und einen brillianten Originalbeitrag für die Systemische Bibliothek im systemagazin verfasst, der in regelmäßigen Abständen erneut gelesen werden sollte: von allen, die mit Arbeit zu tun haben (und wer hat das nicht)!
Zum vollständigen Text…

12. Mai 2009
von Tom Levold
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„Guantánamo war vorbildlich“


In der Online-Ausgabe der FR sind heute einige bemerkenswerte Statements der ehemaligen US-Außenministerin Condoleeza Rice zu lesen (und in Youtube zu hören), die sie während eines Gespräches mit Studenten der Stanford Universität abgab. Kostprobe:
Frage: Ist Waterboarding Folter?
Antwort: Der Präsident gab uns die Anweisung, nichts zu unternehmen, was gegen die UN-Antifolterkonvention verstößt. Übrigens kam von mir keinerlei Genehmigung. Ich habe lediglich die Anweisung der Regierung an die CIA weitergegeben, dass sie also von Seiten des Justizministeriums grünes Licht hatten. Mehr habe ich nicht gemacht.
Frage: OK. Ist Waterboarding Folter?
Und ich habe gerade schon gesagt, dass man die Vereinigten Staaten, dass man uns angewiesen hatte, nichts zu unternehmen, was gegen die Antifolterkonvention verstößt. Deswegen ist es also per Definition so, dass eine Anordnung, die vom Präsidenten kam, gar nicht gegen die Antifolterkonvention verstoßen konnte“