systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

2. September 2009
von Tom Levold
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Zitat des Tages: Marcel Hénaff


Die menschliche Anerkennung des anderen Menschen oder einer anderen Gruppe verläuft immer über die Geste, die darin besteht, dem Anderen einen vermittelnden Gegenstand zu überreichen, ihm etwas zu präsentieren, was man als Teil von sich abtritt und im fremden Raum aufs Spiel setzt. Diese Geste besagt zunächst: Wir erkennen euch als andere Menschen, als Gleiche an; sodann: Wir akzeptieren euch als mögliche Partner; schließlich, wenn die Beziehungen hergestellt worden sind: Wir wollen in Zukunft mit euch verbunden bleiben. Man kann sagen, daß diese Geste die Geste der Symbolik schlechthin ist, wenn man der Etymologie gemäß einräumt, daß das Symbol ein materielles Element ist, das einen Pakt beglaubigt; sym-bolon: das, was zusammengefügt wird. Was heißt das? ln bestimmten alten Formen der gegenseitigen Verpflichtung (in Griechenland, in Rom) brach man ein Tongefäß oder ein Metallstück entzwei, von dem jeder Partner eine Hälfte als Beweis und Garantie der getroffenen Vereinbarung aufbewahrte; jeder an den anderen passende Teil konnte zu jeder Zeit, und häufig noch lange danach, diese Übereinkunft bezeugen. Insofern fällt das Symbol in den Bereich des Bündnisses, den der Gegenseitigkeitsbeziehungen; nicht, daß jede Symbolik gesellschaftlich wäre, aber jede Symbolik setzt bei ihrer Entstehung ein Dispositiv differenzierter und gemäß einer Tauschkonvention verbundener Elemente voraus“. (In: Der Preis der Wahrheit. Gabe, Geld und Philosophie. Frankfurt, Suhrkamp 2009, S. 205).

2. September 2009
von Tom Levold
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Eve Lipchik im Gespräch

Eve Lipchik (Foto: brieftherapynetwork.com) war von 1980 bis 1988 mit Steve de Shazer und Insoo Kim Berg Mitglied des Kernteams des Brief Family Therapy Centers in Milwaukee. Auf der website des brieftherapynetwork ist ein Interview aus dem Jahre 2003 mit ihr zu lesen, in dem sie Auskunft über ihre Vorgehensweise im therapeutischen Gespräch gibt, so etwa über das von ihr so genannte Dual-Track-Thinking:„Language is an interdependent action, and meaning is co-constructed. There can be no clear boundary drawn between therapist and client. However, the therapist, as a paid professional, has a role to fulfill in relation to clients that requires some self-reflection. “Paying attention” to understand what clients think, feel, want, and how they respond is one aspect of that role. Choosing a response to what is experienced in relation to the client is an equally important part of that role. I call the process of monitoring my own experience of my conversation with clients, and how to choose my responses, “dual track thinking.” I imagine that there are two tracks running through my head. One track registers my observations about the client and the other one my own reactions to what I observe. Those reactions include my honest feelings about the clients as well as myself“
Zum vollständigen Text…

1. September 2009
von Tom Levold
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Grundlinien eines emotionalen Konstruktivismus

Nach langen Jahren einer kognitivistischen Verkürzung ist die Frage des Einbezuges von Körper, Affekten und Emotionen in die Theorie des Konstruktivismus mittlerweile nicht nur auf der Tagesordnung, sondern nimmt auch derzeit einen prominenten Platz in der Fachöffentlichkeit ein. Rolf Arnold, Pädagoge und im systemischen Feld bekannt, hat ein Buch zum Thema geschrieben, das dieser Tage im Carl-Auer-Verlag erscheint. Aus dem Klappentext:„Dieses Buch beleuchtet die Art und Weise, wie wir uns die Wirklichkeit, in der wir leben, emotional selbst konstruieren. Unsere Gefühle erweisen sich dabei als eine Art erster Verstand, mit dem wir uns Situationen, Interaktionen und Personen so„zurechtfühlen“, wie wir sie kennen und auszuhalten vermögen: Wir denken und handeln so, wie uns unsere Gefühle gewachsen sind – so könnte man die Allgegenwart und Wirkungskraft unseres Gefühlskörpers kurz umschreiben. Rolf Arnold beschreibt diese Allgegenwart des Emotionalen für ganz unterschiedliche Lebenszusammenhänge. Dabei entwickelt er konkrete Vorschläge für eine jeweils neue emotionale Konstruktion der Wirklichkeit und fasst sie in Merksätze. Mit Hilfe dieser Merksätze gelingt es einem als Leser, das eigene Fühlen und Handeln so zu verändern, dass sich auch die Situationen verändern, mit denen man es tagtäglich zu tun hat“
Das systemagazin präsentiert heute als Vorabdruck das Kapitel 5„Lesarten zur Wirkung des Emotionalen“.
Zum Vorabdruck geht es hier…

30. August 2009
von Tom Levold
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Systemisch Forschen

Die Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie (DGSF) und die Systemische Gesellschaft (SG) haben eine Internet-Plattform zu Themenbereichen Systemischer Forschung eingerichtet, die von Dr. Matthias Ochs redaktionell betreut wird. Wie bei allen Foren dieser ist der Erfolg dieser Plattform ganz vom Austausch der Benutzer abhängig. Bislang dümpelt die website noch ein wenig vor sich hin, was angesichts des Angebotes und der Möglichkeiten, die ein solches Forum bietet, mehr als bedauerlich ist. Verehrtes Publikum, machen Sie doch einmal einen Besuch – und vielleicht haben Sie sogar Fragen oder Antworten, die Sie beisteuern können.
Zum Forschungsforum…

29. August 2009
von Tom Levold
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Can Family Therapy Help Heal the World?

So lautete das Motto des diesjährigen IFTA-Kongresses in Slowenien. Dörte Foertsch hat einen sehr persönlichen Tagungsbericht für den Kontext verfasst, der dankenswerterweise auch im systemagazin zu lesen ist:„Irgendwann im Herbst 2008 las ich in der DGSF-Mailingliste einen Hinweis über den bevorstehenden Internationalen Kongress der IFTA im März 2009 in Ljubljana, Slowenien. Seitdem unsere Kinder ausgezogen sind, bin ich reisefreudig geworden, mein erster Gedanke beim Lesen war neugieriger Art, denn ich war noch niemals in Slowenien und auch nicht in einem anderen Land des früheren Jugoslawien. Hier begann eine denkwürdige Reise durchs Internet, die dann in Zügen umgesetzt werden sollte. Der Titel des Kongresses erschien mir etwas kitschig: »Reconciling Differences: Can Family Therapy Help Heal the World?« Im damals noch vorläufigen Programm erschienen allerdings mehrere Themen und Workshops über Folgen von Traumata und Kriegserfahrungen und therapeutische Möglichkeiten. Ich dachte, dass die Wahl von Ort und Thema stimmig sein könnten. Also ließ ich meiner reiselustigen und durchaus kitschigen Neigung freien Lauf und meldete mich an. Dann bemerkte ich eine erste Irritation, kein Kollege um mich herum kannte die IFTA oder hatte von diesem Kongress gehört, Kollegen winkten ab, wenn ich fragte, ob sie Lust hätten, mitzukommen. Hatte ich mich für etwas angemeldet, was »politisch« oder »systemisch« nicht korrekt ist?“
Zum vollständigen Tagungsbericht…

29. August 2009
von Tom Levold
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Zitat des Tages: Andreas Reckwitz

„Der rationalistischen Identität steht das zweite mögliche Selbstverständnis, das auf die postempiristische Wende reagiert, diametral entgegen: die postmodernistische, radikal-konstruktivistische Identität. Einerseits scheint die postmodernistische Haltung in mancher Hinsicht das zu explizieren, was implizit in der praktischen Logik des multparadigmatischen Wissenschaftsalltags mehr und mehr sedimentiert ist. Anderereits stellt sich eine offensiv radikalkonstruktivistisch oder postmodern orientierte Position in der Wissenschaftslandschaft als eine Minderheitsposition dar. Die radikalkonstruktivistische Option baut eindeutig auf jener Annahme auf, die Lyotard die Möglichkeit der ‚Inkommensurabilität der Sprachspiele‘ nennt: Wenn es keinen Weg gibt, um eine Korrespondenz zwischen wissenschaftlichen Aussagen und einer vorsprachlichen Welt der Tatsachen auszumachen, dann lässt sich auch keine neutrale prozedurale Instanz begründen, die die Gültigkeit eines wissenschaftlichen Aussagesystems gewissermaßen innerkommunikativ prüfen kann. Dass diese neutrale Prüfungsinstanz ausfällt, stellt sich aus dieser Perspektive jedoch nicht als ein Verlust dar – ein Verlust an Sicherheit zugunsten einer haltlosen Arbitrarität -, sondern als ein Gewinn, als die Chance einer Öffnung und des theoretischen Experiments“ In: Thorsten Bonacker u.a. (Hrsg.): Die Ironie der Politik. Über die Konstruktion politischer Wirklichkeiten, Frankfurt (Main)/ New York 2003, S. 85- 103, S. 92)

28. August 2009
von Tom Levold
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Zitat des Tages: Richard Jenkins

„As a very basic starting point, identity is the human  capacity – rooted in language – to know ‘who’s who’ (and hence ‘what’s  what’). This involves knowing who we are, knowing who others are, them  knowing who we are, us knowing who they think we are, and so on: a  multi-dimensional classification or mapping of the human world and our  places in it, as individuals and as members of collectivities (cf. Ashton  et al.2004). It is a process – identification– not a ‘thing’. It is not something  that one can have, or not; it is something that one does.“ (In: Social Identity. London New York 2008, Routledge, S. 5)

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28. August 2009
von Tom Levold
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Systemische Psychiatrie

Das aktuelle Kontext-Heft ist ganz dem Thema Systemische Psychiatrie gewidmet. Gastherausgeber Gerhard Dieter Ruf hat soviel Beiträge akquiriert, dass es gleich für zwei Themenhefte reicht (der zweite Teil erscheint im Herbst als Heft 4/2009). Im vorliegenden Heft geht es um das skandinavische Modell Bedürfnisangepasster Behandlung und offener Dialoge (Aderhold & Greve), Psychotherapie bei„psychotischen“ Erlebensweisen (Mücke), Systemische Konzepte in einer Klinik (Vieten et. al.) und Soziale Psychiatrie (Haselmann). Zwei ausführliche Klassiker-Rezensionen von Foucaults„Wahnsinn und Gesellschaft“ von Wolfgang Ritscher und Günter Reich runden das Heft ab.
Zu den vollständigen abstracts…

27. August 2009
von Tom Levold
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Erfolgsfaktor Intuition. Systemisches Coachen von Führungskräften

Unter diesem Titel haben Ariane Bentner und Marie Krenzin im vergangenen Jahr eine Sammlung von Aufsätzen bei Vandenhoeck & Ruprecht veröffentlicht. Rezensent Klaus Schenck:„Das Buch »Erfolgsfaktor Intuition« ist ein Kaleidoskop: eine facettenreiche Zusammenstellung von Einsichten in Coachingprozesse und die Rolle von Intuition darin. In sieben Kapiteln versucht es eine Abgrenzung von Coaching zur Psychotherapie, beleuchtet die Vielfalt der Definitionen von Intuition und die Frage nach ihrer Lern- und Trainierbarkeit, untersucht mögliche Einflüsse der eigenen Geschwisterposition auf das Verhalten von Führungskräften und wie sich Coaching als Lernformat in der systemisch-lösungsorientierten Einzelberatung nutzen lässt, stellt eine empirische Studie zum subjektiven Erleben von Führungskräften im Coaching vor und endet mit dem Praxisbeispiel einer komplexen Strukturaufstellung. Auch wenn zwischen den Facetten natürlich Fragen offen bleiben und die einzelnen Kapitel auch je nach Autorin sprachlich unterschiedlich ausgestaltet sind, kann sich die Lektüre sowohl für Coaches als auch für Führungskräfte lohnen. Erstere können womöglich ihre Intuition aktiver nutzen und Wirkungen auf Coaches aus deren Sicht weiter kennenlernen. Letztere können sich ein vielfältiges Bild von Coachingprozessen machen und damit besser einschätzen, ob es für sie nützlich werden kann, sich darauf einzulassen“
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26. August 2009
von Tom Levold
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Neu im Kanzleramt: Die Geburtstagsparty für alle!



(Foto: www.tomwet.de)

Liebe Menschen draußen im Lande,

Sie werden 60 und möchten das mal so richtig feiern? Sie wissen nicht, wie Sie das bezahlen sollen? Da habe ich genau das Richtige für Sie!
Laden Sie etwa 30 Freunde und Freundinnen aus Deutschland und der Welt ein, mit denen Sie gerne einen Abend im Kanzleramt zusammen sein würden. Und ich garantiere Ihnen, es wird ein wunderschöner Abend im repräsentativen Bereich meines Kanzlerbüros. Speisen und Getränke werden aus den etatisierten Haushaltsansätzen für Personal- und Sachkosten des Bundeskanzleramtes beglichen, darüber hinaus stehen bis zu 2.100 € für zusätzliches Bedienungspersonal zur Verfügung. Damit lässt sich schon etwas anstellen. Und sagen Sie bitte nicht:„Ich würde mich schämen, wenn ich in der Krise Staatsgeld annehmen würde“ Da haben schon ganz andere zugegriffen.
Für Buchungen wenden Sie sich bitte gleich an meinen persönlichen Referenten (0180 2720000 zum Ortstarif). Ich freue mich schon auf unser Fest!

Ihre Angela Merkel