systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

25. März 2010
von Tom Levold
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Milton Erickson

Heute jährt sich der Todestag Milton H. Erickson zum 30. mal (Foto: Phoenix Institute of Ericksonian Therapy). Er starb am 25.3.1980 in seinem Haus in Phoenix, Arizona, im Alter von 78 Jahren. Sein Schüler Ernest Rossi hat die Herausgabe viele seiner Schriften besorgt. In seinem Beitrag„Burden of Responsibility in Effective Psychotherapy“, der auf der website von Ernest Rossi zu finden ist und von diesem kommentiert wird, beschreibt Erickson einige Fälle, bei denen Klienten nach gescheiterten Psychotherapien ihn mit der Erwartung eines„hypnotischen Wunders“ aufsuchten.„In each instance hypnosis was used for the specific purpose of placing the burden of responsibility for therapeutic results upon the patient himself after he himself had reached a definite conclusion that therapy would not help and that a last resort would be a hypnotic “miracle.” In this author’s understanding of psychotherapy, if a patient wants to believe in a “hypnotic miracle” so strongly that he will undertake the responsibility of making a recovery by virtue of his own actual behavior and continue that recovery, he is at liberty to do so under whatever guise he chooses, but neither the author nor the reader is obliged to regard the success of the therapy as a hypnotic miracle“
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23. März 2010
von Tom Levold
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Mit Lust und Liebe Vater sein

Ansgar Röhrbein, Diplom-Pädagoge und langjähriger Leiter einer systemisch ausgerichteten Einrichtung der stationären Jugendhilfe, hat eine besondere Begabung dafür, nicht über, sondern für Eltern und Familien zu schreiben. In der Ratgeberreihe„Lebenslust“ im Carl-Auer-Verlag ist sein neuestes Buch für Väter erschienen, die sich mit ihrer Rolle in der Familie aktiv auseinandersetzen wollen. systemagazin bringt einen Auschnitt über„Väter in besonderen Lebenssituationen“ zum Einlesen.
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22. März 2010
von Tom Levold
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Life-Coaching

Mit einem Themenheft zum„Life-Coaching“ startet die Zeitschrift OSC in den neuen Jahrgang. Christoph Schmidt-Lellek schreibt dazu in seinem Editorial:„Mit „Life-Coaching“ haben wir für dieses Heft ein Thema aufgegriffen, das heute zwar vielfach im Munde geführt, inhaltlich jedoch selten genau umrissen wird. Blättert man unter diesem Stichwort bei Google herum (allein ca. 330.000 deutsche Meldungen), dann stößt man vielfach auf Angebote, die als allgemeine Lebensberatung, häufig auch mit esoterischen Perspektiven, zu begreifen sind. Wenn wir in dieser Zeitschrift nun dieses Thema aufgreifen, kann dies zweifellos nicht gemeint sein. Das Konzept des Life-Coaching, wie es hier zugrunde gelegt wird (vgl. Buer u. Schmidt-Lellek 2008), gehört in den Kontext des berufsbezogenen Coachings für Fach- und Führungskräfte, und zwar mit der Intention, neben den Arbeitsfunktionen die Person als ganze in den Blick zu nehmen. Denn ein wesentliches „Instrument“ des Handelns von Fach- und Führungskräften ist die eigene Person – mit den individuellen Fähigkeiten, Neigungen und Abneigungen, lebensgeschichtlich erworbenen Erfahrungen und Kompetenzen, Stärken und Schwächen und eben auch mit den jeweiligen Krisen. Dieses „Instrument“ zu pflegen, zu schützen und weiterzuentwickeln, dient also nicht nur allein dem individuellen Wohlbefinden, so wichtig dieses auch ist, sondern auch der Qualität und dem dauerhaften Erfolg beruflichen Handelns“
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21. März 2010
von Tom Levold
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The Narrative Construction of Reality

Jerome S. Bruner (Foto: Weber State University), einer der bedeutendsten Psychologen des letzen Jahrhunderts, der u.a. wichtige Grundlagen für eine konstruktivistische Lerntheorie gelegt hat, wird in diesem Jahr 95 Jahre alt. Ein klassischer Text von ihm, der 1991 in„Critical Inquiry“ erschienen ist, befasst sich mit der narrativen Konstruktion von Wirklichkeiten und ist auch online zu lesen:„Much of what I have to say will not be at all new to those who have been working in the vineyards of narratology or who have concerned themselves with critical studies of narrative forms. Indeed, the ancestry of many of the ideas that will concern me can be traced back directly to the debates that have been going on among literary theorists over the last decade or two. My comments are echoes of those debates now reverberating in the human sciences—not only in psychology, anthropology, and linguistics, but also in the philosophy of language. For once the„cognitive revolution“ in the human sciences brought to the fore the issue of how„reality“ is represented in the act of knowing, it became apparent that it did not suffice to equate representations with images, with propositions, with lexical networks, or even with more temporally extended vehicles such as sentences. It was perhaps a decade ago that psychologists became alive to the possibility of narrative as a form not only of representing but of constituting reality, a matter of which I shall have more to say presently. At that point cognitively inclined psychologists and anthropologists began to discover that their colleagues in literary theory and historiography were deeply immersed in asking comparable questions about textually situated narrative. I think one can even date the„paradigm shift“ to the appearance of a collection of essays drawn from this journal in 1981— On Narrative. If some of what I have to say about the features of narrative, then, seems old hat to the literary theorist, let him or her bear in mind that the object is different. The central concern is not how narrative as text is constructed, but rather how it operates as an instrument of mind in the construction of reality“
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20. März 2010
von Tom Levold
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Gesundheit als Führungsaufgabe

Auf der Systemischen Forschungstagung vom 3.-4.3.2010 hat Thorsten Veith vom Institut für systemische Beratung in Wiesloch (Foto: systemische-professionalitaet.de) ein Dissertationsprojekt vorgestellt, in dem es zum einen darum geht, Führungskräfte für das Thema Gesundheit in Organisationen zu sensibilisieren sowie den Umgang mit sich selbst zu reflektieren und „persönliche Gefahrenzonen“ zu identifizieren. Zum anderen geht es um die Frage, welchen Anforderungen Führungskräfte im Unternehmen heute begegnen, welchen Veränderungen sich Führungskräfte in den dynamischen Umwelten ausgesetzt fühlen und welche Dimension Gesundheit damit für die Organisation hat. Kooperationspartner ist Prof. Jochen Schweitzer von der Sektion Medizinische Organisationspsychologie des Instituts für Medizinische Psychologie am Universitätsklinikum Heidelberg auf wissenschaftlicher Seite sowie die Heidelberger Druckmaschinen AG als Forschungsfeld. Die Hintergründe dieses Projektes sind in einem Bericht von Thorsten Veith und Jochen Schweitzer für die Zeitschrift Personalwirtschaft zusammengefasst, die diese dankenswerterweise zur Veröffentlichung in der Systemischen Bibliothek des systemagazins zur Verfügung gestellt hat.
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19. März 2010
von Tom Levold
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Resilienz und Krisenkompetenz

Rosmarie Welter-Enderlin war eine der ersten, die das Thema der Resilienzforschung für die Systemische Praxis erschlossen hat. Im gerade beim Carl-Auer-Verlag erschienenen Band über„Resilienz und Krisenkompetenz“ hat sie eine Reihe kommentierter Fallgeschichten veröffentlichen, die ihren professionellen wie persönlichen Zugang zum Thema auf beste Weise illustrieren. systemagazin bringt als Auszug das 6. Kapitel, das einen„Blick in die Abgründe einer Lebensgeschichte“ wirft.
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17. März 2010
von Tom Levold
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SIND PSYCHIATRISCHE DIAGNOSEN SPRACHANALYTISCH SINNLOS?

In der Ausgabe 8 (2007) des e-Journal Philosophie der Psychologie verfolgt Oliver Grimm, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Neuropsychologie und Klinische Psychologie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit die Rolle der Alltagspsychologie bei der Erstellung psychiatrischer Diagnosen unter einen sprachphilosophischen Blickwinkel:„Die heute gängigen Klassifikationssysteme innerhalb der Psychiatrie wurden konstruiert, um eine Theorielastigkeit der Diagnosen zu vermeiden. Sie sind als vermeintlich neutrale Beschreibungen einer objektiv fassbaren Diagnose gedacht. Die Strategie der biologischen Psychiatrie besteht nun darin, naturwissenschaftliche Erklärungen für Gehirnvorgänge zu finden, die diesen diagnostischen Identitäten zugrunde liegen. Manche Vertreter der biologischen Psychiatrie teilen dabei mit Vertretern des eliminativen Materialismus aus der Philosophie des Geistes ein gemeinsames Projekt: unser alltagspsychologisches Sprechen über Handlungen und Motive wird als ungenau abgelehnt. Damit begeben sich jedoch die biomedizinischen Materialisten in eine Zwickmühle. Es kann nicht gelingen, neurobiologische Ursachen psychiatrischer Erkrankungen zu finden, die letztlich unsere alltagspsychologischen Verhaltenserklärungen verlassen, wenn gerade alltagspsychologische Erklärungsmodelle auch heute noch psychiatrischen Diagnosen zugrunde liegen. Die Debatte um die folk-psychology innerhalb der Philosophie des Geistes liefert Hinweise auf eine mögliche Alternative: Wenn es sich bei folk-psychology nicht um eine falsche alltagspsychologische Theorie handelt, sondern um das Prinzip der mentalen Simulation unseres Gegenübers, so ist diese Theorie viel einfacher mit der gegenwärtigen, auch naturwissenschaftlichen Forschung zu verbinden. In neueren neurobiologischen Modellen wird von einem Modell ausgegangen, dass an die Stelle eines neurobiologischen Gehirns das so genannte„soziale Gehirn“ stellt. Psychiatrische Diagnosen ließen sich als Kategorisierungsversuch des„sozialen Gehirns“ des Psychiaters interpretieren, ein Ansatz, der mit der Simulationstheorie der folk-psychology kompatibel ist“
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16. März 2010
von Tom Levold
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Zuschreibungen der Gewalt

In der Sozialen Welt 53 (2002) erschien ein Aufsatz von Thorsten Bonacker, Professor am Zentrum für Konfliktforschung an der Universität Marburg (Foto: website des Autors) über die„Sinnförmigkeit interaktiver, organisierter und gesellschaftlicher Gewalt“, der auch im Internet zu lesen ist:„Der Aufsatz schließt an die gegenwärtige Debatte in der soziologischen Gewaltforschung an und entwickelt eine sozialwissenschaftliche Perspektive auf Gewalt, die von ihrer Sinnförmigkeit ausgeht. Eine Handlung ist dabei nicht von sich aus gewaltsam, sondern was als Gewalt gilt, ist eine Frage der kollektiven Repräsentation von Gewalt in einer Gewaltsemantik, die dem sozialen Wandel unterliegt. Soziologisch betrachtet, lässt sich Gewalt als eine Zuschreibungserzwingung verstehen, die aus der Perspektive sozialer Systeme als interaktive, organisierte und gesellschaftliche Gewalt beschrieben werden kann. Hier zeigt sich, dass ein und dieselbe Gewalthandlung je nach Systemreferenz sehr Unterschiedliches bedeuten kann. Abschließend wird der hier unterbreitete Vorschlag für eine umfassende soziologische Gewaltforschung kurz am Beispiel terroristischer Gewalt veranschaulicht“
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15. März 2010
von Tom Levold
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Paartherapie und Identität

Auch wenn es sich bei meinen Bemerkungen zu diesem Buch nicht eigentlich um eine Rezension, sondern um das Vorwort handelt, lässt es sich doch als Rezension lesen. Andrea Brandl-Nebehay und Joachim Hinsch haben einen Band herausgegeben, der Ergebnisse gemeinsamer Forschung und Praxis mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem Institut für Ehe- und Familientherapie in Wien zusammenbringt und dieser Tage im Carl-Auer-Verlag erschienen ist:„Von der prekären Suche nach Identität und Glück in der Paarbeziehung und ihrer Thematisierung in der Paartherapie handelt dieses Buch. Denn Paartherapie spielt als »Konsultationsformat« der Gegen- wart für Liebesbelange eine immer größere Rolle. Als postmodernes Unternehmen kann Paartherapie ihren KlientInnen aber weniger denn je gültige Rezepte zur Bewältigung von Identitäts- und Sinnkrisen liefern, schließlich sind die PaartherapeutInnen persönlich grundsätzlich mit den gleichen Fragen und Ungewissheiten beschäftigt wie ihre KlientInnen. Auch davon ist in diesem Band die Rede. Zwischen der Vielfalt soziologischer Arbeiten über die veränderte Lebenswirklichkeit von Paaren und der eher methodisch orientierten, gelegentlich auch »toolfixierten« paartherapeutischen Literatur der Gegenwart klafft eine Lücke, zu deren Schließung das vorliegende Buch einen wertvollen Beitrag leistet. Die Perspektive auf die Identitätssuche in der Paartherapie wird dabei u. a. entlang solchen zentralen Themen entwickelt, die auch die gegenwärtigen gesellschaftlichen Diskurse bestimmen: die Herstellung von Identität durch die narrative (Re-)Konstruktion der eigenen Geschichte, die Konstruktion von Geschlechtsidentität im paartherapeutischen Interview, der Umgang mit Fremdheit und kultureller Differenz in der Arbeit mit bikulturellen Paaren und die Bearbeitung von Paarkrisen im Zusammenhang mit Außenbeziehungen sowie mit Machtkonflikten und Gewalttätigkeiten“
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14. März 2010
von Tom Levold
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Das System und die Welt der Beratung

Ist Beratung ein eigenständiges Funktionssystem der Gesellschaft? Oder bearbeitet es – sozusagen nachträglich Folgeprobleme der funktionalen Differenzierung der Gesellschaft? In einem längeren Text, der aus einem Intensivtraining„Systemtheorie für Berater“ hervorgegangen ist, setzt sich der Systemtheoretiker Peter Fuchs mit dieser Fragestellung auseinander:„Beratung ist längst ein sozial aufdringliches Phänomen. Sie begegnet allenthalben, vielleicht nicht so laut und schrill wie Pop, aber doch so, daß sich kaum jemand dem Ansinnen, beraten zu werden, entziehen kann, sei es, daß es um Spitzenhöschen aus Seide, um eingefleischte Ernährungsgewohnheiten, Frettchenaufzucht oder um verkrampfte Nackenmuskulaturen geht, sei es, daß Organisationen, kleine und große, nach Beratung schreien bzw. von Beratern so heimgesucht werden, daß es schließlich so aussieht, als ob nach ihnen geschrien worden wäre. Kurz: Beratung ist ein Hans-Dampf in allen Gassen. Und wo sie noch nicht ist, wird sie flugs eingeführt, etwa dann, wenn ganze Kommunikationsdomänen (beispielsweise die der Sozialen Arbeit) damit konfrontiert werden, auf alle Fälle und zentral: Beratung zu sein. Und es fehlt nicht viel, daß Hochschullehrer umdefiniert werden zu Consiliaren ihrer studentischen Klientel, wenn nicht gar zu deren ‚coaches‘. Die Imposanz des Phänomens, sein flächendeckendes Auftreten, die Unmöglichkeit, ihm auszuweichen, lassen mittlerweile die Frage testfähig werden, ob es sich bei Beratung nicht nur um eine hier und da anwählbare soziale Form handelt, sondern um ein sich gerade schließendes, gesellschaftsweit operierendes Sozialsystem, um ein System womöglich in statu nascendi, das ähnlich wie Soziale Arbeit oder wie Pop Folgeprobleme der funktionalen Differenzierung der Gesellschaft bearbeitet. Es läge dann einerseits in einer Art Verlängerung dieser Differenzierungstypik, würde deshalb von deren entwickelten Formenkanon profitieren können, wäre aber als zeitlich nachrangiges System, das die Ordnungsgewinne funktionaler Differenzierung ausnutzt, um eine eigene Ordnung und das eigene Fortkommen zu stabilisieren, von vielleicht parasitärem Status. Die folgenden Überlegungen richten sich auf diese Unsicherheit ein. Sie prüfen anhand der Kriterien, die typisch auf Funktionssysteme bezogen sind, ob es Sinn macht, von einem sich schließenden System der Beratung zu sprechen, behalten aber im Auge, daß Nachrangigkeitssysteme eigentümliche, mitunter (im genauesten Freudschen Verständnis) perverse Züge entwickeln, ein Mechanismus, über den man noch nicht allzuviel weiß. Wir gehen hier davon aus, daß die funktionale Differenzierung (in der Eigen-Logik der Evolution) tatsächlich Probleme generiert, die wiederum systemisch bearbeitet werden müssen, aber die Sache selbst (diese Argumentation) ist nach wie vor strittig. Dem Grunde nach sind die Überlegungen, die wir uns hier gönnen, nicht nur von der Absicht geleitet, genauer zu verstehen, warum Beratung in der modernen Gesellschaft einen so fulminanten Stellenwert einnimmt, sondern auch, ob es Sinn macht, Systeme dieses Typs zunächst mit dem Kriterienkanon auszutesten, der für ‚übliche‘ Funktionssysteme reserviert ist“
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13. März 2010
von Tom Levold
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Family Process 2010

Neben einer Reihe von Forschungsbeiträgen (u.a. einer interessanten Untersuchung der physiologischen Anspannung, denen Kinder bei einem elterlichen Streit ausgesetzt sind), beinhaltet das erste Heft des aktuellen Jahrgangs von Family Process einen Aufsatz von Kaethe Weingarten, in dem sie ein Konzept„Angemessener Hoffnung“ als klinische Praxis entwirft, eine Arbeit von Robert Garfield über therapeutische Männergruppen als Medium zur Erweiterung emotionaler Intimität für Männer sowie ein Text von Peter Rober und Michael Seltzer, der die Vermeidung einer„kolonialistischen“ Position für Familientherapeuten fordert.
Alle abstracts können hier gelesen werden, darüber hinaus ist jetzt auch der komplette Jahrgang 1999 von Family Process im Zeitschriftenarchiv von systemagazin erfasst.

11. März 2010
von Tom Levold
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Wahrheit in der Wissenschaft

Im Jahre 2001 lud die Zeitschrift„Spektrum der Wissenschaft“ den (am 20.5.2008 im Alter von 78 Jahren verstorbenen) Astrophysiker Jürgen Ehlers (Foto: Wikipedia) und dem Sozialwissenschaftler Rudolf Stichweh zu einem spannenden Streitgespräch darüber ein, ob Naturforscher durch objektive Erkenntnisse ein immer vollständigeres Bild der Wirklichkeit gewinnen, oder ob der Wahrheitsanspruch der Naturwissenschaft nur eine historisch wandelbare Übereinkunft darstellt?„Frage: Würden Sie der Wissenschaft unter den gesellschaftlichen Aktivitäten überhaupt einen Sonderstatus einräumen? Stichweh: Wenn ich Wissenschaft von außen betrachte und mit Kunst oder Religion vergleiche, dann unterscheidet sie sich dadurch, dass sie für ihre Aussagen Wahrheit beansprucht – das heißt, ihren Aussagen soll im Prinzip jeder zustimmen können. Aber das ist eine Fremdbeschreibung, und dieser Wahrheitsbegriff ist relativ abstrakt. Auf der internen Ebene der Selbstbeschreibung tritt ‚Wahrheit‘ vielfach zurück – so wie Künstler heute nicht mehr sagen, dass ihre Bilder ’schön‘ sind. Wir beobachten in vielen gesellschaftlichen Bereichen diese Distanz gegenüber letzten Idealen. Spektrum: Ringt der Wissenschaftler intern ironisch-zynisch mit seiner Unsicherheit, vermittelt aber nach außen mehr Sicherheit, als er intern selbst vertreten würde? Ehlers: Natürlich stellen Wissenschaftler nach außen eher die Dinge heraus, von denen sie meinen, die seien verstanden – denn wenn sie das Andere herausstellten, dann würde ihnen die Öffentlichkeit nicht die nötigen Mittel gewähren; das ist ein praktischer Gesichtspunkt. Dennoch kommen in der Wissenschaft Produkte zu Stande – Heisenberg hat das ‚abgeschlossene Theorien‘ genannt –, die in einem gewissen Bereich zuverlässig sind und die man nicht mehr zu ändern braucht. Überraschungen sind nie ausgeschlossen, aber der relative Grad an Sicherheit ist in den Naturwissenschaften größer als anderswo“
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10. März 2010
von Tom Levold
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Gehirn, Motivation, Beziehung – Ressourcen in der Schule

Was treibt Menschen zum Lernen an? Was hält sie davon ab? Ist Lernerfolg planbar? Wie kann eine funktionierende Lehrer-Schüler-Eltern-Beziehung entstehen? Christa Hubrig verbindet in diesem Buch, das in diesen Tagen im Carl-Auer-Verlag erscheint, aktuelle Ergebnisse der Hirnforschung, der Systemtheorie, der Motivations-, Entwicklungs- und Handlungspsychologie zu einem Orientierungshandbuch für alle, die im pädagogischen Bereich arbeiten. Im systemagazin erscheint als Vorabdruck das 11. Kapitel, in dem unter Rückgriff auf die Willenstheorie von Julius Kuhl um Wollen und Handeln geht.
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