systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

16. Oktober 2010
von Tom Levold
Keine Kommentare

Vom guten Leben in schwierigen Zeiten

Vom 15.-18.9.2010 fand in Heidelberg die 10. wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF) unter dem Titel „Vom guten Leben in schwierigen Zeiten“ statt. Rund 900 TeilnehmerInnen fanden sich zu dem Kongress in der Pädagogischen Hochschule Heidelberg ein, mit dem die VeranstalterInnen vom Heidelberger Helm-Stierlin-Institut (HSI) durchaus ein Wagnis eingegangen waren: Würde es gelingen, mit einem eher untherapeutischen Thema und HauptrednerInnen aus Philosophie, Theologie, Wirtschaft und Politik die systemische Szene zu erreichen und zu interessieren? Matthias Richter hat einen Tagungsbericht verfasst, in dem er diese Frage entschieden bejaht.
Zum vollständigen Tagungsbericht…

14. Oktober 2010
von Tom Levold
Keine Kommentare

Psychische Erkrankungen in Psychiatrie-Teams

Von einer spannenden Supervisionssitzung mit Professionellen aus Psychiatrie-Teams berichtet Edelgard Struss in einem Aufsatz für die„sozialpsychiatrischen Informationen“, die systemagazin mit freundlicher Genehmigung des Psychiatrie-Verlages in der Systemischen Bibliothek veröffentlicht:„Negative Vorurteile gegenüber psychisch kranken Menschen spielen selbst in aufgeklärten und gut ausgebildeten Psychiatrie-Teams eine Rolle. Mitarbeitende aus dem psychiatrischen Feld unterscheiden sich hierin nicht prinzipiell vom Rest der Gesellschaft. Wird ein Kollege oder eine Kollegin psychisch krank, geraten die Teammitglieder im Umgang miteinander in eine eigenartige Zuspitzung. Das Tabu um psychische Krankheit landet dann nämlich auf der operativen Ebene der alltäglichen Arbeit und konfrontiert alle Beteiligten – auch mit sich selbst. Es handelt sich hier um den Versuch, besonders interessante Aspekte und spannende Sequenzen aus einem supervidierten Gruppenprozess zu schildern, in dem die Teilnehmenden psychische Erkrankung von Kollegen oder Kolleginnen zum Thema machten. Um die Dynamik der Sitzung zu veranschaulichen, wird das Geschehen parallel unter zwei Gesichtspunkten geschildert. Zum einen wird von den Arbeitsergebnissen der Teilnehmenden bzw. der Gruppe berichtet. Zum anderen wird das Gruppengeschehen aus einer am ehesten als systemischen-phänomenologisch zu bezeichnenden Perspektive erläutert“
Zum vollständigen Text…

13. Oktober 2010
von Tom Levold
Keine Kommentare

The Self in Contextualized Action

Einer der wichtigsten Theoretiker des embodiments, d.h. der Körpergebundenheit aller Erkenntnis und allen Selbst-Erlebens, Shaun Gallagher, hat gemeinsam mit Anthony J. Marcel im Journal of Consciousness Studies 1999 einen Aufsatz veröffentlicht, in dem es um ein Verständnis des Selbst geht, das stärker in sozialen Handlungskontexten verwurzelt ist, als es herkömmliche psychologische und philosophische Ansätze in Erwägung ziehen:„This paper suggests that certain traditional ways of analysing the self start off in situations that are abstract or detached from normal experience, and that the conclusions reached in such approaches are, as a result, inexact or mistaken. The paper raises the question of whether there are more contextualized forms of self- consciousness than those usually appealed to in philosophical or psychological analyses, and whether they can be the basis for a more adequate theoretical approach to the self. First, we develop a distinction between abstract and contextualized actions and intentions by drawing on evidence from studies of rehabilitation after brain damage, and we introduce the notion of intentional attitude. Second, we discuss several interesting conclusions drawn from theoretically and experimentally abstract approaches. These conclusions raise some important issues about both the nature of the self and reflexive consciousness. At the same time they indicate the serious limitations concerning what we can claim about self and self-consciousness within such abstract frameworks. Such limitations motivate the question of whether it is possible to capture a sense of self that is more embedded in contextualized actions. Specifically, our concern is to focus on first-person approaches. We identify two forms of self-consciousness, ecological self-awareness and embedded reflection, that (1) function within the kinds of contextualized activity we have indicated, and (2) can be the basis for a theoretical account of the self. Both forms of self-consciousness are closely tied to action and promise to provide a less abstract basis for developing a theoretical approach to the self“
Zum vollständigen Text…

12. Oktober 2010
von Tom Levold
Keine Kommentare

Gruppen- und Familiendynamik – Konvergenzen und Unterschiede in Gegenstand und Verfahren

Das neue Heft der„Familiendynamik“ schließt thematisch an die Ursprünge systemischer Therapie an, nämlich an die Frage des Umgangs mit und der Einbeziehung von Multipersonenkontexten in einen therapeutischen oder beraterischen Rahmen. Dabei geht es nicht nur um die Einbeziehung von Familienmitgliedern (z.B. Geschwister – auch hierzu gibt es Beiträge) oder um Personen aus der familialen Umwelt, sondern auch um die Rolle von Gruppen und und der Bedeutung von Gruppendynamik für die systemische Perspektive. Oliver König zeichnet in einen brillanten Eingangsbeitrag die inhaltliche und historische Entwicklung des Gegenstandes und der Verfahren von Gruppendynamik und Familiendynamik in ihrem jeweiligen gesellschaftlichen Kontext nach und untersucht Konvergenzen und Konkurrenzen auch in Hinsicht auf die aktuellen Entwicklungen Systemischer Therapie – unbedingt lesenswert.
Zu den vollständigen abstracts…

10. Oktober 2010
von Tom Levold
Keine Kommentare

PRAG/ SOMMER 1986

DA WOLLTE ICH
UNBEDINGT HIN.

KEINE AHNUNG
WESHALB. ES WAR
EINFACH DA.

ANGEKOMMEN.
LIEF ICH DURCH
DIE ALTE STADT.

FAND DAS JÜDISCHE
VIERTEL. EHRWÜRDIGER
FRIEDHOF.

EIN HEKTAR KLEIN.
GEBEINE VON 100.000
MENSCHEN.

ALLES SCHIEN IM NEBEL.
AUßEN UND INNEN.

AM MATZEVAH VON
RABBI LÖW ENTDECKTE
ICH DEN STEIN
IN MEINER
JACKENTASCHE.
NAHM DIESEN
KURZ VOR DER
ABFAHRT ZU MIR.
OHNE ZU WISSEN
WOZU.

SAH DIE VIELEN
FREMDEN STEINE
AUF DEM GRAB.
WÜNSCHE
AUF PAPIER
DARUNTER.

SCHRIEB AUCH DIE
MEINIGEN AUF.

EIN GUTER
MENSCH WERDEN.
EINE FRAU FINDEN.
LIEBEN LERNEN.
ANKOMMEN IN
DIESER WELT.
VATER WIEDERSEHN.

BEHUTSAM
LEGTE ICH
DAS STÜCK
PAPIER
UNTER
MEINEN STEIN.
AUF DAS GRAB.

ICH HOFFTE AUF
DIE NÄCHTLICHE
KRAFT GOLEMS.

SEIN WERK
IST NOCH
NICHT
BEENDET.

(Jens Borrmann,„Dornblüthe„)

9. Oktober 2010
von Tom Levold
Keine Kommentare

Murray Bowen (31.1.1913 – 9.10.1990)

Heute vor 20 Jahren starb Murray Bowen (Foto: familysystemstheory.com), einer der Pioniere der Familientherapie. Ausgebildet als Psychiater und Psychoanalytiker, wurde er mit seinen theoretischen Arbeiten über die Dynamik der Familie bekannt. In den 60er und 70er Jahren spielten seine Überlegungen für viele Familientherapeuten eine Rolle, den meisten systemischen TherapeutInnen dürfte er heute wenig bekannt sein. Von 1978 bis 1982 war er Gründungspräsident der American Family Therapy Association. Im Internet gibt es einen Aufsatz von Larry Fritzlan mit dem Titel„Murray Bowen’s Insights into Family Dynamics“ aus dem Jahre 1990, in dem es heißt:„The following article is a modified version of a chapter in the book Family Therapy: An Overview, by Goldenberg and Goldenberg (1990). This article describes the psychiatrist Murray Bowen’s view of family systems and how individuals and families interact. It offers a theoretical perspective of family dynamics. The article has been updated to include the popular term “codependence” as well as the family dynamics often found in families where there are high levels of fusion and/or substance use“
Zum vollständigen Text…

8. Oktober 2010
von Tom Levold
Keine Kommentare

Multimodale ADHS-Behandlung statt vorschneller Ritalin-Verordnung

Hier eine aktuelle Presseerklärung der DGSF: Eine integrierte, „multimodale“ Behandlung hilft Kindern mit „ADHS-Syndrom“, die Verschreibung von Ritalin sollte bei einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung hingegen eine wohl überlegte Entscheidung der zweiten Wahl sein. Das fordert die Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie (DGSF). Der Fachverband der Familientherapeuten begrüßt die kürzlich durch den Gemeinsamen Bundesausschuss beschlossenen neuen Vorschriften für die Verordnung von methylphenidathaltigen Medikamenten wie Ritalin. Damit sollte endlich einer vorschnellen und alleinigen Medikamentenverordnung – die verordnete Methylphenidat-Menge ist in den vergangenen Jahren drastisch gestiegen – ein Riegel vorgeschoben werden.
Von 2005 bis 2009 ist der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die mit Psychostimulanzien wie Ritalin behandelt wurden, beispielsweise bei den Versicherten der Krankenkasse KKH Allianz, um mehr als die Hälfte gestiegen. Gleichzeitig haben in den vergangenen Jahren Medikamentendosis und Behandlungsdauer zugenommen. Immer mehr Kinder und Jugendliche nutzen also täglich mehr und insgesamt länger Medikamente, um mit die Anforderungen unserer Gesellschaft klar zu kommen. So erfreulich es ist, wenn zunehmend Kindern geholfen werden kann, stimmt es doch bedenklich, dass dazu Medikamente genutzt werden: „Die Ritalin-Vergabe erlebt einen riesigen Anstieg, weil sie vermeintlich immer wieder schnell hilft. Eine weitergehende diagnostische Klärung der Schwierigkeiten unterbleibt dabei oft und alternative Hilfen werden viel zu selten angeboten“, erläutert Björn Enno Hermans, Vorstandsmitglied der DGSF. Der Verband weist darauf hin, dass bei unruhigem und unaufmerksamem Verhalten von Kindern und Jugendlichen eine Vielzahl von möglichen Wechselwirkungen zu beachten sind: in der Familie und in den sie umgebenden Systemen wie beispielweise der Schule. Systemische Familientherapie und Beratung bieten zahlreiche Möglichkeiten, solche Wechselwirkungen zu erkennen und wesentliche Bedingungen für bestimmtes Verhalten in den Beziehungen des Kindes oder des Jugendlichen positiv zu beeinflussen. Auch neuere Therapieformen, wie zum Beispiel die gleichzeitige Therapie von mehreren Familien (Multifamilientherapie) bieten neue Chancen für die ADHS-Behandlung. Eine einseitig neurophysiologische Ursachenzuschreibung und Behandlung werde dem Phänomen AHDS hingegen nicht gerecht, so Hermans.
Die jetzt beschlossene Änderung der Arzneimittel-Richtlinie erfolgt auf dem Hintergrund eines Risikobewertungsverfahren der Europäischen Union für methylphenidathaltige Arzneimittel, das im vergangenen Jahr abgeschlossen wurde. Nach Inkrafttreten der Änderungen darf Ritalin nur noch von „Spezialisten für Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen“ verordnet werden, wenn nicht-medikamentöse Therapiemöglichkeiten nicht erfolgreich waren oder eine besonders schwere Störung festzustellen ist. Sie darf nur erfolgen nach einer besonders gründlichen Diagnose. Eine medikamentöse Behandlung sollte jedenfalls immer eingebettet sein in ein therapeutisches Gesamtkonzept, das psychotherapeutische, pädagogische oder soziale Interventionen umfasst: Aufklärung und Beratung von Eltern, Kindern und Lehrern, Elterntraining, Veränderung der Familiensituation oder Veränderungen in der Schule, Psychotherapie/Familientherapie. Ein solches Angebot wird in der sozialpsychiatrischen Versorgung vorgehalten, beispielsweise in systemisch ausgerichteten kinder- und jugendpsychiatrischen Praxen, in denen multiprofessionelle Teams arbeiten.

7. Oktober 2010
von Tom Levold
Keine Kommentare

Adventskalender 2010: Von Klienten lernen


Liebe Leserinnen und Leser,
auch in diesem Jahr möchte ich wie in den letzten Jahren einen Adventskalender im systemagazin gestalten und Sie herzlich einladen, sich daran zu beteiligen. Systemische Therapie und Beratung hat als ressourcenorientiertes Verfahren vor allem die Fähigkeiten und Kompetenzen der Klientensysteme (seien es Einzelpersonen, Familien, Teams oder Organisationen) im Blick. Lern- und Veränderungsprozesse finden aus dieser Perspektive nicht nur auf der Klientenseite, sondern immer auch auf der Seite der professionellen TherapeutInnen und BeraterInnen statt. Jeder von uns hat also Erfahrungen gemacht, was es heißt, von Klienten zu lernen. Zu lernen, was funktioniert, obwohl man es nicht erwartet hat – oder: was nicht funktioniert, obwohl man damit gerechnet hat. Klientensysteme vermittelt uns Professionellen ein Gefühl für die eigene Bedeutung oder auch: Bedeutungslosigkeit. Immer geht es in Therapie und Beratung um ein Geschehen, das Überraschungen und Lerneffekte für alle Beteiligten bereithält. Von diesen Überraschungen und Lerneffekten ist im persönlichen Kontakt viel, in Lehrbüchern eher weniger die Rede. Es geht hier nämlich mehr um Geschichten und Erlebnisse als um Konzepte und Programme. Um diese Geschichten geht es hier. Im Adventskalender 2010 möchte ich gerne Ihre Geschichten veröffentlichen, in denen Sie von Erlebnissen in Therapie- und Beratungsprozessen (in den unterschiedlichsten Kontexten) erzählen, die Sie in Ihrer eigenen Entwicklung geprägt, berührt oder vorangebracht haben, in denen Sie überrascht, belehrt oder in Ihren eigenen Annahmen korrigiert wurden. Was haben Sie von Ihren Klienten lernen können? Alle Geschichten, die etwas zu erzählen haben, werden auch veröffentlicht (auch wenn es mehr als 24 Beiträge sind). Ich freue mich auf Ihre Einsendungen unter tom.levold@systemagazin.de, nach Möglichkeit bis zum 26.11.2010.

5. Oktober 2010
von Tom Levold
Keine Kommentare

Reform der Psychotherapeuten-Ausbildung: Fachtagung an der Hochschule Niederrhein

Mönchengladbach, 5. Oktober. Jenseits von Gesundheitsreform und Krankenkassenbeiträgen arbeitet das Gesundheitsministerium derzeit auch an der Überarbeitung des Psychotherapeutengesetzes. Aktuelle Entwürfe sehen vor, Sozialpädagogen von der Psychotherapeuten-Ausbildung nahezu auszuschließen. Damit würde der Beruf einen einseitig psychologischen Zugang bekommen. Sozialberufliche Studiengänge wie Soziale Arbeit, Pädagogik oder Heilpädagogik würden ihren Stellenwert für die Psychotherapeuten-Ausbildung verlieren. „Aus Sozialpädagogen werden im Laufe der Psychotherapieausbildung sehr gute Psychotherapeuten“, sagt dagegen Prof. Dr. Michael Borg-Laufs, der am Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Niederrhein das Lehrgebiet Theorie und Praxis psychosozialer Arbeit mit Kindern innehat. „Die Kehrtwende ist daher überhaupt nicht nachvollziehbar und durch keinerlei empirische Daten gestützt.“ Am 23. Oktober beschäftigt sich eine Fachtagung an der Hochschule Niederrhein mit dem Thema. Ihr Titel: „Perspektiven einer bio-psycho-sozialen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie. Betrachtungen zur Überarbeitung des Psychotherapeutengesetzes“. Laut der jüngsten Studie von Barbara Beck und Michael Borg-Laufs würden vor allem psychisch kranke Kinder und Jugendliche unter dem Ausschluss von Sozialpädagogen zum Beruf des Psychotherapeuten leiden. Bei ihnen sei der Zusammenhang zwischen Armut und psychischem Leid unbestreitbar. In solchen Fällen müssten sozialwissenschaftliche, sozialisationstheoretische, biografische und pädagogische Aspekte verstärkt in der Therapie berücksichtigt werden. Wenn solche Fachkenntnisse nicht mehr Bestandteil psychotherapeutischer Kompetenzen sind, könne dies negative Folgen für die Betroffenen haben. Psychisches Leid entstehe eben nicht nur aus psychologischen Phänomenen, sondern auch aus sozialen Bedingungen. Zwischen 10 und 15 Uhr wird eine hochkarätig besetzte Expertenrunde zu diesen Themen Stellung beziehen und mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der von der Psychotherapeutenkammer als Fortbildung akkreditierten Tagung diskutieren. Prof. Dr. Silke Gahleitner von der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin wird über „Das bio-psycho-soziale Profil der heutigen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie“ sprechen. Peter Lehndorfer, Vorstandsmitglied der Bundespsychotherapeutenkammer, informiert über „Perspektiven der Psychotherapieausbildung“. Barbara Beck und Prof. Dr. Michael Borg-Laufs von der Hochschule Niederrhein gehen der Frage nach: „Sind Sozialarbeiter nicht mehr gut genug für die Psychotherapeutenausbildung?“ Und Prof. Dr. Meinrad Armbruster von der Hochschule Magdeburg-Stendhal referiert zum Thema: „Ein oder zwei Berufe? Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie als eigenständiges Berufsbild“. Anschließend gibt es eine Podiumsdiskussion, die von Prof. Dr. Heidi Möller von der Universität Kassel moderiert wird: Perspektiven einer bio-psycho-sozialen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie. Betrachtungen zur Überarbeitung des Psychotherapeutengesetzes. Eine Fachtagung am Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Niederrhein am 23.10.2010, 10-15 Uhr; Webschulstraße 35, 41065 Mönchengladbach, Raum V1 E02 (Streifenhörsaal).
Anmeldung und weitere Informationen

4. Oktober 2010
von Tom Levold
Keine Kommentare

Zur Konstruktion von Wissen im Kontext biografischer Krankheitsdeutungen. Professionelle Interventionen und kollektive therapeutische Prozesse bei psychosomatisch erkrankten Frauen

Die Soziologin Kirsten Hohn (Hamburg) und Andreas Hanses, Prof. für Sozialpädagogik in Dresden, haben 2008 im Forum Qualitative Sozialforschung einen Beitrag veröffentlicht, in dem es um die Bedeutung unterschiedlicher Wissensformen (Expertinnenwissen und biografisches Wissen) bei der Bewältigung psychosomatischer Erkrankungen geht:„Die Konstruktion von Wissen und der Umgang mit unterschiedlichen Wissensformen und -trägerInnen werden am Beispiel von Interviews mit Teilnehmerinnen psychosomatischer Nachsorgegruppen im Frauengesundheitszentrum Bremen analysiert. Grundlegend für die Konstruktion von Wissen durch die Frauen sind zum einen die Interaktionen mit professionellen ExpertInnen und die Auseinandersetzung mit deren medizinischem, therapeutischem und pädagogischem Wissen. Zum anderen entstehen diese Konstruktionen auf dem Hintergrund lebensgeschichtlicher Erfahrungen und biografischer Konzepte sowie im Zusammenhang mit den interaktiven und kollektiven Erfahrungen im Rahmen der psychosomatischen Nachsorgegruppen. Während gegenüber dem durch ÄrztInnen und PsychotherapeutInnen vermittelten Wissen eine mehr oder weniger große Distanz bzw. Ablehnung seitens der Frauen besteht, zeichnet sich das u.a. kollektiv erzeugte Erfahrungswissen durch seine biografische Anschlussfähigkeit aus. Bedeutsam sind hier die kollektiven therapeutischen Prozesse und der Austausch und die (Re-) Konstruktion von Erfahrungen v.a. in Bezug auf sexualisierte Gewalt und problematische Beziehungssituationen“
Zum vollständigen Text…

3. Oktober 2010
von Tom Levold
Keine Kommentare

Dunkelheit

ALLES
HERUM
STILLE.

LICHTLOS MACHT
SICH MEIN HERZ
DAVON.

ZÜRNT DEN
VERSPRECHEN
DER LIEBE.

ZERTRAMPELT
DIE BLUMEN
IM PARK.

SCHRECKT
VOGELS
NACHTSCHLAF.

SPRINGT
DER WELT
INS GESICHT.

KOMMT MORGENS
GESCHUNDEN
ZURÜCK.

BEREIT. FÜRS
TAGESWERK
IN MEINER
BRUST.

(Jens Borrmann,„Dornblüthe„)

1. Oktober 2010
von Tom Levold
Keine Kommentare

„Stärke statt Macht“. Neue Autorität in Familie, Schule und Gemeinde

Das Konzept der Stärkung der Autorität von Eltern und Pädagogen, das vom israelischen Psychologen Haim Omer entwickelt und gemeinsam mit Arist von Schlippe im deutschen Sprachraum bekannt gemacht wurde, hat seit Erscheinen ihres ersten Buches„Autorität statt Gewalt“ einen festen Platz in der Familientherapie und in systemisch-pädagogischen Konzepten gefunden. Mittlerweile ist der dritte Band von Haim Omer in Kooperation mit Arist von Schlippe auf Deutsch erschienen und bietet vor allem für Eltern und Lehrer im Kontext Schule wichtige Anregungen, wie Erwachsene durch„neue Autorität“, d.h. vor allem: Präsenz, auch in schwierigen Situationen ihre Handlungsfähigkeit erhalten und den Kindern und Jugendlichen Orientierung bieten können. Unverständlich freilich bleibt der Titel„Stärke statt Macht“, weil Macht hier offensichtlich als negativer Begriff, also als Vermeidungsalternative auftaucht, ohne dass im Buchtext weiter darauf eingegangen würde. Nun lässt sich aber mit Fug und Recht behaupten, dass das Konzept der„Neuen Autorität“ vor allem eine Ermächtigungsstrategie für Eltern ist, die ihre Macht längst an ihre Kinder abgegeben haben und daher ihre Orientierungsfunktion für diese verloren haben. In diesem Sinne ginge es aber um ein positives Konzept von Macht – nicht um Herrschaft oder Unterdrückung. Thomas Blech hat das Buch rezensiert und resümiert:„Das Buch gehört in die Hände von Eltern und Lehrer. Letztere werden in ihrer Rolle als Pädagogen ernstgenommen, wobei die Autoren es aber nicht unterlassen, auf Entlastungsmöglichkeiten durch die Bildung von Unterstützungsnetzwerken hinzuweisen“
Zur vollständigen Rezension…

30. September 2010
von Tom Levold
Keine Kommentare

Hartz IV-Erhöhung nur als Gutschein!

Wie aus gut informierter Quelle im Sozialministeriums bekannt wurde, soll die geplante Hartz-IV-Erhöhung von 5,00 € im kommenden Jahr nicht als Geldleistung, sondern nur als Hotel-Gutschein ausgezahlt werden. Eine entsprechende Regelung wurde auf Drängen der FDP in die Umsetzungsbestimmungen von Hartz-IV eingefügt. Ziel der Aktion soll sein, dass Hartz-IV-Empfänger die Summe nicht planlos für alltägliche Dinge ausgeben, sondern angehalten sind, sich in gewissen Abständen auch mal etwas Besonderes zu gönnen. Als Kooperationspartner der Bundesregierung konnte die international tätige Mövenpick-Gruppe gewonnen werden, mit der die FDP als Regierungspartei schon seit längerem gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit gemacht hat. Inzwischen ließ sich auch eine Erklärung aus der FDP-Fraktion einholen. Fraktionschefin Birgit Homburger:„Auch Hartz-IV-Empfänger müssen ab und zu mal aus ihrem Milieu heraus und einen Tapetenwechsel machen. Leider lässt sich das aus den normalen Regelsätzen nur schlecht finanzieren. Mit den Hotelgutscheinen können auch diese Familien ihren Traumurlaub ansparen. Wir haben berechnet, dass eine fünfköpfige Familie sich schon mit ca. 600 angesparten Gutscheinen ein ganzes Wochenende im Mövenpick Jedda Al Nawras Resort in Saudi-Arabien vom Leben mit Hartz-IV erholen kann, dabei sind Hin- und Rückflug sowie ein Frühstück im Hotel schon eingeschlossen, das so reichhaltig ist, dass man für den Rest des Aufenthaltes auch damit hinkommt“. Allerdings hat der Plan bereits Kritik der Opposition hervorgerufen, die den Urhebern dieser Idee„spätrömische Dekadenz“ vorwerfen.