22. Oktober 2010
von Tom Levold
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Lieber Gunthard,
eine Sieben vor der Null – das kann man kaum mit Dir in Verbindung bringen. Deine Frische, Zugewandtheit, Fröhlichkeit und Initiative sind nach wie vor bewundernswert, allen Zähnen zum Trotz, die die Zeit uns zeigt. Du hast in den vergangenen Jahrzehnten eine Menge Bäume gepflanzt – Wiesloch kann ein Lied davon singen. Aber auch in der systemischen Szene hast Du vieles gesät, gepflanzt und zum Wachstum beigetragen. Durch Deine integrative und einladende Art hast Du nicht nur schon ganz früh einen wichtigen Anteil an der Verbreitung Systemischen Denkens in der psychotherapeutischen Landschaft geleistet, sondern auch viele Kolleginnen und Kollegen ermuntert, selbst daran mitzuwirken. Als ziemlich junger Kollege habe ich das Anfang der 80er Jahre mehr als zu schätzen gewusst! Gemeinsam mit Fritz Simon hast Du mit dem Carl-Auer-Verlag eine echte Perle geschaffen und (mit einer wunderbaren und inspirierten Crew) zu einem funkelnden Schmuckstück ausgebaut, ohne das das systemische Feld heute bedeutend ärmer wäre. Menschen zu helfen, ohne es an die große Glocke zu hängen, ist immer ein wichtiger Teil Deiner Lebensführung gewesen. Aber die Initiative Häuser der Hoffnung, die Du ins Leben gerufen hast, verdient eine viel größere Glocke als sie zur Zeit noch hat!
Nicht alle Saat, die Du ausgesät hast, hat Anklang gefunden. Auch ich selbst habe Dir, als es um Bert Hellinger ging, nicht folgen können und wollen, auch wenn ich mich Dir in allen anderen Dingen immer sehr nahe gefühlt hatte. Du hattest viel Kritik einzustecken. Dennoch stand Deine persönliche Integrität für mich jederzeit völlig außer Frage.
Am 30. Januar 1993 trafen wir uns auf dem berufspolitischen Tag der DAF und aus meinem Vorschlag, einige systemische Institute einzuladen, um eigene Perspektiven außerhalb der DAF zu entwickeln, ist mit Deiner aktiven Unterstützung ein paar Monate später die Systemische Gesellschaft hervorgegangen – auch dies eine unserer vielfältigen Verbindungen, über die ich mich heute noch sehr freue.
Nun wird, im neuen Lebensjahrzehnt, sicher manches schwerer, manches aber hoffentlich auch leichter. Mit Bewunderung habe ich beobachtet, wie Du das von Dir gegründete Wieslocher Institut ohne Nachwehen und Hader Deinen Nachfolgern übergeben konntest – das ist eine Kunst, die wenige beherrschen. Dich zu schonen, so kann man aus der Ferne meinen, könntest Du aber noch perfektionieren, im Sinne eines optimal entspannten Unruhestandes
Lieber Gunthard, unsere Begegnungen waren mir immer eine Freude, ob auf Tagungen, Sitzungen, Verlagstreffen oder beim gemeinsamen Besuch der Zürcher Kunsthalle. Ich wünsche Dir viele gute Ernten aus dem, was Du angepflanzt hast.
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!
Tom
PS: Wer noch ein bisschen über Gunthard Weber erfahren möchte, sei auf das Interview Leben als Lerngeschichte im systemagazin verwiesen, das zu Gunthards 65. Geburtstag erschienen ist
Und hier gibt es weitere Glückwünsche
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