systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

14. November 2010
von Tom Levold
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Systemische Organisationsentwicklung und Beratung bei Veränderungsprozessen

Nino Tomaschek hat bereits 2006 im Carl-Auer-Verlag ein Handbuch mit diesem Titel herausgegeben, das im vergangenen Jahr in zweiter Auflage erschienen ist. Es umfasst Beiträge prominenter AutorInnen, u.a. Roswita Königswieser, Oswald Neuberger, Andreas Bergknapp, Hans Rudi Fischer, Kurt Buchinger und Ruth Seliger. Karin Wisch hat vor einiger Zeit das Buch rezensiert und resümiert:„Das vorliegende Buch ist nicht nur ein Handbuch mit Anleitungen und Erfahrungsberichten, es ist auch ein Werkzeugkasten mit unterschiedlich komplexen Werkzeugen, um Veränderungsprozesse zu gestalten. Die oben beschriebenen Ansätze machen nur einen kleinen Teil des Handbuches aus. Das Buch ist erfrischend für erfahrene Systemiker, die sich Reflexionen und Anregungen im Alltag wünschen. Außerdem bietet es sprachliche Bilder und Formulierungen, um systemische Vorgänge in Veränderungsprozessen zu erklären und zu aktivieren“
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13. November 2010
von Tom Levold
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Ernst von Glasersfeld ist gestorben

Am Freitag, dem 12.11.2010, ist der Philosoph und Mitbegründer des radikalen Konstruktivismus, Ernst von Glasersfeld, in Massachusetts, seiner Wahlheimat, an einem Pankreas-Tumor gestorben. Das teilte der Philosoph Josef Mitterer in Wien mit, der den Nachlass von Glasersfelds verwalten wird (hier eine ausführliche Nachricht). In einem Interview, das Reinhard Voss im Jahre 2000 anlässlich eines Vortrages an der Universität Koblenz-Landau mit von Glasersfeld führte, äußerte sich dieser skeptisch hinsichtlich der Zukunft des Konstruktivismus:„Pessimistisch war ich dahingehend, daß ich nicht glaube, dass der Konstruktivismus eine allgemeine Haltung wird. Da hat sich meiner Ansicht nach nichts geändert. Ich glaube, es wird lange dauern, aus Gründen, die ich schon öfter gesagt habe. Wenn man anfängt, konstruktivistisch zu denken, dann kommt man drauf, dass man fast alles, was man vorher gedacht hat, umkrempeln muß. Da ist fast nichts von den früheren Auffassungen, das man beibehalten kann. Und es ist eine anstrengende und vor allem sehr ungemütliche Sache. Die meisten Leute scheuen sich davor und schieben den Konstruktivismus deshalb lieber beiseite. Ob es mit der Zeit dazu kommt, dass das eine allgemeine Einstellung wird, das weiß ich nicht. Wenn man bedenkt, was mit Vico geschehen ist, der der erste Konstruktivist war, dann schaut das nicht sehr hoffnungsvoll aus“. Möge er nicht recht behalten! An seinem Todestag genau vor einem Jahr, am 12.11.2009, erhielt von Glasersfeld die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien für sein Lebenswerk, das hoffentlich in unserer Erinnerung bleiben wird.

12. November 2010
von Tom Levold
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Tagungsbericht „Familienrat – Family Group Conference (FGC)“ 30.9.-1.10.2010

Vom 30.9.-01.10.2010 fand das 4. bundesweite Netzwerktreffen zu „Familienrat – Family Group Conference (FGC)“ in Frankfurt/Main an der Fachhochschule – Fachbereich für Soziale Arbeit und Gesundheit – statt. Teilgenommen haben über 140 Teilnehmer/-innen aus dem Bundesgebiet. Vertreten waren Kollegen/-innen u.a. aus dem Main-Taunus-Kreis, Stuttgart und Baden-Württemberg, Rosenheim, Hamburg, Köln, Kassel, Dresden, Frankfurt/Main, Berlin, Bremen, Münster, Darmstadt, Nordfriesland, Wuppertal, und Österreich. Das Netzwerktreffen bietet den bundesdeutschen Praktiker/innen jährlich die Gelegenheit zum Austausch über gesammelte praktische Erfahrungen und die Weiterentwicklung des Familienrats in Deutschland. Heike Hör und Andreas Hampe-Grosser haben für das systemagazin einen Tagungsbericht verfasst, der
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9. November 2010
von Tom Levold
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Krise – Herausforderung und Chance

Hans Lieb, im systemischen Feld durch zahlreiche Arbeiten zur Theorie und Praxis systemischer Theorie bekannt, hat im vergangenen Jahr einen Aufsatz über Krisenbewältigung geschrieben, dessen erster Teil„Krisenbewältigung als schöpferischer Prozess“ in systhema 1/2009 erschienen ist: hier„werden Kernmerkmale, Arten und potenzielle Inhalte von Krisen beschrieben mit einer sich normativ daraus ergebenden „guten Krisenbewältigung“. Es folgen Konsequenzen für Krisenintervention und Krisenbewältigung in Therapie und Beratung. Bei der Darstellung der „Innenansichten“ von Krisen werden diese in Anlehnung an Verena Kast als potenziell schöpferische Prozesse verstanden. In diesen erweist sich die Begegnung mit darin enthaltenen „primären Gefühlen“ als Ressource. Im zweiten Teil werden vier praktisch- empirisch ermittelte Krisenbewältigungstypen vorgestellt („schnelle Handler – einsame Wölfe – vernebelnde Differenzierer – chronische Krisler“). Deren Identifikationen haben sich sowohl in Selbstdiagnosen wie in Therapie und Beratung als nützlich erwiesen“
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8. November 2010
von Tom Levold
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Beobachtung, Information und Kommunikation

Die philosophische Dissertation von Dirk Rathje aus Hamburg soll nach eigenem Anspruch„von einem Minimum an Annahmen zu systemorientiert-konstruktivistischen Begriffsbestimmungen rund um die Beobachtungen Information und Kommunikation“ führen. In der Einleitung heißt es:„Diese Arbeit liefert Definitionsversuche im Umfeld der Begriffe Beobachtung, System, Information und Kommunikation. Methodisch wird dabei versucht, von einem Minimum an Annahmen auszugehen (1. Maxime) und ein Maximum an Anwendbarkeit züerreichen (2. Maxime). Als Folgen dieser Maximen werden Systemorientierung, der Konstruktivismus sowie hohe Grade an Interdisziplinarität, Abstraktion und Formalisierung ausgemacht. Die Beobachtung (und nicht das beobachterunabhängige Sein) wird in dieser Arbeit zum grundlegenden Begriff: Alles ist Beobachtung und kann in Beziehung zueinander beobachtet werden. Insbesondere ist auch die Beobachtung eine Beobachtung (1. Axiom). Zudem beobachten wir in einer Zeit: Wir beobachten immer im Jetzt, können aber vergangene Beobachtungen beobachten (erinnern) und mögliche zukünftige Beobachtungen beobachten (prognostizieren). Dabei können wir beobachten, dass bestimmte zukünftige Beobachtungen (viable Prognosen) in vergangene Beobachtungen übergehen (2. Axiom). Die wesentliche Funktion von Wissenschaft wird darin gesehen, unsere Prognosefähigkeit zu erhöhen. Die erkenntnistheoretischen Axiome werden im Rahmen des sogenannten minimalen Systemformalismus formalisiert. Darin werden unter anderem die Begriffe System, Beziehung, Bezeichnung, Vokabular, Abstraktion, Begriff, unscharfe Abstraktion, zeitliches System, Dynamik, Autopoiese und Kausalität entwickelt. Mit dem Rüstzeug des minimalen Systemformalismus lassen sich Beobachtungsprozesse, informationsbasierte Prozesse und Kommunikationsprozesse als zeitliche Abläufe beschreiben, bei denen mindestens eine Beobachtung höherer Ordnung beobachtet wird“
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6. November 2010
von Tom Levold
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Couple and Family Therapy Theory and Practice

Im Editorial von Heft 3/2010 der Family Process schreibt die demnächst scheidende Herausgeberin Evan Imber-Black, dass das Verhältnis von Forschungsarbeiten und theoretisch bzw. an der Praxis orientierten Beiträgen in der Zeitschrift etwa drei zu eins beträgt. Etwas resigniert stellt sie fest, dass sich trotz ihres Bemühens an diesem Verhältnis seit Beginn ihrer Herausgeberschaft 2004 nicht viel verändert hat. Mit der aktuellen Ausgabe legt sie aber ein Themenheft zur„Couple and Family Therapy Theory and Practice“ vor, dass eine ganze Reihe interessanter inhaltlicher Beiträge enthält, u.a. von Celia Falicov, Froma Walsh, Victoria Dickerson und Janine Roberts. Die Texte sind in drei Schwerpunkte untergliedert:„Expanding Definitions of Sex and Sexuality in Couple and Family Therapy“,„Expanding Cultural Definitions in Couple and Family Therapy“ und„Expanding Definitions of the Therapist-Family-Community-Culture Relationship“.
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5. November 2010
von Tom Levold
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Fachverband für Biografiearbeit FaBIA e.V. gegründet

Witten. Am 25. 10.2010 wurde an der Privaten Universität Witten/Herdecke der Fachverband für Biografiearbeit e.V. (FaBiA) gegründet.
Der Fachverband hat sich zum Ziel gesetzt, Biografiearbeit in Deutschland im Bereich Praxis und Wissenschaft zu fördern und Qualitätsstandards zu entwickeln. Angeleitete, bewusste Biografiearbeit setzt Wissen und eine Haltung der Achtsamkeit voraus. Wer sich auf sie einlässt, setzt Prozesse in Gang, die das Leben verändern. Daher ist ein bestimmtes Maß an Professionalität zum Schutz des Gegenübers und zum Selbstschutz eine Notwendigkeit. Dem Fachverband kann beitreten, wer ein Hoch- oder Fachhochschulstudium oder eine gleichwertige Ausbildung, die in besonderer Weise zur Biografiearbeit befähigt, absolviert hat und ein Praxis- oder Forschungsfeld in dem er oder sie Biografiearbeit betreibt, nachweisen kann. Der Verband versteht sich als Forum zum Austausch der Fachleute und sucht den Dialog mit Einrichtungen und Instituten, in denen Biografiearbeit betrieben wird, sowie mit angrenzenden Fachgebieten.
Als Vorsitzende des Verbandes, der seinen Sitz in Kassel hat, wurde Herta Schindler (Systemische Lehrtherapeutin, Systemisches Institut Kassel) von den Gründungsmitgliedern gewählt. Ihre Stellvertreter/innen sind Dr. Almute Nischak (Ethnologin, systemische Familientherapeutin, Tübingen) und Thomas Schollas (Systemischer Therapeut und Supervisor, Kiel). Prof. Dr. Arist von Schlippe, wurde zum Vorsitzenden des wissenschaftlichen Beirats gewählt. Im Herbst 2011 wird der Fachverband zu einer ersten Tagung mit dem Titel „Biografiearbeit im Dialog“ nach Kassel einladen.
Der Begriff „Biografiearbeit“ ist ein Sammelbegriff für viele verschiedene Formen professionell und wissenschaftlich unterstützter Erinnerungsarbeit. Dies geschieht zum einen im Kontext von Psychotherapie, aber auch in der Rekonstruktion von Lebensgeschichten im Rahmen von Projekten oder in der biografischen Forschung. Über die wissenschaftliche Biografieforschung hinaus spielt Biografiearbeit heute eine Rolle in zahlreichen Berufsfeldern, sei es im Bereich der Seniorenarbeit, in der Trauerbegleitung, in der sich ausweitenden Arbeit mit Pflegefamilien oder im Bereich der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund. Im klinischen Bereich und in der therapeutischen Arbeit hilft sie bei der Suche nach der Entstehung und Bedeutung von Symptomen und dient zur Generierung von Ressourcen, die heilende Prozesse unterstützen. Das Gemeinsame all dieser Formen ist, dass sie sich mit den Geschichten befassen, die Menschen erzählen: „Geschichten sind für Menschen das zentrale Ordnungsmuster, das sie ihr Leben als ein kohärentes Ganzes erfahren lässt“, sagt Professor Arist von Schlippe, Inhaber des Lehrstuhls für Führung und Dynamik von Familienunternehmen an der Privaten Universität Witten/Herdecke und eines der Gründungsmitglieder.
Anders als noch im vergangenen Jahrhundert sind die Biografien von Menschen individueller und brüchiger geworden. Die Vielfalt der Lebensformen und Lebensweisen hat zugenommen. Was in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts überwiegend für Frauen zutraf, gilt jetzt auch beinahe durchgängig für Männer: Die Erwerbsbiografie der meisten Menschen in unserer westlichen Kultur ist von zahlreichen Wechseln und Zeiten der Arbeitslosigkeit geprägt. Die Notwendigkeit, sich selbst zu „erfinden“ und die Erfahrungen des eigenen Lebens, insbesondere die Brüche, sinnvoll in das Ganze der Identität einzuordnen, ist heute notwendiger denn je. Dies gilt in nahezu allen Lebensphasen. Daher ist Biografiearbeit heute in den unterschiedlichsten Kontexten von großer existenzieller Bedeutung. Biografiearbeit bietet eine schöpferische Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben oder Aspekten davon, in der Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft miteinander verknüpft werden. Sie wird sowohl von einzelnen Personen als auch von Personengruppen wahrgenommen. Subjekt der Biografiearbeit kann ein einzelner Mensch, eine Familie, ein Unternehmen, ein Ort und anderes mehr sein.

Fachverband für Biografiearbeit

c/o Systemisches Institut Kassel
Ludwig-Mond-Straße 45a
34121 Kassel

info@hertaschindler.de
www.FaBiA-eV.de (in Kürze)

4. November 2010
von Tom Levold
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Noch mal zur Erinnerung

Liebe Leserinnen und Leser,
meine Idee, den diesjährigen Adventskalender unter dem Thema„Von Klienten lernen“ hat viele gute Reaktionen hervorgerufen. Damit auch genügend Beiträge (einige sind schon da) zusammen kommen, möchte ich an dieser Stelle noch einmal an das Vorhaben erinnern. Worum es geht? Jeder von uns hat also Erfahrungen gemacht, was es heißt, von Klienten zu lernen. Zu lernen, was funktioniert, obwohl man es nicht erwartet hat – oder: was nicht funktioniert, obwohl man damit gerechnet hat. Klientensysteme vermittelt uns Professionellen ein Gefühl für die eigene Bedeutung oder auch: Bedeutungslosigkeit. Immer geht es in Therapie und Beratung um ein Geschehen, das Überraschungen und Lerneffekte für alle Beteiligten bereithält. Von diesen Überraschungen und Lerneffekten ist im persönlichen Kontakt viel, in Lehrbüchern eher weniger die Rede. Es geht hier nämlich mehr um Geschichten und Erlebnisse als um Konzepte und Programme. Um diese Geschichten geht es hier. Im Adventskalender 2010 möchte ich gerne Ihre Geschichten veröffentlichen, in denen Sie von Erlebnissen in Therapie- und Beratungsprozessen (in den unterschiedlichsten Kontexten) erzählen, die Sie in Ihrer eigenen Entwicklung geprägt, berührt oder vorangebracht haben, in denen Sie überrascht, belehrt oder in Ihren eigenen Annahmen korrigiert wurden. Was haben Sie von Ihren Klienten lernen können? Alle Geschichten, die etwas zu erzählen haben, werden auch veröffentlicht (auch wenn es mehr als 24 Beiträge sind). Ich freue mich auf Ihre Einsendungen unter tom.levold@systemagazin.de, nach Möglichkeit bis zum 26.11.2010.

3. November 2010
von Tom Levold
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Der Patient als Text – Metaphern in der Medizin

Unter dieser Überschrift plädiert der Allgemeinmediziner Harald Kamps (Foto: www.praxis-kamps.de) in einem schönen Artikel für die Berücksichtigung einer„dialogbasierten Medizin“ als notwendige Ergänzung zur„evidenzbasierten Medizin“. Der Artikel ist 2004 in der Zeitschrift für Allgemeinmedizin erschienen (Ausg. 80, S. 438-442) und online zu lesen. Im abstract heißt es:„Sprachliche Bilder, Metaphern, die in dem Gespräch zwischen Arzt und Patient vorkommen, können zu einem besseren Verständnis der Krankengeschichte und des Behandlungsverlaufes beitragen. Metaphern können auch ein sprachliches Mittel sein, um Themen zuberühren, die in einer konkreten Sprache schwierig zu vermitteln sind: Tod, Trauer und Schmerzen. Metaphern im Arztgespräch können aus der Lebenswelt des Patienten geholt werden, aber auch aus der Wissenswelt der Medizin. Die medizinische Sprache wird geprägt von Metaphern aus Krieg und Technik. Der angelsächsische Begriff„narrative based medicine“ betont die Bedeutung der Erzählung in der medizinischen Wissensvermittlung. Die Metapher„Der Patient als Text“ ist vor dem Hintergrund der narrativen Theorie entwickelt worden. Literaturforscher haben lange die Bedeutung von Metaphern als sprachliche Wirkungsmittel untersucht. Dieser Artikel beschreibt die Bedeutung von Metaphern in der medizinischen Kommunikation und Wissensbildung und schlägt den Begriff„dialogbasierte Medizin“ als notwendige Ergänzung zum Begriff„evidenzbasierte Medizin“ vor“
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2. November 2010
von Tom Levold
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Wiederkehrende Fragen

Die Frage nach dem„Selbst“ und der Bedeutung von Emotionen taucht in regelmäßigen Abständen immer wieder auf, auch wenn man sie eigentlich nicht für relevant hält. Im Editorial der aktuellen Ausgabe des„Journal of Family Therapy“ erzählt Herausgeber Mark Rivett von einer Situation aus seiner Ausbildung zum Familientherapeuten, als er, nachdem er Klienten nach ihren Gefühlen gefragt hatte, im Rahmen der Life-Supervision über das Telefon von seinem Supervisor die Anweisung erhielt, die damit erfragten Informationen über Fragen nach den Interaktionen im Klientensystem zu erlangen. In diesem Heft geht es genau um diese wiederkehrenden Fragen nach dem Selbst und der Bedeutung der Gefühle – mit Beiträgen von Sim Roy-Chowdhury, Sheila McNamee, David Pocock und Inga-Britt Krause, begleitet von einem zweiten Themenschwerpunkt zu Fragen der Ausbildung in Systemischer Therapie und Supervision.
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1. November 2010
von Tom Levold
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Dann komm ich halt, sag aber nichts…

Jugendliche dazu zu bewegen, an einem Familiengespräch teilzunehmen und über ihre Probleme oder Sicht der Dinge zu reden, ist keine leichte Aufgabe. Jürg Liechti, Psychiater und Systemischer Therapeut aus Bern, hat dazu ein fallbezogenes und daher praxisnahes, sehr lesenswertes Buch geschrieben:„Erwachsene suchen unter dem Eindruck von psychischer Beeinträchtigung und Hoffnung auf Besserung von sich aus eine Beratung oder Psychotherapie auf. Um Kinder für eine Kinderpsychotherapie zu gewinnen, braucht man die Unterstützung der Eltern. Aber wie ist es mit seelisch leidenden Jugendlichen? Die lassen sich nicht so schnell in die Karten blicken. Und gerade jene, die am meisten gefährdet sind, neigen am wenigsten dazu, Hilfe zu suchen (…). Stattdessen streiten sie ab, dass etwas nicht stimmt, lehnen Hilfe ab, geben sich undurchsichtig, arrogant, unbeteiligt, cool oder gleichgültig – ungeachtet aller Risiken, die sie dadurch für sich und andere in Kauf nehmen“ Diese Erfahrung können wohl viele TherapeutInnen bestätigen. Gisela Schulte hat eine Rezension verfasst:„Herr Liechti stellt die Aufgabe, diesen belasteten Jugendlichen eine hilfreiche Unterstützung anzubieten, als eine hohe Kunst dar, und wer damit in der Praxis zu tun hat, weiß dies. Er vermittelt eine Haltung, die Klienten in ihrer Verantwortung um die eigenen Themen und Fragen stets ernst zu nehmen, und tut dies mit einen angenehm lesbaren Klang, der sich durch das ganze Buch zieht, ohne zu beschönigen. Das Buch vermittelt, wie ernst es ihm mit seinem Anliegen ist, die Jugendlichen zu erreichen und sich mit der Aussage: »die sind unmotiviert« auf keinen Fall zufriedenzugeben“
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31. Oktober 2010
von Tom Levold
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Halloween

PLÖTZLICH
HABEN
KÜRBISSE
GESICHTER.
SCHIEFE
ECKZÄHNE.
BREITES
GRINSEN.

„TRICK OR TREAT“
SCHALLT ES VOR
MEINER
WOHNUNGSTÜR.

DIE
KINDERSCHAR
ERSCHRECKT
MICH VORZÜGLICH.

LUTSCHER,
KAUBONBONS
VERSCHWINDEN
FLUGS IN
PLASTIKBEUTELN.

AM LIEBSTEN
WÄRE ICH
MIT DEN
KNIRPSEN
GERANNT.

GRUSELVERKLEIDUNG,
UM HERZEN
ZU ÖFFNEN.
VON TÜR
ZU TÜR.
„SÜßES ODER SAURES“
GESCHRIEN.

SÜßES
ERBETTELN.
BIS MIR
SCHLECHT
WIRD DAVON.

ALLES GLÜCK
PASST IN EINE
TÜTE.

ZUMINDEST
EINMAL
IM JAHR.

(Jens Borrmann,„Dornblüthe„)

30. Oktober 2010
von Tom Levold
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Flüchtlinge und Trauma

2002 hat David Becker (Foto: Phil. Fak. der Uni Düsseldorf), einer der exponiertesten Experten im Umgang mit dem Thema politischer Traumatisierungen, ein Projekttutorium an der FU Berlin durchgeführt, seine Ausführungen sind zum größten Teil transkribiert worden. Im Internet ist ein guter Text zu lesen, in dem er seine Gedanken über die individuell-therapeutischen und politisch-gesellschaftlichen Konstruktionen traumatischer Belastungen darstellt: „ Ein Flüchtling ist nicht nur Flüchtling, weil ihn in seinem Heimatland soziale Verhältnisse dazu gemacht haben, sondern er ist auch bei uns Flüchtling, entsprechend der Art und Weise, wie wir dieses Thema hier konstruieren. Bei uns gibt es praktisch keine positiven sozialen Konstruktion von Flüchtlingen mehr. Es gibt nur neutrale bis negative Konstruktionen: sie bleiben zu lange hier, wir müssen die Zuwanderung regeln, wir müssen aufpassen. Wir hatten eine positive Wertung von Flüchtlingen, solange der Kalte Krieg noch an- dauerte. Jeder einzelne unserer guten Brüder und Schwestern, die aus dem Osten kamen, wurden hier politisch gefeiert. Im Kalten Krieg gab es, zumin- dest was die Ostblockstaaten betraf, eine positive Besetzung dieses Terminus. Inzwischen gibt es keine positive soziale Konstruktion diese Terminus mehr. Man sollte darüber nachdenken, wie man diesen Terminus wieder positiv besetzen kann, damit wir die Kraft haben, Leute aufzunehmen, denen es woanders schlecht geht.“
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