systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

20. Dezember 2010
von Tom Levold
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systemagazin Adventskalender: Das halbe Herz

Lisa Reelsen ist Lehrerin aus Leidenschaft mit einer Zusatzausbildung als Systemische Beraterin beim WISL in Wiesloch. In ihrem Beitrag zum Adventskalender erzählt sie von einer Schülerin, mit der es im Laufe der Zeit einen speziellen Kontakt gab:„Karina war 15 Jahre alt, wiederholte gerade die 8.Klasse und hatte zu Beginn des Schuljahres noch keinen intensiven Kontakt zu den neuen Mitschülerinnen herstellen können. Sie zeigte sich eher introvertiert, etwas burschikos, doch irgendwie ganz gewitzt. Im Gespräch mit ihr erfuhr ich, dass sie mit ihrer Mutter und ihrer älteren Schwester in einer etwas beengten Wohnsituation lebte und die Mutter ganztags arbeitete. Zu ihrer Schwester hatte sie eigentlich ein ganz gutes Verhältnis, doch diese hatte sich mit deutlich angestiegenem Interesse für Jungen zunehmend von ihr distanziert, worunter Karina etwas zu leiden schien, da ihr die Schwester bis dahin eine enge Vertraute gewesen war. Karina kam nun montags immer zeitiger, manchmal war sie sogar schon früher als ich vor Ort. Wir erzählten uns so dies und jenes, manchmal sah ich mich allerdings auch um meine Zeit für mich gebracht. Doch irgendwann ließ ich meinen Lesestoff zu Hause und fand die mittlerweile regelmäßigen Gespräche ganz nett“
Zum heutigen Adventskalender…

19. Dezember 2010
von Tom Levold
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Familienmythen, Familiengeheimnisse, Familiengesetze

Nicole Riess, Jhargang 1957, hat im Jahre 2005 eine Diplomarbeit im Fach Psychologie an der Universität geschrieben, die vom Carl-Auer-Forschungsverlag in Heidelberg 2007 auch einem breiteren Publikum zugänglich gemacht worden ist. Der Untertitel ihres Buches„Familienmythen, Familiengeheimnisse, Familiengesetze“ lautet„Eltern in ihren Lebenszusammenhängen und ihrer Geschichte verstehen“ und der orginelle Ansatz ihrer Arbeit ist die Untersuchung der eigenen Familiengeschichte. Georg Singe hat das Buch rezensiert:„Die Autorin macht sich auf den mühsamen und steinigen Weg, aus vielen Puzzlesteinen eine Rekonstruktion der Geschichte ihrer Herkunftsfamilie zu erstellen. Es gilt Geheimnisse und Mythen aufzudecken, die Mechanismen der Verdrängung und Übertragungen auf heutige Lebenssituationen zu erfassen und sich den Konflikten und Widersprüchen zu stellen. Ziel der Arbeit ist es, das Schweigen über die Tabus der Vergangenheit zu brechen, um so die Leichtigkeit des Seins über eine erinnernde Versöhnungsarbeit wieder zu erlangen. (… Die) Ergebnisse zeigen, dass es der heutigen Familienforschung gut täte, sich auf viel mehr dieser qualitativ dichten Analysen familiärer Geschichten in der von vielen Brüchen geprägten postmodernen Zeitepoche beziehen zu können“
Zur vollständigen Rezension…

19. Dezember 2010
von Tom Levold
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systemagazin Adventskalender: Über Familienorientierung und Bewältigung von Behinderung

Die unermüdliche Cornelia Tsirigotis hat ihren Wirkungskreis soeben von Aachen nach Frankfurt verlegt, wo sie Leiterin eines Förder- und Beratungszentrums für hörgeschädigte Kinder geworden ist (Herzliche Grüße und Wünsche für einen guten Start nach Hessen:-)). Trotzdem hat sie es geschafft, eine Geschichte für den Adventskalender beizusteuern:„Was oder wie ich einmal von KlientInnen gelernt habe – eine Fragestellung, zu der mir viel weniger ein einzelnes herausragendes Beispiel einfällt als vielmehr eine prompte spontane Antwort: Alles, was ich über Eltern oder Kinder gelernt habe, habe ich von KlientInnen gelernt! Zumindest habe ich diesen Eindruck von mir, das meiste, was mir in meiner Arbeit wichtig ist, von KlientInnen gelernt zu haben. Das mag daran liegen, dass meine jahreslanges Aufgabengebiet „Arbeit mit Eltern hörbehinderter Kinder im Kontext von Förderschule und interdisziplinärer Zusammenarbeit mit Kliniken“ kein Studienfach oder Ausbildungsberuf ist, so dass ich immer das Gefühl hatte, nichts zu wissen – eine gute Voraussetzung, wie ich später in der systemischen Ausbildung lernte“
Zum heutigen Adventskalendertürchen…

18. Dezember 2010
von Tom Levold
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systemagazin Adventskalender: Gesund oder krank – für wen?

Lange vor seiner Zeit als einer der Leading Men systemischer Therapie hat Kurt Ludewig in der Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Universitätsklinik in Hamburg mit einem Jugendlichen gearbeitet, dessen„Patientenkarriere“ ihn nachhaltig beeindruckt hat und dem diese Adventskalendergeschichte gewidmet ist:„Dieser zu den erstaunlichsten aus meiner beruflichen Laufbahn gehörende Verlauf relativierte dauerhaft mein Verständnis von sog. psychischer Krankheit und Genesung, zudem erweiterte er maßgeblich mein Verständnis von therapeutischer Beziehung. Vermutlich trug er auch wesentlich dazu bei, mich für die mich später erreichenden systemischen Gedanken empfänglich zu machen“
Zum heutigen Adventskalender…

17. Dezember 2010
von Tom Levold
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Systemische Strukturaufstellungen in der Sozialen Arbeit

Im September fand an der Alice Salomon Hochschule Berlin die Tagung„Unwirtliche Zeiten“ – Systemische Aufstellungen als Sprache der Veränderung“ statt, die u.a. von Heiko Kleve organisiert worden ist, der an der ASH studiert hat und seit einiger Zeit als Professor für soziologische und sozialpsychologische Grundlagen sowie Fachwissenschaft Sozialer Arbeit an der Fachhochschule Potsdam tätig ist. Heiko Kleve hat auf dieser Tagung einen Vortrag zum Thema„Systemische Strukturaufstellungen in der Sozialen Arbeit – Theorie und Praxis eines innovativen Konzeptes“ gehalten, der auf der website von socialnet.de zu lesen ist:„In diesem Beitrag werden einige Argumente präsentiert, die die These erhärten sollen, dass die methodischen und theoretischen Innovationen der Systemischen Strukturaufstellungen insbesondere auch für eine sozialarbeiterische Rezeption sehr ertragreich sein können (siehe dazu demnächst ausführlicher Kleve 2011). Es geht also darum, einige wesentliche Grundlagen dieser Theorie und Praxis zu präsentieren. (…) Im Folgenden wird in drei Schritten vorgegangen: Zunächst wird in einem ersten Schritt die Basis professioneller sozialarbeiterischer Praxis knapp benannt, die Reflexion und Lösung sozialer Probleme, um auf dieser Basis ein grundlegendes Format der systemischen Strukturaufstellungspraxis zu präsentieren, das passgenau auf die beschriebene sozialarbeiterische Ebene bezogen werden kann: die Problemaufstellung. Im zweiten Schritt betrachten wir ein Merkmal sozialarbeiterischer Praxis, das seit Anbeginn der Profession zu immer wieder neuen Reflexionen geführt hat, nämlich die Widersprüchlichkeit und Ambivalenzlastigkeit der Sozialen Arbeit. Auch diesbezüglich können wir ein Aufstellungsformat nutzen, um sozialarbeiterische Widersprüche und Ambivalenzen in passender Weise zu bewältigen: die Tetralemmaaufstellung. Schließlich werden im dritten Schritt einige grundsätzliche theoretische Thesen der Systemischen Strukturaufstellungsarbeit referiert, die für das sozialarbeiterische Denken und Handeln ebenso passend sein könnten“
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16. Dezember 2010
von Tom Levold
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systemagazin Adventskalender: „Boh wie schön!“

Wiltrud Brächter setzt sich seit langen Jahren (aktuell als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, früher als Mitarbeiterin eines Frauenhauses und einer Frauenberatungsstelle) therapeutisch mit Betroffenen von Gewalt in Familie und Partnerschaft auseinander. Im heutigen Adventskalendertürchen erzählt sie eine Geschichte von einer Klientin, bei der ein vermeintlicher faux pas erst die Türen öffnete:„Als Kind vor der Gewalt ihrer Eltern geflüchtet, hatte sie zunächst auf der Straße gelebt, war in die Zwangsprostitution geraten, hatte in einer Drückerkolonne gearbeitet und anschließend eine Zeitlang mit ihrem Freund in einem Zelt am Waldrand gewohnt. An dieser Stelle ging meine Urlaubsromantik mit mir durch – für mich gehört es zu den schönsten Dingen, bei Kanutouren unterwegs in der Natur zu übernachten. Völlig unbedacht sagte ich: „Boh, wie schön!“. Irritiert sah mich Frau F. an. Ich versuchte, zurückzurudern und meine Bemerkung zu relativieren. Gerade wollte ich erklären, dass es ja einen Unterschied macht, ob man freiwillig und bei schönem Wetter im Freien übernachtet oder ob man keine Alternative dazu hat – da unterbrach mich Frau F. mit den Worten: „Es war auch schön!“
Zum heutigen Adventskalender…

16. Dezember 2010
von Tom Levold
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Bücher lesen?

systemagazin habe ich ja gegründet, um die Leselust zu fördern (oder zumindest: wachzuhalten). Als eingefleischter Bücherliebhaber habe ich damit zunächst das Lesen von Büchern (auch: Zeitschriften) gemeint, wohl wissend, dass das systemagazin zunehmend auf Texte verweist, die im Internet, also online zu lesen sind. Daran möchte ich auch weiterhin festhalten. Im neuen Merkur hat die Journalistin Kathrin Passig (Foto: Wikipedia) einen fulminanten, gleichermaßen nüchtern-desillusionierenden wie hellsichtigen Beitrag zum Thema Bücherlesen verfasst, an dem man sich nicht vorbeimogeln kann: jeder Satz ein Treffer. Gottlob (und argumentationstreu) auch für Leser zu lesen, die nicht die Print-Version des Merkur abonniert haben. Da würden mich Kommentare interessieren…
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15. Dezember 2010
von Tom Levold
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systemagazin Adventskalender: Nein, Du sollst nicht fragen!

Hinter dem heutigen Adventskalendertürchen verbirgt sich eine Geschichte von systemagazin-Leser Sascha Kuhlmann, Sozialpädagoge, Familien- und Erziehungsberater und Supervisor und Coach aus Düren, der von seiner Arbeit mit einer Gruppe für Trennungs- und Scheidungskinder berichtet:„Das Mädchen, von dem ich gelernt habe, heißt Lisa, sie war 11 Jahre und nahm gemeinsam mit sechs weiteren Kindern an dieser Gruppe teil. Es gab zwölf wöchentliche Termine, daneben einen Elternabend und am Ende ein Auswertungsgespräch mit den Eltern und dem zuständigen Berater, der parallel die Elternberatung übernommen hat. Schnell wurde klar, dass jedes Kind im Rahmen der Trennungsgeschichte seiner Eltern wie üblich sein Päckchen zu tragen hatte. Bei Lisa sah dieses Päckchen so aus, dass sie seit zwei Jahren keinen Kontakt mehr zum Vater hatte. Dieser war vor zweieinhalb Jahren in eine andere Stadt gezogen und nach einem halben Jahr hatte er den Kontakt für Lisa ohne ersichtlichen Grund abgebrochen“
Zum heutigen Adventskalender…
PS: Ein paar Geschichten für den Kalender werden noch gebraucht, bitte melden! (Soviel zum Thema: Nein, Du sollst nicht fragen :-))

14. Dezember 2010
von Tom Levold
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Triumphaler Sieg für Berlusconi!

In eindrucksvoller Weise konnte sich der italienische Ministerpräsident heute gegen das Misstrauensvotum der Opposition im Parlament durchsetzen und die Führung der Landesregierung verteidigen. Wieder einmal gelang es ihm, auch Abgeordnete, die noch vor kurzem Zweifel an seiner Regierungsfähigkeit geäußert hatten, von der Notwendigkeit seiner alternativlosen Politik zu überzeugen. Aus aller Welt trafen Glückwünsche für den strahlenden Sieger ein, der kurz nach der Abstimmung seiner Zuversicht Ausdruck gab, dass er auch den infamen Verleumdungskampagnen der italienischen Justiz bald ein Ende bereiten werde. Auf den Straßen aller italienischen Großstädte kam es zu Jubelbekundungen und Triumphaufmärschen. Besonders auffällig war dabei die Beteiligung vieler sehr junger und für die Jahreszeit ausgesprochen leicht bekleideter Mädchen, die den Sieg Berlusconis feierten. Viele westliche Industriestaaten blicken mit Neid auf Italien, wo das Vertrauen in die politische Führung nach wie vor ungebrochen erscheint. Auch systemagazin gratuliert begeistert zu diesem Triumph
(und bedankt sich bei Herrn Berlusconi herzlich für die Ablösung des lästigen Hypothekenkredits!)

14. Dezember 2010
von Tom Levold
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systemagazin Adventskalender: Freundlich angelächelt

Dass ein gewichtiger Teil des therapeutischen Erfolges sich eher schulenunspezifischen Wirkfaktoren verdankt, hat sich mittlerweile herumgesprochen, allerdings ist das auch nicht so leicht zu akzeptieren, wenn man recht stolz auf seine therapeutische Ausbildung in einer bestimmen Psychotherapie-Schule ist. Peter Kaimer hat das mit einer schönen Geschichte illustriert, die sein Beitrag zum diesjährigen Adventskalender darstellt. Also: Bitte recht freundlich!
Zum heutigen Adventskalender