systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

5. Januar 2011
von Tom Levold
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Liebe, Demenz und Soziale Arbeit

Ronny Lindner, Diplom-Sozialpädagoge und Sozialarbeiter (Foto: Carl-Auer-Verlag), ist in der systemischen Szene durch sein Buch„unbestimmt bestimmt. Soziale Beratung als Praxis des Nichtwissens“ bekannt geworden, das 2004 im Carl-Auer-Verlag erschienen ist (Zur Rezension von Wolfgang Loth im systemagazin hier). Im Zusammenhang mit seiner langjährigen Tätigkeit in der Alzheimer-Hilfe hat er nun eine systemtheoretische Studie über„Liebe, Demenz und Soziale Arbeit“ verfasst, die in der Systemischen Bibliothek erstmals veröffentlicht wird. In der Einleitung skizziert Lindner sein Programm:„Luitgard Franke beendet ihre Untersuchungen zur „Demenz in der Ehe“ mit der Erkenntnis, dass der Fokus in der Arbeit mit Demenzkranken und deren Angehörigen wesentlich stärker auf Beziehungsaspekte gelegt werden muss als es die derzeitige Praxis tut. Sie zeigt, dass die Orientierung an der Unterstützung von Autonomiebestrebungen bei Angehörigen und die einseitige Betonung ihrer Entlastung in der Regel Widerstände erzeugt, an denen sich die weitere Angehörigenberatung dann recht umständlich abarbeiten muss. Weiterhin verweist Franke darauf, dass im Demenzbereich tätige Organisationen dazu neigen, Aspekte der Erkrankung und des medizinischen bzw. pflegerischen Umgangs mit ihr zu betonen, weil die theoretischen Grundlagen für die Arbeit in Demenzkontexten überwiegend aus eben jenen Fachbereichen stammen. Die Überlegungen der Helfer sind somit an Strukturen ausgerichtet, die eher dazu geeignet sind, krankheitsspezifische und pflegerische Beobachtungen zu machen als beziehungsorientierte. Der Grund für diese unangemessenen Reduktionen liegt nach Franke in einem Theoriedefizit bezüglich der Paarthematik, das auf die praktische Arbeit in Demenzkontexten durchschlägt und das es abzubauen gilt.
Der vorliegende Text nimmt diesen Auftrag an. Er fußt auf der Überzeugung, dass Demenzkranken und deren Betroffenen nicht (nur) damit geholfen werden kann, dass man sie zeitweise voneinander trennt und dass intime Beziehungen nach und nach in Pflegebeziehungen überführt werden. Solche Überlegungen fallen Sozialarbeitern nicht schwer, da ein Großteil der theoretischen Grundlagen, auf denen ihre Praxis aufbaut, eher beziehungs- als personenorientiert gestrickt ist. Die Berücksichtigung des sozialen Kontextes hat inzwischen Eingang in nahezu jede sozialarbeiterische Hilfeplanung gefunden. Die zunehmende Beschäftigung von Sozialarbeitern in Demenzkontexten führt also beinahe zwangsläufig zu einem Bedürfnis nach der diesbezüglichen Erweiterung von Perspektiven. Das damit auch neue und veränderte Problemlagen sichtbar werden, also Schwierigkeiten von Demenzfamilien, die zuvor nicht berücksichtigt wurden, liegt auf der Hand.
Den Ausgangspunkt der nachstehenden Überlegungen bildet eine Kippfigur, die Franke den Praktikern für die Beratung von Familien, die mit den Konsequenzen einer Demenzerkrankung umgehen müssen, ans Herz legt. Die eine Seite dieser Figur bildet die Pflegebeziehung, die andere die Ehebeziehung. Im Zuge der Entscheidung für eine der beiden Seiten werden jeweils spezifische Wahrnehmungen, Deutungsmuster und eigene Verhaltensausrichtungen provoziert. Im Sinne des Erweiterns von Handlungsspielräumen ihrer Klientel können Sozialarbeiter dann mit Angehörigen daran arbeiten, ihre Beziehung gemäß der Entscheidung für die entsprechende Seite auszurichten.
Diese Kippfigur wird nachfolgend aufgegriffen und in die Überlegungen einbezogen, wenngleich letztlich darüber hinausgegangen wird. Dafür werden zu Beginn einige allgemeine theoretische Vorannahmen zu Familien und Liebesbeziehungen erörtert (Abschnitt I), anschließend wird untersucht, wie sich solche Systeme verändern, wenn sie mit Demenzerkrankungen konfrontiert werden (Abschnitt II). Schließlich folgt eine Durchleuchtung der Darlegungen hinsichtlich sozialarbeiterisch verwertbarer Schlussfolgerungen (Abschnitt III).
Um die von Franke geforderte Betonung des Beziehungsaspektes zu gewährleisten und somit beim Abbau des angesprochenen Theoriedefizites möglichst effizient zu sein, werden sich die nachstehenden Darlegungen relativ komplexer Theoriemittel bedienen. Mithilfe der Systemtheorie Luhmannscher Bauart (und Fuchsscher Weiterentwicklungen) wird der Abstraktionsgrad der üblicherweise in Demenzkontexten vorgenommenen Betrachtungen deutlich erhöht werden. Daraus erwächst z. B. der Vorteil, dass viele Überlegungen im Hinblick auf Intimsysteme und Familiensysteme analog vorgenommen werden können. Wann immer passend, wird der Text auf diese Analogien eingehen. Weiterhin soll gezeigt werden, dass eine Demenzerkrankung nicht den operativen (bzw. semantischen), also existentiellen Part der Beziehung irritiert, sondern vielmehr in deren Umwelt „agiert“. Es bleibt also – sofern das erwünscht ist – ein Bereich kommunikativer Sinnreproduktion bestehen, der „liebesexklusiv“ ist und nicht von der Erkrankung erfasst werden kann. Im Gegenteil: Wir werden sehen, dass die Liebe dazu tendiert, vermeintlich dezidiert krankheitsbezogene Kommunikation zu okkupieren und sie dem Beobachter als „liebesexklusiv“ zu präsentieren.
Schließlich wird es möglich sein, die Frankesche Kippfigur in ein Tetralemma zu überführen und die Ansätze für sozialarbeiterische Interventionsversuche somit zu vervielfachen. Auch die dabei produzierten Erkenntnisse werden im letzten Abschnitt auf ihre Tauglichkeit für Soziale Arbeit in Demenzkontexten hin untersucht und bei Bedarf „metamethodisch“ aufbereitet“
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4. Januar 2011
von Tom Levold
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systeme 2/2010

Die aktuelle Ausgabe von systeme bietet Beiträge von Johannes von Tiling, Jürgen Kriz, Maria Staubach und Thomas Friedrich-Hett. Aus dem Editorial zusammengeschrieben: von Tiling argumentiert in „Sozialkonstruktionistische Psychologie und ihre praktische Anwendung. Möglichkeiten einer Neuausrichtung“, wie der gegenwärtige Soziale Konstruktionismus aus seiner Sicht sein Potenzial verschenkt, im Sinne eines psychologischen Forschungsprogramms – welches also Konzepten individueller Handlung und Subjektivität Platz lässt – verstanden zu werden. Jürgen Kriz führt uns in ein Anliegen der personzentrierten Systemtheorie ein, welches in einer Berücksichtigung der Interaktion zwischen unterschiedlichen Prozessebenen – körperlich, psychisch, interaktiv und sozial-kulturell – besteht. Mit dem Konzept des „Sinn-Attraktors“ analysiert sein Beitrag ordnende und Sinn generierende Aspekte in den Prozessen, mit denen wir der Welt begegnen, und in jenen, mit denen die Welt uns begegnet. Maria Staubach schreibt über „Co-produzierende ExpertInnen – Eine Antwort auf grundlegende Beratungsdilemmata“, wobei u. a. Ergebnisse einer von ihr durchgeführten empirischen Untersuchung zu Kompetenzfeldern in der Beratung skizziert werden. Und schließlich werden wir mit Thomas Friedrich-Hetts kurzweiliger Einführung in „Positives Altern – Reflexionen zur Dekonstruktion einer (noch) unbeliebten Lebensphase“ wir mit Möglichkeiten und Potenzialen des Alterns vertraut gemacht, die optimistisch stimmen.
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2. Januar 2011
von Tom Levold
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Aus der Praxis

Das neue Jahr beginnen wir mit einer Zeitschriftennachlese 2010. Das letzte Heft von Kontext versammelt einige Beiträge aus der Praxis für die Praxis. Drei Beiträge beschäftigten sich mit praktischen Aspekten systemischer Beratung. Joseph Richter, der als Motopäde/Mototherapeut und systemischer Therapeut in einer Familienberatungsstelle tätig ist, präsentiert ein Konzept systemisch-psychomotorischer Familienberatung, in dem Kinder und Eltern in einem gemeinsamen Spiel-Setting in die familientherapeutische Arbeit einbezogen werden, anstatt – wie so häufig – Angebote in getrennten Settings zu bekommen. Jürgen Beushausen konkretisiert in seinem Aufsatz das gängige Schlagwort der »Ressourcenorientierung« und präsentiert eine Vielzahl ressourcenorientierter stabilisierender Übungen, die sich insbesondere für die Arbeit mit Menschen in Krisensituationen oder traumatisierten Menschen eignen. Manuel Barthelmess, in Regensburg als Familientherapeut, Supervisor und Coach in freier Praxis tätig, fokussiert in seinem Beitrag »Welchen ›Beraterhut‹ habe ich eigentlich auf?« auf die Differenz von Prozessberatung und Wissensberatung, die jeweils eine andere Grundhaltung im Umgang mit Aufträgen und Anliegen im Beratungsprozess erfordern, in der Praxis aber zunehmend gleichermaßen angefragt werden. Für den Autor ergibt sich daraus die Notwendigkeit einer »gekonnten Jonglage mit Beraterhüten«, die es erlaubt, sich passgenau auf die Bedürfnisse des zu beratenden Systems einzustellen. In der Reihe der Interviews mit Pionieren des systemischen Ansatzes ist schließlich noch ein langes und ebenso spannendes wie unterhaltsames Gespräch von Wolf Ritscher mit Joseph Duss-von Werdt zu lesen, dem Gründungsherausgeber der »Familiendynamik«, der von seinem langen Weg von der Philosophie und Theologie über die katholische Eheberatung hin zur systemischen Therapie und zur Mediation erzählt. In der Reihe »Klassiker wieder gelesen« präsentiert Andrea Brandl-Nebehay, Nachfolgerin von Ludwig Reiter und Joachim Hinsch als Leiterin des Instituts für Ehe- und Familientherapie in Wien, den von Ludwig Reiter, Johannes Ewald Brunner und Stella Reiter-Theil herausgegebenen Sammelband »Von der Familientherapie zur Systemischen Perspektive«, der 1988 erstmals (und 1997 in einer inhaltlich weitgehend überarbeiteten Form erneut) erschien und auch die Ausbildungserfahrungen der Rezensentin nachdrücklich geprägt hat.

31. Dezember 2010
von Tom Levold
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Partnerschaft und Ehe – Entscheidungen im Lebensverlauf

Das Forschungsinstitut Sinus Sociovision hat für das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend eine Studie zu Einstellungen, Motiven und Kenntnissen des rechtlichen Rahmens von Partnerschaft und Ehe erstellt, die online zu lesen ist. In der Zusammenfassung heißt es:„Mit den gesellschaftlichen Veränderungen der Ehe- und Familienwirklichkeit ist eine gravierende Veränderung des Verständnisses von Ehe (und Familie) verbunden. Die Vorstellung, bei der Ehe handle es sich um eine vom Willen der Partner unabhängige, auf ein ganzes Leben ausgerichtete Institution, ist um eine interindividuelle Sicht auf Ehe und Familie als Gestaltungsaufgabe fruchtbar ergänzt. Verantwortung füreinander ist dabei eng an Liebe gekoppelt – während bestehender Partnerschaft sind Solidarität und fairer Nachteilsausgleich für die Partner wichtig und selbstverständlich. Ob und unter welchen Umständen über das Scheitern der Ehe hinaus nachwirkende Verpflichtungen sinnvoll sein könnten, wird deutlich kritischer hinterfragt. Insofern sind die aktuellen Veränderungen des Unterhaltsrechts, das in den 70er-Jahren die nacheheliche fortwirkende Verantwortung sehr stark gemacht hatte, vom Ehe- und Solidaritätsverständnis der Bevölkerung getragen. Die korrespondierende Frage allerdings, ob die geltenden Regelungen für die bestehende Ehe tatsächlich den institutionellen Rahmen schaffen, den die meisten Paare sich heute für eine gleichberechtigte Partnerschaft wünschen, lässt politischen Handlungsbedarf erkennen. Die Akzeptanz des Abbaus nachehelichen Nachteilsausgleichs korrespondiert mit Erwartungen an die Gestaltung gleichberechtigter Teilhabe während bestehender Ehe. Die meisten Paare heiraten, um ihrer „Partnerschaft einen festen Rahmen“ zu geben (85 %). Sie erwarten – sozusagen blind – dass dieser (staatlich angebotene) Rahmen einen fairen Ausgleich zwischen den Partnern gewährleistet. Dabei erweisen sich ihre Annahmen über die geltenden Rege- lungen aber häufig als falsch. Begriffe wie „gesetzlicher Güterstand“ oder „Ehegatten- splitting“ sowie deren inhaltliche Bedeutung sind in der jüngeren Altersgruppe der Verheirateten bei weit über 50 % unbekannt. Intuitiv gehen diejenigen, die den rechtlichen Rahmen der Ehe schätzen, ihn für alles in allem fair halten, seine Details aber nicht kennen, davon aus, dass ihnen während bestehender Ehe alles gemeinsam gehört.
Dabei gibt es klare Geschlechterunterschiede: Männer glauben stärker an die Ehe als Institution. Sie erwarten deutlich mehr als Frauen, mit der Heirat eine Partnerschaft krisenfester und langlebiger zu machen.
Die hohe Zustimmung zu der Aussage „Da viele junge Menschen nicht abschätzen können, was im Laufe des Lebens alles auf sie zukommt, muss das Familienrecht diese Unwägbarkeiten durch faire Regelungen berücksichtigen (84 %)“ ist als Auftrag an den Gesetzgeber zu lesen, nach der Neuregelung des nachehelichen Unterhalts auch die Regelungen des Ehegüterrechts einer Prüfung zu unterziehen und dabei den Wunsch nach stärkerem Solidarausgleich in bestehender Partnerschaft mindestens im Wahlgüterstand und bei der steuerrechtlichen Begünstigung Rechnung tragen“
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30. Dezember 2010
von Tom Levold
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LIFE IS THE WAY THE ANIMAL IS IN THE WORLD

Alva Noë (* 1964) ist seit 2003 Professor für Philosophie und Kognitionswissenschaft an der University of California, Berkeley. Sein Hauptarbeitsgebiete liegen insbesondere in der Philosophie der Wahrnehmung und der Philosophie des Geistes. Des Weiteren beschäftigt sich Noë mit der Philosophie der Kunst, Ludwig Wittgenstein und der Phänomenologie. Noë hat in Zusammenarbeit mit Francisco Varela, Evan Thompson, Susan Hurley und Kevin O’Regan bahnbrechende Arbeiten in der Philosophie des Geistes geleistet. Innerhalb dieser Arbeiten wird eine Überwindung der starren und konservativen Ansicht der Kognitionswissenschaft angestrebt, dass Wahrnehmung und Bewusstsein lediglich auf einem input-output Prinzip basieren. Stattdessen vertritt Noë, unter Berücksichtigung der Phänomenologie, einen sog. sensorimotor account (auch bekannt als enactive cognition) des Bewusstseins: Wahrnehmung und Bewusstsein sowie die hierbei involvierten Qualia sind nach Noë Produkte, die kognitiver Tätigkeit entspringen, d.h. sie passieren nicht einfach, sondern entstehen durch Interaktion mit der Umwelt (Informationen: Wikipedia). Im Blog„Integral Options Cafe“ ist ein Text mit dazugehörigem Video über die Mystifikation des Gehirns, den Ort unseres Bewusstseins und die Natur des Lebens von Alva Noë zu lesen und zu hören, den man nicht verpassen sollte:„Scientists ask, what is it about the way these cells are firing in the brain that makes the corresponding experience a visual experience? It’s a trick question because there is nothing about the way those cells are firing that can explain that. Certainly we don’t now know anything that would allow us to point to the intrinsic properties of the cells and say, it’s something about the intrinsic behavior of these cells that makes the resulting experience, the smell of coffee on a rainy morning, or the redness of red. Nor can we say that populations of cells give you the solution. We have to get bigger than that. It’s not one cell; it’s not populations of cells. We need to look at the whole animals‘ involvement with a situation. The thing about a smell is that a smell gives you the space of possible movement sensitive changes. If I am smelling something, the movements of my nostrils in relation to the source of the order will produce changes in the character or the odor. If we want to ask, what is it about this cellular activity that makes it olfactory cellular activity, the answer is going to be the way in which the cellular activity varies as a function of the animal’s movement. And that is what the brain is doing. The brain is enabling us to establish this kind of sensorimotor engagement with the world around us. This is a is substantive empirical hypothesis that I am putting forward“
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29. Dezember 2010
von Tom Levold
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Nachhaltigkeit in der vernetzten Versorgung

Daniel Lüdecke (Foto: www.promotionskolleg-fb11.uni-bremen.de), Diplom-Gerontologe und Soziologe, ist Autorinnen und Autoren durch seine wunderbare, plattformübergreifende und dazu kostenlose Zettelkasten-Software bekannt, die sich am Arbeitsprinzip von Niklas Luhmanns Zettelkasten orientiert und ein ideales Medium zur Sammlung und Verwaltung von Zitaten, Quellen und Ideen darstellt. Wer es noch nicht kennt, sollte sich hier damit bekannt machen. Lüdecke arbeitet derzeit an einem Dissertationsprojekt zum Thema„Nachhaltiges, nutzerorientiertes Schnittstellenmanagement im Rahmen der Pflegeversorgung“. In diesem Zusammenhang hat er 2009 einen Beitrag zum von H. Döhner, H. Kaupen-Haas und O. Knesebeck herausgegebenen Band„Medizinsoziologie in Wissenschaft und Praxis. Festschrift für Alf Trojan“ (Berlin, Münster: LIT-Verlag) verfasst, der sich auf die Organisationstheorie Luhmanns und die Nerzwerktheorie von Harrison White bezieht: „Das deutsche Gesundheitswesen ist sowohl innerhalb eines Versorgungssektors als auch Sektoren übergreifend durch einen hohen Grad an Fragmentierung und Spezialisierung von Angeboten gekennzeichnet. Für reibungslose Versorgungsübergänge sowie Vermeidung von Fehl-, Unter- oder gar Überversorgung ist die Vernetzung der beteiligten Institutionen, Dienste und Berufsgruppen notwendig. In besonderem Maße sind Personen mit länger andauerndem Pflegebedarf auf eine funktionierende, auf die Bedürfnisse der Betroffenen ausgerichtete Kooperation angewiesen (…). Im Kontext der vernetzten Versorgung und des Schnittstellenmanagements wird von den beteiligten Leistungserbringern (Krankenhäuser, Pflegedienste, Ärzte, Therapeuten etc.) verbesserte Koordination und Kooperation in der Pflegeüberleitung und der anschließenden Weiterversorgung von chronisch Erkrankten und Pflegebedürftigen gefordert (…). Insbesondere durch das Entlassungsmanagement im Krankenhaus sollen Nachhaltigkeit und Nutzerorientierung der pflegerischen Versorgung sichergestellt, zumindest aber die Grundlagen dafür gelegt werden (…). Angesichts zunehmender Ausdifferenzierung sowohl von organisationsinternen Abteilungen und Arbeitsprozessen als auch unterschiedlicher Leistungsanbieter liegt das Problem des Schnittstellenmanagements insbesondere in der Sicherung von Anschlussmöglichkeiten. Allein wegen der immer kürzer werdenden Liegezeiten von Patienten ist eine netzwerkförmige Kooperation notwendig, um im Rahmen dieses Schnittstellenmanagements Zuständigkeiten der Versorgung immer wieder neu auszuhandeln und zuzuweisen (…)“.
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28. Dezember 2010
von Tom Levold
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Isomorphe Strukturen im Kontext der Suchthilfe. Ein Versuch, über den Rand des Spiegels zu blicken

Unter diesem Artikel erschien in Heft 1/1989 ein Artikel von Franz Erbach und Kordula Richelshagen (Foto: www.beraten-systemisch.net), in dem es um die Beschreibung von Organisationsmustern in Familien mit Süchtigen Mitgliedern sowie in Organisationen und Institutionen, die in der Suchtarbeit stehen. Solche Institutionen folgen in der Regel den gleichen Annahmen und Konzepten wie die Familien und erhalten das süchtige Verhalten eher anstatt es aufzuheben. Eine gekürzte Fassung dieses Beitrages, die auch online zu lesen ist, erschien im Drogenmagazin „Die Kette“ (Heft 4/1992).
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