systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

9. Februar 2011
von Tom Levold
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Seit wann erleben wir die Welt als gestaltbar?

In der Mediathek des Bayrischen Rundfunks findet sich ein Video des Systemtheoretikers Armin Nassehi, in dem dieser kurzweilig über die Macht der Gesellschaft als„Gesellschaft mit beschränkter Haftung“:„Wir leben in einer Gesellschaft, in einer koordinierten Welt. Normalerweise machen wir uns darüber keine Gedanken. Doch allein die Tatsache, dass wir mit der U-Bahn fahren können oder Kaffeekochen, ist erstaunlich“ (Link-Tipp von Dirk Kowalis).
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9. Februar 2011
von Tom Levold
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Umfrage: Wie beeinflussen soziodemographische Merkmale von Beratern den Beratungsprozess?

Dieser Fragestellung widmet sich eine Befragung, aus der eine Dissertation hervorgehen soll und die im Rahmen des vom BMBF geförderten Forschungsprojektes „Innovative Konzepte der Personal- und Organisationsentwicklung in Beratungsunternehmen“ (IPOB) unter Leitung von Prof. Dr. Michael Mohe an der Universität Oldenburg erstellt wird. Hierfür wird Ihre Unterstützung erbeten. Wie können Sie helfen? Sie können helfen, indem Sie 10 Minuten für die Forschung investieren und diesen Online-Fragebogen bis zum 25.02.2011 ausfüllen. Für Ihre Teilnahme an der Studie erhalten Sie eine zusammenfassende Auswertung der Ergebnisse. Alle Ihre Angaben werden anonymisiert und streng vertraulich behandelt! Für Rückfragen steht Ihnen der Doktorand Dipl.-Soz. Daniel Dorniok zur Verfügung. 

8. Februar 2011
von Tom Levold
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16. Herbstakademie in Jena 2010

„Vom 11. – 13. 10. 2010 fand zum 16ten Mal die sogenannte Herbstakademie in einer kleinen aber feinen Runde von rund 40 Teilnehmern statt. Die Herbstakademie kann als interdisziplinäres Forum von Wissenschaftlern verstanden werden, die ihre Arbeit in den Kontext der synergetischen Systemtheorie stellen. Sie findet seit 1990 in ein- oder zweijährigem Abstand statt und ist von Prof. Günter Schiepek, Prof. Wolfgang Tschacher und Prof. Ewald Johannes Brunner begründet worden. 2010 fand die Tagung, wie auch schon einige Male zuvor, in Jena statt, diesmal in den schönen Rosensälen der Friedrich Schiller-Universität Jena direkt am altehrwürdigen Fürstengraben. Sie wurde veranstaltet von Prof. Ewald Johannes Brunner, Prof. Karsten Kenklies und Prof. Wolfgang Tschacher in Kooperation mit dem Forschungszentrum„Laboratorium Aufklärung“ (www.fzla.uni-jena.de) und dem Frege-Centre for Structural Sciences (www.frege.uni-jena.de). Das Thema war diesmal „Selbstorganisation von Wissenschaft“ – ausgehend von der Annahme, dass sowohl die Einzelwissenschaften als auch der Wissenschaftsbetrieb als solcher auf Selbstorganisationsprozessen beruhen und dementsprechend Eigendynamiken entwickeln“ So beginnt ein ausführlicher und sehr informativer Tagungsbericht von Matthias Ochs, den dieser auf der von ihm betreuten website systemisch-forschen.de veröffentlicht hat.
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7. Februar 2011
von Tom Levold
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Von Krieg betroffene Kinder

In der öffentlichen Wahrnehmung ist in den vergangenen Jahrzehnten die Aufmerksamkeit für das Thema Kinder und Krieg in erster Linie auf das Schicksal der Kindersoldaten gelenkt worden. Zwar dürfte klar sein, dass die Lebenslage von Kindern aus der Zivilbevölkerung in Kriegsgebieten immer massiv durch das Kriegsgeschehen beeinflusst wird, aber dennoch ist ihre Situation wenig erforscht und kaum im Fokus der Öffentlichkeit. Die Dringlichkeit der Beschäftigung mit dieser Frage liegt aber auf der Hand, vor allem angesichts der Tatsache, dass es sich immer weniger um Kriege zwischen Staaten und Armeen handelt als um dauerhafte, oft langwierige bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen bewaffneten Einheiten, die auf dem Rücken der Zivilbevölkerung ausgetragen werden:„Es ist bekannt, dass im Lauf des 20. Jahrhunderts die Quote der Zivilisten an den Kriegsopfern anstieg; sie wird in aktuellen Konflikt mit etwa 90 % angegeben.Seit 1996 hat die Zahl in Kriegen getöteter Kinder diejenige der gefallenen Kombattanten übertroffen“, schreibt Johanna Fleischhauer, die 2008 eine bemerkenswerte Studie über die Situation von Kindern unternommen hat, die im Krieg oder in kriegsnahen Konfliktsituationen in Eritrea geboren und aufgewachsen sind. Ich kenne kaum ein Buch, in dem auf 400 Seiten so viel über die konkrete Lebenssituation von Kindern und Erwachsenen in einem kriegsgebeutelten afrikanischen Land zu erfahren ist wie in diesem Band. Es führt uns vor Augen, wie ignorant wir doch im allgemeinen selbst als Tageszeitungsleser mit der Lebenssituation in den afrikanischen Kriegsregionen umgehen (in einem Exkurs geht Fleischhauer auch auf die psychosoziale Situation von Kindern in der Geschichte dreier anderer afrikanischer Länder ein: Mosambik, Südafrika und Ruanda). Vor allem aber zeigt er uns, dass Peace Building nicht bei politischen Maßnahmen und wirtschaftlicher Unterstützung stehen bleiben darf, sondern darüber hinaus verstärkt die Mikro-Ebene psychosozialer Gemeinschaft in den Blick nehmen muss. Und das ist angesichts der auf uns zu kommenden Entwicklungen in der Welt ein so wichtiger Befund, dass das Buch auch denen empfohlen werden muss, die sich bislang noch nicht mit diesem Thema befasst haben.
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5. Februar 2011
von Tom Levold
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Zitat des Tages: Andreas Reckwitz

„…In der Soziologie und Psychologie der 1940er bis Mitte der 1970er Jahre, mithin im sozialwissenschaftlichen Denken der organisierten Moderne, kam dem Identitätskonzept ein andersartiger Stellenwert zu als in den hochmodernen Kultur- und Sozialwissenschaften seit den 70er und 80er Jahren. Diese Bedeutungsverschiebung gilt sowohl für das Konzept personaler wie für das kollektiver Identität(en). Wie läßt sich dieser Bedeutungswandel der Identitätssemantik in den Sozialwissenschaften genauer fassen? Man kommt der semantischen Transformation am besten auf die Spur, wenn man zunächst zwischen der Frage nach personalen und der nach kollektiven Identitäten unterscheidet und ihre Konzeptualisierung in den ‚klassischen‘ Modellen der 1940er bis 70er und denen seit den 70er Jahren gegenüberstellt. Dann zeigt sich, daß das klassische Identitätskonzept universalistisch und kompetenztheoretisch orientiert und auf das Problem des Verhältnisses zwischen Individuum und sozialen Zwängen sowie das Problem der temporalen Konstanz zentriert war; das hochmoderne Identitätskonzept ist dagegen hermeneutisch und historisch orientiert sowie auf das Problem des kontingenten Selbstverstehens bezogen. Die Semantik ändert sich offenbar mit der gesellschaftlichen Problemlage.“ (In: Andreas Reckwitz (2001): Der Identitätsdiskurs. Zum Bedeutungswandel einer sozialwissenschaftlichen Semantik. In: Rammert, Werner (Hg.): Kollektive Identitäten und kulturelle Innovationen. Ethnologische, soziologische und historische Studien. 21-38. Leipzig; S. 25)

4. Februar 2011
von Tom Levold
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Systemische Therapie bei Angststörungen

Im Jahr 2000 haben Winfried Häuser und Reinhard Eher in der Zeitschrift„Psychotherapie im Dialog“ einen Aufsatz über Systemische Therapie bei Angststörungen“ verfasst, der auf der website des Klinikums Saarbrücken auch online zu lesen ist. Im abstract heißt es:„Systemische Autoren schreiben Angststörungen eine beziehungsregulierende Funktion innerhalb des intrapsychischen Systems bzw. in zwischenmenschlichen Systemen zu. Panikstörung/Agoraphobie wird auf interaktioneller Ebene als ein „Lösungsversuch” in einem eskalierenden Dilemma zwischen dem Bedarf nach Autonomie und dem nach Bezogensein gegenüber dem Partner oder anderen wichtigen Bezugspersonen konzeptualisiert. Innerhalb eines kurzzeittherapeutischen Konzeptes werden idealtypische Phasen mit unterschiedlichen systemischen Therapiemethoden anhand von Fallbeispielen dargestellt: narrative und lösungsorientierte Ansätze in der Motivations- und Symptomkontrollphase sowie Reflecting Team in der Konfliktphase“
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3. Februar 2011
von Wolfgang Loth
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„Gelingende Hilfen in Pflegefamilien“

Dass Pflegefamilien vor besonderen Herausforderungen stehen, dürfte bekannt sein – auch wenn medienwirksame Aufmerksamkeit sich üblicherweise nur dann einstellt, wenn etwas spektakulär schief geht, ein Pflegekind zu Schaden, gar zu Tode kommt. Für Jugendämter, bzw. Allgemeine Soziale Dienste gerät das Thema insofern eher unter Stressbedingungen in den Vordergrund. Dabei gibt es durchaus Grund zur Verknüpfung von Überlegungen zu Grundlagen gelingender Hilfen in Pflegefamilien und einer konstruktiv verstandenen Qualitätsdiskussion. Genau dazu hat Carmen Thiele (Foto: PFAD) im Jahr 2009 eine Dissertation an der FU Berlin vorgelegt. Ihr Thema: „Gelingende Hilfen in Pflegefamilien – Ein Beitrag zur Qualitätsentwicklung im Hilfesystem Vollzeitpflege“. Die Autorin stellt fest, dass sich „das Erleben der Pflegeeltern, also der Menschen, die als Hilfedurchführende wirken – (…) in den vorhandenen Forschungsarbeiten und selbst in den Diskussionen der Fachkräfte der Sozialen Arbeit kaum wieder“ fanden. „Des Weiteren fiel auf, dass der wissenschaftliche Blickwinkel sich überwiegend auf die Schwierigkeiten, die Probleme und auf Ursachen und Beendigungsgründe von gescheiterten Pflegebeziehungen konzentrierte. Diese besondere Wahrnehmung vor allem der Schwierigkeiten, die das Alltagserleben der Pflegefamilie bestimmen, läuft jedoch auf eine Vereinseitigung, eine Verengung des wissenschaftlichen Blicks hinaus. So entstand die Idee, eine andere, bisher vernachlässigte wissenschaftliche Perspektive zu nutzen und zu fragen: Wie konstruieren Pflegeeltern bzw. Pflegefamilien ihre Wirklichkeit? Was kann man aus der Konstruktion pflegefamilialer Wirklichkeit lernen?“
„In ihrer Konstruktion von sich als Familie vereint die Pflegefamilie scheinbar Unvereinbares“, so Thiele (S.10), sie sei „in ihrer Konstruktion als Familie, als Einheit, grundsätzlich nicht in der Lage, keine Unterschiede zu machen. Sie ist ein Unterschied“ (S.242). In ihrer einleitenden Zusammenfassung schreibt die Autorin: „In den Versuchen, mich diesen Widersprüchen theoretisch zu nähern, wurde immer deutlicher, dass es dafür einer neuen wissenschaftlichen Konzeptualisierung bedarf, die die Grenzen bisheriger Ansätze bereit ist zu überschreiten. Es wird daher der Versuch unternommen, Pflegeverhältnisse in einem ambivalenztheoretischen Rahmen zu betrachten. (…) Es wird herausgearbeitet, wie Gelingende Hilfen im Hilfesystem Vollzeitpflege kritisch verstanden werden können. Von den Spannungsverhältnissen, die in einer Pflegefamilie wirken, (…) werden hier insbesondere die Fragen des Schließens und Öffnens des Familiensystems und damit überhaupt die Frage von Elternschaft diskutiert. Familiale Systembildung, Paradoxie der Zeit, Macht-Ohnmacht-Beziehungen werden als Eckpfeiler des theoretischen Rahmenkonzepts herausgearbeitet“ (S.10). Wie bei Dissertationen üblich, handelt es sich nicht um einen süffigen, leicht zu konsumierenden Text. Dennoch bietet er auch PraktikerInnen wertvolle Anregungen, zumindest Fragen, die zu stellen sich lohnt. Und im weitesten Sinn fördert diese Arbeit die Idee, sich den besonderen Themen und Herausforderungen von Pflegefamilien eben nicht nur unter Stressbedingungen zuzuwenden, sondern perspektivisch, mit Ruhe und einem Ziel: die Rahmenbedingungen des angestrebten Gelingens zu fördern.
Zum Volltext der Dissertation geht es hier…

2. Februar 2011
von Tom Levold
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Die empathische Zivilisation