systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

14. März 2011
von Tom Levold
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Neue Chance für die als „neu“ bezeichneten Psychotherapieverfahren durch Novellierung des Psychotherapeutengesetztes?

Aus den Info-Seiten der GWG:„Gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie (DGSF) und der Systemischen Gesellschaft (SG) hat die GwG im Oktober 2010 die Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesgesundheitsbehörden (AOLG) auf die Ausbildungsmisere der„neuen“ Psychotherapieverfahren aufmerksam gemacht. Als„neue“ Verfahren gelten Psychotherapieverfahren, die nicht zu den sog. Richtlinienverfahren zählen, die aber wissenschaftlich anerkannt und zur vertieften Ausbildung (Approbationsausbildung) zugelassen sind. Wegen der bisher verwehrten sozialrechtlichen Anerkennung und der Diskrepanz zwischen Berufs- und Sozialrecht kann in den neuen Verfahren nicht ausgebildet werden. In der letzten Ausgabe von„Gesprächspsychotherapie und Personzentrierte Beratung“, Seite 234, haben wir ausführlich über diese Problematik berichtet. Die Ausbildungsteilnehmer mit Schwerpunkt Gesprächspsychotherapie am Institut für Psychotherapie (IfP) der Universität Hamburg sind direkt von dieser Problematik betroffen. Auch sie haben im Oktober letzten Jahres die AOLG um Unterstützung gebeten und über ihre ausweglose Ausbildungssituation berichtet“
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14. März 2011
von Tom Levold
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Therapie der Magersucht

Der angesehene Schweizer Arzt und Psychiater Jürg Liechti beschäftigt sich seit über zwanzig Jahren im Berner „Zentrum für systemische Therapie und Beratung“ mit Magersüchtigen. 2008 ist im Carl-Auer-Verlag ein Buch erschienen, in dem er seinen Ansatz der Therapie der Magersucht vorstellt. Mit diesem Buch, das er als eine Art „Kochbuch“ verstanden wissen möchte, gibt er einen aktuellen Überblick über Theorie, klinische und ambulante Therapien bei Anorexia nervosa. Die Kernthese lautet, dass die Therapie von Magersucht idealerweise systemische, Verhaltens- und Familientherapie kombiniert. Besonderes Augenmerk wird auf die ressourcenorientierte Kontaktaufnahme mit der Patientin und auf die Gestaltung der Beziehungen aller Beteiligten innerhalb der Therapie gelegt. Anhand vieler Praxisbeispiele werden die Erklärungs- und Veränderungsmodelle sehr detailliert und nachvollziehbar dargestellt. Dennis Bohlken hat eine Besprechung für das systemagazin verfasst, die Sie
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12. März 2011
von Tom Levold
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Helm Stierlin wird heute 85!

Heute feiert Helm Stierlin, hier mit seiner Frau zu sehen, seinen 85. Geburtstag. systemagazin gratuliert von Herzen und wünscht alles Gute, Gesundheit und Glück für die nächsten Jahre! Auf der website des Carl-Auer-Verlages ist ein dankenswerterweise heute ein ausführlicher Text von Wolf Ritscher über Helm Stierlin zu lesen, dessen Initiative und Unterstützung ganz wesentlich zur Entwicklung der Systemischen Therapie in den deutschsprachigen Ländern beigetragen hat.
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10. März 2011
von Wolfgang Loth
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Vom Reden und Schweigen nach Kassenlage

Was tun, wenn Reden zwar nutzt, doch nicht genug bringt? Einbringt, wäre genauer gesagt. Gerhard Seidenstücker (Universität Trier), mit dem ich gelegentlich korrespondiere, schickte mir nun einen Link zu einem Beitrag in der New York Times vom 5. März 2011, der erzählt, was passiert, wenn die Eingangsfrage zu sehr pressiert. „Reden zahlt sich nicht aus“ heißt es in der Überschrift, daher setze die Psychiatrie stattdessen auf medikamentöse Therapie („Talk Doesn’t Pay, So Psychiatry Turns Instead to Drug Therapy“). Es mag verwundern, dass dem erst jetzt so sei, doch geht es mir hier jetzt nicht um die grundsätzliche Unterscheidung psychosozialer und psychiatrisch-medikamentöser Konzepte. Offensichtlich nötigen die finanziellen Rahmenbedingungen in den Vereinigten Staaten auch solche psychiatrischen PsychotherapeutInnen zu einer medikamentös gestützten Kurztherapie, die bislang auf die Wirksamkeit des kommunikativen Rahmens gesetzt haben. Die interviewten Psychiater wirken nicht so, als wären sie mit fliegenden Fahnen übergewechselt, eher nolens volens. Ich denke, es ist notwendig, sich auch solche Entwicklungen vor Augen zu halten, wenn es darum geht, mit allen Mitteln einen Fuß in die Tür des real existierenden Krankenkassensystems zu bekommen. Wenn es eng wird, ändern sich auch die Spielregeln, und davon dürften weder Wissenschaft noch Sozialrecht unbetroffen bleiben. Wäre gut, dann nicht aus dem Alternativ-Training gekommen zu sein, könnte man denken.
Zum Text der New York Times geht es hier

9. März 2011
von Tom Levold
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Peter Fuchs auf dem Weg zu einer Allgemeinen Theorie von Sinnsystemen

Von Heiko Kleve bin ich auf diesen Link aufmerksam gemacht worden. Peter Fuchs hat am 9. April 2010 einen Vortrag an der Hochschule für Soziale Arbeit in Luzern gehalten, der in contextblog.ch auf beispielhafte Weise dokumentiert ist. Frank Meissner schreibt:„Niklas Luhmann hat für sich beansprucht, eine Allgemeine Theorie sozialer Systeme zu konzipieren. Nichts desto trotz finden sich bei Luhmann immer auch Überlegungen zu psychischen Systemen, die er als notwendige Umwelt von Kommunikation behandelte. Peter Fuchs geht diesen Überlegungen nach und baut darauf auf, indem er beide Systemformen, die Kommunikation und die Psyche als Sinnsysteme behandelt. Mit dieser Isomorphisierung eröffnen sich vielfältige Anschlussmöglichkeiten in der theoretischen Operationalisierung von Kommunikation und Bewusstsein“
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8. März 2011
von Tom Levold
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Soziale Konstruktion und Bildung im Kontext globaler Konflikte

In einem in die deutsche Sprache übersetzten Text, der jedoch bislang nicht gedruckt, sondern nur auf seiner website als Online-Text vorliegt, beschäftigt sich Kenneth Gergen mit Fragen„Sozialer Konstruktion und Bildung im Kontext globaler Konflikte“. Dabei geht es vor allem um den Stellenwert des Wahrheitsbegriffs als kulturellem Ideal in Bildungsprozessen:„Ich glaube, dass wichtige Grundannahmen, auf denen überwiegende Teile unserer Bildungspraxis beruhen, in vielerlei Hinsicht nicht zur Verminderung von Konflikten beitragen, sondern zu ihrem Bestehen. Warum das so ist? Es wurde schon viel darüber gesprochen, dass unsere Lehrpläne eine eurozentristische Sicht auf Kultur, Geografie, Geschichte und Religion vertreten. Alles Nichteuropäische wird hier oft als exotisch und fremd dargestellt, wenn es nicht sogar gänzlich ausgeblendet wird (…). Ich will mich hier aber nicht mit einzelnen Unterrichtsinhalten beschäftigen. Vielmehr finde ich die Annahmen beunruhigend, die unserer Lehre -sowohl in ihren Inhalten als auch in ihrer Form – zugrunde liegen. Bedenken Sie einige Ideale, die unser Handeln leiten: Wahrheit, Objektivität und rationales Denken. Wünschen wir nicht, dass unsere Lehre diese Ideale verkörpert? Und gestalten wir nicht eine pädagogische Praxis, die darauf ausgerichtet ist, diese Ideale in den ‚Köpfen und Herzen‘ der Jugend zu verankern? Ich vermute, dass wir auch politisch der Ansicht sind, dass tödliche Konflikte durch die Verbreitung dieser Ideale bald der Geschichte angehören werden. Objektive Wahrheit könnte die endlosen ideologischen Auseinandersetzungen beenden. Es war lange Zeit das Versprechen der wissenschaftlichen Gemeinschaft, dass Ideologie durch Tatsachen aufgelöst werden kann. Ich behaupte, dass es genau diese Ideale sind – Wahrheit, Objektivität und Logik -, die einer friedlichen Welt im Wege stehen. Ich sage dies hauptsächlich deswegen, weil diese Ideale immer als weitgehend kulturunabhängig begriffen wurden. Wir betrachten sie als kulturübergreifende Ideale – die von allen Menschen geschätzt werden. Wir glauben z. B. an die Notwendigkeit der ‚Suche nach Wahrheit‘ und daran, dass durch sorgfältige empirische Arbeit ‚herausgefunden‘ oder ‚enthüllt‘ werden kann, was objektiv der Fall ist. Wahrheit nimmt für uns und für alle anderen Kulturen eine Vorrangstellung ein. Die Herausforderung ist es, mit hartnäckiger Vernunft die Natur der Realität zu entdecken und bekannt zu machen“
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7. März 2011
von Tom Levold
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Der systemtherapeutische Einbezug von Angehörigen

Angehörige von Klienten in die systemische Therapie einzubeziehen ist aus systemischer Sicht nicht nur nützlich, sondern geradezu zwangsläufig und eine wichtige Ressource. Gleichzeitig aber auch eine Herausforderung, nicht nur für die Therapeuten, sondern auch oft für die Klienten. Jürg Liechti und Monique Liechti-Darbellay fragen in ihrem Buch„Im Konflikt und doch verbunden“, das soeben im Carl-Auer-Verlag Heidelberg erschienen ist:„Wie gewinnt man einen Vater zur Mitarbeit, ohne die pubertierende Tochter zu vergraulen? Was tun, wenn die Stiefmutter die Therapie blockiert? Wie spricht man als Therapeut mit einer Hausärztin, die das Problem in den überängstlichen Eltern sieht?“ Sie decken „gute Gründe“ für Widerstand auf, erläutern den Unterschied zwischen Problem und Diagnose und arbeiten das zentrale Moment für den Erfolg eines Mehrpersonensettings heraus: die Eigenmotivation. Sie steigt im gleichen Maß, wie die Auswirkungen des beklagten Leids auf das Umfeld mit berücksichtigt werden. Von großem didaktischem Wert erweisen sich die Transkripte aus realen Therapiesitzungen. Sie illustrieren das Sammeln von Informationen und das Erarbeiten von Hypothesen über das System, führen die Mikroanalyse vor und vermitteln die angemessene „Therapierhetorik“, die Bewegung in die Kommunikation bringt. Einsteigern in die systemische Psychotherapie und Beratung macht das Buch Mut, Bezugspersonen in die Arbeit einzubeziehen und deren Ressourcen zu erschließen und zu nutzen. Erfahrene Therapeuten profitieren vom mosaikhaften Zusammenfließen von Theorie und Praxis. systemagazin bringt einen Auszug aus dem Buch als Vorabdruck.
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5. März 2011
von Wolfgang Loth
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Zitat des Tages: Thilo Koch im Gespräch mit Karl Jaspers

Wann ist ein Gespräch ein Gespräch? Und wie zeigt sich, ob es sich dabei um mehr handelt als um eine Wechselrede, ein Hin und Her von Worten? In Zeiten, in denen Talk und Show zusammengehören wie Beliebig & Keit oder Unter & Haltung, sind solche Fragen vielleicht etwas seltsam. Mag sein. Vor kurzem nun stieß ich auf eine Sammlung von Interviews und Gesprächen mit Karl Jaspers. In dieser Sammlung befindet sich unter anderem ein Gespräch zwischen ihm und dem Journalisten Thilo Koch. Es fand im Mai 1960 statt. Während Koch immer wieder darauf zu drängen scheint, dass Jaspers eine richtungsweisende Stellung beziehe, nähert sich Jaspers den jeweiligen Themen mit einem weiten Blick und einer Art neugierig-strenger Demut. Vieles kommt zur Sprache, Freiheit etwa, Würde des Menschen, Philosophie und Meditation, Ideenwelt und Handlungswirklichkeit. Als Zitat möchte ich jedoch den Schluss dieses Gesprächs anführen, in dem mir die Essenz, der lebende Kern dessen, was ein Gespräch ist, in Worten gesagt zu werden scheint. Das wirkt wohl fremd heutzutage, diese Wortwahl, dieser Duktus, dieser lange Atem, doch iFeel dass diese iWords sich lohnen, zur iKenntnis genommen zu werden:
Koch:„[…] Es war in meinen Fragen ja anscheinend immer sehr stark der Wunsch zu spüren, und das wird mir im Augenblick erst klar, von Ihnen ein Dogma zu hören, obwohl ich in dem Wunsch kam, von den Dogmen mich zu befreien. Ich wollte von Ihnen auch eine Art Rezept. Was Sie aber geben wollen und können, wenn ich es jetzt zusammenfassen müßte, wäre wohl, eine Denkungsart zu erwecken, zu erziehen, die in einer ganz speziellen menschlichen Situation diesen einzelnen befähigt, Entscheidungen zu treffen, die durch kein Dogma vorherbestimmt werden können oder beeinflußt werden sollten, sondern die aus dieser Denkungsart dann allein möglich werden. Habe ich das einigermaßen richtig ausgedrückt?“
Jaspers:„Ich glaube ja, Herr Koch. Sie haben, glaube ich, verstanden, in welche Richtung ich möchte, soweit ich es selber verstehe. Mir scheint, das Gespräch bezeugt die Möglichkeit, sich berühren zu können in solchen Dingen, die sich nicht wie Steine auf den Tisch legen lassen, so daß man sie greifen kann, sondern die ungreifbar sind, unsichtbar, in gewissem Sinn unfaßlich. Das Gespräch hat mir darum wohlgetan. Ich danke Ihnen“ [In: Offener Horizont. Ein Gespräch mit Thilo Koch (Sendung des NDR am 31.5.1960). In: Karl Jaspers (1969) Provokationen. Gespräche und Interviews (hgg. von Hans Saner). München: R. Piper (Zitat S. 61f.).]

4. März 2011
von Tom Levold
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Hilfe, sie kommen!

„Ziel aufsuchender Hilfen ist es, Menschen, die im sozialen Kontext Unterstützung brauchen, dort zu begegnen, wo sie sonst auf sich alleine gestellt wären: direkt bei sich zu Hause. Der direkte Kontakt in Form von Hausbesuchen ermöglicht es einerseits, die jeweiligen Umstände und Lebensmilieus der Besuchten kennenzulernen und schneller zu erfassen, welche Interventionen passen können. Andererseits trägt er das Risiko in sich, die Intimsphäre der Besuchten zu verletzen, Grenzen zu überschreiten und als Übergriff empfunden zu werden. Insofern unterscheidet sich das aufsuchende Arbeiten in vielen Aspekten von der Arbeit in selbst gestalteten Arbeitsräumen“ Dies ist die Ausgangsposition eines umfangreichen Sammelbandes, den Matthias Müller und Barbara Bräutigam, ProfessorInnen an der Hochschule Neubrandenburg, herausgegeben haben und der die unterschiedlichsten Aspekte aufsuchender Hilfen untersucht. systemagazin bringt als Vorabdruck das Kapitel 5:„Aufsuchen Macht Sinn“, ein Beitrag von J. V. Wirth.
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