systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

25. Juli 2011
von Tom Levold
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Kinder- und Jugendhilfe

Jürgen Hargens, Hans Lieb (gem. mit Waltraud Danzeisen & Anke Godddar) und Michaela Herchenhan (gem. mit Sabine Heppel) bestreiten die neue Ausgabe der„Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung“ mit Beiträgen zur Arbeit mit Kindern und ihren Familien, Kindeswohlgefährdung und einem Konzept zur Zusammenarbeit in sozialen Kontexten:„Cleartalk“. Darüber hinaus gibt es noch einen Artikel von Christa Hubrich über„Systemisches Handeln und Hirnforschung“.
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24. Juli 2011
von Tom Levold
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Antistressprogramm

Die Kurklinik war ihre Idee gewesen. Er reiste mit, wenig begeistert. Erste Schlappe, als der Kellner am Morgen zum Tisch kommt. Oh je, Kaffee gehört aber nicht zum Antistressprogramm! Da wird der Partner wach: Hören Sie, die Kur beginnt um 16 Uhr, also bitte ein ganz gewöhnliches Frühstück. Ein dreistes Benehmen, wie die Gesichter der Kurgäste zeigen.
Gegen Abend wird die Kurwoche feierlich eröffnet, mit Chefarzt und Kurdirektorin, beide schlank und gebräunt – wie im Kino. Die Gäste schreiten mit Plastic-Hüllen an den Schuhen durch das Kurareal. Als Willkommenstrunk wird ein lauwarmer Lindenblütentee in Champagnergläsern serviert. Nobel.
Das erste Antistressdiner: eine trockene Semmel, ein Löffelchen Quark und eine Tasse Milch bei Blumen und Kerzen. Die Semmel dient der Kauschulung, belehrt die Frau Oberin. Zu jeder Semmel und jeder Suppe sagt sie sodala… Diskrete Blicke in die Runde: neben den erwarteten Menschen aus der 2. und 3. Lebensphase erstaunlich viele junge, schöne. Ausserdem drei allein sitzende Herren aus der Schweiz, die Gesichter bekannt von Zeitung und Fernsehen: ein hoher Militär, ein hoher Politiker, ein nicht mehr so hoher CEO eines jetzt kaputten Unternehmens. Niemand redet mit ihnen, selbst die Deutschen nicht. Das muss an ihrer traurigen Ausstrahlung liegen…
In der Frühe sitzen alle im Bademantel vor dem Kurareal und trinken grausliches Bittersalz-Wasser. Es soll die bösen Schlacken aus dem Körper jagen. Ein Bußritual! Leider hat sie die Badeschlappen vergessen und muss in Wollsocken zur Ärztin. Die misst sie aus, wie sie im Leben noch nie vermessen wurde, und notiert ihre Werte. Bauchumfang und so ist zu erwarten. Aber Hals? Sie will doch am Hals nicht abnehmen!
Bäder, Heublumenwickel und Massagen. Vor lauter Schwäche mögen sie kaum wandern, dafür entspannt kuscheln – Antistressprogramm. Zum Essen gibt’s die übliche trockene Semmel, ihr aber bringt die Oberin nur Tee. Die Ärztin habe dies angeordnet. Hexe! Blitzartig ist sie achtjährig: Ihre Geschwister haben allen Schokoladenkuchen weggeputzt, die Monster, und sie brüllt los. Aber heute, unterstützt von ihrem Liebsten, sagt sie freundlich-bestimmt: Ich geh nicht ohne Essen ins Bett! Sie kriegt ihre trockene Semmel, sodala, und ist zufrieden.
Am Ende der Kur wird’s feierlich. Das Grüpplein ist angewärmt, die Stimmung wie im Klassenlager. Alle kriegen ein Zeugnis mit den Schluss-Vermessungsdaten. Ihr Hals ist wirklich ½cm dünner geworden! Fröhlich wippt sie mit den schwarzen Lacksandalen unter dem Bademantel.

Im Jahre 2002 hat die im vergangenen Jahr verstorbene systemische Paartherapeutin Rosmarie Welter-Enderlin allwöchentlich Sonntags in der Neuen Zürcher Zeitung eine Kolummne mit dem schönen Titel„Paarlauf“ veröffentlicht, in der sie kleine Beobachtungen und Geschichten aus ihrer paartherapeutischen Praxis für ein größeres Publikum zugänglich machte. Rudolf Welter hat aus diesen Beiträgen eine kleine Broschüre zum Andenken an Rosmarie Welter-Enderlin gestaltet. Mit seiner freundlichen Erlaubnis können die LeserInnen des systemagazin an diesen Sonntagen die Texte auch online lesen.

23. Juli 2011
von Tom Levold
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Mediation

Die vorliegende neue Ausgabe der„Familiendynamik“ enthält wieder eine ganze Reihe sehr spannender und lesenswerter Artikel. Kurt Ludewig stellt nach einem gründlichen Überblick über verschiedene Spielarten von Theorien über Psychische Systeme, Selbst bzw. Identität seine jüngsten Überlegungen zu einer Theorie des Psychischen unter dem Schlüsselbegriff„Polyphrenie“ vor. Schwerpunktthema des Heftes, von Nicola Neuvians und Arist von Schlippe als Herausgeber betreut, ist die Konflikt-Mediation. Die beiden Herausgeber leiten in ihrem Editorial dieses Thema anregend ein:„Konflikte sind jedem Menschen aus dem Alltag bekannt. Doch obwohl sie allgegenwärtge und wiederkehrende Phänomene sind, werden sie meist eher als schwierig und trennend erlebt. Die verbindende Seite des Konflikts wird dabei häufig übersehen. Ist ein Konflikt eine Bagatelle, berührt er uns nicht. Ist er dagegen ein eskalierter Widerspruch, also ein Widerspruch, der über die übliche Bekundung einer anderen Ansicht hinausgeht, bekommt er einen bindenden Charakter und eine beobachtbare Eigenlogik, die von enormer Präsenz sein kann“ Die Beiträge zum Thema gelten der Familienmediation, der Mediation in Paarkonflikten und der„Narrativen Mediation“ als Konfliktlösungsansatz, zudem gibt es noch ein Interview mit dem Landgerichtspräsidenten und Mediator Antonius Fahnemann. Mit den üblichen Rubriken und weiteren Beiträgen, u.a. des Philosophen Wilhelm Schmid über die Liebe, ist ein prall gefülltes Sommerheft zur Ferienlektüre geworden.
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22. Juli 2011
von Tom Levold
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Zwischen Kur und Optimierung: Körper als Problem

Der Zürcher Historiker Peter-Paul Bänziger, der sich mit der Geschichte des Beratungs- und Therapie-Zeitalters und der Sexualitätsgeschichte beschäftigt, hat in einer interessanten Analyse von Briefen an die Ratgeberkolumne„Liebe Marta“ die Selbstthematisierung des Körpers und der mit ihm verbundenen Probleme untersucht:„Auf der Basis von Briefen an die Ratgeberkolumne «Liebe Marta» wird untersucht, wie die Ratsuchenden ihre Körper problematisieren. Dabei zeigt sich, dass die Kur rein medizinisch indizierter Krankheiten kaum eine Rolle spielte. Ausnahmen sind hauptsächlich in jenen Fällen zu finden, wo die bisherigen Therapieversuche erfolglos blieben oder keine Therapie möglich war. Hier fungierte die «Liebe Marta» als Beraterin im Feld der zahlreichen und widersprüchlichen therapeutischen Angebote. In den meisten anderen Fällen hingegen waren die Körper zum Problem geworden, weil sie nicht den jeweils vorherrschenden Normen entsprachen. Sie wurden als Gegenstand sozialer Anforderungen thematisiert, was sich an Briefen zu «Inter-» und «Transsexualität» genau so zeigen lässt, wie an jenen Texten, die ästhetische Vorstellungen thematisieren. Es ging den meisten Personen jedoch nicht darum, einen schöneren oder besseren Körper als die anderen zu haben, sondern einen vergleichbaren. Den eigenen Körper zu optimieren, bedeutet in diesen Fällen also lediglich, ein gesellschaftlich bedingtes Leiden zu kurieren“
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21. Juli 2011
von Tom Levold
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Tiefensystemik

„Drogensucht gilt zu Unrecht als unveränderbar. Eine Heilung von Drogensucht bzw. von habitueller Süchtigkeit ist aus Sicht der Autoren jedoch möglich. Von Genesung und vom langfristigen Ziel Heilung von Süchtigkeit handelt dieses Buch. Ausgehend von den Grundsätzen systemischer Therapie und Beratung wird ein eigenes Modell entwickelt — die Tiefensystemik. Sie erweitert das klassische systemische Modell durch die„geistige“ Dimension mental-somatischer Modelle. Kernpunkt der Arbeit mit Süchtigen ist die Auffassung, dass diese die Reorganisation ihrer eigenen Wahrnehmungs- und Kognitionsweisen selbst vollziehen müssen. Als Instrument zur Realisierung dieser Strukturtransformation dient Vipassana-Meditation, die ethische Lebensführung, Konzentration des Geistes und Arbeit an den eigenen mental-somatischen Modellen bedeutet“, so der Verlags-Text zum Buch von Leo Gürtler, Urban Studer und Gerhard Schröder, die gemeinsam als Therapeuten und Therapieforscher im suchttherapeutischen Projekt„start again“ in der Schweiz aktiv sind und ein umfangreiches Buch über„Wege aus der Süchtigkeit“ verfasst haben. Rudolf Klein aus Merzig hat das Buch für systemagazin gelesen und kritisch rezensiert:„Ich halte das Buch trotz der kritischen Anmerkungen für empfehlenswert, obwohl (besser: weil) es keine leichte Kost bereitstellt. Es werden interessante Verknüpfungen hergestellt, die wichtige Hinweise und Denkanstöße für die Therapie drogenabhängiger KlientInnen liefern können. Und letztlich bietet es eine sehr umfassende Materialsammlung, die immer wieder zum Nachschlagen genutzt werden kann“
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20. Juli 2011
von Tom Levold
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systeme 1/2011

Die neue Ausgabe von systeme ist relativ schmal geraten und enthält neben einigen Rezensionen drei Beiträge über die Therapeutische Begegnung (Ulrike Borst), ein inklusiven kinder- und jugendpsychiatrisches Versorgungssystem aus sozialkonstruktionistischer Perspektive (Eugene Epstein) und Systemische Erlebnispädagogik (Bettina Grote).
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19. Juli 2011
von Tom Levold
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Rich in Value and Attitude

So lautet das Motto der Quadriga gGmbH, die seit 2003 regelmäßig einen Preis an herausragende Persönlichkeiten vergibt, die entweder als„Role Model“ aus Deutschland kommen oder als „Role Model“ für für Deutschland empfohlen werden. Auf der website der Gesellschaft heißt es unter„Philosophy“ sehr schön:„The Quadriga honours four personalities and projects whose thoughts and acts are built on values. Values, which conduce vision, courage and responsibility. The Quadriga honours role models. Role models for Germany and role models from Germany. By combining value orientation and the distinction of innovative and future-benefitting ideas, the Quadriga is able to show both its authenticity and public value“ Vor diesem Hintergrund ist natürlich die Entscheidung völlig unverständlich, die diesjährige wertbezogene und authentische Entscheidung zur Verleihung des Preises an Wladimir Putin zurückzuziehen. Wer wollte behaupten, dass Putin nicht„rich in value and attitude“ sei? Um welche Werte es sich hierbei handelt, ist doch schließlich eine ganz andere Frage. Zu den herausragenden Persönlichkeiten, die bislang für ihren Reichtum an Werten und Haltungen ebenfalls durch die Quadriga ausgezeichnet wurden, gehören auch die Role Models Helmut Kohl, Gerhard Schröder, Hamid Karzai und Karl Theodor Freiherr zu Guttenberg. Wenn die ein bisschen zusammenrücken, passt auch ein lupenreiner Demokrat wie Putin noch hinein. Und Preisträger mit„vision, courage and responsibility“, für was auch immer, wird man auch zukünftig finden…

18. Juli 2011
von Tom Levold
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Mentalisieren in der psychotherapeutischen Praxis

Das Konzept des Mentalisierens hat in den vergangenen Jahren seinen psychoanalytischen Entstehungskontext längst überschritten und Eingang auch in andere psychotherapeutische Schulen gefunden, gerade weil es sich nicht auf die klassischen Ideologeme psychoanalytischer Theoriebildung reduziert. Die Rezension des Buches„Mentalisierungsgestützte Therapie“ von John G. Allen und Peter Fonagy durch Wolfgang Loth ist bereits 2010 im systemagazin veröffentlicht worden. Ebenfalls in 2010 hat Peter Fonagy mit seinem Konzept in einer gemeinsamen Präsentation mit dem im systemischen Feld sehr bekannten Kollegen Eia Asen auf der Tagung für Systemische Forschung in Heidelberg viel Aufmerksamkeit erhalten. Nun ist im Klett-Cotta-Verlag ein neuer Band der Autoren erschienen, gemeinsam mit Anthony Bateman, einem weiteren Weggefährten Fonagys, verfasst, das den Titel„Mentalisieren in der psychotherapeutischen Praxis“ trägt. Nicht umsonst wird hier im Titel vom Substantiv Mentalisierung auf das Verb Mentalisieren umgestellt, geht es doch darum, die subtilen Prozesse wechselseitigen Verstehens und Einfühlens in sozialen Beziehungen generell und psychotherapeutischen Beziehungen im Besonderen besser zu erforschen, eine Perspektive, die auch für systemische Therapeuten bedeutsam und anregend sein sollte. Wolfgang Loth hat auch diesen Band in einer ausführlichen und sorgfältigen Rezension gewürdigt. Er schreibt: „Wenn ich nun die Lektüre dieses Buches systemischen TherapeutInnen und BeraterInnen ans Herz legen möchte, dann möchte ich damit nicht die Begriffsbildung und die inhaltliche Kontextualisierung der Autoren an die Stelle systemischer Perspektiven setzen. Ich empfehle die Lektüre des Buches jedoch sehr, weil ich denke, dass die Autoren vormachen, wie man ein Konzept und die sich daraus ergebenden Anregungen für die Praxis klar, verständlich, plausibel, einladend, unprätentiös und ganz besonders: redlich beschreiben kann. Es geht mir nicht darum, systemischen KollegInnen die (womöglich überzeugte, konvertierte) Übernahme der Inhalte des vorliegenden Buches vorzuschlagen. Ich gehe zwar davon aus, dass die vertiefte Beschäftigung mit den Inhalten dieses Buches auch für systemische Perspektiven hilfreich und gut ist, doch nicht ohne weiteres, zum Beispiel nicht ohne durchgängige Bereitschaft zur Klärung des jeweiligen eigenen Standes der Auseinandersetzung mit Fragen, Themen und Konzepten des Systemischen. Daher sehe ich den Wert der vertieften Beschäftigung mit diesem Buch vor allem in der dadurch beförderten Möglichkeit, die zur Verfügung gestellten Anregungen zu durchdringen und auf diesem Weg darüber hinaus zu kommen. Womit gemeint sein soll: nicht im Versuch einer 1:1-Umsetzung zu erstarren, sondern dem eigenen Beisteuern zum professionellen Tun kontinuierlich auf der Spur zu bleiben, ihm nahe zu kommen, so dass es transparent gemacht werden kann und einem gemeinsamen Nachdenken zur Verfügung gestellt werden kann. Dies wäre dann aus meiner Sicht das, was professionelles Handeln im Kern ausmacht. Und das hier vorgestellte Buch entspricht diesem Ideal auf das Vorzüglichste“
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17. Juli 2011
von Tom Levold
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Teilnehmende aus psychosozialen Berufsgruppen gesucht, die mit dem Programm „Ich schaff`s“ arbeiten

Julia Stephan: Kompetenzförderung psychosozial Beratender durch das lösungsfokussierte Trainingsprogramm„Ich schaff’s“ (Ben Furman)
Im Berufsalltag werden psychosozial Beratende immer häufiger mit „schwierigen“ Kindern konfrontiert. Um mit dieser stetig steigenden Herausforderung umgehen zu können, können Weiterbildungsmaßnahmen eine große Hilfe sein. Doch häufig ist das Erlernte in der Praxis nur bedingt anwendbar.
Ich möchte im Rahmen meiner Bachelor-Arbeit am Fachbereich Psychologie der TU Darmstadt und in Zusammenarbeit mit der Fa. Bentner systemische Organisationsberatung & Personalentwicklung in Darmstadt die Auswirkungen des Programms „Ich schaff`s“ mit „schwierigen“ Kindern und Jugendlichen im Alltag untersuchen. Nach meiner Kenntnis gibt es bisher zumindest im deutschsprachigen Raum noch keine Evaluationsforschung zu diesem Konzept.
Das Ziel dieser Forschung ist es, herauszufinden wie das Trainingsprogramm „Ich schaff´s“ in der Praxis angewendet wird, bzw. wie gut es sich anwenden lässt. Gibt es Schwierigkeiten in der Umsetzung? Welche positiven Entwicklungen stößt das Konzept bei Anwendern und Kindern an? Forschungsziel dabei ist es, den von Ihnen wahrgenommenen Nutzen zu erheben, um daraus zu schließen, wie gut es in der Praxis funktioniert.
Die Forschung richtet sich an alle pädagogischen Fachkräfte, welche mit Kindern und Jugendlichen arbeiten und Kenntnisse über das Kompetenzförderungsprogramm haben.
Als Grundkonzept für die Evaluation dient das 4 Phasen Konzept der Evaluation von Donald L. Kirkpatrick und James D. Kirkpatrick. Wesentliche Bestandteile sind die vier aufeinander aufbauenden Ebenen: Reaktion, Lernen, Verhalten und Ergebnisse. Ich möchte die Einstellungen der Teilnehmenden auf allen Ebenen erfassen.
Die Untersuchung wird mittels eines Online Fragebogens erfolgen. Dieser wird aus einem qualitativen und einem quantitativen Teil bestehen und wird maximal 30 Minuten in Anspruch nehmen.
Die Realisierung mit Hilfe einer Onlinebefragung gewährleistet höchste Anonymität und Sicherheit des Datenschutzes.
Das Besondere bei dieser Befragung ist die Einstellungsmessung mit Hilfe von zwei unterschiedlichen Fragebögen. Ein Fragebogen untersucht die Selbsteinschätzung, der andere die Fremdeinschätzung bezüglich der Anwendung von „Ich schaff’s“. Diese methodische Vorgehensweise erfordert, dass Sie als „Ich schaff´s“ Anwender/-in einen Fragebogen über Ihre Erfahrungen mit dem Programm ausfüllen. Zusätzlich füllt eine Kollegin oder ein Kollege, der oder die Sie in der praktischen Anwendung von „Ich schaff´s“ erlebt hat, den Fragebogen zur Fremdeinschätzung als Ihr sog. Tandenmspartner/-in aus.
Mein Interesse für dieses Themengebiet entstand durch meine Ausbildung zur staatlich geprüften Sozial-Assistentin. Während dieser Zeit bin ich selbst in Berührung mit der Arbeit mit Kindern gekommen und habe miterlebt, wie schwierig es sein kann mit verhaltensauffälligen Kindern adäquat umzugehen. Daher resultiert mein Interesse für Trainingskonzepte, die einfach umsetzbar und besonders individuell an die Möglichkeiten der Kinder anpassbar sind.
Wenn Ihr Interesse geweckt ist und Sie sich an der Erhebung zu „Ich schaff´s“ beteiligen möchten, dann würde ich mich sehr freuen wenn Sie dem unten angegebenen Link folgen. Dieser leitet Sie direkt auf den Fragebogen, der ab dem 11.07.2011 bis zum 31.08.2011 aktiviert ist.
Falls Sie noch Fragen haben, melden Sie sich unter info@bentner.de Stichwort Ich schaff`s.
Und hier geht’s zur Befragung: http://www.unipark.de/uc/Ich_schaffs

17. Juli 2011
von Tom Levold
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Zweierlei Liebe

Laura und Alois verliebten sich, weil sie sich mit einer Dringlichkeit brauchten, die sie wie im Nebel erahnten. Laura hatte eben ihren Vater durch Krebs verloren. An der Beerdigung sang der Männerchor – und zum Chor gehörte Alois.
Alois, ein paar Jahre älter als Laura, hatte sie als Leiter einer kirchlichen Jugendgruppe kennen gelernt und ihr geholfen, ihre Examensängste im Gymnasium zu überwinden. Als sie sich bei der Beerdigung des Vaters wieder trafen, war Alois eben in eine eigene Wohnung in der nahen Industriestadt gezogen, wo er sich so einsam fühlte wie bei seiner Arbeit als Informatiker. Seine Einsamkeit und Lauras Verzweiflung vertieften ihre frühere Bindung. Ein Jahr nach dem Tod des Vaters heirateten sie.
Laura, blond und warmherzig, Alois, dunkelhaarig und sportlich – ein schönes Paar kommt mir entgegen. Sie strahlen Freundlichkeit aus, aber gleichzeitig spüre ich ihre Traurigkeit. Laura erzählt, dass Alois sie nicht mehr in seine Nähe lasse und von Monat zu Monat weniger fassbar sei. Alois beklagt sich über Lauras unerträgliche Intensität, ihre überbordende Zärtlichkeit und Mütterlichkeit. Sie wolle unbedingt Kinder haben, er aber habe von Anfang an gesagt, dass Kinder in seinem Leben kaum Platz hätten.
Zum dritten Gespräch kommen beide mit Tränen in den Augen. Das Geheimnis ist gelüftet. Alois hat Laura erzählt, dass er heimlich wieder einen Jugendfreund trifft, mit dem er vor der Begegnung mit ihr eine innige, erotische Beziehung hatte. Er liebe Laura zwar noch immer, als ob sie eine wunderbare Schwester wäre, aber begehren könne er sie nicht. Zweierlei Liebe, das gebe es doch?
Die Gespräche mit beiden und mit jedem allein ziehen sich über ein Jahr dahin, und ich begleite sie, mit langem Atem. Laura, getreu ihrem Lebensmotto, sucht Alois zu «erlösen», was diesen erst recht zur Verzweiflung treibt. Als sie ihn endlich mit grossem Schmerz loslässt, klammert er sich an sie wie ein Ertrinkender. Ihr Auf und Ab scheint endlos. Schritt um Schritt wird deutlich, dass Laura und Alois die gleichen Lebensthemen zu bewältigen haben: die fällige Ablösung von den Eltern sowie den Umgang mit zwei Formen von Liebe, beide gleich viel wert, aber in dieser Lebensphase des Paares unvereinbar.
Schliesslich reichen sie die Scheidung ein, was niemand verstehen kann. Erst viel später fasst Alois den Mut zu einem Coming-out. Beide machen ihren Weg nun allein: Laura ist Schulleiterin geworden und hat einen verwitweten Mann geheiratet; Alois ist in ein Land gezogen, in dem die homosexuelle Ehe mit seinem Freund staatlich anerkannt ist. Und beide haben ihre eigene Identität gefunden.

Im Jahre 2002 hat die im vergangenen Jahr verstorbene systemische Paartherapeutin Rosmarie Welter-Enderlin allwöchentlich Sonntags in der Neuen Zürcher Zeitung eine Kolummne mit dem schönen Titel„Paarlauf“ veröffentlicht, in der sie kleine Beobachtungen und Geschichten aus ihrer paartherapeutischen Praxis für ein größeres Publikum zugänglich machte. Rudolf Welter hat aus diesen Beiträgen eine kleine Broschüre zum Andenken an Rosmarie Welter-Enderlin gestaltet. Mit seiner freundlichen Erlaubnis können die LeserInnen des systemagazin an diesen Sonntagen die Texte auch online lesen.

16. Juli 2011
von Tom Levold
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Margaret Mead & Gregory Bateson – Trance and Dance in Bali