systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

14. Juli 2012
von Tom Levold
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Worte sind Silber – was ist Gold?

Annette Pestalozzi-Bridel ist nicht nur eine Systemische Paar- und Familientherapeutin in Zürich, sondern auch ausgebildete Psychodramaleiterin. Sie hat ein wunderbares und spannendes Buch geschrieben, das die Dimensionen der Sprache und Imagination mit der des Körpers verbindet und ihre Arbeit mit Symbolen, Bildern und Körperwahrnehmungen auf schöne Weise und mit vielen Fallgeschichten erläutert. Tanja Kuhnert hat das Buch rezensiert und resümiert:„So ist eine Schatzkiste voller theoretischer und praktischer Ideen, Konzepte und Anregungen entstanden, die in jeden systemischen Haushalt gehört. Der Aufbau und Ablauf therapeutischer Prozesse wird anhand einer genauen und kleinschrittigen Darstellung sehr anschaulich und nachvollziehbar. Damit ist das Werk auch für noch »frische« Systemiker und Systemikerinnen und beziehungsweise Therapeuten und Therapeutinnen anderer Fachrichtungen geeignet“
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13. Juli 2012
von Tom Levold
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Humberto Maturana über Francisco Varela

Das aktuelle Heft der„Constructivist Foundations“ enthält die Beiträge einer Tagung, die 2011 in Sardinien zum Thema„The ethical meaning of Francisco Varela’s thought“ abgehalten wurde. Darunter ein Text von Humberto Maturana„Reflections on My Collaboration with Francisco Varela“, in dem dieser sehr persönlich seine eigene Geschichte mit Francisco Varela erzählt, die 1966 begann, als er selbst 38 und Varela 20 war. Im Abstract heißt es:„ Francisco Varela and Humberto Maturana worked closely together for several short episodes and wrote joint publications during the 1970s and 1980s. After that their respective paths in life diverged. What is the common ground and what are the differences between these two authors with respect to their lives and aims? The author reconstructs their common history in the form of personal reflections and conversations with Varela. The personal reflections reveal the intellectual path Maturana took to develop his way of thinking, in particular his fascination with explanatory processes and the phenomenon of life. The conversations with Varela portray him as a man of great “cognitive autonomy,” whose career started with the intention to study “psychism in the universe.” For Varela it seemed possible, through meditation, to reach transcendental reality as something that exists externally to the living of human beings and that can be known as such. Maturana, by contrast, claims that there is no way to refer to such a universal truth. Rather, human beings generate all the worlds they live in. While the two men collaborated in both teaching and writing, they eventually created two different constructivist approaches driven by a different set of questions. Both Humberto Maturana and Francisco Varela have decisively contributed to constructivist approaches“
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12. Juli 2012
von Tom Levold
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Vielfalt und Diversität (in) systemischer Praxis

Das war der Untertitel zur letzten Jahrestagung der DGSF„Unterschiede, die Unterschiede machen“ in Bremen im September 2011. Das aktuelle Heft von„Kontext“ liefert eine kleine Nachlese zur Tagung, die ebenfalls aufgrund ihrer Vielfältigkeit zum Tagungsmotto passt. Mirko Zwack, Audris Muraitis und Jochen Schweitzer liefern eine höchst lesenswerte Studie über das Wertschätzungsproblem in Organisationen und der Wiener Historiker Reinhard Sieder steuert den Text seines Vortrages über die romantische Liebe und Sexualität unter neoliberal-postmodernen Bedingungen bei. Darüber hinaus gibt es noch weitere Beiträge von Frank Natho und den Gastherausgebern Matthias Ochs und Rainer Orban. Wer genaueres über die Tagung wissen will, findet einen sehr ausführlichen (15 S.) Tagungsbericht von Klaus-Peter Langner, ein weiterer Bericht über die Heidelberger Forschungstagung im Frühjahr sowie mehrere Rezensionen runden den Reigen ab. 

9. Juli 2012
von Tom Levold
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Neuauflage des Lehrbuches von Arist von Schlippe und Jochen Schweitzer

12 Jahre nach dem Erscheinen des„Lehrbuchs der systemischen Therapie und Beratung“ von Arist von Schlippe und Jochen Schweitzer ist jetzt eine grundlegend überarbeite Neufassung im schönen Hardcover-Einband erschienen. 10 von 22 Kapiteln wurden dabei neu geschrieben. Zu ihrer Konzeption und Vorgehensweise haben die Autoren ein Interview gegeben, dass
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8. Juli 2012
von Tom Levold
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Mediationsgesetz – Freiraum oder Begrenzung

Nachdem es Streit in der Politik um das neue Mediationsgesetz gab, hat der Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat am 27.06.2012 einen Kompromiss im Streit um dessen Novellierung erzielt. Der Einigungsvorschlag stellt klar, dass auch weiterhin die gerichtsinterne Streitschlichtung durch einen Güterichter möglich ist. Die Bezeichnung Mediator soll künftig allerdings außergerichtlichen Streitschlichtern vorbehalten bleiben. Der Bundestag hat einen Tag darauf diese Beschlussempfehlung angenommen, der Bundesrat auf einen Einspruch gegen das vom Bundestag beschlossene Mediationsgesetz verzichtet. Die aktuelle Ausgabe der„Konfliktdynamik“ ist diesem Mediationsgesetz gewidmet. Herausgeber Markus Troja schreibt in seinem Editorial:„Die Diskussion darum erinnert an das Psychotherapeutengesetz von 1999. Dort gab es die Kritik, dass kreative therapeutische Ansätze außen vor bleiben, wenn sie als nicht wissenschaftlich fundiert eingestuft werden. Die Therapie hat aber eine Aufwertung erfahren, weil mit dem Gesetz ein geschütztes Berufsbild geschaffen worden ist. Das Mediationsgesetz tut das nicht. Mediation bleibt danach »nur« ein Verfahren und der Mediator eine Rolle. Das Gesetz trägt mit seinen Rechten und Pflichten für Mediatorinnen und Mediatoren dennoch zur notwenigen gesellschaftlichen Akzeptanz und zum sicheren Rahmen für eine weitere Professionalisierung der Mediation bei. Auch die Ansätze, die sich nicht an dem Gesetz orientieren, dürfen sich weiter Mediation nennen. Die Vermittler müssen lediglich auf den Titel »zertifizierter« Mediator verzichten. Freiraum bleibt also auch“ Ob die Psychotherapeuten hier wirklich ein gutes Vorbild für die Mediation abgeben, sei hier mal dahingestellt. Jedenfalls werden einige relevante Hintergründe zum Gesetz in der aktuellen Ausgabe der Konfliktdynamik erörtert,
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7. Juli 2012
von Tom Levold
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Nerven bewahren

Im Frühjahr gab es im systemagazin einen Vorabdruck von Andreas Manteufels„Nerven bewahren. Alltag in der Akutpsychiatrie. Aus dem Sudelheft eines Psychologen“ zu lesen, heute gibt es noch zwei Rezension von Martin Rufer aus Bern und Cornelia Tsirigotis aus Frankfurt dazu, die beide die Lektüre empfehlen. Martin Rufer:„Das Realistische ist das Spektakuläre, wie einer meiner Kollegen mit langjähriger Erfahrung in der Psychiatrie einmal gesagt hat. Dies gilt im Besonderen auch für dieses Buch, denn wie der Autor selber schreibt: „Das Feld der Psychotherapie ist immer noch durch so manchen Kult um sogenannte „grosse Meister“ und „Interventions-Trickkisten“ verdorben. Wir sind normale Menschen, die ihren Job machen – mal besser mal schlechter (S.178). „Irren ist menschlich“ so hiess das legendäre Lehrbuch der Psychiatrie von Klaus Dörner und Ursula Plog. Das vorliegende kleine Bändchen ist auch heute noch, 35 Jahre später, der schlichte, humorvolle, v.a. aber klientenorientierte Beweis dafür“
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6. Juli 2012
von Tom Levold
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Interfaces – Inter-Faces

Alles was Kommunikation und Kontakt ist, vermittelt sich über Austauschoberflächen, heutzutage auch Interfaces genannt. Das gilt für menschliche Körper, für soziale Systeme wie Organisationen, für die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine und alle anderen möglichen technischen udn sozialen Austauschprozesse. Dieses Thema wird im aktuellen Heft der revue für postheroisches Management von den unterschiedlichsten Seiten her ausgeleuchtet, und das wie immer auf eine ästhetisch ebenso perfekte wie vergnügliche Weise. Auch die Portrait-Fotografie handelt im Grunde von Inter-Faces, wobei sich die Frage stellt, was ist dahinter, wo fängt das Interface an, wo hört es auf. Julius von Bismarck ist der Künstler in Residenz für dieses Heft, er spielt mit den Gesichtern u.a. aus der„revue“-Mannschaft, die er durch schwarze Schminke eingefärbt hat, u.a. auch Fritz B. Simon („Schwarzfahren in Berlin“) – eindrucksvoll. Wer in die aktuelle revue hineinlesen will, kann das hier tun.
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5. Juli 2012
von Tom Levold
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Ingeborg Rücker-Embden-Jonasch (5.7.1942-19.11.2000)

Heute wäre Ingeborg Rücker-Embden-Jonasch 70 Jahre alt geworden, eine Pionierin der Familientherapie und systemischen Therapie in Deutschland. Ihre Ausbildung machte sie in den USA und in Kanada in den frühen 70er Jahren und gehörte dann, nach einer kurzen Phase der Zusammenarbeit mit Horst Eberhard Richter in Gießen, zu den Gründungsmitgliedern der Heidelberger Gruppe um Helm Stierlin. Sie gehörte gemeinsam mit Rosmarie Welter-Enderlin, Marianne Krüll, Dagmar Hosenmann und Andrea Ebbecke-Nohlen zu den wenigen, die das Gender-Thema hierzulande in den systemischen Diskurs eingebracht haben. Das von ihr mit Andrea Ebbecke-Nohlen herausgebrachte Buch Balance-Akte über Familientherapie und Geschlechterrollen ist mittlerweile in einer Online-Ausgabe beim Carl-Auer-Verlag erhältlich.
Die Einleitung als PDF ist hier zu lesen… 

4. Juli 2012
von Tom Levold
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MICHAEL WHITE’S NARRATIVE THERAPY

Springerlink gibt für kurze Zeit einen Artikel des englischen systemischen Therapeuten Alan Carr frei, der 1998 in„Contemporary Family Therapy“ über den Ansatz narrativer Therapie von Michael White erschienen ist:„A systematized description of a number of practices central to Michael Whites‘ narrative approach to therapy is given. These include collaborative positioning of the therapist, externalizing the problem, excavating unique outcomes, thickening the new plot, and linking the new plot to the past and the future. The practices of remembering and incorporation, using literary means to achieve therapeutic ends, and facilitating taking-it-back practices are also described. A number of questions are given which may be useful for those concerned with narrative therapy to address“. Unklar ist, wie lange der Artikel frei zugänglich ist.
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3. Juli 2012
von Tom Levold
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Family Process 2012

Nachdem Evan Imber-Black von 2004 bis 2012 als Herausgeberin die Geschicke der Family Process gesteuert hat, hat sie nun das Herausgeber-Szepter an Jay L. Lebow übergeben. Lebow ist Professor für klinische Psychologie an der Northwestern University in Evanston, Illinois (nördlich von Chicago) und hat eine Reihe klinischer Lehrbücher verfasst, die in Deutschland allerdings nicht so bekannt sein dürften wie die Bücher seiner Vorgängerin, von denen die meisten bei Carl Auer auf Deutsch erhältlich sind. In seinem ersten Editorial für Family Process verspricht Lebow, mit der Zeitschrift Gegenakzente gegen die zunehmende Tendenz zur Medikalisierung komplexer Lebensprobleme zu setzen und reduktionistischen Versuchen rein neurologischer Erklärungen und pharmakologischer Lösungen zu widerstehen:„The great task to my mind for this and the next generation of family therapists and family scientists is to elaborate and agree about what constitute the core pillars of knowledge about families, the core methods of practice, the common elements that transcend all methods of practice, and the adaptations needed with these methods in different contexts (most especially, different cultures), and how to train students in these skills. Some bemoan this as a less exciting time in the field; that’s, I think, in the eye of the observer. If you are innately a pioneer, you may want to move to some new endeavor; but for most of us I think this a very important time for what more than ever is a vitally important field of endeavor. We possess a truth, the vital importance of relational systems, still largely ignored by many in the mental health field, in social science, and among policy makers. Further, there have recently arisen new constraints to the dissemination of this understanding and programs based on it—most especially the decreasing budgets available for programs and the recent reemergence of the medical model of mental health, neurological explanation, and psychopharmacological solutions to complex human issues in living. I don’t see any need at this point to save us from respectability in the way that Jay Haley (1969) warned about in his final essay as editor of Family Process, assuming respectability means a profession that establishes a body of what is known, practices its best methods, interfaces with other related disciplines, and is highly regarded. I might add that we do need, with Haley, to remain aware of the risks that come with the temptations of such respectability. We must honor the core of family systems theory on which our work is based and beware the enticements that move us away from a focus on the family system, be they the lure of more easily available grant money about individual or biological aspects of problems in a society that undervalues family research, or the stresses and strains on the family therapist in terms of reimbursement and the need to practice at inconvenient hours to see families in today’s world“ Dass Lebow dies gelingen möge, ist zu hoffen.
Zu den vollständigen abstracts des ersten Heftes 2012